Inszenierungen

 

Im Rahmen einer Qualifikationsarbeit befasste sich die Studentin Elena Hoffmann mit der Frage, wie eine Inszenierung des Erzähltextes Im magischen Kreis (2019) von Nils Mohl im inklusiven Literaturunterricht einer siebten Klasse realisiert werden kann. Neben den von Nils Mohl verfassten Textversionen (in ‚Standardsprache‘, Einfacher Sprache und Leichter Sprache) stellt die Inszenierung eine vierte Gestaltungsvariante dar.

Inszenierungen können einen Zugang zu literarischen Texten eröffnen und literarische Lernprozesse initiieren. Es geht darum, an eine Textvorlage multisensuale Zugänge anzubinden, die die sprachliche Form und den Inhalt des Textes auf einer basalen Ebene ästhetisch erfahrbar machen. Die szenische Umsetzung soll den Rezipient:innen differenzierte Möglichkeiten des Zuschauens, Miterlebens und Mitmachens eröffnen.

Als Vorlage für die Inszenierung wählte Elena Hoffmann den Text in ‚Standardsprache‘. Das elementare Thema aller drei Textvarianten stellt das Erwachsenwerden dar. Ziel der Inszenierung sollte deshalb sein, dass alle Schüler:innen sich mit den verschiedenen Momenten des Erwachsenwerdens auseinandersetzen, die der literarische Text bietet. Außerdem sollte für die Schülerschaft Raum geschaffen werden, sich mit ihren individuellen Empfindungen dazu auseinanderzusetzen.

Zu diesem Zweck musste die Textvorlage bearbeitet und in ein neues Produkt, den szenischen Text bzw. das Skript, transferiert werden. Hierbei war es essentiell zu beachten, dass bei der Adaption die Literarizität des Textes nicht verloren geht und allen Schüler:innen Zugang zu Auszügen der Textvorlage ermöglicht wird.

Elena Hoffmann entschied sich für folgende Inszenierungsmethoden:

  • Die Rolle der erzählenden Person baut eine Brücke zwischen den rezipierenden Schüler:innen (Anregungen zur Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Fiktion und Realität) und der erzählten Welt des Textes (Eingriffe in die Inszenierung).
  • Die Darstellungen der Schauspieler:innen können den Schüler:innen die Identifikation mit literarischen Figuren und die Perspektivenübernahme erleichtern.
  • Die Bühne der Inszenierung ist das Außengelände der Schule. Bei den Requisiten handelt es sich um verschiedene, sinnlich erfahrbare Materialien, die den literarischen Gegenstand über das Erleben zugänglich machen.
  • Die akustische Untermalung der Szenen durch Musik soll die inneren Befindlichkeiten und Zustände der literarischen Figuren zum Ausdruck bringen.
  • Der Gong, welcher von der erzählenden Person geschlagen wird, ist ein akustischer Marker für das sog. ‚Freeze‘: Die Schauspieler:innen ‚erstarren‘ und die Szene wird in ein Standbild verwandelt. Die Schüler:innen haben dann die Möglichkeit, sich mit den dargestellten Themen vertieft auseinanderzusetzen und in den Handlungsverlauf der Erzählung einzugreifen.

Es zeigte sich, dass durch die gemeinsame Rezeption der Inszenierung eine ganzheitliche und sinnliche literarische Erfahrung für alle Schüler:innen in einer inklusiven Lerngruppe ermöglicht werden konnte. Besonders die Verwendung von Musik erwies sich als eine geeignete Inszenierungsmethode, um eine für alle Schüler:innen erfahrbare Atmosphäre zu schaffen. Durch Mimik, Gestik und Intonation können die Schauspieler:innen den Text auch für Schüler:innen, welche den Text verbalsprachlich nicht verstehen können, erfahrbar machen. Besonders die Mitbestimmungsmöglichkeiten durch die Schülerschaft und ihre Beteiligung an der Inszenierung stellt eine Chance dar, um die Schüler:innen subjektiv zu involvieren, individuelle Lernprozesse anzuregen und sie für die Inszenierung zu begeistern.

 

Literatur

  • Hoffmann, Elena (2019, Bachelorarbeit): Literarisches Lernen durch Inszenierung im inklusiven Setting.