4. Quartal 2022 - November
Liebe Leser:innen,
mit unserem Newsletter möchten wir Sie über unsere Arbeit am Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung (AW-ZIB) informieren und dabei auch aus unterschiedlichen Perspektiven über Themen rund um Inklusion berichten.
Das AW-ZIB-Team ist größer geworden! Zwei Frauen, die eine Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung besucht und inklusive Lern-, Arbeits- und Freizeiterfahrungen gesammelt haben, begannen im Oktober ihre Qualifizierung zur Bildungsfachkraft. Die Vollzeit-Qualifizierung wird von Sonderpädagogin Noemi Heistergeleitet. Erfahren Sie in dieser Newsletter-Ausgabe mehr über das Ankommen und die ersten Qualifizierungstage.
Darüber hinaus berichten wir von dem einwöchigen Praktikum, das die Schülerin einer inklusiven 8. Klasse an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg absolvierte. Und wie ist es mit dem Weiterbildungsprogramm KuLO weitergegangen? Was nehmen Teilnehmende und Projektverantwortliche ganz persönlich aus der gemeinsamen Zeit mit?
Über Chancen und Barrieren von Digitalisierung für Menschen mit Behinderung tauscht sich Pressesprecherin Verena Loos mit Bildungsfachkraft Helmuth Pflantzer aus.
Darüber hinaus teilen wir weitere Neuigkeiten aus dem AW-ZIB, Informationen zur Querschnittsaufgabe der Inklusion aus der Pädagogischen Hochschule Heidelberg sowie Hinweise zu spannenden externen Initiativen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Die Newsletter-Redaktion des AW-ZIB

Die Nachqualifizierung hat begonnen!
Über das Ankommen und die ersten Tage in der Qualifizierung

[nh|sb|kt] Im Oktober begann am AW-ZIB die Qualifizierung von zwei weiteren Personen zu Bildungsfachkräften. Die angehenden Expertinnen in eigener Sache sollen lernen, von ihren Teilhabe- und Ausgrenzungserfahrungen zu berichten, um (angehende) Fach- und Führungskräfte für diese zu sensibilisieren. Sie werden zudem in die partizipative Forschung sowie in die Transferarbeit des Zentrums eingebunden. Eine Besonderheit der Qualifizierung liegt in der Verknüpfung von Theorieinhalten, Praxiserfahrungen und einer psychosozialen Begleitung. Die zu erwerbenden Kompetenzen werden systematisch auf der Basis eines zugrundeliegenden Modulhandbuches erarbeitet.
Das Ankommen der Kolleginnen
Am Teamtag des AW-ZIB am 28.09.2022 konnten die beiden angehenden Bildungsfachkräfte das gesamte Team kennenlernen. Anfang Oktober wurden dann die Büros im AW-ZIB von den zwei neuen Qualifizierungsteilnehmerinnen Susann Bensch und Louisa Kabbe sowie von der Qualifizierungsleitung Noemi Heister bezogen. Die ersten Tage waren sehr spannend und aufregend. So berichten die beiden zukünftigen Bildungsfachkräfte, dass sie erst einmal ihren Arbeitsplatz eingerichtet sowie das AW-ZIB und einige andere Räume der Pädagogischen Hochschule erkundet haben.
Für Louisa Kabbe ist die Umstellung vom Berufsbildungsbereich der Heidelberger Werkstatt für behinderte Menschen an das AW-ZIB ein großer Schritt. Nach der Schule war sie ein Jahr im Berufsbildungsbereich, um verschiedene Arbeitsbereiche kennenzulernen. Nun haben sich die Weichen für die Arbeit an der Hochschule neu gestellt.
Auch der Wechsel vom Arbeitsalltag in der Tagesbetreuung einer Senioreneinrichtung, in der Susann Bensch viele Jahre tätig war, verlief aufregend. Susann Bensch beschreibt die ersten Tage so: "Mein Kopf hat am Anfang ganz schön gerattert. Ich sehe zum ersten Mal eine Hochschule wirklich von innen und nehme ganz schön viele Eindrücke mit. Jetzt bin ich aber gut angekommen, ich fühle mich sehr wohl hier. Beim Einleben hat es mir geholfen, dass ich bereits ein paar Leute kannte." Am ersten Tag wurden die neuen Kolleginnen von den bereits qualifizierten Bildungsfachkräften und anderen Teammitgliedern herzlich in Empfang genommen. "Wir haben zusammen Muffins gegessen und haben mit den anderen über den Leitfaden für ein gutes Miteinander gesprochen", berichtet Bensch.
Zum Kennenlernen haben Bensch, Kabbe und Heister einen Steckbrief ausgefüllt und sich anhand dessen vorgestellt. Noemi Heister ist Sonderpädagogin und hat bereits umfängliche Erfahrungen in der Erwachsenenbildung gewonnen. "Ziel ist es, die Inhalte des Modulhandbuches individuell für die Teilnehmerinnen zu differenzieren und sie dabei zu unterstützen, in die Rolle einer Bildungsfachkraft, die Erfahrungswissen in die Lehre einbringt, hineinzuwachsen", so Heister.
Die ersten Qualifizierungstage
Alle drei freuen sich sehr auf die Nachqualifizierung. Louisa Kabbe ist gespannt darauf, neue Menschen zu treffen. Sie möchte lernen, Vorträge und Präsentationen zu halten. Susann Benschs Motto lautet "Ich gebe nicht auf und ich bin für alles offen". In der nächsten Zeit werden sich die zwei Qualifizierungsteilnehmerinnen mit ihrer eigenen Biographie auseinandersetzen und die Rolle sowie Aufgaben einer Bildungsfachkraft kennenlernen. Sie werden sich der Computerarbeit annähern und die Bedeutung von Bildung herausarbeiten. "Das Modulhandbuch bietet uns ausreichend Orientierungspunkte, um eine abwechslungsreiche Qualifizierung zu ermöglichen", so Heister. "Um die Medienkompetenz zu fördern, haben wir uns bereits mit grundlegenden Funktionen eines Laptops auseinandergesetzt. Auch für diesen Newsletter-Artikel haben wir einzelne Passagen gemeinsam erarbeitet und uns bei der Eingabe in Word abgewechselt", so Heister.
Neben den neuen inhaltlichen Themen und ersten hochschuldidaktischen Erfahrungen, die Bensch und Kabbe in den ersten Qualifizierungswochen erarbeiten, haben sie beide ein Mobilitätstraining gestartet. Ihr Ziel ist es, den Weg zur PH zukünftig eigenständig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen.
Assistenz und Kooperation
"Die angehenden Bildungsfachkräfte werden an den Werktagen von 8.30-15.00 Uhr an der Qualifizierung teilnehmen. An den Vormittagen erfolgen die Lerneinheiten gemeinsam mit der Qualifizierungsleitung. Am Nachmittag finden - mit Unterstützung von Assistenzkräften - Selbstlernzeiten statt", erläutert Karin Terfloth.
Ende Oktober startete Benjamin Heckwolf. Er studiert an der Evangelischen Hochschule in Darmstadt Inclusive Education / Heilpädagogik und wird das Team der Nachqualifizierung bis Anfang Februar 2023 als Praktikant bereichern. Darüber freuen wir uns sehr!
Als Kooperationspartner in der Nachqualifizierung konnte das Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Karlsruhe - Fachseminar für Sonderpädagogik (FaSo) gewonnen werden. Die beiden angehenden Bildungsfachkräfte werden zunächst (1. Semester) als Lernende an Seminarangeboten des FaSo Karlsruhe teilnehmen. Später (ab dem 4. Semester) werden sie dort selbst Bildungsangebote ausbringen und so Lehrkompetenzen erwerben. Weitere Kooperationspartner innerhalb der PH werden nun Semester für Semester in die Qualifizierung eingebunden.
Barrierefreiheit
Louisa Kabbe hat bereits Vorschläge für die Barrierefreiheit in der PH eingebracht. Ihr sind die schwer erkennbaren Treppenstufen, die ins Untergeschoss zum AW-ZIB führen, direkt aufgefallen. Nach dem Motto "gesagt, getan" wurden die Trittkanten umgehend farblich markiert, damit auch jede Person selbstständig sowie sicher die Mensa und das AW-ZIB erreichen kann. So konnte die Hochschule erneut eine Barriere abbauen.
Vom Traum Lehrerin zu werden – Berufsorientierung inklusiv
Das AW-ZIB ermöglicht Schülerin Einblicke in die Arbeit der Bildungsfachkräfte
[ur] Charlotte Henning, Schülerin einer inklusiven 8. Klasse an der Karl-Drais-Gemeinschaftsschule in Heddesheim, hegt seit langem den Wunsch, Lehrerin zu werden. Deshalb absolvierte sie im Rahmen ihrer Berufsorientierung ein einwöchiges Schüler:innenpraktikum an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Ihr besonderes Interesse galt dabei der Bildungsarbeit der Bildungsfachkräfte des AW-ZIB. Organisiert und koordiniert wurde das Schüler:innenpraktikum von Dr. Wolfgang Schultz vom Gleichstellungsbüro der Hochschule.
Charlotte Henning erhielt während ihres Berufsorientierungspraktikums Einblicke in unterschiedliche Abteilungen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
Ihre erste Station war dabei der Ökogarten, in welchem sie die Mitarbeitenden beim Auflockern und Jäten der Böden unterstützte und mit Begeisterung Radieschen erntete. Anschließend lernte sie die Didaktische Werkstatt Sachunterricht kennen und arbeitete dort unter anderem an der Ausleihe. "Hier kann man richtig toll kreativ lernen und die Schulpraxis erforschen", so ihr Resümee nach ihrem ersten Arbeitstag dort. Auch in der Lernwerkstatt Inklusion, in der sie im Laufe ihres Praktikums für mehrere Stunden tätig war, zeigte sich Charlotte Henning beeindruckt von den "großartigen Lernmaterialien" in den verschiedensten Schulfächern. Das Einpflegen von Neuanschaffungen in das entsprechende Computersystem bereitete ihr besonders viel Freude. Begleitet wurde sie in allen Abteilungen von der Studentin Clara Schiefer.
Am dritten Tag lernte Charlotte Henning das AW-ZIB und die Arbeit der Bildungsfachkräfte kennen. Um Näheres über die Tätigkeitsbereiche und Ausbildung einer Bildungsfachkraft zu erfahren, hatte die Schülerin ein ausführliches Interview vorbereit, das sie mit Michael Gänßmantel, Bildungsfachkraft am AW-ZIB, durchführte. Dabei lernte sie, dass Bildungsfachkräfte in Seminaren und Vorlesungen von ihren Inklusions- und Exklusionserfahrungen berichten, von denen Studierende in ihrem späteren Berufsleben, zum Beispiel als Lehrkraft, profitieren können. Unbedingt wissen wollte sie, wie man denn eine Bildungsfachkraft werden könne und lauschte mit großem Interesse Michael Gänßmantels Bericht über seine dreijährige Qualifizierung im Rahmen des Projekts Inklusive Bildung Baden-Württemberg. Welche Eigenschaften man für diese Tätigkeit mitbringen müsse, war für die Schülerin ebenfalls von großer Bedeutung. Sie erfuhr von Gänßmantel, dass es unter anderem die Bereitschaft brauche, Einblicke in persönliche Lebenssituationen zu geben und die Scheu zu überwinden, vor größeren Gruppen zu sprechen.
Im Rahmen ihres Praktikums konnte Charlotte Henning dann selbst an einer digitalen Bildungsveranstaltung der Bildungsfachkräfte Thorsten Lihl und Thilo Krahnke zum Thema "Behinderung/Dekonstruktion von Behinderung" an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd teilnehmen. Besonders fasziniert verfolgte sie Thilo Krahnkes persönlichen Erfahrungsbericht, in welchem er erzählte, dass es immer sein größter Wunsch gewesen sei, Lehrer zu werden. Dies sei lange Zeit unmöglich gewesen, bis er von der Qualifizierung zur Bildungsfachkraft erfahren habe. Und nun bringe er an Hochschulen im ganzen Land Bildungsangebote aus. "Er hat es geschafft, Lehrer zu werden, sein Traum hat sich erfüllt", resümierte Charlotte Henning nach Abschluss der Bildungsveranstaltung beeindruckt.
In Anlehnung an die Bildungsarbeit der Bildungsfachkräfte erarbeitete die Schülerin gemeinsam mit Ute Raible vom AW-ZIB an den letzten beiden Tagen ihres Praktikums ebenfalls einen persönlichen Erfahrungsbericht in Form eines Interviews über ihre bisherige inklusive Schullaufbahn.
Charlotte Henning bedankte sich am Ende der Woche herzlich bei allen Kolleg:innen für die Zeit und Unterstützung, die sie während ihres Praktikums erfahren habe. "Mein Praktikum war am schönsten, ich habe viel dazu gelernt und vielleicht bis bald", so ihr Fazit nach einer ereignisreichen Woche.
Wir wünschen Charlotte Henning für ihre Zukunft alles Gute und dass sie ihren Traum, Lehrerin zu werden, nie aus den Augen verliert.
Das KuLO Weiterbildungsprogramm – ein voller Erfolg
Die Zielperspektiven von KuLO: Barrieren abbauen, Zugänge und Teilhabe ermöglichen
[nh|hp|nr] Nach einem spannenden Jahr neigt sich das Weiterbildungsangebot KuLO (Kunst- und Kultureinrichtungen als Lernende Organisationen) dem Ende zu. Trotz kurzer Projektdauer wurde Wissen generiert, wertvolle Erfahrungen wurden gesammelt und direkte Wirkungen erzielt. Bildungsfachkraft Helmuth Pflantzer und Sonderpädagogin Noemi Heister, die gemeinsam mit Soziologin Vanessa Gnoth bei KuLO den Themenschwerpunkt Barrierefreiheit verantworten, blicken zurück und berichten, was sie persönlich aus dem Projekt mitnehmen.
Von Juli bis Anfang Oktober 2022 haben die Teilnehmer:innen der Weiterbildung im Baustein Barrierefreiheit in Tandems an einem Projekt zur inklusiven Kunst- und Kulturarbeit gearbeitet. So wurden beispielsweise barrierefreie Lehr – und Lernformate, ein Führer in Einfacher Sprache sowie ein Konzept zur Sensibilisierung von Mitarbeitenden in Kunst- und Kultureinrichtungen entwickelt und umgesetzt.
Am 4. Oktober fand im badischen Landesmuseum in Karlsruhe die Abschlussveranstaltung für das gesamte KuLO-Team und allen Teilnehmenden statt. Rund 100 Personen nahmen an der Feier teil, in deren Rahmen die Teilnehmenden ihre Projektideen und bereits abgeschlossenen Projekte präsentierten und sich mit anderen darüber austauschten.
Die offizielle Präsentation von KuLO folgte dann am 14. November im Landesmuseum Württemberg Stuttgart, gemeinsam mit dem Partnerprojekt KUBUZZ (KULTUR BUSINESS ZUKUNFT) - ein Weiterbildungs- und Coachingprogramm in Baden-Württemberg, das freie Künstler:innen und Kulturschaffende aller Sparten bei den Herausforderungen der Selbstständigkeit unterstützt. Am Vormittag wurde gemeinsam mit fünf Expert:innen über Kulturinstitutionen als „Lernende Organisationen“ im Kontext der Transformation diskutiert. Welche Prozesse wurden seit Beginn der Weiterbildung in den einzelnen Häusern angestoßen und welche Perspektiven und Handlungsräume könnten sich für die unterschiedlichen Akteur:innen und Partner:innen ergeben? Am Nachmittag ging es mit folgenden Fragestellungen weiter: Wie lassen sich die Projektergebnisse und -erfahrungen konstruktiv weiter nutzen und etablieren? Wie kann die Motivation für Veränderungen aufrechterhalten oder verstärkt werden? Wer kann welchen Beitrag zu den identifizierten Herausforderungen leisten? Auf dem sich daran anschließende Empfang, an dem auch der neue Staatssekretär Arne Braun teilnahm, wurden Kurzpräsentationen der Projekte KuLO und KUBUZZ sowie die Ergebnisse der Nachmittagsworkshops vorgestellt.
Mit rund 80 Teilnehmenden aus ganz Baden-Württemberg war das berufsintegrierende Weiterbildungsprogramm KuLO der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PH HD) und der Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung an der PH HD vollständig ausgebucht und ein großer Erfolg. Mitarbeitende aus unterschiedlichen Sparten wie Museen, Theater, Archive, Kulturämter, Schlossverwaltungen, Bibliotheken und Volkshochschulen wählten den Baustein Barrierefreiheit, welcher im AW-ZIB verantwortet wurde. Sie entdeckten gemeinsam zugangs- und aneignungsbezogene Barrieren in ihrer Einrichtung und erarbeiteten im Austausch mit Kolleg:innen und Expert:innen Möglichkeiten zu deren schrittweisem Abbau. Sie erfuhren über Chancen einer inklusiv ausgerichteten Kulturarbeit und gestalten so gesellschaftlichen Wandel aktiv mit.
Und was ist das Fazit von Helmuth Pflantzer und Noemi Heister? Das Team ist sich einig, dass es das Wichtigste sei, ins Gespräch zu kommen und sich auf den Austausch einzulassen. Ebenfalls von Bedeutung sei es, dass man sich von schlechten Rahmenbedingungen, Gegenwind oder Fehlern nicht entmutigen lassen sollte. Sie nehmen mit, dass man gemeinsam viele Ideen entwickeln kann, um Inklusion in Kunst und Kultur zu ermöglichen.
"Für mich waren die schönsten KuLO-Momente die Exkursionen. Dort haben die Teilnehmenden durch Selbsterfahrungsübungen (z.B. im Rollstuhl, mit verbundenen Augen usw.) erlebt, wie es ist, auf Barrieren zu treffen. Sie haben darüber nachgedacht, wie Barrieren entstehen und wie man diese verringern kann. Der Perspektivenwechsel war klasse", so die Bildungsfachkraft. Auf die Frage, was sich Helmuth Pflantzer nach dem Projektende von KuLO wünscht, sagte er: "Ich denke, dass wir langfristig etwas bewegen konnten. Es sollte mehr Weiterbildungsprojekte im Bereich Inklusion geben, in denen Expert:innen in eigener Sache zu Wort kommen und aktiv mitarbeiten. Ich hoffe, dass sich auch andere Einrichtungen auf den Weg machen und barrierefreie Angebote gestalten. Inklusion bringt allen Menschen etwas!"
Eine Teilnehmerin des Modulbausteins Barrierefreiheit zog auf der Abschlussveranstaltung ihr Resümee: "Das Besondere an KuLO war die intensive Zusammenarbeit mit Herrn Pflantzer. Wir können viel über Inklusion und Barrierefreiheit lesen. Wir können uns von anderen sogenannten Expert:innen ohne Behinderung weiterbilden lassen. Wir können Wissen über Barrieren und über Maßnahmen zum Barriereabbau erwerben. Aber wir müssen erst ins Gespräch mit von Barrieren betroffenen Menschen kommen, um wirklich zu erkennen, was wichtig ist."
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Projekts unter: https://kulo.info/
Neue Mitarbeitende und aktuelle Ausschreibungen
Wir informieren über Neuigkeiten im Bereich Personal und offene Stellen am AW-ZIB

[red] Im September startete Paula Friedrich ihren Freiwilligendienst am AW-ZIB. Sie unterstützt in erster Linie die Bildungsfachkräfte bei ihrer Arbeit und wird diese bei ihren Bildungsangeboten an Hochschulen im ganzen Land begleiten.
Luisa Kabbe und Susann Bensch begannen im Oktober die Qualifizierung zur Bildungsfachkraft am AW-ZIB. Geleitet wird die Vollzeit-Qualifizierung von Sonderpädagogin Noemi Heister, die das AW-ZIB als KuLO-Mitarbeiterin schon kennt. Unterstützt wird das Team von Benjamin Heckwolf, Inclusive Education / Heilpädagogik-Student der Evangelischen Hochschule Darmstadt.
Verabschieden musste sich das Team von seinem Geschäftsführer Dr. Klemens Ketelhut. Wir danken Herrn Ketelhut für die Zusammenarbeit und wünschen ihm für seine neuen beruflichen Aufgaben bei Mosaik Deutschland e.V. alles Gute.
Das AW-ZIB hat eine Bundesfreiwilligendienst-Stelle (BFD) für die Nachqualifizierung ausgeschrieben. Die primären Aufgaben der BFD-Kraft wird es sein, die Strukturierung des Lernalltags zu begleiten, bei der Nutzung elektronischer Hilfsmittel wie zum Beispiel dem Laptop oder beim Lesen und Verfassen von E-Mails zu assistieren sowie bei der Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Themen zu unterstützen. Der BFD ist ein Angebot an Menschen jedes Alters, sich außerhalb von Beruf und Schule für das Allgemeinwohl zu engagieren. Der Freiwilligendienst wird vergütet.
Weitere Informationen zur ausgeschriebenen Stelle können auf der Website der Pädagogischen Hochschule Heidelberg entnommen werden.

Austausch im Großen und im Kleinen
Über Bildungsangebote, Expert:innenrunden und Beiträge auf wissenschaftlichen Tagungen
[nr|sm|hp|kt] In den letzten Monaten ist am AW-ZIB auch im Bereich der Bildungsarbeit viel passiert: Nach einem sehr erfolgreichen Sommersemester 2022 mit vielen anregenden Diskussionen mit Studierenden haben Mitarbeitende des Zentrums auch auf wissenschaftlichen Tagungen und in Expert:innenrunden ihr Wissen und ihre Erfahrungen eingebracht.
Die Nachfrage nach den Bildungsangeboten des AW-ZIB ist groß. Das Zentrum kooperiert derzeit landesweit mit über 15 Hochschulen und drei Seminaren für Aus- und Fortbildung von Lehrkräften und es liegen Anfragen weiterer Einrichtungen vor. Im vergangenen Sommersemester 2022 haben die Bildungsfachkräfte in 28 Bildungsveranstaltungen an 15 Standorten in Baden-Württemberg 850 Studierende erreicht und von ihren Inklusions- und Exklusionserfahrungen berichtet.
Darüber hinaus bringen Mitarbeiter:innen ihr Wissen und ihre Erfahrungen auch im Rahmen wissenschaftlicher Tagungen oder in Expert:innenrunden ein.
So diskutierten im Oktober Teammitglieder des Zentrums auf Einladung von Dr. Andre Baumann (Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Schwetzingen) in der Karl-Friedrich-Schimper-Gemeinschaftsschule (Schwetzingen) mit Sandra Boser (Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport), Schulräten des Staatlichen Schulamtes Mannheim, dem Konrektor der Karl-Friedrich-Schimper-Gemeinschaftsschule, Vertreter:innen der Elterninitiative Rhein-Neckar "Gemeinsam leben - gemeinsam lernen" und der "Projektgruppe Inklusion Eppelheim e.V." sowie dem Schwetzinger Oberbürgermeister Dr. René Pöltl über Gelingensbedingungen und Barrieren von Inklusion in der Schule. Die Pressemitteilung, die auf der Website von Dr. Andre Baumann abgerufen werden kann, informiert über mehr Details.
Auf der Online-Tagung des Berufsverbands evangelische Behindertenhilfe, die sich mit dem Schwerpunkt "Übergänge gestalten in der beruflichen Bildung und der Arbeitswelt" an ein heterogenes Publikum richtete, hielten Teammitglieder einen Vortrag auf der Online-Tagung. Und auf der Tagung "Lehrer:innenbildung für Inklusion – Hochschuldidaktische Konzepte und Perspektiven", die von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und der Universität Siegen organisiert wird, hielten Kolleg:innen eine Keynote zum Thema "Professionalisierung von Lehrkräften zur Inklusion unter Einbezug von Bildungsfachkräften mit Behinderungserfahrungen".
Ein Teil des Teams reiste Ende September nach Halle an der Saale, um an der Jahrestagung der Sektion Sonderpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft teilzunehmen. Sie hielten dort einen Beitrag zum Thema "Partizipative Bildungsarbeit zur Thematik Inklusion und Exklusion an der Hochschule".
"Wir berichteten aus den Perspektiven einer Bildungsfachkraft, der Pädagogischen Leitung sowie einer Lehrenden über die Bedeutung, Gestaltung und Reflexion unserer partizipativen Bildungsarbeit am AW-ZIB", so Karin Terfloth.
Im Anschluss an den Vortrag gab es dazu spannende Fragen und einen regen kollegialen Austausch zum Beitrag sowie den Möglichkeiten des Einbezugs von Erfahrungsexpert:innen an Hochschulen. Bei Kaffee und Nachmittagssnack war dann auch Gelegenheit, mit anderen Tagungsteilnehmenden ins Gespräch zu kommen. Für Herrn Pflantzer war dies eine neue Erfahrung: "Ich wurde auf Augenhöhe in die Diskussionen miteinbezogen. Das ist für mich gelebte Partizipation." Darüber hinaus bot auch der Gesellschaftsabend mit lockeren Gesprächen in einem schönen Ambiente viele Möglichkeiten zum weiteren Netzwerkaufbau.
Eine Herausforderung hingegen war die Barrierefreiheit – besonders im Hotel. Beim Befahren des Zimmers stellte Herr Pflantzer ziemlich schnell fest, dass das gebuchte barrierefreie Hotelzimmer ein Standardzimmer war: "Ich dachte, ich bin im falschen Film." Eine Reklamation und ein Zimmerwechsel schafften zwar Abhilfe, zeigten jedoch auch einmal mehr, dass der barrierefreie Zugang noch keine Selbstverständlichkeit ist.
Rückblickend fasst er zusammen: "Ich fand es gut, wieder mal unterwegs zu sein, andere Menschen kennen zu lernen und nicht nur am Schreibtisch zu sitzen und vor dem Laptop online zu referieren." Sarah Maier ergänzt, "dass es eine schöne Gelegenheit war, die Kollegin und den Kollegen auch über die Arbeit hinaus kennen zu lernen."
"Es ist wichtig, solche Tagungen zu besuchen, um das AW-ZIB bekannter zu machen, mit unterschiedlichsten Personen in den Austausch zu kommen, neue Kontakte zu knüpfen oder auch alte Kontakte wieder aufleben zu lassen. Und natürlich um mitzubekommen, welche Entwicklungen es an anderen Hochschulstandorten in Wissenschaft und Lehre gibt", resümiert Helmuth Pflantzer.

Berichte über das AW-ZIB und Vorträge
Auf unserer Website stellen wir Beiträge zusammen und informieren über Vorträge

[red] Auf unserer Website finden Sie im Pressespiegel Berichte, die über das AW-ZIB gedruckt oder online veröffentlicht wurden. Darüber hinaus sind Video-Beiträge und Podcast-Folgen abrufbar, an denen das Zentrum mitgewirkt hat.
Öffentliche Podiumsdiskussion
Am 01.12.2022 veranstaltet das AW-ZIB gemeinsam mit den kommunalen Behindertenbeauftragten des Rhein-Neckar-Kreises und der Stadt Heidelberg ab 17:30 Uhr eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema: "Freizeit inklusiv?! – Teilhabe an Sport, Kunst und Kultur". Veranstaltungsort wird der neue Karlstorbahnhof in Heidelberg sein. Die Schirmherrschaft hat die Landes-Behindertenbeauftragte inne.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des AW-ZIB.
Die aktuellen Artikel sind:
- 02.11.2022 "Digitale Inklusion - Über die Chancen und Herausforderungen von Digitalisierung für Menschen mit Behinderung"
(daktylos 2022: Medienbildung)
- 20.10.2022 "Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen Simone Fischer präsentiert neue Podcast-Folge zum Annelie-Wellensiek-Zentrum"
(Sozialministerium Baden-Württemberg)
- 17.10.2022 "Haltung ist das Entscheidende"
(andrebaumann.de)
- 26.09.2022 "Inklusion in der hochschulischen Bildung"
(Baden-Württemberg.de)
- 26.09.2022 "Vom Pilotprojekt zum Erfolgsmodell: Das Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung zieht Bilanz"
(Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst BW)
- 08.2022 "Professionalisierung des Service User Involvements durch Qualifikationsangebote"
(SUI Germany)
Digitale Inklusion
Über die Chancen und Herausforderungen von Digitalisierung für Menschen mit Behinderung
Pressesprecherin Verena Loos hat mit Bildungsfachkraft Helmuth Pflantzer über die digitale Teilhabe von Menschen mit Behinderung gesprochen. Der Beitrag von Frau Loos ist Anfang November im daktylos, dem bildungswissenschaftlichen Magazin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, erschienen. Sie können ihn im Folgenden lesen; die gesamte Ausgabe „Medienbildung“ finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/daktylos.
Schön ist die Welt, wenn sie auf einen zugeschnitten ist. Wenn man einfach durch die neusten Instagram-Posts scrollen kann. Das Ticket für das nächste Festival selbst online bucht. Oder während der Corona-Pandemie problemlos per Videokonferenz mit seinen Kolleg:innen zusammen arbeiten kann. Für mich ist das alles völlig selbstverständlich. Für Helmuth Pflantzer ist es das häufig nicht. Warum das so ist? Ich habe keine Behinderung. Pflanzer hingegen ist eine von sechs Bildungsfachkräften am Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Zuvor hat er jahrelang in einer Werkstatt für behinderte Menschen Schrauben sortiert. Heute spricht er – nach einer dreijährigen Vollzeit-Qualifizierung – mit Menschen in ganz Baden-Württemberg über seine Inklusions- und Exklusionserfahrungen.
Über Herausforderungen und Barrieren
Pflantzers erster Arbeitstag an der PH Heidelberg fällt mitten in die Corona-Pandemie. Die Hochschule hatte ihre Lehre in den digitalen Raum verlegt; die Kolleg:innen waren alle im Homeoffice. Und so ist auch Helmuth Pflantzer damit konfrontiert, sich professionell in einer kleinen Kachel präsentieren zu müssen. "Ich fand das spannend und herausfordernd zugleich", erinnert er sich. "Ich probiere gerne Neues aus und mag es, immer wieder gefordert zu werden. Und trotzdem war die digitale Lehre gerade zu Beginn wirklich schwierig: Ich musste lernen, mich mit meinem Assistenzsystem auf Zoom zurecht zu finden – während ich gleichzeitig meine Bildungsveranstaltung durchführte."
Während Helmuth Pflantzer über diese Zeit erzählt, überlege ich, wie ich mich neuen digitalen Herausforderungen stelle. Und bin schnell bei den zig Tutorials, die es im Internet für quasi jedes Problem gibt. Darauf angesprochen zuckt Pflantzer mit den Achseln: "Für Menschen mit Behinderung gibt es solche Anleitungen kaum. Ich habe das Glück, ein starkes Netzwerk zu haben, das meine speziellen Bedarfe kennt und mich etwa bei der Installation unterstützt bzw. mir die Bedienung geduldig erklärt. Andere haben dieses Glück nicht und können dann nicht teilhaben." Ich frage ihn, ob es ihn nervt, hier auf Hilfe angewiesen zu sein: "Manchmal schon. Zu meinen Aufgaben gehört es zum Beispiel, mit Kunst- und Kultureinrichtungen über Barrierefreiheit zu sprechen. Für mich stellen etwa viele Ticketsysteme eine Barriere dar: Mein Assistenzsystem kann die unterschiedlichen Schritte oft nicht richtig erfassen. Will ich privat eine Ausstellung sehen, muss ich eine andere Person bitten, das Ticket mit meinen Bankdaten zu kaufen."
Digitalisierung als Vorteil
Wir unterhalten uns darüber, ob die digitale Welt auch Vorteile hat. Für Helmuth Pflantzer liegen diese klar auf der Hand: "Ich könnte nie so viele Menschen erreichen, wenn ich zu jeder Veranstaltung anreisen müsste – als Rollstuhlfahrer ist das nämlich nicht so einfach. Über mein digitales Assistenzsystem kann ich mir zudem Texte vorlesen lassen, die ich sonst durch meine Sehbehinderung kaum erfassen könnte. Und Sprachnachrichten erleichtern es mir, mit Freunden im ganzen Land in Kontakt zu sein."
Bis Menschen mit Behinderung jedoch gleichberechtigt an der digitalen Welt teilhaben können, ist es für Pflantzer noch ein langer Weg: "Es ist wichtig, dass wir laut darüber sprechen. Damit Hersteller die digitale Barrierefreiheit von Beginn an mitdenken – hiervon würden zum Beispiel auch ältere Menschen profitieren. Gleichzeitig sollten (angehende) Lehrkräfte dabei unterstützt werden, auch Kindern mit Behinderung digitale Teilhabe zu ermöglichen. Damit sie es später leichter haben als ich."
Einen Beitrag leisten
Ich danke Helmuth Pflantzer für das Gespräch und schließe unseren Zoom-Raum. Gleichzeitig nehme ich mir vor, zukünftig weniger genervt zu sein, wenn ich bei meiner Pressearbeit unter Zeitdruck auf Instagram ein Bild per Text beschreiben muss oder auf unserer Website an die Formatvorlagen gebunden bin. Denn: Für mich ist es nur ein kleiner Schritt mehr; für jemanden wie Helmuth Pflantzer ermöglicht es jedoch die Teilhabe an der Welt.
Weitere Neuigkeiten aus der Öffentlichkeitsarbeit
Podcast mit der Landesbehindertenbeauftragten
[red] Im Sommer haben Professorin Dr. Karin Terfloth und Bildungsfachkraft Helmuth Pflantzer mit der Landesbehindertenbeauftragten Simone Fischer in ihrem Podcast „Beteiligung schafft Gesellschaft. Einfach Inklusion.“ gesprochen. In ihrem Podcast geht es unter anderem um Gerechtigkeit, Chancengleichheit und um die Zugehörigkeit zu unserer Gesellschaft.
Fischer, Terfloth und Pflantzer tauschten sich über die Qualifizierung zur Bildungsfachkraft und den Weg von der Werkstatt für behinderte Menschen bis zur Anstellung an einer Hochschule aus. Sie sprachen auch über die landesweite Bildungsarbeit des AW-ZIB und darüber, wie nicht nur die PH Heidelberg mit und durch das Zentrum angestoßen wird, inklusionsorientierte Strukturen zu entwickeln.
Der Podcast ist auf allen gängigen Plattformen (unter anderem Spotify, Deezer) zu hören. Auf YouTube wird er mit Untertiteln angezeigt und in Gebärdensprache übersetzt.

Inklusion im Barockschloss Mannheim
Neue Schlossführung für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung
[velo] Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg möchten die landeseigenen Monumente für möglichst viele Menschen erlebbar machen. Auch die Schlossverwaltung Mannheim strebt ein hohes Maß an Barrierefreiheit und inklusiven Angeboten an. Vor diesem Hintergrund hat sie – in enger Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg – zwei neue Schlossführungen für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung entwickelt. Sie ergänzen das Führungs- und Veranstaltungsangebot des Barockschlosses Mannheim und sind ab sofort für Gruppen buchbar.
Auf Grundlage einer Masterarbeit hat die Schlossverwaltung in Zusammenarbeit mit der Service Center Schloss Heidelberg GbR und weiteren Beteiligten zwei neue Führungen für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung entwickelt: eine für Schüler:innen ab 8 Jahren und eine für Erwachsene. Die beiden inklusiven Schlossrundgänge ergänzen das vielfältige Führungs- und Veranstaltungsangebot des Barockschlosses Mannheim. Sonja Menold, die Leiterin der Schlossverwaltung Mannheim, betont: "Wir möchten Barrieren beseitigen und das Schloss Mannheim für möglichst viele Besucherinnen und Besucher öffnen. Alle sind eingeladen, uns zu besuchen und die Residenz auf verschiedenen Wegen zu erkunden – unabhängig davon, welche Sprache sie sprechen oder ob sie eine Beeinträchtigung haben." Umso mehr freut sich die Schlossverwalterin über die beiden neuen Angebote: "Jetzt können blinde und sehbehinderte Besucherinnen und Besucher das Schloss noch besser erleben." Die beiden inklusiven Rundgänge laden Kinder, Jugendliche und Erwachsene dazu ein, das riesige Barockschloss sowie seine prunkvollen Räume und Ausstattung zu erfühlen, abzutasten und abzulaufen, zu riechen und zu hören.
Die beiden Rundgänge für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung führen zu den Highlights des Mannheimer Barockschlosses – vom Treppenhaus mit zweiläufiger Treppe, Stuckbildern und Deckenfresken über den prächtigen Rittersaal, das Herzstück der Residenz, wo man Marmor und Stuckmarmor abtasten kann, bis zum kursfürstlichen Appartement. Hier können die großen und kleinen Schlossgäste Musik hören und dabei mehr über die Mannheimer Schule erfahren, sowie historische Möbel, sogenannte Stilmöbel, abtasten. Einer der Stühle ist dem historischen Neorokoko zuzuordnen, der andere dem Louis-Seize-Stil. Außerdem können die Gäste an verschiedenen Gewürzen riechen. Anders als die Erwachsenen, dürfen sich die Kinder und Jugendlichen zu Beginn der Führung verkleiden und in barocker Kleidung das Schloss erkunden.
Als Grundlage für die Konzeption der Blindenführungen diente die Masterarbeit von Leila Ortmann mit dem Titel "Das Mannheimer Schloss als inklusiver Lernort für Schülerinnen und Schüler mit Blindheit und Sehbehinderung". Als Teil ihrer Abschlussarbeit ließ Ortmann auch mehrere Tastmodelle anfertigen, unter anderem vom Schloss und von einem Fenster mit Stuckrelief. Maßgeblich an der Entwicklung der beiden Blindenführungen beteiligt waren Elisabeth Kröger und Heide Roth-Bühler: Die Schlossführerinnen der Service Center Schloss Heidelberg GbR brachten ihre Erfahrung für bedarfsgerechte Besuchsangebote ein. Professor Dr. Markus Lang vom Institut für Sonderpädagogik der Pädagogischen Hochschule Heidelberg hat die Masterarbeit von Ortmann betreut. Das ist nicht das erste Projekt mit dem Institut für Sonderpädagogik: Dr. Uta Coburger, die für Schloss Mannheim zuständige Konservatorin, unterstützt die Zusammenarbeit mit Professor Lang zur Verbesserung des inklusiven Besuchsangebots in den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württembergs.
Weitere Informationen finden Sie unter www.schloss-mannheim.de bzw. unter www.ph-heidelberg.de/ifs.

Andere machen auch spannende Sachen
Wir zeigen Ihnen ausgewählte Beispiele
Positionspapier der Bundesvereinigung Lebenshilfe zur Teilhabe am Arbeitsleben
Ein Jahr lang hat die Bundesvereinigung Lebenshilfe in ihren Gremien und auf Fachtagen, online und live, umfassend und breit zur Teilhabe am Arbeitsleben diskutiert. Im September haben Bundesvorstand und Bundeskammer das Positionspapier "Auf dem Weg zu inklusiver Arbeit und gerechter Entlohnung für Menschen mit geistiger Behinderung" verabschiedet. Darin fordert die Lebenshilfe eine Reform der Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. Ziele sollen die langfristige Schaffung eines inklusiven Arbeitsmarktes und eine gerechte Entlohnung von Menschen mit Behinderung sein.
Hierfür hat die Lebenshilfe in ihrer Positionierung neun Kriterien erarbeitet, die bei der Reform Beachtung finden sollen. Auch die aktuell in der Diskussion stehenden Modelle zur Weiterentwicklung des WfbM-Entgelts werden in dem Positionspapier bewertet. Weitere Informationen zum Thema und das Positionspapier in Leichter und schwerer Sprache finden sie auf der Website der Lebenshilfe.
Sprachwissenschaftlerin erforscht Inklusion von Menschen mit Behinderung in sozialen Medien
Dr. Annamária Fábián-Trost, Linguistin an der Universität Bayreuth, ist eine von sieben Forscher:innen, die ab Oktober 2022 vom Bayerischen Wissenschaftsministerium und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften aus dem Programm "Digitale Transformation" gefördert werden.
Im Mittelpunkt ihres Projekts „Digitale kommunikative Strategien in den sozialen Medien für die Inklusion der Menschen mit Behinderung“ stehen digitale Instrumente und kommunikative Strategien, die in sozialen Medien zur Diskriminierung von Menschen mit Behinderung angewendet werden oder im Gegenteil die Inklusion von Menschen mit Behinderung nachhaltig stärken können. "Die Digitalisierung bietet Menschen mit Behinderung neue Chancen für eine offene, diskriminierungsfreie Kommunikation über eigene Erfahrungen und Lebensentwürfe. Soziale Medien sind digitale Räume, in denen Menschen mit Behinderung Diskurse über Inklusion und Ausgrenzung mitgestalten, Stereotype nachhaltig verändern und öffentliche Sichtbarkeit erlangen können", so Fábián-Trost.
Ziel des neuen Projekts sind nicht allein linguistische und kommunikationswissenschaftliche Analysen. Es geht ebenso um die Erarbeitung konkreter Formulierungsempfehlungen, die sich beispielsweise an Medien, Unternehmen, Kultureinrichtungen und politisch Verantwortliche richten. Sie können den jeweiligen Zielgruppen dabei helfen, ihre Kommunikation so zu gestalten, dass die Inklusion von Menschen mit Behinderung gestärkt wird. Ein zentraler Aspekt der Forschungsarbeiten werden auch die Mechanismen sein, die in den sozialen Medien für Hassreden oder Cybermobbing eingesetzt werden und sich vorsätzlich gegen Menschen mit Behinderung richten.
Lehramtsstudierende müssen konsequent auf Inklusion vorbereitet werden
Deutschland hat sich 2009 mit der UN-Behindertenrechtskonvention zur Schaffung eines inklusiven Schulsystems verpflichtet. Fortschritte bei der Umsetzung zeigen sich in den Klassenzimmern und in der Lehrerbildung an den Hochschulen. Allerdings werden noch immer nicht alle zukünftigen Lehrkräfte auf die gestiegene Vielfalt in den Klassenzimmern vorbereitet. Dies zeigen Daten des Monitor Lehrerbildung.
Im Jahr 2014 erhob der Monitor Lehrerbildung mit einer Befragung von Ländern und Hochschulen erstmals Daten zur Inklusion in der Lehrerbildung. Diese wurden im Jahr 2020 aktualisiert. Im Zeitvergleich zeigt sich, dass das Thema in allen Lehramtstypen von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II stärker an Bedeutung gewonnen hat. Wie gut angehende Lehrkräfte auf die individuelle Förderung von Schüler:innen vorbereitet werden, hängt aber von der Schulform ab, für die die Studierenden ausgebildet werden.
Die Expert:innen des Monitor Lehrerbildung sprechen sich in einem aktuellen Policy Brief unter anderem dafür aus, Inklusion zu einem verpflichtenden Studienbestandteil für alle Lehramtsstudierenden zu machen. Das Thema soll sich wie ein roter Faden durch das Lehramtsstudium ziehen, unabhängig von der angestrebten Schulform.
Der Monitor Lehrerbildung ist die bundesweit einzige Datenbank zum Lehramtsstudium. 61 Hochschulen und alle 16 Länder beteiligten sich an der Erhebung des Monitor Lehrerbildung im Jahr 2020. Der Monitor Lehrerbildung ist ein gemeinsames Projekt von Bertelsmann Stiftung, CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Robert Bosch Stiftung GmbH und Stifterverband.
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