Was?
Das übergeordnete Ziel des BMBF-geförderten interdisziplinären Verbundprojekts ‘DiaGU’ ist die Entwicklung, Erprobung, Evaluation und Implementation eines förderbezogenen diagnostischen Verfahrens in verschiedenen Bildungsgängen (Primarstufe, Sekundarstufe und Berufsfachschule), dessen Informationen zur Planung und Gestaltung eines binnendifferenzierenden und inklusionsorientierten Unterrichts sowie der Erhöhung der Adaptivität von Lehr-/Lernprozessen genutzt werden können. In Zusammenarbeit mit ausgewählten (Inklusions-)Schulen und Lehrer:innen werden daher förderbezogene diagnostische Verfahren entwickelt, welche der (zunehmenden) Heterogenität bzw. dem rechtlich verankerten Inklusionsanspruch durch eine förderbezogene Fokussierung auf individuelle Lernvoraussetzungen in einer binnendifferenzierenden Unterrichtsplanung Rechnung tragen und so zu einer besseren Passung zwischen individuellen Voraussetzungen, Lernbedingungen und Anforderungen beitragen können. Diese Verfahren sind durch eine Integration verschiedener Zugängen so konzipiert, dass Lehrpersonen aus diagnostisch angelegten Unterrichtssettings Erkenntnisse über Lernprozesse gewinnen und diese zur Unterrichtsplanung und -gestaltung nutzen können. Über systematisch angelegte Unterstützungs-, Vernetzungs- und Fortbildungsangebote werden Lehrkräfte beim förderbezogenen Einsatzes der entwickelten diagnostischen Verfahren in der Planung und Durchführung binnendifferenzierenden und inklusionsorientierten Unterricht unterstützt. Darauf bezogene diagnostische Kompetenzen von Lehrkräften können identifiziert und gezielt ausgebaut werden. Ein weiteres, mit dem Projekt verbundenes Ziel, ist die Durchführung und Evaluation entsprechend diagnostisch angelegter Unterrichtsreihen, welche die Tragfähigkeit der entwickelten diagnostischen Zugänge im Unterricht überprüfen bzw. Gelingensbedingungen näher (z.B. schulformspezifisch) bestimmen sollen. All diese Maßnahmen werden durch eine, über evaluative Interessen hinausweisende, multiperspektivisch angelegte ‘Begleitforschung’ flankiert, um Veränderungsprozesse von Lehrer:innen, Schüler:innen und Unterricht empirisch nachzeichnen zu können.
Warum?
Als eines der zentralen politischen Leitbilder des 21. Jhd. erfasst ‘Inklusion’ alle gesellschaftlichen Bereiche und nicht zuletzt den Bildungsbereich, in welchem ein heterogenitätssensibler und inzwischen insbesondere auch inklusiver Unterricht an allen Schulen nicht nur gefordert, sondern auch rechtlich verbindlich ist. Das Projekt bearbeitet damit aktuelle gesellschaftliche, bildungspolitische und unterrichtspraktische Herausforderungen, die sich in einem Spannungsfeld zwischen der (immer auch) zu klärenden Rolle der Schule vis-à-vis solcher gesellschaftlichen Aufgaben bis hin zu deren qualitätsvollen Umsetzung im konkreten Unterricht strecken. Der Fokus unseres Projekts liegt dabei auf der Umsetzung des Inklusionsanspruchs auf der unterrichtspraktischen Ebene mit einem Schwerpunkt auf den Möglichkeiten förderbezogener Diagnostik für Planung und Gestaltung eines heterogenitätssensiblen und inklusiven Unterrichts. Die diesbezügliche Forschungslage weist Desiderate auf: So hängen im inklusiven Unterricht förderbezogene Unterrichtsdiagnostik, Unterrichtsplanung/-durchführung, Binnendifferenzierung und die entsprechende Kompetenzentwicklung von Lehrkräften und Förderung von Schüler:innen zusammen, wobei diese Zusammenhänge eher lückenhaft verstanden sind. Die im Rahmen von DiaGU avisierte systematisch wissenschaftlich unterstützte Entwicklung eines Verfahrens förderbezogener Diagnostik sowie dessen schulpraktische Erprobung und Implementierung in verschiedenen Schulstufen/-formen soll entsprechende Professionalisierungsprozesse schulformübergreifend anzustossen sowie zur qualitätsvollen Entwicklung inklusiven Unterrichts beitragen. Ultimativ können so die Lernprozesse aller Schüler:innen positiv beeinflusst werden.
Wie?
Bei der Studie handelt es sich um eine empirische qualitativ-explorative multiperspektivische Längsschnitts- bzw. Interventionsstudie, welche verschiedene Erhebungsmethoden und Analyseansätze miteinander kombiniert. So kann zwischen Pre-/posterhebungen zur Ausgangs- und Abschlusslage der diagnostischen Kompetenz (gerade auch bezogen auf binnendifferenzierte Unterrichtsplanung) der beteiligten Lehrkräfte und eher unterrichtsbezogenen Datensätzen, welche auf die unterrichtliche Interventionsphase fokussieren, unterschieden werden. Während erstere sich auf qualitative Leitfadeninterviews mit den beteiligten Lehrkräften sowie die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (2011) stützen, kommen in letzterer multiple Erhebungsmethoden zum Tragen, welche einen multiperspektivischen und differenzierten Blick auf die Planung, Durchführung und Entwicklung diagnosebasierter binnendifferenzierter Unterrichtssettings und entsprechend adaptiver Lernprozesse von ausgewählten Schüler:innen mit /ohne spezifischen Förderbedarfen eröffnen sollen. Auch in der Datenanalyse kommen entsprechend unterschiedliche Ansätze zum Einsatz.
Wozu?
Neben der Verstetigung der entwickelten Unterstützungsangebote zur diagnostischen Kompetenz von Lehrkräften aller Schulstufen in Qualifizierungs- und Fortbildungsmassnahmen entsteht im Rahmen des Projektes eine wissenschaftlich gestützte und öffentlich verfügbare Handreichung zum Einsatz des im Projekt entwickelten diagnostischen Verfahrens. Darüber hinaus stehen weitere (praxisrelevante) Materialien auf dieser Website zur Verfügung.