Großes Potenzial für Deutschland

Das Heidelberger Zentrum für Migrationsforschung und Transkulturelle Pädagogik hat gemeinsam mit zahlreichen Gästen seine neuen Räumlichkeiten eingeweiht.

Prof. Wellensiek, Wolfang Erichson, Prof. Engin, Serhat Aksen, Sylvia Selke (v.l.n.r.)

Das Heidelberger Zentrum für Migrationsforschung und Transkulturelle Pädagogik (Hei-MaT) hat in Anwesenheit der Rektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Prof. Dr. Anneliese Wellensiek, der Prorektorin für Forschung und Internationalisierung, Prof. Dr. Anne Sliwka, des Generalkonsuls der Republik Türkei in Karlsruhe, Serhat Aksen, dem Bürgermeister für Integration der Stadt Heidelberg, Wolfgang Erichson, sowie einer großen Zahl an geladenen Gästen seine neuen Räumlichkeiten in der Jahnstraße 28 in Heidelberg-Neuenheim eingeweiht.

In ihrem Begrüßungsvortrag stellte die Hei-MaT-Leiterin, Prof. Dr. Havva Engin, das Forschungs- und Arbeitsprofil des Zentrums vor: "Angesichts aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen in der Metropolregion Rhein-Neckar braucht es eine Hochschuleinrichtung zu den Themen 'Migration und Diversität', die ihre (Forschungs-)Arbeit an der Schnittstelle von Wissenschaft und pädagogischer Praxis verortet." Die Projekte des Zentrums charakterisieren sich daher insbesondere dadurch, dass sie auf der einen Seite die Relevanz von Forschungsergebnissen für die pädagogische Praxis hinterfragen. Auf der anderen Seite werden nach theoretischen Erklärungsansätzen für Phänomene gesucht, welche sich in der Projektarbeit aufzeigen. "Unser ambitioniertes Ziel ist es, eine gemeinsame Öffentlichkeit im Drei-Länder-Eck Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen zu etablieren", so Engin. Man wolle eine zeitgemäße Beschäftigung und Auseinandersetzung mit Fragen der Migration und Transkulturalität erreichen, ohne die bestehenden politischen wie pädagogischen Herausforderungen aus dem Blick zu verlieren.

Rektorin Wellensiek lobte anschließend das Profil des Hei-MaT und gab ihrer Freude Ausdruck, dass das Zentrum in besonderem Maße pädagogische Fragestellungen im Zusammenhang mit Migration und gesellschaftlicher Diversität in den Blick nehme und sich dezidiert auf die Professionalisierung von Pädagogen in diesen Bereichen konzentriere. Dies käme besonders im Arbeitsschwerpunkt "Migration und inklusive Schule" zum Ausdruck.

Der Generalkonsul der Republik Türkei in Karlsruhe, Serhat Aksen, wies in seiner Begrüßung auf die Notwendigkeit hin, dass angesichts gesellschaftlicher Vielfalt und des demografischen Wandels künftig noch stärker als bisher wissenschaftliche Untersuchungen und pädagogische Projekte benötigt würden, welche nachhaltige und praktikable Handlungskonzepte anböten. Mittlerweile sei in Deutschland eine Generation herangewachsen, die mehrsprachig und mehrkulturell sei und ein großes Potenzial für Deutschland darstelle, das es auszuschöpfen gelte.

Wolfang Erichson, Bürgermeister für Integration der Stadt Heidelberg, beglückwünschte die Leitung des Zentrums für ihren Schritt in die breitere Öffentlichkeit. Erichson wies darauf hin, dass bereits jetzt in pädagogischen Kontexten Begriffszuschreibungen wie "Migrationshintergrund" nicht mehr die Wirklichkeit abbildeten und daher nicht zielführend seien. Gerade in Fragen des Bildungserfolgs und der Bildungsteilhabe von Kindern und Jugendlichen sei mittlerweile nicht mehr der Migrationshintergrund determinierend, sondern die sozialen Kontexte und die Schicht, aus der die Kinder entstammten. Daher ginge es primär um Fragen der Chancengerechtigkeit, welche am ehesten mit inklusiven Beschulungsmodellen realisiert werden könnten. Dass das Hei-MaT mit seinen (Forschungs-)Projekten sich inhaltlich an dieser Schnittstelle verorte, mache deutlich, welchen Platz das Zentrum in der Region einnehme wolle. Dies freue ihn als Heidelberger Bürgermeister besonders.

Nach den Begrüßungsansprachen gaben Ali Ungan und sein Ensemble von der Orientalischen Musikakademie Mannheim ein Konzert, das bei den geladenen Gästen sehr gut ankam. Ebenfalls auf großes Interesse stieß die Podiumsdiskussion zum Thema "Migrantische Stadt-Gesellschaften als Kultur-Räume: Film als Medium der transkulturellen Migration?!" mit den Mannheimer Regisseuren Mario di Carlo und Philipp Kohl sowie Jasmin Lehmann (PH Heidelberg). Der Abschluss des Abends gehörte dem Comedian Osman Citir aus Weinheim, einem Migranten in dritter Einwanderergeneration, der die Gäste mit seinem Humor ansteckte. Die Einweihungsfeier des Zentrums klang mit informellen (Netzwerk-)Gesprächen am reichhaltigen Buffet aus.