Aufgaben analysieren und kategorisieren

 

Für die Erstellung von Aufgabensets dient das Luzerner Modell zur Entwicklung kompetenzfördernder Aufgabensets. Um die Qualität einer Aufgabe in deren Tiefenstruktur einschätzen zu können, wird ein mehrdimensionales Messinstrument entwickelt, validiert und angewendet. 

Aufgaben können im schulischen Lernen als Dreh- und Angelpunkt betrachtet werden. Entsprechend steuern sie den Lehr-Lernprozess (Luthiger, Wilhelm, Wespi & Wildhirt, 2018, S. 11; Reusser, 2014). Um Aufgaben kategorisieren zu können, sind in den Fachdidaktiken und in der Allgemeinen Didaktik verschiedene Kategoriensysteme entwickelt und teilweise erprobt worden (Blömeke, Risse, Müller, Eichler & Schulz, 2006; Bölsterli Bardy & Wilhelm, 2018; Jordan et al., 2006; Luthiger et al., 2018; Maier, Kleinknecht, Metz, Schymala & Bohl, 2010; Neubrand, 2002). Damit der in den Lehrplänen verankerte Kompetenzaufbau der Schüler*innen erreicht werden kann, treten neu Sets von aufeinander aufbauenden Aufgaben in den Fokus (Büchter & Leuders, 2006). Ein Beispiel zur Erstellung eines Aufgabensets ist das Luzerner Modell zur Entwicklung kompetenzfördernder Aufgabensets (LUKAS-Modell) (Luthiger et al., 2018). Da momentan empirisch validierte Raster zur Analyse von Aufgabensets fehlen, ist das Ziel dieses Dissertationsvorhabens, ein mehrdimensionales Messinstrument (Aufgabenraster) auf der Grundlage bestehender Kategoriensysteme zu entwickeln, zu validieren und anzuwenden. Die Kategorien des Messinstruments werden aus bestehenden Aufgabenklassifikationen abgeleitet und zu Skalen weiterentwickelt. Beim Messinstrument werden die Perspektiven von Fachdidaktiker*innen, Lehrkräften und Lernenden berücksichtigt. Das Forschungsvorhaben besteht aus drei Teilstudien. In Teilstudie I wird das Messinstrument in einem mehrstufigen Entwicklungsprozess ausgearbeitet und in Teilstudie II validiert. Die zur Validierung des Rasters genutzten Aufgaben stammen aus dem Projekt «MINT unterwegs», da diese Aufgaben auf der theoretischen Grundlage des LUKAS Modells erstellt wurden. «MINT unterwegs» ist ein Kooperationsprojekt zwischen der PH Luzern und der Dienststelle Volksschulbildung Luzern. Schulklassen erhalten während einer Woche Experimentierboxen und Unterrichtsmaterialien zu Kompetenzen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) des Lehrplans 21 (D-EDK, 2016). In Teilstudie III werden exemplarische Aufgaben aus dem Projekt «MINT unterwegs» von Lernenden und Lehrpersonen mit dem Aufgabenraster eingeschätzt und mit den Ratings der Fachdidaktiker*innen verglichen. Dieser Vergleich dient dazu, zu testen, ob die theoretischen Einschätzungen der Fachdidaktiker*innen ökologisch valide sind. Schliesslich wird ebenfalls in Teilstudie III auf die unterschiedliche didaktische Funktion von Aufgaben in Aufgabensets eingegangen. D.h. es wird untersucht, ob sich die auf der theoretischen Grundlage des LUKAS Modells erstellten Aufgaben des «MINT unterwegs»-Projekts tatsächlich empirisch mit dem Aufgabenraster in die vorgesehenen didaktischen Funktionen des Aufgabensets unterteilen lassen.

Ziel des Dissertationsvorhabens ist es, ein empirisch validiertes Messinstrument (Aufgabenraster) für Lehrpersonen, Lernende, Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker zur Verfügung zu stellen, mit dem Aufgaben analysiert und anschliessend zu zentralen Aufgabentypen im Lernprozess gruppiert werden können. Aus den Ergebnissen dieser Forschung sind für zukünftige Aufgabenentwicklungsprojekte wichtige Schlüsse abzuleiten.

Das Projekt wird bearbeitet von Sebastian Stuppan und betreut von Markus Wilhelm, Markus Rehm und Katrin Bölsterli