1. Quartal 2022 - Februar
Liebe Leser:innen,
mit einer sehr guten Nachricht starteten wir in das neue Jahr: Der baden-württembergische Landtag hat am 22. Dezember 2021 den Staatshaushalt 2022 verabschiedet und dabei auch entschieden, dass das Land das Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung (AW-ZIB) mit gut 600.000 Euro pro Jahr strukturell finanziert. Mit dieser Bestätigung unserer Arbeit starten wir voller Elan in das Jahr 2022 und freuen uns auf die kommenden Aufgaben.
Verfolgen Sie in dieser Newsletter-Ausgabe unsere Arbeit der letzten Monate: In welchen Arbeitsgruppen und Gremien treffen wir uns regelmäßig und diskutieren Themen rund um das Zentrum? Und welche Möglichkeiten haben Studierenden, einen Einblick in die Arbeit des Zentrums zu erhalten und diese mitzugestalten?
Erfahren Sie, welche neuen Themengebiete die Bildungsfachkräfte gemeinsam mit Kolleg:innen erarbeitet haben. Und warum Michael Gänßmantel der Austausch über die eigenen Lernerfahrungen besonders wichtig ist.
Freuen Sie sich auf Neues aus dem Projekt KuLO und Neuigkeiten aus der Forschung.
Darüber hinaus teilen wir inklusive Nachrichten aus der Pädagogischen Hochschule Heidelberg sowie Hinweise zu spannenden externen Initiativen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Die Newsletter-Redaktion des AW-ZIB


Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung wird verstetigt
Strukturelle Finanzierung im Dezember 2021 vom Landtag beschlossen

[velo] Der baden-württembergische Landtag hat am 22. Dezember 2021 den Staatshaushalt 2022 verabschiedet. Dabei wurde auch entschieden, dass das Land das Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung mit gut 600.000 Euro pro Jahr strukturell finanziert. An dem Zentrum arbeiten Menschen, die als kognitiv beeinträchtigt gelten und vorab eine dreijährige Vollzeit-Qualifizierung zu Bildungsfachkräften erfolgreich durchlaufen haben. Als Teil eines inklusiven Teams lehren und forschen sie seit November 2020 zu Querschnittsaufgaben der Inklusion und sensibilisieren die Öffentlichkeit landesweit für das Thema.
Zu der Verstetigung des Annelie-Wellensiek-Zentrums für Inklusive Bildung äußert sich Professor Dr. Hans-Werner Huneke, Rektor der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, wie folgt: "Die langfristige Förderung durch das Land Baden-Württemberg bestätigt die Vorreiterrolle des Annelie-Wellensiek-Zentrums für Inklusive Bildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg: Es ist das erste Zentrum seiner Art, das als wissenschaftliche Einrichtung und Inklusionsabteilung an einer Hochschule verortet wurde. In der Bildungsarbeit hat das inklusive Team allein im vergangenen Jahr mit rund 2.000 Menschen in ganz Baden-Württemberg über die Inklusions- und Exklusionserfahrungen von Menschen mit Behinderung gesprochen. Es leistet aber nicht nur in der Lehre einen wichtigen Beitrag: Auch in der Bildungsforschung bzw. der Partizipativen Forschung setzt es wertvolle Impulse, die weit über die Landesgrenzen hinaus wirken. Diese Arbeit werden wir auch dank der Landesförderung ausbauen: Geplant sind etwa Workshops in Kommunen sowie die Nachqualifizierung von zwei weiteren Bildungsfachkräften."
Spende für die Qualifizierung von zwei weiteren Bildungsfachkräften
Dr. Jobst Wellensiek und der Rotary Club Heidelberg-Schloss unterstützen das Zentrum

[velo] Um das Angebot an Bildungsveranstaltungen aufrechterhalten und um neue Themen abdecken zu können, plant die Pädagogische Hochschule Heidelberg die Qualifizierung von zwei weiteren Bildungsfachkräften.
Unterstützt wird das Vorhaben von Dr. Jobst Wellensiek, Ehemann der 2015 verstorbenen Rektorin der Hochschule und Namensgeberin des Zentrums Professorin Dr. Annelie Wellensiek, sowie dem Rotary Club Heidelberg-Schloss: Sie überreichten der Hochschule am 7. Februar 2022 in Anwesenheit einer Vertreterin des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württembergs eine entsprechende Spende in Höhe von 50.000 Euro.
Die Qualifizierung von zwei weiteren Bildungsfachkräften soll im Herbst 2022 starten.
Weitere Informationen folgen in der kommenden Newsletter-Ausgabe.
Nachhaltige Arbeitstreffen: Der Beirat und das Vernetzungsforum
Durch regelmäßigen Austausch und gewinnbringende Diskussionen kommen wir unseren Zielen näher
[nr/ur] Der Beirat des AW-ZIB, der sich aus acht externen Mitgliedern aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft zusammensetzt, tagte im November 2021 zum zweiten Mal. Gemeinsam mit dem AW-ZIB beraten die Mitglieder über die Einbindung der Bildungsfachkräfte in das (außer-)hochschulische Umfeld sowie über die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrukturen für die Implementierung von Bildungsleistungen durch Menschen mit Behinderung.
Im Vernetzungsforum treffen sich einmal pro Semester Mitglieder des AW-ZIB mit Vertreter:innen von kooperierenden Hochschulen sowie anderen Bildungseinrichtungen. Der Schwerpunkt der Sitzungen liegt auf den Bildungsveranstaltungen der Bildungsfachkräfte. Besprochen werden unter anderem aktuelle Entwicklungen und verwandte Themenfelder. Das letzte Treffen fand im Januar 2022 statt.
Treffen des Beirats
Bildungsfachkraft Michael Gänßmantel informierte in der Beiratssitzung Ende 2021 über die bislang ausgebrachten Veranstaltungen, die Bandbreite an behandelten Themen sowie über die herausfordernde Umstellung der Präsenzlehre auf Onlineangebote, die im Zuge der Corona-Pandemie notwendig wurde.
Dr. Klemens Ketelhut und Prof. Dr. Karin Terfloth stellten abgeschlossene Projekt (Praxisprojekt ELMEB: nähere Infos dazu im Newsletter 3/2021) sowie aktuelle Projekte vor, an denen das AW-ZIB beteiligt ist (KuLO - Kunst- und Kultureinrichtungen als Lernende Organisationen: aktuelle Informationen in dieser Newsletter-Ausgabe). Terfloth berichtete außerdem von der neuen Mitgliedschaft des Zentrums im bundesweiten Aktionsbündnis Teilhabeforschung (siehe Newsletter-Ausgabe 4/2021), das sich aus verschiedenen Arbeitsgruppen zusammensetzt.
Im Hinblick auf die strategische Entwicklung informierte Terfloth zum einen über den aktuellen Stand bezüglich der geplanten Qualifizierung von zwei weiteren Bildungsfachkräften, die in Kooperation mit den Heidelberger Werkstätten der Lebenshilfe in diesem Jahr am AW-ZIB starten soll. Darüber hinaus berichtete sie von den bisherigen Ideen für eine mögliche Neuqualifizierung im Süden Baden-Württembergs. Die Nachfrage an Bildungsangeboten, ausgebracht durch die Bildungsfachkräfte, ist sehr groß. Ziel des AW-ZIB war es daher von Anfang an, eine Neuqualifizierung vorzubereiten und auf den Weg zu bringen. Da es sich bei der Qualifizierung um eine duale Ausbildung handelt, werden neben einem potenziellen Bildungsträger auch hochschulische Kooperationspartner in räumlicher Nähe benötigt, bei denen die angehenden Bildungsfachkräfte Praxiserfahrung in der Lehre gewinnen können. In Kleingruppen bearbeiteten die Beiratsmitglieder verschiedene Fragestellungen zu potentiellen Bildungsträgern, hochschulischen Kooperationspartnern und Finanzierungsmöglichkeiten.
Über den aktuellen Stand zur Vernetzung mit Hochschulen und Bildungseinrichtungen sowie die im Vernetzungsforum diskutierten Inhalte informierte Prof. Dr. Vera Heyl.
Ein weiteres Thema der Sitzung war die Öffentlichkeitsarbeit (Website, Newsletter, Social-Media-Kanäle, öffentliche Vorträge, Berichterstattung in der Presse). Die Beiratsmitglieder sprachen sich lobend über die bisher geleistete Arbeit aus. Um die Sichtbarkeit des Zentrums für die breite Öffentlichkeit, aber auch für Politiker:innen noch stärker zu erhöhen, wurden verschiedene Ansatzpunkte und Ideen gesammelt.
Als neues Beiratsmitglied nahm Simone Fischer an der Sitzung teil. Vor ihrer Bestellung zur Landesbehindertenbeauftragten von Baden-Württemberg im Oktober 2021 war Fischer bereits Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung im Neckar-Odenwald-Kreis und in der Landeshauptstadt Stuttgart. Sie übernimmt als neue Landesbehindertenbeauftragte von Baden-Württemberg die Mitgliedschaft im Beirat von ihrer Vorgängerin Stephanie Aeffner, die in den neuen Bundestag gewählt wurde. Wir danken Aeffner für ihre jahrelange und engagierte Unterstützung! Für ihre neue Aufgabe im Bundestag wünschen wir ihr viel Erfolg und persönlich nur das Beste.
Zusammen mit Elke Berger (Geschäftsstelle Inklusive Bildung des Wissenschaftsministeriums) besuchte Frau Fischer das AW-ZIB virtuell im Januar 2022 erneut. Dabei wurde unter anderem erörtert, wie vorhandenes Wissen rund um die Querschnittsaufgabe Inklusion gebündelt und auch anderen Organisationen zur Verfügung gestellt werden könnte. In diesem Rahmen wurden auch erste Ideen für gemeinsame Veranstaltungen gesammelt, die nun weiterentwickelt werden.
Treffen des Vernetzungsforums
Neben Neuigkeiten aus dem AW-ZIB und einem kurzen Überblick über die ausgebrachten Veranstaltungen der Bildungsfachkräfte wurden im letzten Treffen des Vernetzungsforums im Januar 2022 die neu erarbeiteten Themenfeder ‚Barrieren und Barrierefreiheit‘ sowie das Bildungsangebot zur Partizipativen Forschung vorgestellt.
Schwerpunkt der Sitzung war die Erörterung der Frage, wie die Bildungsangebote in den theoretischen Teil von Lehrveranstaltungen eingebettet werden können, damit sie eine bestmögliche Nutzbarkeit für Studierende erzielen. Als gewinnbringend für alle Beteiligten haben sich bislang Vor- und Reflexionsgespräche der Bildungsfachkräfte mit den Lehrenden gezeigt, teilweise wurden auch Studierende in die Reflexionsgespräche miteinbezogen.
In Kleingruppenarbeiten wurden im Rahmen des Vernetzungsforums nun die Themen ‚Inhaltliche Einbindung der Bildungsveranstaltungen in die Lehre der Dozierenden‘, ‚Möglichkeiten der Einbindung von Studierenden‘ sowie ‚Durchführung der Reflexion der Sitzungen‘ intensiver diskutiert und Erfahrungen, Anregungen sowie Wünsche diesbezüglich ausgetauscht.
Neue assoziierte Mitglieder
Namhafte Persönlichkeiten aus der Metropolregion unterstützen das inklusive Zentrum
[kk/velo] Die Mitgliederversammlung des Annelie-Wellensiek-Zentrums für Inklusive Bildung (AW-ZIB) hat seine ersten assoziierten Mitglieder bestätigt: neben dem Ehrenmitglied Dr. Jobst Wellensiek sind dies Stephan Friebe, ehemaliger Leiter des Projekts Inklusive Bildung Baden-Württemberg, Stefanie Jansen, Sozialbürgermeisterin der Stadt Heidelberg, sowie Winfried Monz, Vorstand der Lebenshilfe Heidelberg e.V.
Im Rahmen der ersten Mitgliederversammlung am 29.11.2021 wurde auch über die Mitgliedsanträge von drei wichtigen Wegbegleiter:innen des AW-ZIB entschieden: Stephan Friebe, Stefanie Jansen und Winfried Monz wurden einstimmig – satzungsgemäß zunächst für die Dauer von fünf Jahren – zu assoziierten Mitgliedern des Zentrums gewählt.
Stephan Friebe, Dozent an der Fachschule für Sozialwesen der Johannes-Diakonie, war Leiter des Projekts "Inklusive Bildung Baden-Württemberg", in dem die Bildungsfachkräfte des AW-ZIB ihre dreijährige Vollzeitqualifizierung absolviert haben. Er hat die Projektidee aus Schleswig-Holstein nach Baden-Württemberg geholt und die Überführung des Projekts in die Verstetigung an die Pädagogische Hochschule Heidelberg begleitet.
Räumlich war die Qualifizierung in der Graf von Galen-Schule in Heidelberg beheimatet. Der damalige Schulleiter und heutige Vorstand der Lebenshilfe, Winfried Monz, steht dem AW-ZIB stets mit Rat und Tat zur Seite, aktuell vor allem bei der Planung der Nachqualifizierung von zwei weiteren Bildungsfachkräften, die im Herbst 2022 beginnen soll.
Bevor sie Sozialbürgermeisterin der Stadt Heidelberg wurde, war Stefanie Jansen Sozialdezernentin im Rhein-Neckar-Kreis. Sie kennt die Arbeit der Bildungsfachkräfte von Anfang an. Bei ihrem Antrittsbesuch im AW-ZIB im Sommer 2021 hat sie deutlich gemacht, wie wichtig ihr die hier geleistete Arbeit und das Thema Inklusion generell sind. So wurde in einem ersten Schritt von der Hochschule gemeinsam mit der Stadt ein Fortbildungsangebot entwickelt, das Mitarbeiter:innen der Stadtverwaltung für das Thema Inklusion sensibilisieren soll und von den Bildungsfachkräften im März 2022 ausgebracht wird.
Die drei nun assoziierten Mitglieder wurden auf Antrag ins AW-ZIB aufgenommen. Grundsätzlich können Angehörige der Hochschule eine Mitgliedschaft und externe Personen eine assoziierte Mitgliedschaft beantragen, wenn sie die Ziele des Zentrums unterstützen möchten. Anträge sind zusammen mit einem kurzen Motivationsschreiben per aw-zib☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle ein @ ein ☜ph-heidelberg☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle einen Punkt ein ☜de zu richten. Die professorale Leitung entscheidet dann kommissarisch über die Aufnahme. Die finale Entscheidung obliegt der Mitgliederversammlung.
Einblicke in die Arbeit des AW-ZIB
Studentische Mitgestaltung des Zentrums durch Praktika und Abschlussarbeiten

[red/ls] Über Praktika können Studierende Einblicke in die Arbeit des Annelie-Wellensiek-Zentrums für Inklusive Bildung bekommen und diese auch mitgestalten. Aber auch Abschlussarbeiten (Bachelor- oder Masterarbeiten) können am AW-ZIB geschrieben werden. Lea Schmidt, Absolventin des Master of Education Lehramt Sonderpädagogik, hat die Bildungsfachkräfte auf ihrem Weg begleitet: Zunächst als Praktikantin im Qualifizierungsprojekt "Inklusive Bildung Baden-Württemberg" und später im Rahmen Ihrer Masterarbeit.
Damit Studierende die Gelegenheit erhalten, ihre theoretischen Kenntnisse praktisch anzuwenden, sehen die meisten Studiengänge ein sogenanntes Praxissemester vor. Dieses kann grundsätzlich am AW-ZIB absolviert werden. Möglich sind sowohl Praktika im Bereich Forschung als auch in der Entwicklung. Ihnen gemein sind die spannenden Einblicke in unsere Arbeit sowie die Möglichkeit, diese aktiv mitzugestalten. Auf unserer Website schreiben wir regelmäßig Angebote für Praktika aus, auf die sich Studierende bewerben können. Voraussetzung ist in der Regel, dass sie an einer (deutschen) Hochschule immatrikuliert sind und sich für das Thema Inklusion interessieren.
Lea Schmidt hat ein Praktikum in dem AW-ZIB vorausgehenden Qualifizierungsprojekt absolviert: "Während meines Professionalisierungspraktikums im Projekt ‚Inklusive Bildung Baden-Württemberg‘ begleitete ich die Bildungsfachkräfte in ihrer Abschlussphase der Qualifizierung und im Übergang an die Hochschule. Durch die hierbei gewonnenen Einblicke und die anschließende Tätigkeit als studentische Hilfskraft am AW-ZIB hatte ich Lust, mich mit dem Übergang in meiner Abschlussarbeit wissenschaftlich auseinanderzusetzen."
Ein Praktikum kann also auch der Themenfindung für eine Abschlussarbeit dienen, dieses Angebot richtet sich allerdings - anders als die Praktika im Allgemeinen - ausschließlich an Studierende der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Die Bandbreite an möglichen Themen ist groß, abgeschlossene Bachelor- oder Masterarbeiten sind auf unserer Website dokumentiert.
Schmidt präzisiert: "Die Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Erleben des Übergangs der Bildungsfachkräfte an den Arbeitsplatz Hochschule aus Sicht der Bildungsfachkräfte. Dabei wurde mithilfe von halbstandardisierten Interviews den Fragen nachgegangen, welche Emotionen, Herausforderungen, Hindernisse und Bereicherungen Bildungsfachkräfte während ihrem Übergang an den Arbeitsplatz Hochschule erleben, auf welche Ressourcen sie zurückgreifen und wie sie die Veränderungen ihrer Rolle von der angehenden Bildungsfachkraft zur qualifizierten Bildungsfachkraft wahrnehmen. Mit der Auswertungsmethode der qualitativen Inhaltsanalyse in Anlehnung an MAYRING (2016) und KUCKARZT (2018) und einer darauffolgenden Diskussion konnten Gelingensfaktoren für den Übergang zukünftiger Bildungsfachkräfte an die Hochschule ermittelt werden. Besonders war für mich dabei, dass ich die Bildungsfachkräfte bereits kannte, was mir einerseits dabei half, mein Vorgehen zu planen und andererseits zu einer angenehmen und persönlichen Arbeitsatmosphäre geführt hat."
"Was packen Sie nach dem heutigen Seminar in den Reflexionskoffer ein? Was nehmen Sie mit?" Diese Frage kommt am Ende eines jeden Seminars der Bildungsfachkräfte. Auch Lea Schmidt möchte diese Frage in Bezug auf ihre Zeit am AW-ZIB beantworten und damit zeigen, warum jede:r die Möglichkeit nutzen sollte, ein Praktikum oder eine Abschlussarbeit am AW-ZIB durchzuführen:
"In meinen Koffer packe ich viele neue Einblicke in die Arbeit eines Inklusionsbetriebs, neues Wissen zur Forschung MIT Menschen mit Behinderungserfahrung, ein Team, das zusammenhält und unterstützt, ganz viel Spaß bei der gemeinsamen Arbeit - sei es als studentische Hilfskraft oder bei meiner Forschung, die Erfahrung, dass Inklusion möglich ist, viel Mut, bei meinem weiteren Berufsweg die Herausforderung Inklusion anzunehmen und ganz viel Optimismus, dass inklusionsorientierte Strukturen, wie am AW-ZIB, weiter umgesetzt werden (müssen)!"
KuLO nimmt Fahrt auf und steht in den Startlöchern
Zur Vorbereitung besucht das Team unterschiedliche Kunst- und Kultureinrichtungen

[nh/hp] KuLO – so heißt das kooperative Weiterbildungsprojekt der PH Heidelberg, der PH Karlsruhe und der Akademie für Wissenschaftliche Weiterbildung an der PH Heidelberg e.V. KuLO steht dabei für Kunst- und Kultureinrichtungen als Lernende Organisationen und richtet sich an Mitarbeitende aus Kunst- und Kulturinstitutionen in Baden-Württemberg, die daran mitwirken wollen, das eigene Haus wandlungsfähig zu machen und für die komplexen Fragestellungen der Gegenwart und Zukunft besser aufzustellen. Über einen Zeitraum von Februar bis Oktober 2022 werden im Rahmen eines Online-Angebots und sechs ergänzenden Präsenztagen agile Methoden und Kompetenzen sowie Hintergrundwissen zu Audience Development, Barrierefreiheit, Digitalität und Nachhaltigkeit vermittelt. Auch das AW-ZIB ist an der Weiterbildung beteiligt.
Bildungsfachkraft Helmuth Pflantzer und Sonderpädagogin Noemi Heister verantworten gemeinsam mit Soziologin Vanessa Gnoth bei KuLO den Themenschwerpunkt Barrierefreiheit. "Unsere Gesellschaft ist vielfältig, heterogen, divers. In ihr finden sich ebenso diverse und vielfältige Kunst- und Kultureinrichtungen. Diversität ist Normalität. Dennoch haben nicht alle Menschen gleichermaßen Zugang zu Kunst und Kultur. Und daran möchten wir arbeiten", so Heister über ihre Motivation. Gemeinsam mit Kunst- und Kulturhäusern überlegen sie Möglichkeiten einer inklusiven Öffnung, um eine selbstbestimmte und gleichberechtigte kulturelle Teilhabe eines vielfältigen Publikums zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um barrierefreie Zugänge zu Einrichtungen, sondern auch um Vermittlungsformate, die kulturelle Aneignungsprozesse bei verschiedenen Menschen ermöglichen. "Denn jeder Mensch hat das Recht Kunst und Kultur zu erleben", so Pflantzer.
Im November und Dezember konnten sich Interessierte auf vier Veranstaltungen über die Weiterbildungsstruktur, mögliche Anforderungen und über die verschiedenen Themenschwerpunkte informieren. Wer diese Gelegenheit nicht wahrnehmen konnte, findet zusätzliche Informationen auch unter https://kulo.info/. Dank einer Förderung durch den Europäischen Sozialfonds ist die Teilnahme am Programm in der Pilotphase 2022 gebührenfrei.
Die Weiterbildung startet offiziell am 24. Februar 2022 mit einer Auftaktveranstaltung. Am 25. Februar finden das erste Kennenlernen und der Austausch in den Themenschwerpunkten statt. Dieser inhaltliche Auftakt zum Thema Barrierefreiheit wird derzeit von Pflantzer, Heister und Gnoth vorbereitet.
Um sich barrierefreier Kulturarbeit anzunähern, besuchen Pflantzer, Heister und Gnoth verschiedene Kunst- und Kultureinrichtungen und nehmen diese hinsichtlich möglicher Barrieren und Barrierefreiheit unter die Lupe. Gemeinsam mit Heister entwickelte Pflantzer dazu eine Checkliste für Barrieren in einfacher Sprache, die auch den Teilnehmenden der Weiterbildung zur Verfügung gestellt werden soll.
Mit diesem Leitfaden im Gepäck besuchten sie im Dezember gemeinsam die Ausstellung der Körperwelten und sprachen danach über ihre Eindrücke. "Es war schön zu sehen, dass schon viel im Bereich Barrierefreiheit getan wurde. Ich bin begeistert, denn es ist wirklich schon viel barrierefrei. Sehr gewinnbringend fand ich den Audio-Guide, das kannte ich noch nicht. Dadurch konnte ich viele Inhalte besser verstehen. Ich lerne viel über das Gehör. Ärgerlich ist nur, dass dieses Gerät 3 Euro zusätzlich kostet. Das hätte ich mir damals als Mitarbeiter in einer Werkstatt für behinderte Menschen nicht leisten können. Das ist z.B. ein Punkt, für den möchte ich sensibilisieren", so Pflantzer.
Insgesamt wurde der Besuch der Ausstellung als ein voller Erfolg empfunden. Die Mitarbeitenden der Ausstellung wurden als sehr freundlich und offen wahrgenommen und der Austausch als bereichernd gesehen. Auch Pflantzer, Heister und Gnoth wurden selbst für verschiedene Dimensionen für Barrierefreiheit sensibilisiert.
Weitere Orte, die im Hinblick auf Barrierefreiheit besucht werden, sind die Kunsthalle Mannheim und das Theater Heidelberg. Auf die Frage, warum sie sich mit den Besuchen unterschiedlicher Kunst- und Kultureinrichtungen auf die Weiterbildung vorbereiten, antwortet Pflantzer: "Ich möchte meine individuelle Inklusions- und Exklusionserfahrung im Kulturbereich einbringen. Viele erleben vielleicht nicht die Barrieren, die mir begegnen. Ich möchte dafür sensibilisieren. Und ich möchte den Teilnehmenden der Weiterbildung die Angst nehmen, etwas falsch zu machen. Einfach mal anfangen. Dabei passieren Fehler, das gehört dazu. Das ist nicht schlimm, wenn man darüber spricht und wir gemeinsam schauen, wie man es anders und vielleicht besser machen kann".
In der Weiterbildung soll es jedoch nicht nur um die Erfahrungen und Barrieren von Menschen mit Behinderung gehen. Es steht vielmehr die Teilhabe von ganz verschiedenen Menschen im Vordergrund. "Denn Barrierefreiheit hilft vielen Menschen. Schaut man sich zum Beispiel das Konzept der einfachen Sprache an, dann erreicht man ganz viele. Der Inhalt wird für alle verständlicher, unabhängig davon ob es jetzt Menschen mit Lernschwierigkeiten sind oder Menschen, die nicht so gut Deutsch verstehen oder junge Kinder. Nutzt man dieses Konzept in der kulturellen Vermittlungsarbeit, hat man schon eine Barriere in der kulturellen Teilhabe verringern können", so Heister.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Projekts unter: https://kulo.info/

Von Barrieren über Selbstbestimmung bis zu digitalen Medien
Vermittlung von Erfahrungsexpertise an Hochschulen, auf Tagungen und bald auch in Kommunen

[nr] 21 Bildungsveranstaltungen, zwei neue Themenfelder, Professionalisierung im Bereich der Online-Lehre und dazu noch zahlreiche Beiträge im Rahmen von wissenschaftlichen Tagungen. Im Wintersemester 2021/2022 ist im Bereich der Lehre wieder viel passiert. Und es bleibt spannend: Im März werden die Bildungsfachkräfte ihren ersten Workshop auf kommunaler Ebene ausbringen. Dabei werden sie mit Mitarbeitenden der Stadt Heidelberg unter anderem Strategien im Umgang mit Barrieren im Arbeitskontext entwickeln und darüber hinaus diskutieren, wie Teilhabe und Selbstbestimmung ermöglicht und befördert werden können.
Im Wintersemester haben die Bildungsfachkräfte bislang 21 Bildungsveranstaltungen in Form von Vorlesungs- oder Seminarsitzungen an zehn unterschiedlichen Hochschulen im Land ausgebracht. Die curriculare Lehre kooperierender Institutionen wurde auf diese Weise durch Expert:innenwissen um eine wertvolle Perspektive ergänzt. Weitere Veranstaltungen an Fach- und Hochschulen werden bis Ende des Semesters folgen.
Dabei gab es auch Veränderungen in der methodischen Umsetzung: Zu Beginn der Pandemie haben die Bildungsfachkräfte in der Online-Lehre noch Videos eingesetzt, in denen sie über ihre Inklusions- und Exklusionserfahrungen gesprochen haben. Zu der Zeit haben sie sich noch nicht zugetraut, im digitalen Raum (mit einem größeren Technik-Aufwand) frei über ihre Erfahrungen zu berichten. Durch die vorab produzierten Filme konnten sie sich darüber hinaus besser auf die anschließende Diskussion und den Austausch mit den Studierenden konzentrieren. Nun – mit zunehmenden digitalen Kompetenzen und größerer Vertrautheit mit digitalen Plattformen und Konferenzsystemen – berichten die Bildungsfachkräfte in Online-Seminaren "live" von ihren Erfahrungen. Unterstützt werden sie dabei durch ein selbst gewähltes Interview-Format, das für die nötige Strukturierung sorgt und gleichzeitig Sicherheit bringt.
Neben den schon etablierten Inhalten wie Lernerfahrungen, Dekonstruktion von Behinderung, Selbstbestimmung und Teilhabe oder Transitionen haben die Bildungsfachkräfte in den vergangenen Monaten auch zwei neue Themenfelder erarbeitet: Im Seminar zu ‚Barrieren und Barrierefreiheit‘ geht es um die gemeinsame begriffliche Auseinandersetzung sowie die Reflexion über individuell erlebte Barrieren (bauliche, sprachliche, institutionelle, einstellungsbedingte Barrieren, Interaktionsbarrieren) und die Erarbeitung von Ideen zur Verwirklichung von Barrierefreiheit. Das Bildungsangebot zur Partizipativen Forschung wurde von Bildungsfachkräften und akademisch Forschenden gemeinsam erarbeitet und ausgebracht. Im Rahmen des Bildungsangebots wird in den Begriff, in Eigenschaften und Zielsetzungen Partizipativer Forschung eingeführt. Darüber hinaus wird die am AW-ZIB verfolgte Partizipative Forschungsstrategie vorgestellt. Zudem tauschen sich die Teilnehmer:innen im Rahmen des Angebots in Kleingruppen darüber aus, welche Bedeutung Partizipative Forschung für ihre spätere Berufspraxis haben könnte, was bei der Planung eines Partizipativen Forschungsprojekts berücksichtigt werde muss und welche Chancen und Herausforderungen ein Partizipativer Forschungsansatz mit sich bringen kann.
Darüber hinaus haben Kolleg:innen auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft einen Workshop zum ‚Thema Digitale Medien – Barriere und/oder Chance für die Teilhabe am Arbeitsleben‘ durchgeführt. Die Grundlage bildeten die Erfahrungen des Teams, die Bildungsfachkräfte in dem Zutrauen zu stärken, die Herausforderungen, die das Ausbringen von Online-Lehre unter Pandemiebedingungen im Homeoffice mit sich bringen, bewältigen zu können und gleichzeitig individuelle Unterstützungs- und Begleitstrukturen zu entwickeln.
Im Rahmen der Online-Vortragsreihe mit dem Titel "Haltungssache! – Perspektiven diversitätssensibler Bildung", organisiert von Denkeffekt e.V., referierten und diskutieren Mitarbeitende des AW-ZIB über den respektvollen Umgang mit der Diversität von Lehrenden und Lernenden.
In den kommenden Wochen werden Mitarbeitende des AW-ZIB auf weiteren wissenschaftlichen Tagungen Beiträge mit unterschiedlichen Schwerpunkten ausbringen: Auf der Jahrestagung der Inklusionsforscher:innen zum Thema ‚Partizipation im Wissenschaftssystem. Erfahrungen, Lernfelder und blinde Flecken in der Partizipativen Forschung sowie in Zusammenarbeit und Lehre‘, der Jahrestagung der Praxisbegleiter:innen Inklusion des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg sowie auf dem Sonderpädagogischen Kongress des Verbands für Sonderpädagogik zum Thema ‘Professionalisierung von Lehrkräften zur Inklusion unter Einbezug von Bildungsfachkräften mit Behinderung‘
Bevor wir im Sommersemester wieder durchstarten mit der Lehre an Hochschulen und weiteren Bildungseinrichtungen freuen wir uns im März auf ein Novum: Bildungsfachkräfte werden in einem Workshop für Mitarbeitende der Stadt Heidelberg unter anderem Strategien im Umgang mit Barrieren im Arbeitskontext entwickeln und gemeinsam diskutieren, wie Teilhabe und Selbstbestimmung ermöglicht und befördert werden können. Wir werden in der nächsten Newsletter-Ausgabe ausführlich darüber berichten.
"In meiner letzten Schule hat sich vieles verändert…"
Warum der Austausch über die Bildungsbiografie Michael Gänßmantel besonders wichtig ist

[mg/nr] An Fach- und Hochschulen berichtet Michael Gänßmantel regelmäßig über seine Bildungsbiografie. Dabei gibt er Studierenden seine persönlichen Lernerfahrungen weiter und verdeutlicht, welche Eigenschaften in seinen Augen eine gute Lehrkraft auszeichnen. Lesen Sie im Folgenden, warum der Bildungsfachkraft dieses Thema besonders am Herzen liegt.
Mein Name ist Michael Gänßmantel, ich bin 25 Jahre alt und bin Bildungsfachkraft am Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung. Ich möchte von meinen unterschiedlichen schulischen Erfahrungen berichten. Es ist mir wichtig, darüber zu schreiben, weil ich mich erst an meiner letzten Schule wirklich wohl und wertgeschätzt gefühlt habe. Dort wurde ich auch gut gefördert.
Als Kind und Jugendlicher musste ich oft die Schule wechseln. Ich war auf vielen verschiedenen Schulen, es waren alle SBBZ (Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum). An meine ersten Schuljahre habe ich nicht so gute Erinnerungen. Die Lehrer:innen waren sehr streng und ungeduldig. Die Förderung war für mich nicht gut. Es wurden keine Unterschiede zwischen den Kindern gemacht. Wir haben eher praktische Dinge gelernt, zum Beispiel wie man mit dem Bus fährt oder wie man kocht. Was wir wenig gemacht haben, sind theoretische Inhalte in Mathe oder Deutsch. Auch Fremdsprachen (Englisch) hat es gar nicht gegeben. Mit den Mitschüler:innen hatte ich auch nicht so ein gutes Verhältnis. Oft waren die Schulen nicht bei mir im Ort, sondern außerhalb. Die Schule hat meist um 7:45 Uhr begonnen, ich wurde von einem Fahrdienst mit einem kleinen Bus um 6:45 Uhr abgeholt und dann zur Schule gefahren. Das hatte zur Folge, dass ich sehr früh raus musste, meistens um 5:45 Uhr. Das war nicht immer einfach.
Aber in meiner letzten Schule hat sich vieles verändert. Ich habe mich immer gefreut, dorthin zu gehen, deswegen war das frühe Aufstehen dann auch nicht mehr so schlimm.
Ich habe mich von den Lehrer:innen und auch den Mitschüler:innen ernst genommen gefühlt und hatte da zum ersten Mal Freunde. Das Verhältnis zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen war auf dieser Schule sehr gut. Bei Konflikten zwischen den Schüler:innen wurden wir an die Seite genommen. Dann sind die Lehrer:innen mit uns ins Gespräch gegangen. Und haben auf eine angenehme, entspannte und sachliche Art Methoden aufgezeigt, wie man Konflikte lösen kann.
Ich habe an der Schule sehr viel gelernt. Meine Lehrer:innen und ich haben zusammen ausprobiert, wie ich gut lernen kann. Wir haben zusammen Methoden entwickelt, die mir beim Lernen geholfen haben. Ich konnte den Lehrer:innen gegenüber auch mehr meine Wünsche äußern. Darüber, wie ich am besten lernen kann. Besonders Mathe hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe auf meiner letzten Schule viel Neues gelernt, zum Beispiel das Bruchrechnen. Auch das Lesen und Schreiben habe ich dort noch mehr gelernt, zum Beispiel auch die kleinen Buchstaben zu lesen.
Meine Lernerfahrungen sind auch Bestandteil von meinen Seminarsitzungen und Vorlesungssitzungen. Das ist besonders wichtig für zukünftige Lehrer:innen und für Referendar:innen, weil sie dann noch besser lernen und verstehen, wie man Schüler:innen nach ihren Stärken und Bedürfnissen richtig fördert.
Ich möchte, dass sie auch verstehen, dass es wichtig ist, geduldig zu sein, wenn jemand etwas nicht sofort versteht. Dass man auf die Schüler:innen eingeht und sie individuell unterstützt. Dass man die Arbeit von den Schüler:innen auch wertschätzt. Dann ist es für die Schüler:innen auch einfacher zu lernen. Wenn man individuell gefördert wird, fühlt man sich gleich viel besser, es fällt einem dann auch leichter, die eigenen Stärken zu erkennen. Dadurch entsteht dann auch keine Unterforderung oder Überforderung. Und man fühlt sich auch viel wohler.

Neuigkeiten aus der Forschung
Weiterentwicklung der Forschungslinien, der Partizipativen Forschung sowie Betreuung von Praktika

[cm/dd] Am AW-ZIB ist für die Dauer von sechs Jahren eine Nachwuchsforschungsgruppe installiert worden. Teile der Forschung sind partizipativ angelegt, das heißt, dass Bildungsfachkräfte, akademisch Forschende und Studierende gemeinsam Forschungsprojekte planen und durchführen. So können alle gleichberechtigt ihre Perspektive, ihre Erfahrungen und ihre jeweilige Expertise einbringen. Im Zentrum der akademischen Forschung stehen drei Forschungslinien. Die zwei Doktorand:innen Christina Mechler und David Dörrer haben in den vergangenen Monaten intensiv an den Forschungslinien 1 und 2 gearbeitet.
In Forschungslinie 1 untersucht Christina Mechler, welche Wirkungen die Bildungsarbeit der Bildungsfachkräfte auf die Teilnehmenden hat. Fragestellungen, die Mechler im Laufe ihrer auf drei Jahre angesetzten Promotion beantworten möchte, sind zum Beispiel: "Wie wirken sich die Bildungsangebote auf die Sichtweisen auf Inklusion und inklusiven Unterricht aus?" oder auch: "Welchen Einfluss haben Merkmale der Bildungsangebote (z.B. Art, Dauer, Lehr-Lern-Format) auf die Wirkungen?". In den vergangenen Monaten hat die Doktorandin neben statistischen Auswertungen in Kooperation mit der Servicestelle Forschungsmethoden der Hochschule vor allem die anstehenden Gruppendiskussionen mit Lehramtsstudierenden an der PH Heidelberg vorbereitet, indem sie einen Leitfaden entwickelt und diesen in einem Pretest mit einer Gruppe Studierender erprobt sowie mögliche Teilnehmende über die Studie informiert hat.
David Dörrer untersucht in Forschungslinie 2 wie sich die Qualität der Bildungsangebote verbessern lässt. Dabei geht er zum Beispiel folgender Fragestellung nach: "Was ist aus Sicht der an den Bildungsangeboten beteiligten Personengruppen (Bildungsfachkräfte, Lehrende und Studierende) förderlich bzw. hinderlich für die Konzeption und Einbettung der Bildungsangebote in hochschulische Lehre?" Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen werden die Beteiligten zu ihren Erfahrungen befragt. Dörrer erstellte in den zurückliegenden Monaten ein Erhebungsinstrument zur Befragung der Bildungsfachkräfte sowie ein Kategoriensystem zur Auswertung der bereits geführten leitfadengestützten Interviews mit Lehrenden und Studierenden. Darüber hinaus befindet sich aktuell ein quantitativer Fragebogen zur Studierendenbefragung in der Pilotierung.
Die dritte Forschungslinie befasst sich mit der Evaluation der Qualifizierung zur Bildungsfachkraft. Für eine Nachqualifizierung weiterer Bildungsfachkräfte wird derzeit das Modulhandbuch zur Qualifizierung überarbeitet. Dafür werden in Zusammenarbeit mit Studierenden Aspekte der Erwachsenenbildung und der Didaktik dahingehend analysiert, inwieweit sie in die Qualifizierung einbezogen werden können und sollen.
Partizipative Forschung im Forschungsplenum und in der Lehre
Neben der Bearbeitung der unterschiedlichen Forschungslinien stellt auch die Partizipative Forschung einen Schwerpunkt der Forschungsarbeit am AW-ZIB dar. Dabei bringen sich die Bildungsfachkräfte, akademisch Forschende und Studierende, die sich für das Themenfeld interessieren, in den Forschungsprozess ein. Um den partizipativen Anspruch erfüllen zu können, erarbeitete sich das Team zunächst einen Zugang zum Thema "Forschung". Im Anschluss daran entschied jede Person für sich selbst, ob sie an der Partizipativen Forschung teilnehmen möchte oder nicht. Seither treffen sich wöchentlich vier akademisch Forschende, vier Bildungsfachkräfte, eine FSJ-Kraft sowie Studierende im Forschungsplenum.
Nach der gemeinsamen Erarbeitung eines Forschungsthemas (Inklusive Hochschule) schuf die Gruppe ein gemeinsames Begriffsverständnis zum Themenkomplex "Inklusive Bildung". Als nächste Etappe steht die Formulierung einer Forschungsfrage an. Die Arbeit im Forschungsplenum kann als gemeinsamer Lernprozess verstanden werden: Die fortwährende Reflexion der gemachten Erfahrungen in Bezug auf Aufgaben(verteilung), Rollen, Hierarchien oder der Frage nach Entscheidungsprozessen führt zu fortlaufenden Anpassungen, zum Beispiel wechselnde Verantwortlichkeiten für Aufgaben im Plenum wie Moderation oder Zeitwächter. Zusätzlich zum Forschungsplenum werden unter Leitung einer wissenschaftlichen Hilfskraft die Themen aus dem Plenum in der sogenannten Forschungsvertiefung wiederholt und erweitert, um deren Auseinandersetzung und Verarbeitung zu befördern.
Auf Grundlage der bislang gesammelten Erfahrungen und aktueller Forschungserkenntnisse entwickelte die Forschungsgruppe auch ein Bildungsangebot zur Partizipativen Forschung, das gemeinsam von Bildungsfachkräften und akademisch Forschenden erstmalig im Januar 2022 in einer Veranstaltung des Masterstudiengangs Bildungswissenschaften an der PH Heidelberg ausgebracht wurde.
Unterstützt wird die Forschungsgruppe aktuell von Frau Laubenheimer und Frau Kessler, die ein Praxissemester mit Forschungsbezug am AW-ZIB absolvieren. Auf diese Weise erhalten sie die Gelegenheit, ihre theoretischen Kenntnisse praktisch anzuwenden, beispielsweise in der Datenerhebung oder der Auswertung von Fragebögen. Zudem sammeln die Studentinnen Erfahrungen in der Zusammenarbeit in Forschungsteams, speziell im Kontext Partizipativer Forschung.
Weitere Informationen finden Sie auch auf unserer Website unter: https://www.ph-heidelberg.de/aw-zib/unsere-aufgaben/forschung.html

Berichte über das AW-ZIB und Vorträge
Auf unserer Website stellen wir Beiträge zusammen und informieren über Vorträge

[red] Auf unserer Website finden Sie im Pressespiegel Berichte, die über das AW-ZIB gedruckt oder online veröffentlicht wurden. Darüber hinaus sind Video-Beiträge und Podcast-Folgen abrufbar, an denen das Zentrum mitgewirkt hat.
Die aktuellen Artikel sind:
- 14.02.2022 "Rotarier spendeten 50 000 Euro zur Qualifizierung von Bildungsfachkräften" (Rhein-Neckar-Zeitung)
- 09.02.2022 "Spezielle Bildungsfachkräfte: Team sucht Verstärkung" (Mannheimer Morgen)
- 01.01.2022 "Genau am richtigen Platz" (Heidelberg Marketing)
- 27.12.2021 "Erfolgsgeschichte kann weitergehen" (Rhein-Neckar-Zeitung)
- Dezember 2021 "Mehr Verständnis für Vielfalt" (die Heinz - Mitarbeitermagazin der Stadt Heidelberg)
Akademisch Forschende und Bildungsfachkräfte halten gemeinsam einen Vortrag auf der:
- 35. Jahrestagung der Inklusionsforscher:innen vom 23. bis 25. Februar 2022: Inklusive Räume erforschen und entwickeln

Digitale Barrierefreiheit in der Hochschullehre
Verbundprojekt SHUFFLE gestartet – Sonderpädagogik der PH Heidelberg entwickelt digitale Lernskripte und Lernplattform. Text: Prof. Dr. Johannes Hennies

Das Verbundprojekt SHUFFLE, digitale Barrierefreiheit in der Hochschullehre für alle, startete im Herbst 2021 mit einer Auftaktveranstaltung an der federführenden Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart. Im Verbund mit der Universität Bielefeld und den Pädagogischen Hochschulen Freiburg und Heidelberg entwickelt das Projekt ein Modell zur Messung der Barrierefreiheit. Dieses "Reifegradmodell" soll deutschen Hochschulen ermöglichen, den Zustand ihrer digitalen Barrierefreiheit zu messen, zu bewerten und bei Bedarf systematisch zu verbessern. Das Vorhaben wird über Drittmittel von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert.
Die Pandemie unterstreicht neben negativen Auswirkungen der Onlinelehre, vor allem im Bereich der Gesundheit und des sozialen Miteinanders, auch wesentliche Chancen derselben: Digitale Lernzugänge generieren sowohl eine Vielfalt an Darstellungsoptionen als auch an zeitlich variablen und sinnlich wahrnehmbaren Zugriffsmöglichkeiten auf Lerninhalte. Damit haben sie großes Potenzial für eine barrierefreie Gestaltung der Hochschullehre. Das SHUFFLE-Projekt - die "hochScHUlinitiative barriereFreiheit Für aLlE" - plant vor diesem Hintergrund, das gesetzlich geforderte Teilhaberecht aller Studierenden in der Praxis der Hochschullehre zu verankern. Barrierefreie Zugänge, beispielsweise zu Lernplattformen wie Moodle, zu E-Prüfungsformaten und generell zu Onlinevorlesungen und Lerninhalten, sind zentrale Voraussetzungen für eine chancengerechte Teilhabe. Deren Gestaltung nimmt sich das SHUFFLE-Projekt aus technischer und didaktischer Perspektive an. Die Pädagogische Hochschule Heidelberg bringt ihre Expertise dabei schwerpunktmäßig in die Erstellung von multimodalen Lernskripten ein.
Digitale Lernplattform mit Weiterbildungsmaterialien
Ein ebenso wesentliches Anliegen des SHUFFLE-Projektes ist die Bewusstseinsbildung für die diversen individuellen Bedarfe von Studierenden. Hierbei beteiligt sich die Hochschule an der Erstellung einer digitalen Lernplattform, auf der Weiterbildungsmaterialien zur Verfügung gestellt und virtuelle Begegnungen mit Studierenden mit individuellen Bedarfen (Personas) realisiert werden sollen. Auf diese Weise können Hochschulangehörige auf eventuell vorhandene Barrieren aufmerksam gemacht und für individuelle Belange sensibilisiert werden.
Zu Projektbeginn steht nach der Konkretisierung der hochschulübergreifenden Zusammenarbeit die Initialisierung einer Bedarfsanalyse im Fokus. Unter Einbeziehung von Studierenden, Lehrenden und Hochschulverantwortlichen werden derzeit qualitative und quantitative Erhebungen vorbereitet, auf deren Basis ein erster Entwurf des Reifegradmodells entstehen soll.
Das SHUFFLE-Team der Hochschule ist im Institut für Sonderpädagogik angesiedelt und setzt sich aus Vertreter:innen der Abteilung Hören und Kommunikation (Prof. Dr. Johannes Hennies – Projektleitung, Dr. Barbara Bogner & Dr. Anja Gutjahr) sowie aus der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (Prof. Dr. Markus Lang, Frank Laemers & Anna Warmuth) zusammen. Das Team freut sich auf die gemeinsame Arbeit, die darauf zielt, digitale Barrierefreiheit als ein strukturelles, technisches und didaktisches Qualitätsmerkmal an Hochschulen zu implementieren.
Weitere Informationen finden sich auf der Webseite des Projekts unter folgendem Link: https://shuffle-projekt.de/project
Quelle: news_on! - Ausgabe Dezember 2021
Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt
Folge 14 vom Forschungspodcast Bildungsplausch mit Sara Feser

Der deutsche Arbeitsmarkt ist ein hartes Pflaster, besonders für Menschen mit Taubblindheit und/oder Hörsehbehinderung: Sie sind in der Regel länger arbeitslos und werden zudem häufig mit Vorurteilen konfrontiert. Studentin Sara Feser untersucht in ihrer Masterarbeit, wo die größten Hürden für Menschen mit Taubblindheit und/oder Hörsehbehinderung liegen und wie die Situation auf dem Arbeitsmarkt für sie verbessert werden kann. Im Gespräch mit Max Wetterauer spricht sie außerdem über die Herausforderungen dieser Forschungsfrage.
Link: Folge 14 (.mp3, ca. 60MB)
Weitere Informationen: www.ph-heidelberg.de/bildungsplausch.
Quelle: news_on! - Ausgabe Dezember 2021

Andere machen auch spannende Sachen
Wir zeigen Ihnen ausgewählte Beispiele
Das inklusive Expert:innen Netzwerk iXNet engagiert sich für gleichberechtigte Karrierechancen von Akademiker:innen mit und ohne Behinderung. Das Netzwerk von und für Akademiker:innen mit Behinderungen bietet Information, Beratung, Peer Support, Mentoring, gezielte Vernetzung und gegenseitigen Austausch, um Akademiker:innen mit Behinderung auf ihrem beruflichen Weg zu stärken und deren Beschäftigungsperspektiven nachhaltig zu verbessern. Dadurch sollen Hürden bei der Stellensuche, Bewerbung und Karriereplanung abgebaut sowie Karrierechancen erhöht werden.
Initiiert vom Arbeitgeberservice für schwerbehinderte Akademiker der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) sind an iXNet vier Institutionen beteiligt: das Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (IfeS), der Hildegardis-Verein e. V., das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln e. V. – REHADAT und die ZAV. Gefördert wird iXNet durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Weitere Informationen unter: https://ixnet-projekt.de/
Wie gelingt es Jugendlichen mit Benachteiligungen besser, nach der Schule ins Arbeitsleben zu kommen? Dieser Frage gehen Forschende der Universitäten Jena und Paderborn im neuen Forschungsprojekt "SeiP: Selbstinszenierungspraktiken - Zugänge zu einer selbstbestimmten, multimodalen Kompetenzfeststellung für Jugendliche mit Benachteiligungen/Behinderungen" nach. Das interdisziplinäre Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme "Inklusive Bildung" über einen Zeitraum von drei Jahren mit insgesamt rund 700.000 Euro gefördert.
Entstehen soll ein Weiterbildungsprogramm, das den Jugendlichen hilft, die eigenen Stärken zu erkennen und für den Weg in den Beruf zu nutzen. Lehrende und betriebliche Akteure werden bei der Dokumentation, Rezeption und Nutzung der Ergebnisse über ein integriertes Weiterbildungsformat unterstützt. Im Projekt soll untersucht werden, wie man Jugendliche mit Benachteiligungen und/oder Behinderungen am besten dabei unterstützen kann, ihre Kompetenzen herauszufinden und diese für den Übergang in den Beruf zu nutzen. "Ich sehe das besondere Potenzial dieses Projekts in der Zusammenführung einer wirtschafts- und berufspädagogischen Perspektive einerseits und einer sonderpädagogischen Perspektive andererseits", sagt Petra Frehe-Halliwell, Wirtschaftspädagogin der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Weitere Informationen unter: www.uni-jena.de/SEiP
Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt in nahezu allen Bereichen stark verändert. Sie fordert enorm, aber sie bietet auch mehr sowie vielfältige Optionen für die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen am Berufsleben. Neue Technologien eröffnen Chancen, bei Beeinträchtigungen unterschiedlichster Art zu unterstützen und so eine Integration zu ermöglichen. Das BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik an der Universität Bremen und das Bremer Berufsbildungswerk (BBW) forschen nun gemeinsam dazu in dem Projekt "Realisierung eines barrierefreien Assistenzsystems zur schrittweisen Durchführung von Arbeitsaufgaben" (BASDA).
Mit dem Assistenzsystem "BASDA" soll ein Instrument geschaffen werden, das eine barrierefreie, flexible und individuelle Unterstützung im Arbeitsprozess bei der Erledigung von Arbeitsaufgaben bieten kann. Ziel ist es, Menschen mit Lern-, Körper-, und beziehungsweise oder psychischen Beeinträchtigungen die selbstständige Durchführung von Arbeitsaufgaben mithilfe eines mobilen Endgerätes zu ermöglichen. Dazu wird eine plattformübergreifende Anwendung auf Grundlage von Android entwickelt, die Informationen zu einzelnen Arbeitsschritten multimedial und barrierefrei anbietet.
Weitere Informationen unter: https://www.basda.de/

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