Newsletter-Ausgabe April 2024
Liebe Leser:innen,
mit unserem Newsletter möchten wir Sie über die vielfältige Arbeit am Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung (AW-ZIB) informieren. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln berichten wir aus den verschiedenen Bereichen: Woran arbeiten wir aktuell? Was waren die Highlights der vergangenen Monate und an welchen weiteren Projekten sind wir längerfristig beteiligt? Was sind darüber hinaus Neuigkeiten, die das AW-ZIB betreffen?
Erfahren Sie im aktuellen Newsletter mehr über den Besuch, den wir im November 2023 begrüßen durften, und was das AW-ZIB zum „Tag der Vielfalt“ beigetragen hat.
Wie beschreiben Bildungsfachkraft Thorsten Lihl, Assistent Jan-Erik Möller und die Pädagogische Leitung Sarah Maier ihre Zusammenarbeit? Wie entwickelt sich die zunehmende Verantwortungsübernahme der Bildungsfachkräfte in ihrem Arbeitsalltag? Was verbindet die Bildungsfachkräfte des AW-ZIB mit der Strategie "Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten."? Und welche Erfahrungen machten Pascal Bürgy (Bundesfreiwilligendienst) und Melissa Pfeiffer (Studentin im Praxissemester) an unserem Zentrum?
Verfolgen Sie die im November 2023 von Bildungsfachkraft Anna Neff durchgeführte inklusive Bildungsreise und den aktuellen Stand der Qualifizierung zur Bildungsfachkraft von Susann Bensch und Louisa Kabbe.
Welche neuen Kolleginnen konnten wir im Februar im Bereich der Forschung begrüßen und was nehmen David Dörrer und Christina Mechler aus ihren drei Jahren Abordnung mit in ihr zukünftiges Berufsleben?
Antworten auf diese Fragen sowie viele weitere spannende Themen erwarten Sie in unserem aktuellen Newsletter.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
die Newsletter-Redaktion des AW-ZIB
Ministerin Olschowski zu Gast am AW-ZIB
[velo, nr] Wissenschaftsministerin Petra Olschowski war am 23. November 2023 zu Gast an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
Sie informierte sich über die Arbeit des AW-ZIB und tauschte sich mit Bildungsfachkräften und anderen Teammitgliedern aus.
Die Wissenschaftsministerin lobte das Zentrum: „Gemäß dem Motto der UN-Behindertenrechtskonvention ,Nichts ohne uns, über uns‘ bringen sich die Bildungsfachkräfte in die Lehrkräftebildung und in Forschungsprojekte ein. Dadurch vermitteln sie angehenden Lehrkräften inklusives Wissen und ermöglichen einen Perspektivwechsel – für mehr Teilhabe im Klassenzimmer“.
„Wir freuen uns sehr, Ministerin Petra Olschowski erneut an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg begrüßen zu dürfen", erklärte Rektorin Vach. „Bildungseinrichtungen und insbesondere Schulen stehen heute nicht nur in der Inklusion vor nie dagewesenen Herausforderungen. Als bildungswissenschaftliche Hochschule stellen wir uns diesen gerne. Hierzu braucht es neben der eigenen Organisationsentwicklung jedoch auch starke Partner. Das Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung ist hier das beste Beispiel: Wir haben das Wissenschaftsministerium sowohl beim Auf- als auch Ausbau des Zentrums als verlässlichen Unterstützer erfahren. So konnte das AW-ZIB zum Leuchtturm in Sachen Inklusion werden. Dieses Erfolgsmodell mit Ministerin Olschowski fortzuführen, ist uns ein wichtiges Anliegen."
Austausch mit Jürgen Dusel über aktuelle Fragen der Inklusion
[velo, nr] Ende November 2023 erhielt das Team des AW-ZIB gleich zweimal politischen Besuch: Nachdem am Vormittag Wissenschaftsministerin Petra Olschowski zu Gast war, tauschte sich am Nachmittag Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, mit Teammitgliedern des AW-ZIB aus und nahm anschließend an einem Bildungsangebot der Bildungsfachkräfte teil.
Jürgen Dusel, Bundesbehindertenbeauftragter, sprach am Nachmittag mit Mitarbeitenden des AW-ZIB über aktuelle Fragen der Inklusion, insbesondere in den Bereichen Beschäftigung und Bildung. Im Anschluss nahm Herr Dusel an einem Bildungsangebot teil, bei dem die Bildungsfachkräfte Thilo Krahnke und Helmuth Pflantzer mit Studierenden über ihre frühere Arbeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen sowie ihren Übergang auf den ersten Arbeitsmarkt sprachen.
Jürgen Dusel sagte anschließend: „Ich finde es vorbildlich, wie hier an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg neue Wege in der Lehre gegangen werden. Bildungsfachkräfte, die zuvor in Werkstätten für behinderte Menschen gearbeitet haben, bringen auf Augenhöhe ihre Expertise und Erfahrungen als Menschen mit Lernschwierigkeiten ein. Sie lehren und forschen gemeinsam mit Menschen ohne Behinderungen zu Querschnittsaufgaben der Inklusion. Das ist ein Leuchtturmprojekt für Baden-Württemberg und darüber hinaus.“
Professorin Dr. Vera Heyl, die das AW-ZIB gemeinsam mit Professorin Dr. Karin Terfloth leitet, betonte: „Es freut uns, dass unsere Arbeit auch auf Bundesebene als Leuchtturm wahrgenommen wird! Nur gemeinsam können wir es schaffen, dass noch mehr Hochschulen die Potenziale von Menschen mit Behinderung erkennen und sie als festen Bestandteil des Lehrkörpers anstellen.“ Terfloth ergänzte: „Seit der Gründung vor drei Jahren haben die Bildungsfachkräfte an 18 Hochschulen und mit über 5.600 Studierenden gesprochen. Sie haben ihr großes Erfahrungswissen zudem in zahlreichen Tagungen und Workshops weitergegeben. Das zeigt den großen Bedarf und wir freuen uns darauf, unsere Arbeit gemeinsam mit unseren Partnern auf Landes- und Bundesebene nicht nur fortzuführen, sondern auch auszubauen.“
Neue Mitglieder am AW-ZIB
[nr] Im Dezember 2023 fand die dritte Mitgliederversammlung des AW-ZIB statt. Wesentliche Tagesordnungspunkte waren die Aufnahme neuer Mitglieder und deren Erwartungen an die Mitgliedschaft sowie die Aussprache über den Tätigkeitsbericht für den Zeitraum 1. Oktober 2022 bis 30. September 2023.
Foto: 1. Reihe v. l. n. r.: M. Gänßmantel, Dr. F. Janz, U. Fessler
2. Reihe v. l. n. r.: Dr. B. Bogner, L. Schröder, M. Wetterauer
Die Satzung des AW-ZIB konkretisiert die Möglichkeiten, Mitglied im AW-ZIB zu werden. Es wird zwischen verschiedenen Arten der Mitgliedschaft unterschieden: Personen, die Teil des Kern-Teams sind, sind auch automatisch Mitglieder des AW-ZIB. Darüber hinaus können aber auch andere Personen einen Antrag auf Mitgliedschaft stellen: Mitglieder und Angehörige der Pädagogischen Hochschule Heidelberg sowie externe Personen, die einen Beitrag zur Erfüllung der Zielsetzungen und Aufgaben des AW-ZIB leisten (assoziierte Mitglieder) und uns zum Beispiel dabei unterstützen, die Inklusion im Land voranzubringen.
Die Mitgliederversammlung hat die Aufnahme von fünf PH-internen Mitgliedern beschlossen: Dr. Barbara Bogner (Behindertenbeauftragte), Ulrike Fessler (Ansprechperson für Antidiskriminierung), Dr. Frauke Janz (Gleichstellungsbeauftragte), Lutz Schröder (Leiter der Stabsstelle Qualitätsmanagement) sowie Max Wetterauer (Geschäftsführer des Transferzentrums).
Darüber hinaus wurde auch Michael Gänßmantel, ehemalige Bildungsfachkraft am AW-ZIB, als assoziiertes Mitglied bestätigt.
Dr. Frauke Janz: „Ich empfinde das AW-ZIB als große Bereicherung für die Hochschule und zwar sowohl für die Studierenden als auch für uns Kolleg:innen. Das AW ZIB ist ein Alleinstellungsmerkmal der PH und als solches inzwischen auch tatsächlich standortübergreifend bekannt! Und welches Potenzial hier steckt, konnte man sowohl bei der AW-ZIB-Tagung als auch zuletzt beim Tag der Vielfalt eindrücklich erleben.”
Max Wetterauer ergänzt und stellt den Bezug zu seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Transferzentrums her: „Als Transfermanager dreht sich meine Arbeit um die Verknüpfung von Wissenschaft mit der Praxis. Kaum eine Einrichtung an der Hochschule steht derart sinnbildlich für diesen Ansatz wie das AW-ZIB: Hier wird Inklusionsforschung nicht nur vorangebracht und in der Lehre implementiert, sondern auch ganz praktisch im Arbeitsalltag angewandt. Das AW-ZIB leistet damit nicht nur einen großen Beitrag zum Transferverständnis der Hochschule, sondern bereichert obendrein das Hochschulleben durch seinen Vorbildcharakter in der Inklusion. Dass ich diese Anstrengungen nun als Mitglied unterstützen darf, freut mich sehr!“
Dr. Barbara Bogner fasziniert, wie Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam arbeiten, Bildungsangebote machen und an Forschung partizipativ mitwirken. „Als Behindertenbeauftragte sehe ich in meinem Amt nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben von Studierenden in Bezug auf die Gestaltung von Studium und Prüfungen. Als Mitglied kann ich die Aktivitäten des AW-ZIB sicher noch intensiver verfolgen.”
Die Antragsteller:innen sind zunächst für fünf Jahre Mitglied im AW-ZIB.
Weitere Informationen finden Sie unter "Netzwerk: (Assoziierte) Mitglieder".
Vielfalt und Barrierefreiheit erfahrbar werden lassen
[ve, nr] Im Rahmen von VieleDa fand Ende November 2023 der Tag der Vielfalt statt. In unterschiedlichen Formaten (z.B. Impuls-Sessions, Thementische, Vorträge und vieles mehr) konnten Vielfalt und Antidiskriminierung entdeckt und diskutiert werden. Das AW-ZIB hat einen Selbsterfahrungsparcours angeboten, bei dem bauliche und kommunikative Formen von Barrieren an der Hochschule erlebbar wurden. Zudem haben sich Mitglieder des Forschungsplenums in einem Workshop mit Interessierten über Hürden und mögliche Lösungen im Hinblick auf die Zusammenarbeit in inklusiven Teams ausgetauscht.
Die Wahrnehmung und Wertschätzung von Vielfalt als eine Ressource an Hochschulen sind zentrale Prozesse, die durch das Projekt „Vielfalt leben, Diskriminierung abbauen“ (VieleDa), gestärkt werden sollen. Nachdem die Pädagogische Hochschule Heidelberg bei der Ausschreibung „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ erfolgreich war, wird sie seit Juni 2023 bis April 2024 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Hochschulrektorenkonferenz unterstützt, einen Prozess zur Wahrnehmung und Wertschätzung von Vielfalt als Ressource in der Hochschule zu starten.
Insbesondere Hochschulen können als Orte der Wissensgenerierung beziehungsweise -vermittlung entscheidende Impulsgeberinnen für den sozialen Wandel sein. Im Rahmen der Woche der Vielfalt war der Aktionstag der Vielfalt am 28. November 2023 das Highlight der Woche. Die Mitglieder der PH Heidelberg waren zuvor dazu aufgerufen worden, Formate zu entwickeln, die die Themen Vielfalt, Antidiskriminierung und Barrierefreiheit behandeln.
Auch das AW-ZIB hat verschiedene Angebote konzipiert: So hatten Interessierte die Möglichkeit, zu erfahren, wie es sein kann, sich mit einer Hör-, Seh- oder Gehbeeinträchtigung in der Hochschule zu bewegen. Dazu haben sie verschiedene Aufgaben vom AW-ZIB aus erledigt. Zum Beispiel nicht sehend ein Glas Wasser aus dem Trinkwasserspender vor der Mensa zu zapfen. Oder mit einem Gehörschutz an einer Diskussion in der Mehrzweckhalle teilzunehmen.
Wie gut gelingt es, mit dem Rollstuhl vom AW-ZIB aus, welches am barrierefreien Eingang im Untergeschoss zu finden ist, zur Didaktischen Werkstatt Inklusion im dritten Obergeschoss zu gelangen? Wie einige Studierende feststellen mussten: Gar nicht so einfach! Eine Studentin war überrascht, wie schwierig es ist, einen Gang mit vielen Türen zu durchqueren. Im anschließenden Gespräch mit Bildungsfachkraft Helmuth Pflantzer wurde ihr klar, dass diese Barrieren auch nach Jahren im Rollstuhl nicht leichter zu überwinden sind.
Dieses Beispiel verdeutlicht, warum Selbsterfahrungsparcours immer angeleitet werden sollten und nicht kontextlos betrachtet werden dürfen. Richtig durchgeführt, bieten Selbsterfahrungen die Möglichkeit, für Themen, in diesem Fall Barrieren, zu sensibilisieren. Gerade deshalb war der Prozess der angeleiteten Reflexion mit Expert:innen in eigener Sache so wichtig.
Hürden und mögliche Lösungswege bei der Zusammenarbeit in inklusiven Teams standen in einem Workshop, den Mitglieder des AW-ZIB-Forschungsplenums angeboten haben, im Fokus. Dabei wurden auch unterschiedliche Perspektiven der Mitglieder (Bildungsfachkräfte, Studierende sowie akademisch Forschende) geteilt und diskutiert. Für Studierende, die sich in ihrer Studienlaufbahn viel mit Themen wie Barrierefreiheit, Inklusion und Diskriminierung auseinandersetzen, bieten solche Workshops viele Möglichkeiten, ihr Wissen zu verknüpfen. Aber auch andere Mitglieder der Hochschule können durch die am AW-ZIB gemachten Erfahrungen im Hinblick auf die Zusammenarbeit in inklusiven Teams Impulse für die eigene Arbeit mitnehmen.
Anna Neffs inklusive Studienreise nach Sevilla
[nr] Der Arbeitskreis Europa der Bundesarbeitsgemeinschaft der Heilerziehungspflegeschulen führt in regelmäßigen Abständen inklusive Studienwochen in Europa durch, in denen sich Menschen aus unterschiedlichen Kulturen begegnen. Im November 2023 fand unter dem Titel "MotivArte - Stark sein - eine Welt für alle gestalten" eine Studienwoche in Sevilla statt. Bildungsfachkraft Anna Neff nahm gemeinsam mit Mitgliedern der Fachschule für Sozialwesen der Johannes-Diakonie daran teil.
Ein Bericht von Anna Neff
[an] Die Reise startete, als ich am Morgen zu Hause abgeholt wurde. Wir waren eine Gruppe von 40 Menschen. Einige waren von der Fachschule der Johannes-Diakonie in Neckarbischofsheim. Mit ihnen bin ich auch zusammen zum Flughafen gefahren. Der Flug war sehr gut, obwohl wir Bedenken hatten, ob wir überhaupt fliegen können, weil Sturm war. Ich hatte auch eine Assistentin mit dabei. Meine Assistentin für die Reise war Samira, sie arbeitet als HEP (Anm. d. Red.: Heilerziehungspflegerin) in einer Wohngruppe der Johannes-Diakonie. Für mich war es wichtig, dass ich den Assistenzen vertrauen kann. Wir haben uns deswegen vor der Reise einmal über Zoom getroffen, um uns kennenzulernen. Ich gehe ja nicht mit irgendjemand Fremdem weg, den ich vorher noch nie gesehen habe. Das ist mir dann auch unangenehm. Ich muss ja der Assistenz auch sagen, was für Unterstützung ich brauche.
Vom Flughafen ging es dann ins Hotel. Nachdem wir die Zimmer bezogen hatten, war ich noch mit den HEP in der Stadt, in Sevilla. Wir haben eine Kirche besichtigt, die fand ich sehr schön. Es gibt in der Stadt auch Pferdekutschen, die haben mir am besten gefallen.
Am nächsten Morgen sind wir nach dem Frühstück mit einem Bus dorthin gefahren, wo wir dann immer Workshops hatten. Es gab verschiedene Workshops: Tanzen, Basteln, sogar etwas mit Technik. Ich war im Workshop Kunst. Da haben wir verschiedene Figuren aus Pappmaschee hergestellt und bunt angemalt. Manche haben auch einen Keilrahmen gemacht und den dann gestaltet. Ich habe eine große Mickey Maus gemalt. Wir waren mehrere Tage dort. Man hätte die Workshops wechseln können, aber ich wollte in Kunst bleiben, weil ich es dort gut fand. Am vorletzten Tag gab es für alle eine Workshop-Vorstellung. Da haben wir gezeigt, was wir erarbeitet haben.
Die Workshops gingen den ganzen Tag, wir haben dort auch Mittag gegessen. Am Nachmittag sind wir meistens zurück ins Hotel. Dann sind wir oft noch Essen gegangen und haben uns unterhalten. Das haben wir dann in kleineren Gruppen gemacht.
An einem Nachmittag haben wir eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen besucht und uns angeguckt, wie die da so arbeiten. Sie haben dort Seifen hergestellt, mit Wolle gearbeitet und mit Holz, sie haben gekocht und es gab Hauswirtschaft. Sie haben gesagt, dass sie dort für ihre Arbeit in der Werkstatt gutes Geld bekommen. Die Übersetzerin hat gesagt, dass in einer Gruppe immer 2-3 Assistenzen mit drin sind. Das ist dann nicht so wie bei uns in der Werkstatt, dass es so große Gruppen gibt mit nur einem Betreuer. Es waren eher kleinere Arbeitsgruppen – aber mit mehr Assistenzen. Das finde ich gut. Das war echt erstaunlich. Dass das System ganz anders funktionieren kann als in Deutschland. Wir haben da die meiste Zeit mit den Assistenzen gesprochen, die Menschen mit Behinderung waren eher ruhig, sie haben vor sich hingearbeitet. Da habe ich gedacht: Das kennst du auch von dir selbst, wenn du beschäftigt bist, willst du nicht viel reden.
Ich habe in Spanien viel von meiner Arbeit erzählt, dass ich eine Bildungsfachkraft bin und zum Beispiel Workshops und Seminare gebe. Dass es mir Spaß macht, meine Erfahrungen weiter zu geben – und dass ich tolle Rückmeldungen bekomme. Die anderen kannten Bildungsfachkräfte noch nicht, sie waren baff, das war für sie etwas Neues. Ich möchte meine Arbeit als Bildungsfachkraft weiter in die Welt tragen und darüber sprechen, was ich arbeite und was ich erlebt habe.
Am letzten Tag der Reise sind wir am Strand gewesen, wir hatten da richtig gutes Wetter. Wir sind spazieren gegangen, haben Eis gegessen, uns unterhalten und wir haben Nummern ausgetauscht. Zum Abschied haben wir von einer Spanierin Freundschaftsbändchen bekommen. Ich habe auf der Reise tolle Leute kennengelernt. Mit einigen habe ich auch immer noch Kontakt, denn wir haben eine WhatsApp-Gruppe so mit 10-11 Leuten. Da sind auch HEP aus Berlin dabei und aus Spanien. Die Übersetzerin ist auch Teil unserer WhatsApp-Gruppe, sie übersetzt dann, was die Spanier so schreiben.
Es war eine sehr schöne Reise, sie hat mir Spaß gemacht – es gab aber auch einige Barrieren. Zum Essen mussten wir zum Beispiel immer einen steilen Berg hochlaufen. Wenn mein Kollege Hartmut mitgegangen wäre, der hätte das eher nicht geschafft. Auch in der Stadt, in Sevilla, gab es überall so Hubbel und hohe Bordsteine, über die man drüber musste. Und dann war da noch die Sprachbarriere: Für mich war es ab und zu schwierig, die Spanier in meiner Gruppe zu verstehen, vor allem, wenn die Übersetzerin nicht da war. Wir haben es dann versucht mit Händen und Füßen. Es ging zwar einigermaßen, war aber auch schwierig.
Ich habe auf der Reise viel gelernt, auch über mich selbst. Am Anfang war ich mir nämlich nicht sicher, ob ich überhaupt mitkommen soll. Ich reise nicht oft ohne meine Mutter. Aber ich bereue es nicht. Ich habe gelernt, dass ich auch ohne meine Mutter gut fliegen kann. Wenn ich eine Assistenz habe, die mit mir fliegt, dann packe ich das auch. Ich bin jetzt ein bisschen weniger abhängig – das finde ich toll.
Ein Bundesfreiwilligendienst am AW-ZIB
[nr] Pascal Bürgy absolviert seit September 2023 seinen Freiwilligendienst am AW-ZIB. Er unterstützt dabei schwerpunktmäßig die Bildungsfachkräfte. „Ich habe in meiner Zeit hier schon super viel lernen können, über die Arbeit mit Menschen mit Behinderung und nicht zuletzt über mich selbst“, so Bürgy.
Ein Bericht von Pascal Bürgy
[pb] Ich heiße Pascal Bürgy, bin 22 Jahre alt und mache seit September 2023 einen Bundesfreiwilligendienst am AW-ZIB. Davor habe ich bereits zwei Semester lang in Heidelberg Geographie studiert, habe aber schnell gemerkt, dass es nicht das richtige Studium für mich ist und dass ich mich nochmal umorientieren möchte.
Bei der Suche nach einer Stelle für einen Freiwilligendienst ist mir das AW-ZIB gleich aufgefallen, weil es eine sehr außergewöhnliche Einrichtung ist, von der ich bis dahin noch nie etwas gehört hatte. Ich habe dann lange überlegt und musste etwas über meinen eigenen Schatten springen, weil ich zuvor noch nicht mit Menschen mit Behinderung gearbeitet hatte und ein paar Berührungsängste hatte. Die waren aber schnell abgebaut, denn ich wurde von Anfang an sehr gut in das Team aufgenommen und konnte langsam in meine neuen Aufgaben hineinwachsen.
Dazu gehört es vor allem, die Bildungsfachkräfte bei ihrer Vorbereitung auf die verschiedenen Bildungsangebote zu unterstützen. Ich helfe ihnen zum Beispiel dabei, die Vorbereitung zeitlich zu planen, wichtige Inhalte zu wiederholen, Texte zu schreiben und anzupassen, Präsentationen zu erstellen und die Seminare gemeinsam zu üben. Zusammen mit den einzelnen Bildungsfachkräften erstelle ich individuelle Hilfsmittel wie Mindmaps oder Texte mit Bildern. Außerdem unterstütze ich beim Schreiben von E-Mails oder bei kleineren technischen Problemen. Ab und zu darf ich dann auch bei den Bildungsangeboten dabei sein und die Bildungsfachkräfte an andere Hochschulen begleiten, an denen sie Seminare halten.
Nach der Hälfte meiner Zeit am AW-ZIB weiß ich auf jeden Fall, dass es eine gute Entscheidung war, einen Freiwilligendienst zu machen.
Anderen jungen Menschen, die sich ebenfalls ein Jahr lang an neuen Aufgaben ausprobieren möchten und offen für Erfahrungen sind, kann ich das AW-ZIB als Einsatzstelle sehr empfehlen. Ich habe in meiner Zeit hier schon super viel lernen können, sei es über die Themen der Bildungsangebote, über die Arbeit mit Menschen mit Behinderung und nicht zuletzt über mich selbst. Mir macht die Arbeit Spaß und ich kann mir gut vorstellen, nach meinem Freiwilligendienst ein Studium im sozialen Bereich zu beginnen, auch wenn ich mir noch unsicher bin, in welche Richtung es genau gehen soll.
Pascal Bürgys Freiwilligendienst endet im August 2024. Ab September 2024 haben wir erneut zwei Stellen im Freiwilligendienst zu vergeben, entweder als Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder als Bundesfreiwilligendienst (BFD). Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.ph-heidelberg.de/aw-zib/freiwilligendienste/
Auf dem Weg zu mehr Empowerment
[tl, sm, jem] Ein Bildungsangebot wird in der Regel von zwei Bildungsfachkräften ausgebracht und von einer Assistenz begleitet. Im vergangenen Wintersemester 2023/24 gab es Veränderungen im Hinblick auf die Verantwortlichkeit der Vorbereitung, Durchführung und Reflexion der Bildungsangebote. Bildungsfachkraft Thorsten Lihl, Assistent Jan-Erik Möller und die Pädagogische Leitung Sarah Maier reflektieren ihre Zusammenarbeit sowie die Auswirkungen der zunehmenden Verantwortungsübernahme der Bildungsfachkräfte.
Mehr erfahren
Die am Bildungsangebot beteiligten Bildungsfachkräfte planen das Bildungsangebot, legen die Inhalte und den Ablauf zusammen fest und führen ein Vorgespräch mit der Lehrperson, in deren Lehrveranstaltung das Bildungsangebot ausgebracht wird. Nach der Durchführung des Bildungsangebots wird dieses gemeinsam mit der Assistenz reflektiert. Auch mit der Lehrperson findet ein anschließendes Reflexionsgespräch statt, um sich über die Rückmeldungen der Studierenden sowie mögliche Verbesserungspotenziale auszutauschen.
Bis zum Sommersemester 2023 wurden die Bildungsfachkräfte bei ihrer Bildungsarbeit von zwei Assistentinnen begleitet, einer studentischen Hilfskraft und der Pädagogischen Leitung. Zwei weitere Assistenten halfen bei der Vorbereitung der Bildungsangebote.
Zum Wintersemester 2023/24 wurde dieses Vorgehen verändert. Es gibt nunmehr keine festgelegte Aufteilung nach Aufgabenbereichen, sondern alle vier Assistent:innen (drei studentische Hilfskräfte und die Pädagogische Leitung) unterstützen bei der Planung, Durchführung und Reflexion der Bildungsangebote. Eine weitere Neuerung ist, dass die Bildungsfachkräfte selbst entscheiden und festlegen, von welcher Assistenz sie wann welche Unterstützung möchten. Bisher hatte die Pädagogische Leitung die Einsatzplanung der Assistent:innen übernommen.
Wie die Zusammenarbeit funktioniert, was gut läuft und welche Schwierigkeiten aufgetreten sind, reflektieren Bildungsfachkraft Thorsten Lihl, Assistenz Jan-Erik Möller und die Pädagogische Leitung Sarah Maier.
Thorsten Lihl:
Vorgespräche und Reflexionsgespräche mit Lehrpersonen organisieren wir Bildungsfachkräfte nun selbständig. Davor hat dies die Pädagogische Leitung gemacht. Seit dem Wintersemester 2023/24 begleiten uns mehrere Assistent:innen bei der Bildungsarbeit. Die Assistent:innen sind an unterschiedlichen Tagen da. Wir Bildungsfachkräfte müssen planen, welche Assistenz uns wann unterstützt. Die Herausforderung besteht darin, dass wir fünf Bildungsfachkräfte uns untereinander abstimmen müssen. Das braucht eine gute Koordination. Die Schwierigkeit ist, dass nicht jede Assistenz an jedem Tag da ist. Das heißt, wenn man von einer bestimmten Person Assistenz möchte, muss man seine Termine auf den Arbeitstag der Assistenz legen.
Jan-Erik-Möller:
Aus meiner Sicht hat sich vor allem in der Vorbereitung viel getan. Die Bildungsfachkräfte übernehmen mehr Verantwortung und organisieren sich zunehmend selbst. Dies hat positive Auswirkungen auf ihr Auftreten, aber auch auf die Inhalte der Bildungsveranstaltungen.
Sarah Maier:
Die Bildungsfachkräfte übernehmen nun an verschiedenen Stellen mehr Verantwortung. Zum Beispiel läuft die Kommunikation mit den Lehrpersonen nicht mehr über mich, sondern wird von den Bildungsfachkräften übernommen. Auch die zeitlichen Planungen, wann welches Tandem welche Vorbereitungen für ein Bildungsangebot machen möchte und welche Assistenz dabei wann und wie unterstützen soll, wird nun immer selbständiger von den Bildungsfachkräften organisiert. Das ist ein großer Schritt hin zu mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Bildungsfachkräfte für ihre Arbeitsabläufe. Für mich bedeutet das, Verantwortung abzugeben und es auszuhalten, wenn Dinge manchmal anders laufen, als ich sie machen würde. Aber auf dem Weg zu mehr Empowerment ist dies ein wichtiger Prozess, in welchem die Bildungsfachkräfte sich ausprobieren, ihre eigenen Strukturen und Abläufe entwickeln und dabei auch Fehler machen dürfen.
Thorsten Lihl:
Ich kann mit jeder Assistenz gut zusammenarbeiten und komme gut mit allen zurecht. Ich wünsche mir, dass die Rollen in der Zusammenarbeit zwischen mir und den Assistent:innen klar sind. Ich bin die Bildungsfachkraft, die die Assistenz anleitet und sagt, was wie und wann zu tun ist. Die Assistenz sollte in der Lage sein, die eigenen Ideen und Vorstellungen zurück zu stellen und mich so zu unterstützen, wie ich es möchte.
Jan-Erik-Möller:
Grundsätzlich ist die Zusammenarbeit mit den Bildungsfachkräften sehr gut. Ich bin sehr zufrieden und sehr glücklich hier im Team. Es gibt aber auch viele Punkte, die mich als Assistenz herausfordern, denn ich bin in der Erwachsenenbildung nicht geschult. Das heißt, in der Zusammenarbeit mit den Bildungsfachkräften kann ich selbst auch sehr viel fürs eigene Studium lernen.
Ich finde es total interessant, auf einer Hierarchie-Ebene mit den Bildungsfachkräften zu sein. Weil es diese Hierarchie-Unterschiede nicht gibt, muss ich mir immer wieder vor Augen führen, den Bildungsfachkräften ihren freien Raum zu lassen, damit sie selbstbestimmt und selbstorganisiert ihre Bildungsangebote vorbereiten. Ich bin also quasi kein Erzieher, kein Lehrer. Da merke ich als Assistenz, dass es immer wieder schwierig ist, den richtigen Input zu geben oder sich in vielen Situationen auch einfach mal rauszunehmen und abzuwarten, was für Ideen kommen, was für eine eigenständige Vorbereitung kommt. Da die richtige Balance zu finden, finde ich manchmal schwierig.
Sarah Maier:
Die Zusammenarbeit zwischen den Bildungsfachkräften und uns Assistent:innen erlebe ich als sehr wertschätzend. Wir haben uns ein gutes und tragfähiges Miteinander erarbeitet, das geprägt ist durch Offenheit und gegenseitiges Vertrauen. Das ist eine gute Basis, um gemeinsam die bestehenden Strukturen und Vorgehensweisen immer wieder zu hinterfragen und neu zu überdenken - immer mit dem Fokus darauf, wie die Bildungsfachkräfte in ihrer Arbeit noch selbstständiger werden können.
Thorsten Lihl:
Ein Kollege und ich hatten im Februar 2024 einen Workshop. Das Thema war Transitionen/Übergänge im Leben. Dieser Workshop lief sehr gut, es gab einen guten Austausch zwischen den Teilnehmer:innen und uns. Mein Kollege und ich haben uns selbständig organisiert, um die Veranstaltung zu planen. Wir haben das erste Mal selbständig einen Zeitplan erstellt. Dieser Zeitplan hat uns geholfen, die ganze Vorbereitung auf den Workshop gut zu strukturieren.
Jan-Erik-Möller:
Wenn man sich über Wochen und Monate an Seminare, Vorlesungen und Workshops herantastet, diese erarbeitet und auch viel im Team darüber reflektiert – und dann ein Bildungsangebot reibungslos funktioniert – das ist immer wieder ein Highlight für mich. Auch wenn ich merke, dass die Zusammenarbeit in neuen Tandems gut klappt, wenn wir uns weiterentwickeln und auf etwas Neues konzentrieren können (zum Beispiel neue Themen erarbeiten, neue Abläufe erproben oder auch neue Methoden entwickeln), dann sind das für mich sehr schöne Momente.
Sarah Maier:
Für mich ist es immer ein Highlight, wenn ich merke, dass wir in unserer Arbeit an den Punkt gekommen sind, dass die Bildungsfachkräfte die Strukturierungshilfen durch uns Assistent:innen nicht mehr oder nur noch wenig brauchen. Das Wintersemester 2023/24 ist für mich in dieser Hinsicht ein Schlüsselmoment, weil wir im Team einen sehr großen Schritt weitergekommen sind. Im Sommersemester 2024 werden wir die bereits vollzogenen Veränderungen in der Zusammenarbeit zwischen Bildungsfachkräften und Assistent:innen festigen und weiterentwickeln.
Fortbildungen zu Quartiersentwicklung für Kommunen
[nr] Die Bildungsfachkräfte werden ab Herbst 2024 Fortbildungsangebote für Kommunen in Baden-Württemberg anbieten. Die Fortbildungen sind Teil der Strategie "Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten." des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg. Die Frage: „Wie können Kommunen Menschen mit Behinderung motivieren, sich aktiv an der Gestaltung von Strukturen und Angeboten im Quartier zu beteiligen?“ steht im Mittelpunkt der im AW-ZIB entwickelten Fortbildung.
Was bedeutet überhaupt Quartier? Und was versteht man unter Quartiersentwicklung?
Ein Quartier ist unser Lebensumfeld. Ein Quartier ist da, wo wir leben oder arbeiten, wo wir uns versorgen, wo wir im Verein sind, wo wir uns täglich bewegen. Das kann zum Beispiel eine Stadt, ein Stadtteil, ein Dorf oder eine Nachbarschaft sein.
Bei der Quartiersentwicklung geht es darum, die Lebens- und Arbeitsbedingungen in einem Quartier zu verbessern. Denn die Gesellschaft ist im Wandel und Themen wie Klimaschutz, Mobilität, demografischer Wandel, Wohnraum oder medizinische Versorgung betreffen alle. Deswegen sollten auch unterschiedliche Menschen und Institutionen im Quartier bei dieser Entwicklung mitwirken und ihre Perspektive beisteuern. So können lebendige Quartiere gestaltet werden – also Nachbarschaften, Stadtteile oder Dörfer, in die Menschen sich einbringen, Verantwortung übernehmen und sich gegenseitig unterstützen.
Die Strategie "Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten." möchte Akteur:innen bei der Quartiersentwicklung unterstützen. Ein Schwerpunkt liegt dabei in Fortbildungsmöglichkeiten für all diejenigen, die sich in der Quartiersentwicklung engagieren oder engagieren wollen. Die Quartiersakademie beim KVJS (Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg) koordiniert und vermittelt deswegen Fortbildungsmöglichkeiten rund um das Thema Quartiersentwicklung.
Das AW-ZIB hat für kommunale Vertreter:innen aus Baden-Württemberg ein Fortbildungsangebot entwickelt. Dieses gliedert sich in verschiedene Bausteine: In den Input-Bausteinen werden die Erfahrungen der Bildungsfachkräfte zur Thematik aufbereitet, vorgetragen und diskutiert.
Folgende Themen werden dabei bearbeitet:
- Bedeutung von Service User Involvement und wie können Nutzer:innen des Quartiers als Expert:innen in eigener Sache beteiligt werden.
- Auseinandersetzung mit Partizipationsprozessen und kommunaler Beteiligung sowie konkrete Vorschläge zu deren Umsetzung.
- Welche Barrieren kann es bei der Teilhabe an kommunalen Prozessen und bei Angeboten des Quartiers geben? Wie können diese reduziert werden?
Die Fortbildungsteilnehmenden erlangen Kenntnisse zu Lebenswelten von Menschen mit Behinderung und werden für verschiedene Lebenslagen im Quartier sowie für unterschiedliche Beteiligungschancen von Menschen mit Behinderung sensibilisiert. Darüber hinaus werden Bausteine entwickelt, mit denen die Bildungsfachkräfte auf die konkrete Situation vor Ort eingehen können.
In der Auftaktveranstaltung am 26. April 2024 (10:00-11:30 Uhr, digital über Zoom) erfahren interessierte Personen, die in den Kommunen Baden-Württembergs für nachhaltige Quartiersentwicklung verantwortlich sind, mehr über die Bedeutung des Einbezugs von Expert:innen in eigener Sache – wie zum Beispiel Menschen mit Behinderung. Das Team des AW-ZIB stellt im Rahmen der Auftaktveranstaltung auch mögliche Fortbildungsinhalte vor – beispielsweise auf welche Barrieren Menschen mit Behinderung in der Partizipation an der Quartiersentwicklung stoßen.
Weitere Informationen zur Auftaktveranstaltung sowie dem Fortbildungsangebot der Bildungsfachkräfte finden Sie auf der Website des AW-ZIB: www.ph-heidelberg.de/aw-zib/fortbildung-fuer-kommunen/
Die Auftaktveranstaltung wird finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag von Baden-Württemberg beschlossen hat.
Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Bildungsfachkraft
[nr, nh] Susann Bensch und Louisa Kabbe haben im Rahmen der Qualifizierung zur Bildungsfachkraft am AW-ZIB ihre dritte Modulprüfung erfolgreich bestanden. Für die Prüfung haben beide ein 40-minütiges Bildungsangebot geplant und für die Prüfungskommission ausgebracht. Thema des Bildungsangebots waren ihre persönlichen Lernerfahrungen.
Susann Bensch und Louisa Kabbe werden seit Herbst 2022 am AW-ZIB zu Bildungsfachkräften qualifiziert. Beide besuchten eine Schule mit dem sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Darüber hinaus haben sie auch inklusive Lern-, Arbeits- und Freizeiterfahrungen gesammelt, so dass die Erfahrungsexpertise des Zentrums im Bereich des inklusiven (außer)schulischen Lernens erweitert wird.
In ihrem dritten Qualifizierungssemester haben sich Bensch und Kabbe intensiv mit ihren persönlichen Lernerfahrungen sowie der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), dem Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung, beschäftigt. Dazu haben sie in Bildungsangeboten der Bildungsfachkräfte hospitiert und auch schon kleinere Bausteine übernommen, um zu lernen, wie ein gutes Bildungsangebot aufgebaut und durchgeführt werden kann.
In ihrer Modulprüfung haben sie die theoretischen Inhalte und die praktischen Erfahrungen verbunden: Bensch und Kabbe haben ein 40-minütiges Bildungsangebot geplant und für die Prüfungskommission ausgebracht. Thema des Bildungsangebots waren ihre Lernerfahrungen. Gemeinsam haben sie einen Ablaufplan erarbeitet und Lernziele für die Teilnehmenden formuliert. Mit ihrer Qualifizierungsleitung Noemi Heister haben sie auch die dazugehörige PowerPoint-Präsentation erstellt.
Die Qualifizierungsteilnehmerinnen haben in ihrem Bildungsangebot vorgestellt, was aus ihrer Sicht für einen guten inklusiven Unterricht erforderlich ist und wie eine inklusive Beschulung mit dem Artikel 24 (Recht auf Bildung) der UN-BRK zusammenhängt. Im Anschluss hat die Prüfungskommission, die aus der Pädagogischen Leitung Sarah Maier und den Bildungsfachkräften Anna Neff und Thorsten Lihl bestand, Fragen gestellt und mit den Qualifizierungsteilnehmerinnen über die Inhalte diskutiert – zum Beispiel darüber, mit welchen Barrieren sie beim Lernen umgehen mussten.
Ein Praxissemester in der Qualifizierung
[nr] Melissa Pfeifer studiert im 8. Semester Heilpädagogik/Inclusive Education an der Evangelischen Hochschule Darmstadt. Von September 2023 bis Februar 2024 hat sie ihr Praxissemester am AW-ZIB absolviert. Dabei war sie vor allem in der Qualifizierung tätig.
Ein Bericht von Melissa Pfeiffer
[mp] Am 15.02.2024 habe ich mein Praxissemester am Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung mit gemischten Gefühlen beendet.
Während meiner Zeit am AW-ZIB war ich hauptsächlich in der Qualifizierung tätig. Gemeinsam mit der Qualifizierungsleitung, Noemi Heister, haben wir verschiedene Lerneinheiten entwickelt und durchgeführt. Ein wichtiger Bestandteil meines Praktikums war die Umsetzung eines sozialraumorientierten Projekts zur Förderung der Selbstbestimmung und Teilhabe der Qualifizierungsteilnehmerinnen. In diesem Rahmen haben wir uns mit dem Thema Nachrichten und digitalen Medien beschäftigt. Der kollegiale Austausch über verschiedene Themen sowie die Zusammenarbeit und Rückmeldungen der Qualifizierungsteilnehmerinnen und der Bildungsfachkräfte haben meinen Lernprozess enorm bereichert, nicht nur im Bereich der Lerneinheiten, sondern auch hinsichtlich des kollegialen Miteinanders.
Das AW-ZIB hat mir deutlich gezeigt, welches Potenzial in einem guten Teamzusammenhalt und einer verantwortungsvollen Teamarbeit liegt. Von Anfang bis Ende meines Praktikums war die Wertschätzung aller Mitarbeitenden am AW-ZIB spürbar, was eine Teamkultur widerspiegelt, die ich sehr schätze.
Die Leistungen, die das AW-ZIB-Team in diesem Semester erbracht hat, sind beeindruckend: Die Organisation der zweitägigen Fachtagung zum Thema "Expert:innen in eigener Sache in Forschung, Lehre und beruflicher Bildung", des Tags der Vielfalt, die Gestaltung von politischen Besuchen und die Bewältigung des alltäglichen Betriebs. Es war für mich ein Privileg, Teil dieses Teams zu sein und von jedem Einzelnen sowie dem gesamten Team zu lernen. Diese Erfahrung hat mich persönlich und beruflich geprägt.
Wie bereits erwähnt, hinterlässt mein Abschied aus dem Team gemischte Gefühle. Einerseits ist es schade gehen zu müssen, andererseits bin ich unglaublich froh und dankbar dabei gewesen zu sein. Die letzten sechs Monate waren reich an Erfahrungen, die ich sammeln konnte. Die Zusammenfassung dieser Erfahrungen in meinem 25-seitigen Praxisbericht stellt eine große Herausforderung dar. Im nächsten Semester bin ich wieder zurück an der Evangelischen Hochschule Darmstadt und beende mein Bachelor-Studium Inclusive Education/Heilpädagogik.
Ich bin gespannt darauf, wie die Zeit am AW-ZIB meine Erwartungen an zukünftige Arbeitsumgebungen geprägt hat. Die Messlatte wurde definitiv auf ein neues Niveau gehoben.
Neue Abordnungen zur Promotion am AW-ZIB
[nr, kl, ss] Für die Begleitforschung am AW-ZIB ist für sechs Jahre eine Nachwuchsforschungsgruppe eingerichtet worden. Diese Gruppe besteht aus einer Juniorprofessur und aus insgesamt vier Doktorand:innen – zwei mal zwei abgeordnete Lehrkräfte.
Auf Christina Mechler und David Dörrer (die von August 2020 bis Ende Januar 2024 an das AW-ZIB abgeordnet waren und nun wieder in den Schuldienst zurückgekehrt sind) folgten zum 1. Februar 2024 Stephanie Schleer und Kathrin Ludwig.
Stephanie Schleer, die nach ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin an der PH Karlsruhe Lehramt für die Sekundarstufe I studiert hatte, unterrichtete bis zu ihrer Abordnung an das AW-ZIB an der Gemeinschaftsschule in Waghäusel. „Ich finde die Möglichkeit, am AW-ZIB eine Doktorarbeit zum Thema Inklusion und in Zusammenarbeit mit Menschen mit einer kognitiven und/oder körperlichen Beeinträchtigung zu schreiben, sehr spannend. Hier habe ich die Möglichkeit, aus erster Hand zu erfahren, wie Inklusion/Exklusion von den Bildungsfachkräften wahrgenommen wird, wo es Stellschrauben gibt und was das Bildungswesen zu einem besseren Miteinander beitragen kann.“
Das AW-ZIB leistet als wissenschaftliche Einrichtung der Fakultät für Erziehungs- und Sozialwissenschaften der Pädagogischen Hochschule Heidelberg einen wichtigen Beitrag zur Bildungsforschung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Inklusiven Bildung. Das Zentrum der Begleitforschung bilden drei Forschungslinien. Schleers Promotionsvorhaben wird in Forschungslinie 1 (Wirkungen der Bildungsarbeit) verortet sein. Welche Wirkungen die Bildungsarbeit der Bildungsfachkräfte auf deren persönliche und professionelle Entwicklung hat, wird Gegenstand ihrer Forschung sein.
„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit allen Mitarbeiter:innen des AW-ZIB, auf neue Erfahrungen, spannende Erlebnisse, einen gewinnbringenden Austausch und die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln“, so Schleer.
Schleers neue Kollegin, Kathrin Ludwig, hatte zunächst an der PH Karlsruhe Grund- und Hauptschullehramt studiert und wechselte dann an die PH Heidelberg, um Sonderpädagogik zu studieren. Ludwig bringt viel Erfahrung aus den unterschiedlichsten Schulformen mit: So unterrichtete sie an einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Schwerpunkt Lernen im Stammhaus und in der Inklusion, an einer Realschule und zuletzt an der Graf von Galen-Schule in Heidelberg, einem SBBZ mit Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Dort war sie im inklusiven Setting tätig.
Ludwig wird ihre Arbeit zur Forschungslinie 2 (Evaluation der Bildungsangebote) aufnehmen. In der zweiten Forschungslinie wird untersucht, wie sich die Qualität der Bildungsangebote verbessern lässt. Konkret wird Ludwig die interaktionalen Gelingensbedingungen für eine diversitätssensible Gestaltung der Lehre analysieren, die zur Entwicklung einer inklusiven Hochschuldidaktik beitragen sollen. Darüber hinaus möchte sie Lehr- und Lernformate entwickeln, erproben und evaluieren, um Bildungsangebote im Sinne einer inklusiven Hochschullehre weiterzuentwickeln.
„Ich empfinde das Forschungsvorhaben am AW-ZIB als äußerst spannend. Ich bin motiviert, Inklusion aktiv weiterzuentwickeln und sehe, neben meiner bisherigen schulischen Tätigkeit, am AW-ZIB eine große Gelegenheit dazu. Weiterhin erhalte ich persönlich die Chance, mich weiterzubilden, indem ich mich auf wissenschaftlicher Ebene mit inklusiver Bildung auseinandersetzen kann. Auf das Kennenlernen des neuen Teams, die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie die partizipative Forschung freue ich mich besonders.“
Weitere Informationen zur Forschung am AW-ZIB: https://www.ph-heidelberg.de/aw-zib/forschung/
Ein Gespräch zum Ende der Abordnung von Christina Mechler und David Dörrer
[nr] Die Lehrkräfte Christina Mechler und David Dörrer waren von August 2020 bis Ende Januar 2024 an das AW-ZIB abgeordnet, um zu promovieren. Ihre Promotionen sind nun fast fertig, sie sind zum Februar 2024 in den Schuldienst zurückgekehrt.
Im Interview mit ihrer Kollegin Nina Rudolph blicken sie auf die Zeit zurück und sprechen über Erwartungen, Highlights und Überraschungen. Und darüber, was bleibt.
Den ausführlichen Bericht finden Sie auf der Website des AW-ZIB (PDF, ca. 500 kb)
Dr. Kramer zum Professor für Psychologie bei Gehörlosen ernannt
Dr. Florian Kramer wurde von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg im November 2023 zum Professor für Psychologie bei Gehörlosen und Schwerhörigen berufen. Am Institut für Sonderpädagogik wird er in der Abteilung Hörgeschädigtenpädagogik ab sofort forschen und in den lehramtsbezogenen Studiengängen lehren. Eine Zusammenarbeit mit dem Bachelorstudiengang Gebärdensprachdolmetschen ist angedacht.
Dr. Kramer ist auf die Psychologie im Bereich des Lernens von Menschen mit Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit spezialisiert. Er gilt als praxis- und anwendungsorientierter Wissenschaftler, der auf die Nutzung moderner Medien ausgerichtet forscht. Die Arbeit von Kramer ist dabei insbesondere mediendidaktisch äußerst innovativ: So entwickelte er in interdisziplinärer Zusammenarbeit zum Beispiel eine eLearning Plattform für Gehörlose, in der bilinguale, multimediale Artikel und eLearning Einheiten integriert sind.
Als langjähriger wissenschaftlicher Geschäftsführung des Kompetenzzentrums für Gebärdensprache und Gestik der RWTH Aachen leitete der Psychologe ein Team, das paritätisch aus Menschen mit und ohne Hörbehinderung zusammengesetzt und dessen Teamsprache die Deutsche Gebärdensprache war. Kramer ist zudem ein aktives Mitglied der Scientific Community, das seine Forschung auf Fachkonferenzen und in Zeitschriften präsentiert, die sowohl von Menschen mit Gehörlosigkeit sowie von Hörgeschädigtenpädagog:innen besucht bzw. gelesen werden.
Lehrerfahrung konnte Kramer in zahlreichen Seminaren und Workshops sowohl an der RWTH Aachen als auch der Pädagogischen Hochschule Heidelberg sammeln. In diese fließt auch seine mehrjährige Praxiserfahrung in der Diagnostik bzw. Begleitung ein, die er als Psychologe an einer Förderschule für schwerhörige Kinder und Jugendlich gesammelt hat.
"Auf die neuen Aufgaben und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Sonderpädagogik, dem Dolmetsch-Studiengang und anderen Disziplinen freue ich mich sehr", sagt Kramer. "Ich hoffe, durch meinen Praxisbezug infolge meiner Arbeit mit gehörlosen und schwerhörigen Schülerinnen und Schülern in den letzten Jahren die Lehre und Forschung bereichern zu können."
Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/hoergeschaedigtenpaedagogik
Zur Person
Florian Kramer hat den Universitäten Trier und Aachen Psychologie studiert. Nach freiberuflicher Tätigkeit in Praxen für ambulante Psychotherapie (Diagnostik und Gutachtenerstellung) war er ab 2000 in verschiedenen Forschungsprojekten zu den Themen Diagnostik, Bildung und Gebärdensprache bei gehörlosen und schwerhörigen Menschen an der RWTH Aachen aktiv. Von der RWTH Aachen wurde Kramer 2007 mit einer Arbeit zur kulturfairen Berufseignungsdiagnostik bei gehörlosen Menschen promoviert. Ab 2013 leitete er in der Funktion des wissenschaftlichen Geschäftsführers das an der RWTH Aachen gegründete Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik SignGes. 2018 wechselte der Psychologe an eine Förderschule für gehörlose und schwerhörige Schüler:innen und war als Dozent an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg tätig. Im November 2023 wurde Kramer von der Pädagogische Hochschule Heidelberg zum Professor für Psychologie der Gehörlosen und Schwerhörigen ernannt.
Text: Verena Loos
WoANDERS LERNEN: 1. Heidelberger Lernortmesse
Mit dem Ziel, nachhaltige Kooperationen zwischen außer(hoch)schulischen Lernorten und (Hoch)Schulen anzubahnen, fand am 15. November die erste Heidelberger Lernortmesse „WoANDERS LERNEN: Außer(hoch)schulische Lernorte – digital, inklusiv, nachhaltig“ statt. Ausstellende Lernorte präsentierten den zahlreichen Besucher:innen ihre Angebote.
Verantwortet wurde die Messe gemeinsam von Pädagogischer Hochschule und Universität Heidelberg im Rahmen des Verbundprojekts heiEDUCATION 2.1 der Heidelberg School of Education (HSE).
Zur Eröffnung ermutigte Professorin Dr.in Karin Vach, Rektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, die Anwesenden trotz des damit verbundenen Aufwands, außer(hoch)schulische Lernorte im Sinne des Bildungsauftrags von Schulen und der Bildungsgerechtigkeit zu nutzen. Denn gerade „im wechselseitigen Transfer mit den (Hoch)Schulen eröffneten sich neue Lernmöglichkeiten“ für Schüler:innen. Auch Professor Dr. Michael Haus, geschäftsführender Direktor der HSE seitens der Universität Heidelberg, betonte die Potenziale außer(hoch)schulischer Lernorte insbesondere im Hinblick auf Zukunftskompetenzen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Messebesucher:innen konnten so ein fachlich breit gefächertes Portfolio an Lernorten kennenlernen. An den Ständen konnten sie dabei nicht nur mehr zu den Angeboten erfahren, einzelne Lernorte konnten mittels VR-Technologie direkt erkundet werden, andere Lernorte luden zum Mitmachen und Ausprobieren ein: Dazu gehörten die GIS-Station/Geco-Lab, die KZ-Gedenkstätten Neckarelz und Sandhofen, MathCityMap, Public Philosophy, die Orientalische Musikakademie Mannheim sowie Vivarium und Ökogarten der PH Heidelberg. Zahlreiche Lernorte zeigten zudem eindrucksvoll, wie sie neben fachlichen insbesondere auch fächerübergreifenden und gleichsam herausfordernden Themen wie Digitalisierung, Inklusion und Nachhaltigkeit erfolgreich aufgreifen und mit ihren schulform- sowie altersübergreifenden Angeboten in die Praxis umsetzen. Hier waren Camino Incluso, Forum Deutsche Sprache, Computer Science and Mathematics Lab, Heidelberger Kunstverein, Maria-Zeitler-Pfad, Mathematik-Informatik-Station Heidelberg und Zoo Heidelberg am Start.
Wichtig war es den Organisator:innen Professorin Dr. Marita Friesen, Dr. Corinna Link und Professor Dr. Manfred Seidenfuß, dass die Interessierten sich durch ein Begleitprogramm mit kurzen Impulsvorträgen auch über unterschiedliche Gelingensbedingungen sowie Herausforderungen außerschulischen Lernens informieren und diskutieren konnten. Ein breiter Raum wurde daher Best-Practice-Beispielen erfolgreicher Kooperationen und Bildungspartnerschaften gegeben. Zudem wurde die Wirksamkeit außer(hoch)schulische Lernorte klar: sie laden zum Mitmachen ein, bieten realitätsnahe Möglichkeiten zum Ausprobieren, motivieren Schüler:innen und können positive fachliche und überfachliche Lernergebnisse bewirken. Bei einem informellen Austausch zum Abschluss hatten die Anwesenden Gelegenheit, sich über ihre Erfahrungen, Eindrücke des Tages und zur Zukunft der Messe auszutauschen.
Der vorliegende Beitrag ist eine gekürzte Fassung der Rückschau zur ersten Heidelberger Lernortmesse. Den ausführlichen Beitrag finden Interessierte im Blog „Fokus Lehrerbildung“ der HSE.
Text & Foto: Jennifer Bürk
Brücken bauen
Elf Studierende bilden die erste Kohorte des Studiengangs Gebärdensprachdolmetschen (GSD) an der PH Heidelberg. Mit ihrem tauben Dozenten Markus Fertig und Studiengangleiterin Prof. Dr. Uta Benner waren die angehenden Gebärdensprachdolmetscher:innen zu Gast am Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS). Sie waren einen Tag an diesem inter-disziplinären Grundlagenforschungsinstitut, um die Vorträge von Wissenschaftler:innen live zu „gebärden“ – eine tolle Gelegenheit, das bereits Erlernte aus dem Studiengang anzuwenden.
Zustande gekommen ist der Kontakt über die Studentin Anna Cap, die Gebärdensprachdolmetschen studiert und gleichzeitig als Hilfskraft in der Kommunikationsabteilung des HITS arbeitet. Die Presseabteilungen der beiden Einrichtungen haben die Verantwortlichen zusammengebracht, so dass der Besuch rasch und unkompliziert geklappt hat.
Anna Cap war bei Doktorand Leif Seute im Einsatz: Er erklärte im Fritz Haber Hörsaal des Studios Villa Bosch, wie man KI mithilfe von maschinellem Lernen dazu bringen kann, maßgeschneiderte Proteine zu designen, die bestimmte Aufgaben erfüllen können. „Zum Glück haben wir vorher auf Sign2Mint geschaut, wie man Aminosäure gebärdet“, sagt Anna. Sie stand bei seinem Vortrag neben Leiff und verdolmetschte seine Erklärungen zum Proteinaufbau in Deutsche Gebärdensprache (DGS).
Auch die Kolleg:innen Angela Michel, Marisa de Sá Almeida und Dr. Peter Saueressig aus des HITS-Kommunikationsteam waren mit dabei, als die Studierenden und die Wissenschaftler:innen, die aus über 40 Ländern zusammenkamen, miteinander gearbeitet haben. Anna betont begeistert: „Welten, die mir wichtig sind und die mich prägen, treffen plötzlich aufeinander und zwischen ihnen müssen Brücken gebaut werden. Zwischen Fachleuten und Laien, zwischen Hören und Taubsein, zwischen Gebärdensprache und Wissenschaft. Die Brücke, die wir als angehende Gebärdensprachdolmetscherinnen zwischen tauber und hörender Welt bauen, ist im Moment wohl noch eher eine wackelige und sehr abenteuerliche Hängebrücke. Aber mit jeder Erfahrung, die wir machen, werden die Tragseile ein wenig stabiler und rüsten uns für unsere Hauptaufgabe als Dolmetschende, Welten miteinander zu verbinden. HITS ist dafür das ideale Übungsfeld“.
Welche weiteren Erfahrungen Anna und ihre Kommiliton:innen am HITS noch gemacht haben, darüber berichtet sie in ihrem Beitrag auf „campusblog“, dem offiziellen Blog der Hochschule: https://ph-heidelberg.blog.
Ziel des Bachelorstudiengangs Gebärdensprachdolmetschen (GSD) ist es, Menschen dazu zu qualifizieren, kompetent zwischen gehörlosen und hörenden Menschen zu dolmetschen und zu übersetzen. Die Gründung des Studiengangs hier in Heidelberg soll langfristig dem massiven Mangel an Gebärdensprachdolmetschenden im südlichen Raum Deutschlands entgegenwirken. Der Bachelorstudiengang wurde erstmals zum Wintersemester 2021/2022 angeboten. Der Studiengang knüpft an das vorhandene, stark ausgeprägte sonderpädagogische Profil der Hochschule an. Er ist der erste seiner Art in Baden-Württemberg und der achte in Deutschland.
Text: Redaktion von news_on!, dem Newsletter der Pädagogischen Hochschule Heidelberg
Ein Zeichen für Demokratie setzen!
[velo] Vor dem Hintergrund immer unverhohlener rechtsradikaler, antidemokratischer Bestrebungen und damit verbundener Menschenverachtung stellen wir klar: Die freiheitliche demo-kratische Grundordnung ist die unverrückbare Säule unseres Landes und seiner Institutionen. So auch für die Pädagogische Hochschule Heidelberg. Denn: Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind wesentliche Voraussetzungen für unsere Hochschule! Diese Werte sind unsere Orientierung, nach diesen Werten leben wir unsere Hochschulgemeinschaft.
Der umfassende rechtliche Schutz der Wissenschaftsfreiheit, wie ihn unser Grundgesetz vorsieht, ist die Basis für den Erfolg unserer Forschung. Nicht zuletzt tragen unsere Forschungsvorhaben zur Aufklärung, Wissensvermittlung und sozialem Miteinander bei. Unsere Wissenschaftler:innen müssen Forschungsthemen frei wählen und bearbeiten können, um ihr ganzes Potenzial für unsere Gesellschaft entfalten zu können.
Unsere Lehre darf nicht zu politischen Zwecken instrumentalisiert werden – sie hat vielmehr das Ziel, frei und kritisch denkende Menschen zu bilden, die diese Kompetenz an andere Menschen außerhalb der akademischen Welt weitergeben. Die Auseinandersetzung mit den Konzepten Diversität und Inklusion ist an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg fest in den Curricula aller Studiengänge verankert. Unsere Studierenden und Absolvent:innen leisten in Schulen, Organisationen und Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Demokratie.
Der im Grundgesetz verankerte Schutz vor Diskriminierung ist ein weiterer Pfeiler unserer Leistungsfähigkeit in Wissenschaft und Verwaltung und unserer akademischen Gemeinschaft. Nur eine Hochschule, die alle Talente zu fördern weiß, ist zukunfts- und wettbewerbsfähig: An unserer Hochschule sind daher alle Menschen willkommen, unabhängig etwa von ihrer Herkunft oder geschlechtlichen Identität. Diese Grundhaltung ist unantastbar!
In Heidelberg leben Menschen aus über 160 Ländern und auch wir bekennen uns dazu, dass Forschung und Lehre nicht an der Landesgrenze enden! Wir sind ein weltoffener Campus, der durch die Perspektive anderer Kulturen bereichert wird. Wir fördern zudem die Mobilität von unseren Studierenden und Mitarbeitenden, damit sie internationale Erfahrungen sammeln und diese als Weltbürger:innen weitergeben können.
Wir sind stolz auf unsere Studierenden, Mitarbeiter:innen und Alumni, die sich beruflich wie privat für eine pluralistische, weltoffene und menschenfreundlichen Gesellschaft einsetzen!
Dass so viele von Ihnen die aktuell vielerorts stattfindenden Demonstrationen unterstützen, macht Mut und freut uns sehr. Bitte nutzen Sie auch weiterhin sämtliche Möglichkeiten, die Ihnen in unserer Demokratie zur Verfügung stehen, und demonstrieren Sie zum Beispiel online bzw. auf der Straße für unsere Werte oder gehen Sie am 9. Juni 2024 zur Kommunal- bzw. zur Europawahl!
Das Rektorat der Pädagogischen Hochschule Heidelberg
Andere machen auch spannende Sachen - Wir zeigen Ihnen ausgewählte Beispiele
Bei der "Cyber-Mobbing Leichte Hilfe App" von klicksafe handelt es sich um eines der ersten Präventions- und Hilfsangebote dieser Art, das sich an Menschen mit Beeinträchtigung richtet. Das Besondere: Die App wurde von der Zielgruppe selbst entwickelt – für Apple- und zeitnah auch für Android-Geräte.
Wahlen und (inklusives) Wahlrecht: Mit Blick auf die Europawahl im Juni 2024 sowie die Landtagswahlen im September 2024 hat das Bundesverfassungsgericht den Film "Meine Grundrechte – Inklusives Wahlrecht" veröffentlicht. Mehr zum Thema „Inklusives Wahlrecht für alle Menschen“ gibt es auch auf der Website der Lebenshilfe.
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