Interdisziplinäre Erforschung der Lehrerbildung

Forschungs- und Nachwuchskolleg eröffnet: Untersucht wird die Kompetenzentwicklung angehender Lehrkräfte sowie deren Fähigkeit im Umgang mit Heterogenität.

Das FuN-Kolleg Effektive Kompetenzdiagnose Lehrerbildung

Das Forschungs- und Nachwuchskolleg der Pädagogischen Hochschulen Heidelberg und Ludwigsburg wurde Anfang August offiziell eröffnet: Eine Juniorprofessur, acht Nachwuchswissenschaftler in Heidelberg sowie zwei in Ludwigsburg untersuchen - erstmals in unterschiedlichen Domänen - die Kompetenzentwicklung angehender Lehrkräfte sowie deren Fähigkeit im Umgang mit Heterogenität. Ziel ist es, Instrumente für eine standardisierte Diagnose und Modellierung der Lehrkompetenz zu genieren; hierzu sollen Testinstrumente entwickelt, validiert und bei PH-Studierenden und Referendaren eingesetzt werden. Das Kolleg "Effektive Kompetenzdiagnose Lehrerbildung (EKoL)" wird vom Land Baden-Württemberg gefördert und ist auf drei bzw. nach positiver Zwischenbegutachtung auf vier weitere Jahre angelegt.

In Anwesenheit von Prof. Dr. Christine Bescherer (Prorektorin für Forschung und Nachwuchsförderung, PH Ludwigsburg) und Prof. Dr. Bernward Lange, designierter Prorektor der PH Heidelberg, traten sechs abgeordnete Lehrkräfte sowie vier Stipendiaten zur Promotion bzw. Habilitation ihre Stellen an; die Stellenbesetzung der Juniorprofessur erfolgt in Kürze. Nach einer Begrüßung durch die Prorektorate sowie der Forschungsreferentin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg richtete der Kollegsprecher Prof. Dr. Markus Rehm (Heidelberg) das Wort an die Nachwuchswissenschaftler: "Mit unserem strukturierten Graduiertenkolleg untersuchen wir die Qualität der Lehrerbildung an Pädagogischen Hochschulen. Langfristig wollen wir dazu beitragen, dass zukünftige Reformen der Lehrerbildung nicht nur auf Basis theoretischer Konzepte, sondern auch auf Grundlage von empirischer Evidenz erfolgen. So können wir angehende Lehrkräfte noch besser auf ihren sehr anspruchsvollen Beruf vorbereiten".

Im Anschluss stellte Prof. Dr. Christoph Randler von der PH Heidelberg die einzelnen Teilprojekte des Kollegs vor: "Wir untersuchen die Kompetenzen von angehenden Lehrkräften in den Unterrichtsfächern Deutsch, Geschichte, Mathematik, Naturwissenschaften bzw. Technik. Dabei konzentrieren wir uns auf die Erhebung des fachdidaktischen Wissens und Könnens sowie auf den Umgang mit einer heterogenen Schülerschaft im Fachunterricht." Hierzu entwickeln die Wissenschaftler Tests, mit denen die Qualität der unterrichtspraktischen Fähigkeiten zukünftiger Lehrkräfte erhoben werden können. Zentraler Bestandteil dieser Tests sind videogestützte Vignetten, die Unterrichtsszenen aus dem schulischen Alltag enthalten, die dann von den Testpersonen bewerten werden. Aus diesen Bewertungen wollen die Wissenschaftler mittels statistischer Verfahren die Kompetenz der zukünftigen Lehrkräfte einschätzen.

In der ersten Kollegphase (2013 bis 2016) wird zunächst Videomaterial gesichtet, um entsprechende Unterrichtssequenzen zu identifizieren. "Im Anschluss werden ausgewählte Vignetten gemeinsam mit ausgewiesenen Bildungsexperten begutachtet und auf ihre Eignung hin bewertet", erklärte Prof. Dr. Tobias Dörfler (Heidelberg). In dieser Phase kooperiert das Kolleg mit den Staatlichen Seminaren für Didaktik und Lehrerbildung in Karlsruhe bzw. Ludwigsburg. "Wir binden erfahrene Praktikerinnen und Praktiker von Beginn an eng mit ein, um eine Anwendung an die alltägliche Schulpraxis sicherzustellen. Nur so können wir Tests entwickelt, die notwendige schulpraktische Fähigkeiten tatsächlich erheben können", erläuterte Rehm. Sobald die Forscher sicher sind, dass die Tests die Kompetenzen der zukünftigen Lehrkräfte valide erheben können, bearbeiten Studierende aus drei Zeitpunkten der ersten Lehrerbildungsphase die Tests selbstständig und schätzen letztendlich das beobachtete Lehrerhandeln mithilfe standardisierter Fragen zu den Unterrichtsszenen ein.
In der zweiten Kollegphase soll geprüft werden, ob Lehrkräfte, die den Test gut absolvieren, ihre Schülerinnen und Schüler zu ebenso guten Lernleistungen führen. "Wir wollen den Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der entwickelten Kompetenztests mit dem tatsächlichen Unterrichtshandeln überprüfen", informierte Dörfler.

Auf Basis der erhobenen Daten soll dann die Frage beantwortet werden, wie bzw. wann sich professionelle fachdidaktische Kompetenzen bei angehenden Lehrkräften überhaupt entwickeln. Die Wissenschaftler versprechen sich außerdem Erkenntnisse darüber, wie professionelle fachdidaktische Kompetenzen in der Lehrerbildung diagnostiziert und strukturiert gefördert werden können.
Und so legt auch bereits das Kolleg besonderen Wert auf eine differenzierte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. "Wir setzen auf einen gut strukturierten Promotionsweg, der mit zahlreichen Fortbildungsmaßnahmen für die Kollegiatinnen und Kollegiaten verbunden ist", betonte Rehm abschließend.