Newsletter-Ausgabe Juli 2023
Liebe Leser:innen,
mit unserem Newsletter möchten wir Sie über die vielfältige Arbeit am Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung (AW-ZIB) informieren.
In der aktuellen Newsletter-Ausgabe beleuchten wir das Themenfeld „Teilhabe“ aus verschiedenen Blickwinkeln. So erlangen die Bildungsfachkräfte Hartmut Kabelitz und Helmuth Pflantzer mehr Teilhabe und Selbstbestimmung, indem sie ihr Recht auf Arbeitsassistenz wahrnehmen. Die Teilhabe aller im Schulkontext stärken – dies war das Thema eines Fachtags, den Mitarbeitende des AW-ZIB aktiv mitgestaltet haben.
Und um Teilhabe geht es auch in dem neuen Projekt VieleDa (Vielfalt leben – Diskriminierung abbauen). Die Pädagogische Hochschule Heidelberg war bei der Ausschreibung „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ erfolgreich und wird nun vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie der Hochschulrektorenkonferenz dabei unterstützt, einen Prozess zur Wahrnehmung und Wertschätzung von Vielfalt als Ressource in ihrer Einrichtung zu starten. Eine Frage, die in diesem Zusammenhang gestellt wird, lautet: Wie kann die Hochschule Teilhabebarrieren abbauen und Teilhabechancen für alle fördern?
Erfahren Sie darüber hinaus mehr über Lernangebote im Rahmen der Qualifizierung zur Bildungsfachkraft. Und welche Schlüsse ziehen Teilnehmende eines Bildungsangebots, ausgebracht von Expert:innen in eigener Sache?
Antworten auf diese Frage sowie weitere interessante Informationen erhalten Sie im aktuellen Newsletter.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
die Newsletter-Redaktion des AW-ZIB

Neues Projekt: "Vielfalt leben – Diskriminierung abbauen"
Start eines Entwicklungsprozesses, um Teilhabechancen und -barrieren zu identifizieren

[red] Die Pädagogische Hochschule Heidelberg war bei der Ausschreibung „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ erfolgreich: Zwischen Juni 2023 und April 2024 wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie der Hochschulrektorenkonferenz dabei unterstützt, einen Prozess zur Wahrnehmung und Wertschätzung von Vielfalt als Ressource in ihrer Einrichtung zu starten.
Im Anschluss an die Förderung sollen die entwickelten Maßnahmen in eine Diversitätsstrategie fließen und strukturell fest verankert werden. Das Vorhaben „Vielfalt leben – Diskriminierung abbauen“ (VieleDa) wird von der Projektleitung (bestehend aus Rektorin Karin Vach sowie den professoralen Leiterinnen des AW-ZIB Vera Heyl und Karin Terfloth) koordiniert und gemeinsam mit einer Steuergruppe sowie einem fachlichen Begleitkreis gestaltet.
Hochschulen als Orte der Wissensgenerierung bzw. -vermittlung sind wichtige Impulsgeberinnen für sozialen Wandel. Es ist daher entscheidend, dass sich die Vielfalt der Gesellschaft – sei es bezüglich Geschlecht, sexueller Identität, Behinderung, Lebensalter, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung sowie sozialer Herkunft – auch in den Hochschulen selbst widerspiegelt. Dieser Verantwortung ist sich die Pädagogische Hochschule Heidelberg bewusst: So hat sie beispielsweise die Auseinandersetzung mit Diversität und Inklusion fest in den Curricula ihrer Studiengänge verankert. Durch die Gründung des AW-ZIB wurde 2020 ein nächster Schritt in Richtung vielfältige Hochschule gemacht.
Im Rahmen des VieleDa-Vorhabens soll zunächst ein Bewusstsein für eine diversitätssensible und diskriminierungskritische Hochschulkultur geschaffen und es sollen entsprechende Strukturen und Praktiken initiiert werden. Hierzu ist ein partizipativer Entwicklungsprozess geplant, in dem Teilhabechancen und -barrieren innerhalb der Einrichtung erfasst und sichtbar gemacht werden. Dieser Prozess wird im Wintersemester 2023/24 in eine „Woche der Vielfalt“ (27.11. – 01.12.2023) an der Hochschule münden, in der sich alle Hochschulmitglieder in Lehrveranstaltungen, Workshops, Seminaren und an einem gemeinsamen Aktionstag zum Thema austauschen können.
Aus den Ergebnissen sollen erste Maßnahmen abgeleitet werden, die wiederum die Grundlage für einen weiterführenden und nachhaltigen Entwicklungsprozess bilden. Langfristig will die Pädagogische Hochschule Heidelberg ein Lern- und Arbeitsort werden, an dem noch mehr Chancengerechtigkeit herrscht, individuelle Talente mit multiperspektivischen Erfahrungen besser einbezogen werden und sämtliche Hochschulangehörige gleichberechtigt an allen hochschulischen Handlungsfeldern teilhaben.
Am 7. Juni fand die Auftaktveranstaltung der Initiative „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ in Bonn statt. Vertreter:innen der 33 geförderten Projekte nahmen die Gelegenheit wahr, sich auszutauschen. Gleichzeitig wurde an unterschiedlichen Themen gearbeitet, wie die Gestaltung von inklusiven Veranstaltungen, Ganzheitlichkeit und nachhaltige Verankerung oder auch Kommunikation, Sichtbarkeit sowie Vernetzung. Die Teilnehmenden definierten gemeinsam mit Vertreter:innen der Hochschulrektorenkonferenz Strategien und Meilensteine, wie die beteiligten Hochschulen bei der Weiterentwicklung ihrer ganzheitlichen Diversitätskonzepte bestmöglich unterstützt werden können. Durch die Förderung der Hochschulprojekte sowie einen projektübergreifenden Dialog und eine Vernetzung soll die Diversität der Hochschulen auf nationaler Ebene weiter vorangebracht werden.
Teilhabe im Fokus
Arbeitsassistenz für Bildungsfachkräfte

[nr, ve] Hartmut Kabelitz und Helmuth Pflantzer nehmen ihr Recht auf Arbeitsassistenz, das ihnen aufgrund ihrer Behinderung zusteht, wahr. Seit Juni 2023 assistiert ihnen Ellen Barty bei ihrer Arbeit am AW-ZIB. Durch die Arbeitsassistenz sollen Selbstbestimmung und Teilhabe in Arbeit, Aus- und Weiterbildung gefördert sowie die Chancengleichheit von Menschen mit Behinderung beim Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt verbessert werden. Wichtig hierbei: Arbeitsassistent:innen unterstützen, ohne dabei in den Kernbereich der Arbeit der Assistenznehmer:innen einzugreifen.
Wer einen Anspruch auf Arbeitsassistenz hat, ist im § 49 des Sozialgesetzbuches (SGB IX) festgehalten. Doch was bedeutet eine Arbeitsassistenz in der Praxis?
Hartmut Kabelitz wurde von Juli 2021 bis März 2023 von Marlon Colbert unterstützt. Durch seine Schädigung (Schädel-Hirn-Trauma) fällt Kabelitz unter anderem das Erinnern schwerer. Hier unterstützte Colbert durch direkte oder auch indirekte Hinweise und aktivierende Fragen, um sein Erinnerungsvermögen zu fördern. „Herr Colbert bewirkte eine Verkleinerung meiner Problematiken im Arbeitsalltag. Durch meinen Assistenten konnte ich effizienter am Geschehen teilhaben“, so Kabelitz.
Und genau darin liegt einer der wichtigsten Aspekte einer Arbeitsassistenz: Barrieren überwinden, um die aktive Teilhabe von Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern. So kann Kabelitz unter anderem durch Schreibassistenz, die Unterstützung bei der Strukturierung seines Arbeitsalltags oder bei dem Sortieren und Abheften von Unterlagen selbstbestimmter am Arbeitsleben teilhaben. „Ich finde eine Assistenz ist eine gute und hilfreiche Option, um für mehr Chancengleichheit im Arbeitsleben zu sorgen“, so die Bildungsfachkraft.
Gute Zusammenarbeit funktioniert jedoch nicht von heute auf morgen. Für eine gute Zusammenarbeit muss man sich aufeinander einstellen und das benötigt Zeit. Darüber hinaus ist es im Fall einer Arbeitsassistenz auch wichtig, als Assistenznehmende:r die eigenen Bedarfe gut zu kommunizieren. Nur so ist es möglich, effektiv zusammenzuarbeiten. Seit Juni 2023 unterstützt Ellen Barty die Bildungsfachkräfte Hartmut Kabelitz und Helmuth Pflantzer bei ihrer Arbeit am AW-ZIB. Pflantzer stellt fest: „Ich muss selbst noch besser lernen, wie ich kurze und knappe Anweisungen gebe, was ich brauche.“ Ellen Barty beschreibt ihre ersten Arbeitstage wie folgt: „Von Anfang an fühlte ich mich bei meinem neuen Job mit den Menschen im AW-ZIB verbunden. Es macht mich glücklich, dass ich als Arbeitsassistentin einen Beitrag zur Verbesserung hin zu einer gerechten und inklusiven Gesellschaft leisten kann.“

Momente der Begegnung
Durch den Dialog mit den Bildungsfachkräften die eigene Haltung hinterfragen

[nr] Die Vorlesungszeit neigt sich dem Ende zu. In den vergangenen Monaten haben die Bildungsfachkräfte in 19 Veranstaltungen an unterschiedlichen Hochschulen in Baden-Württemberg mehr als 800 Personen erreicht. Sie haben kompetent von ihren Inklusions- und Exklusionserfahrungen berichtet, Haltungen hinterfragt und Studierende für die Lebenswelt und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen sensibilisiert.
Studierende schätzen an den Bildungsangeboten vor allem den Austausch mit Expert:innen in eigener Sache. Es sei wertvoll, „dass Menschen von eigenen Erfahrungen erzählt und nicht Dozenten ohne Behinderung darüber referiert haben.“
Die Bildungsfachkräfte haben zu Themen wie „Dekonstruktion von Behinderung“, „Lernerfahrungen“ oder auch „Arbeit“ Teilhabebarrieren sichtbar gemacht und eine kritische Betrachtung ihrer Diskriminierungserfahrungen angeregt.
Und was nehmen die Teilnehmenden mit?
Die Bildungsangebote haben bei Studierenden zu einer Selbstreflexion im Umgang von Menschen mit Behinderung geführt. In dem Zusammenhang wurde auch die eigene Haltung hinterfragt: „Ich persönliche habe mir vorgenommen, Menschen mit Behinderung nie wieder zu unterschätzen.“ Auch im Hinblick auf das zukünftige Arbeitsfeld profitieren Studierende von dem Austausch mit den Bildungsfachkräften: „Ich habe gelernt, meine Art zu lehren zu hinterfragen und immer die Sicht der Schüler zu beachten.“
Schule ist Vielfalt - Die Teilhabe aller stärken
Über Vielfalt, Partizipation und Barrieren in der Schule

[sm, kt, nr] Unter dem Motto „Schule ist Vielfalt - die Teilhabe aller stärken“ fand Ende März 2023 der Fachtag Vielfalt 8.0 der Arbeitsstelle Kooperation (ASKO) des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg statt. Das AW-ZIB gestaltete den Fachtag aktiv mit: Zum einen durch den Impulsvortrag von Prof. Dr. Karin Terfloth und Thorsten Lihl vor rund 150 Teilnehmenden. Zum anderen durch einen Workshop von Thilo Krahnke und Helmuth Pflantzer zum Thema „Barrieren in der Schule“.
Der Fachtag der ASKO beschäftigt sich mit der Frage, welche pädagogischen und didaktischen Konzepte nötig sind, um allen Kindern und Jugendlichen mit ihren individuellen Bedürfnissen und Potenzialen die gleichberechtigte Teilhabe an schulischer Bildung zu ermöglichen.
Am Vormittag haben Prof. Dr. Karin Terfloth und Bildungsfachkraft Thorsten Lihl im Rahmen eines gemeinsamen Vortrags zum Thema "Vielfalt und Partizipation in Schule und Unterricht" die Begriffe Vielfalt und Partizipation in Theorie und Arbeitsalltag beleuchtet. Zudem haben sie Formen der Partizipation in der Schule (zum Beispiel Schüler:innenmitverwaltung) sowie im alltäglichen Unterricht (beispielsweise durch Reflexion von individuellen und kooperativen Lernprozessen) thematisiert und kritisch betrachtet. Um die Zusammenhänge zu erläutern, haben die Vortragenden auch ihre eigenen Erfahrungen, die sie durch ihre Arbeit in einem inklusiven Team im AW-ZIB erworben haben, genutzt. Im Anschluss an den Vortrag gab es aus dem Kreis der Zuhörer:innen viele Fragen zur inklusiven Bildung und Forschung im AW-ZIB.
Am Nachmittag boten Thilo Krahnke und Helmuth Pflantzer einen Workshop an mit dem Titel: „Eine Schule für alle. Frag doch mal jemanden, der sich damit auskennt: Vielfältige Barrieren in der Schule erkennen.“ Die Teilnehmenden konnten erfahren, welche Lernerfahrungen die Bildungsfachkräfte Krahnke und Pflantzer in ihrer Schulzeit gemacht haben und auf welche Barrieren sie dabei gestoßen sind. Dabei spielte auch die Haltung der Lehrkräfte eine Rolle. Im Anschluss setzten sich die Teilnehmenden mit Barrieren in den Lernprozessen ihrer Schüler:innen auseinander und erarbeiteten Lösungsmöglichkeiten, wie diese abgebaut werden können.
Als eine Erkenntnis des Workshops wurde von den Teilnehmenden festgehalten, dass es sehr viele unterschiedliche Barrieren im Schulalltag gebe, nicht nur bauliche oder sprachliche. Ein möglicher Baustein zur Überwindung von Barrieren könne in der Veränderung von Strukturen liegen. Aber auch auf schulischer Ebene könne jede:r etwas tun, um Barrieren abzubauen und Teilhabe zu ermöglichen.

Lernangebote zum Thema Transitionen
Bildungsfachkräfte bereichern die Qualifizierung mit Wissen und Erfahrungen

[nh, nr] Am AW-ZIB werden seit Herbst 2022 zwei Personen zu Bildungsfachkräften qualifiziert. Die Erarbeitung der zu erwerbenden Kompetenzen erfolgt auf der Basis eines Modulhandbuchs. Die bereits qualifizierten Bildungsfachkräfte sind in die Maßnahme mit eingebunden. So finden beispielsweise in regelmäßigen Abständen gemeinsame Lerneinheiten statt, die sowohl als Weiterbildung für die Bildungsfachkräfte als auch als Einstieg in neue Themen für die Qualifizierungsteilnehmerinnen dienen.
In der Qualifizierung wird aktuell das Thema Transitionen behandelt. Als Transitionen werden bedeutende Übergänge im Leben eines Menschen bezeichnet. Transitionen können eine Chance für intensives Lernen und Identitätsentwicklung darstellen, aber auch zu Überforderung und Anpassungsschwierigkeiten führen.
Gemeinsam mit Bildungsfachkraft Anna Neff haben die Qualifizierungsteilnehmerinnen Susann Bensch und Louisa Kabbe eine mehrtägige Lerneinheit zur Vertiefung des Themas gestaltet. „Ein Ziel der Lerneinheit war, Übergänge im Lebenslauf zu identifizieren und die gemachten Erfahrungen zu teilen, zu reflektieren und zu vergleichen“, so Qualifizierungsleitung Noemi Heister.
Nachdem sich die Lerngruppe zunächst mit dem Begriff Transition beschäftigt hat, behandelten sie ihre individuellen Transitionserfahrungen. „Ich habe mich damit auseinandergesetzt, wie sich mein soziales Umfeld, die Aufgaben und ich mich selbst verändert habe, als ich damals von zu Hause in meine derzeitige WG gezogen bin“, berichtet Susann Bensch. Dann rückten Strategien im Umgang mit Transitionen sowie Unterstützungsressourcen in den Fokus. „Hierzu haben wir passende Bilder ausgesucht und überlegt, wie uns bei Transitionsprozessen geholfen wurde und inwiefern wir gerne noch weitere Unterstützung gehabt hätten“, so Anna Neff. Zum Abschluss interviewten sich die Teilnehmenden gegenseitig zu ihren Erfahrungen. „Wir haben uns Interviewfragen überlegt und das Interview aufgezeichnet, um es am Ende noch einmal gemeinsam anhören zu können“, so Louisa Kabbe.
Die Lerneinheit wird von den Beteiligten als gewinnbringend und abwechslungsreich beschrieben. Anna Neff fasst zusammen: „Mir hat die gemeinsame Lerneinheit viel Spaß gemacht. Ich konnte meine Erfahrungen einbringen, weil ich schon Bildungsangebote zum Thema Transitionen gehalten habe. Außerdem konnte ich durch das gemeinsame Lernen noch einmal die Inhalte auffrischen.“ Louisa Kabbe ergänzt: „Ich fand es spannend, wie unterschiedlich die Transitionserfahrungen sein können. Mir hat es gefallen, dass wir mit der Flip Chart gearbeitet haben. Zusammen haben wir dort Erfahrungen, Ideen und Fragen gesammelt sowie passende Bilder aufgeklebt.“ Susann Bensch schätzt auch das Wissen und die Erfahrungen, die Anna Neff weitergeben kann: „Ich fand es toll, dass wir mit Anna als erfahrener Bildungsfachkraft zusammen gelernt haben. Wir haben Einblicke in ihre Transitionen und in ihre Seminararbeit als Bildungsfachkraft erhalten.“
Alle Beteiligten freuen sich schon auf die nächste gemeinsame Lerneinheit, bei der wieder alle von- und miteinander lernen können.

Anmeldung für die Tagung im Oktober gestartet
Expert:innen in eigener Sache in Forschung, Lehre und beruflicher Bildung

[red] Das AW-ZIB veranstaltet am 13. und 14. Oktober 2023 in Kooperation mit dem Deutschsprachigen SUI-Netzwerk, dem Aktionsbündnis Teilhabeforschung und der Lebenshilfe Heidelberg eine Tagung zum Thema "Expert:innen in eigener Sache in Forschung, Lehre und beruflicher Bildung". Eine Anmeldung zur Tagung ist bis zum 31.07.2023 unter diesem Link möglich.
Expert:innen in eigener Sache sind Menschen, die persönliche Erfahrungen aus ihrer Lebenswelt und mit Unterstützungsangeboten reflektieren. Ihre Erfahrungen können sie in Diskussionen und Prozesse für die Lehre und Forschung sowie die berufliche Bildung einbringen.
In vielen Einrichtungen der Erwachsenenbildung steht bis heute vor allem theoretisches Wissen im Zentrum. Dieses Wissen entwickeln in der Regel wissenschaftliche Mitarbeiter:innen in der Forschung und geben dies über hochschulische Lehre oder Publikationen an Lernende und die Fachwelt weiter. Darüber hinaus setzen sich Lernende auch mit eigenen Erfahrungen in der Berufspraxis auseinander – dem Praxiswissen. Expert:innen in eigener Sache und deren Erfahrungsexpertise spielen an Hochschulen bisher hingegen kaum eine Rolle.
Die Ziele der Tagung sind es
- Lehrende, Forschende und Expert:innen in eigener Sache an Hochschulen und in der beruflichen Bildung miteinander in den Austausch kommen zu lassen.
- Verknüpfungsmöglichkeiten von theoretischem Wissen, Praxiswissen und Erfahrungswissen zu diskutieren.
- mögliche Potentiale auszuloten, die der Einbezug von Expert:innen in eigener Sache für Bildung und Empowerment verspricht.
- darüber in Austausch zu kommen, welche (zusätzlichen) Ressourcen für den Einbezug von Expert:innen in eigener Sache notwendig sind.
Die Tagung richtet sich an Expert:innen in eigener Sache, hochschulische Akteure (z. B. Forschende, Lehrende und Studierende), Anbieter:innen beruflicher Bildung, potenzielle Förder:innen von Projekten, welche den Einbezug von Expert:innen in eigener Sache vorantreiben und umsetzen wollen sowie alle am Thema interessierten Personen.
Aktuelle Informationen in schwerer sowie einfacher Sprache finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/aw-zib-tagung.
Partizipative Forschung am AW-ZIB
World-Café zur Beantwortung der Frage: Wie kann eine inklusive Zusammenarbeit gut gelingen?

[red] Partizipativ zu forschen heißt am AW-ZIB, dass Bildungsfachkräfte, akademisch Forschende und Studierende gemeinsam Forschungsprojekte planen und durchführen. So können alle gleichberechtigt ihre Perspektive, ihre Erfahrungen und ihre jeweilige Expertise einbringen. Im Sommersemester 2023 führten Mitglieder des Forschungsplenums eine Datenerhebung (World-Café) zum Thema "Zusammenarbeit in inklusiven Teams" mit den Teammitgliedern des AW-ZIB durch.
Ein wichtiges Ziel des Forschungsteams ist es, nicht nur zu Inklusion, sondern auch partizipativ zu forschen. Das heißt: Die Bildungsfachkräfte werden in Forschungsvorhaben, die sie selbst betreffen, nicht nur als Befragte einbezogen. Sie haben vielmehr die Möglichkeit, den Forschungsprozess als Ko-Forschende aktiv mitzugestalten.
Mit dieser Zielsetzung befasst sich das Forschungsplenum des AW-ZIB, das seit dem Wintersemester 2020/2021 wöchentlich stattfindet und an dem Bildungsfachkräfte, hauptberuflich Forschende und Studierende teilnehmen. Im Forschungsplenum werden gemeinsam forschungsmethodische Kompetenzen auf- und ausgebaut sowie Fragestellungen entwickelt und partizipativ erarbeitet. Das Forschungsplenum leistet somit einen Beitrag, die Forschungslandschaft zur Inklusion auch inklusiv mitzugestalten.
Die Forschungsfrage, die die Gruppe gemeinsam entwickelt hat und die aktuell im Fokus steht, lautet: „Wie gelingt eine inklusive Zusammenarbeit?“. Zur Beantwortung dieser Frage fand im Juni 2023 mit allen Teammitgliedern des AW-ZIB eine erste Datenerhebung in Form eines World-Cafés statt.
Die Idee des World Cafés ist es, Menschen miteinander an Thementischen ins Gespräch zu bringen. Und zwar so, dass vorbereitete Problem- oder Fragestellungen in Kleingruppen intensiv diskutiert werden können. Alles Wichtige aus dem Gespräch an einem Thementisch dokumentieren die Teilnehmer:innen. Um die Gespräche zu vertiefen, wechseln die Teilnehmer:innen nach einer bestimmten Zeit die Tische. Eine Person bleibt am Tisch sitzen und gibt die Informationen vom letzten Gespräch an die neue Gruppe weiter. Dann startet die nächste Gesprächsrunde. Am Ende gibt es einen gemeinsamen Abschluss, bei dem die Ergebnisse der Thementische vorgestellt werden.
Die Teammitglieder haben darüber diskutiert, welche Erwartungen jede:r an eine Zusammenarbeit im inklusiven Team hat und welcher Mehrwert darin gesehen wird. Es wurde auch darüber gesprochen, in welchen Bereichen es Hürden in der Zusammenarbeit gibt. Welche Lösungsansätze wurden gefunden? Und was gelingt dem Team schon richtig gut? Es wurden auch Barrieren in der Zusammenarbeit beleuchtet, zum Beispiel bezogen auf Entscheidungen, Digitalisierung, Kommunikation oder Mobilität.
Die Ergebnisse des World-Cafés wurden wieder mit ins Forschungsplenum genommen. Dort werden sie ausgewertet und interpretiert. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, die Zusammenarbeit noch besser zu machen. Darüber hinaus wird erörtert, wie diese Erkenntnisse anderen inklusiven Teams zur Verfügung gestellt werden können.

1. Heidelberger Lernortmesse WoANDERS LERNEN
Förderung der Zusammenarbeit zwischen (Hoch-)Schulen und außer(hoch)schulischen Lernorten

Mit dem Motto „WoANDERS LERNEN: Außer(hoch)schulische Lernorte“ hat sich die erste fächer- und schulformübergreifende Heidelberger Lernortmesse zum Ziel gesetzt, Kooperationen zwischen außer(hoch)schulischen Lernorten und (Hoch-)Schulen zu ermöglichen – und dies „digital, inklusiv und nachhaltig“. Die Lernmesse findet am 15.11.2023 von 10:00 bis 17:00 Uhr im Altbau der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (Keplerstraße 87 | 69120 Heidelberg) statt.
Die Organisator:innen Professorin Dr. Marita Friesen, Dr. Corinna Link und Professor Dr. Manfred Seidenfuß laden interessierte Lehrende an Hochschulen, Lehrkräfte an Schulen sowie Studierende und Akteur:innen außer(hoch)schulischer Lernorte herzlich zur Lernortmesse ein. In der Mehrzweckhalle des Altbaus der Pädagogischen Hochschule Heidelberg werden sich dabei nicht nur Ausstellende aus der Region präsentieren; Akteur:innen aus dem Feld berichten auch von ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen (Hoch-)Schulen und außer(hoch)schulischen Lernorten und bieten somit Good-Practice-Beispiele und Impulse für die eigene Arbeit.
Eine Anmeldung für interessierte Besucher:innen der Lernortmesse wird ab dem 01.10.2023 verfügbar sein. Weitere Informationen zur Anmeldung und zum Programm der Lernortmesse finden Sie auf der fortlaufend aktualisierten Veranstaltungswebsite unter: www.hse-heidelberg.de/lernortmesse
Text: Jennifer Bürk, M.A.

Andere machen auch spannende Sachen
Wir zeigen Ihnen ausgewählte Beispiele
Studierende der Pädagogischen Hochschule Heidelberg haben gemeinsam mit Menschen mit Behinderung das erste barrierefreie Online-Nachrichtenportal für Heidelberg in Leichter Sprache entwickelt. Die Webseite www.einfach-heidelberg.de bietet Menschen mit Lese- und Lernschwierigkeiten in Heidelberg ein barrierefreies und unabhängiges Nachrichten- und Informationsangebot. Davon können sowohl Menschen, die noch nicht gut Deutsch lesen können, als auch junge und ältere Leser:innen profitieren. Die Nachrichten der Internetseite sind lokal, leicht verständlich, klar formuliert und kostenlos. Das unabhängige Online-Nachrichtenportal ermöglicht somit die politische und gesellschaftliche Teilhabe für alle Heidelberger:innen.
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