Arbeitsberichte aus dem Forschungsprojekt "Differentialdiagnostik"
Zur Diagnostik bei Sprachentwicklungsauffälligkeiten
Ergebnisse einer Fragebogenerhebung*
Hermann Schöler, Margot Häring und Karin Schakib-Ekbatan
Bericht Nr. 1
Februar 1996
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Fakultät I
Keplerstr. 87, D - 69120 Heidelberg
Tel. (06221) 477-426 [-427] - Fax 477-425
Email: k40@popix.urz.uni-heidelberg.de
* Für die finanzielle Unterstützung unserer Forschungsarbeiten danken wir der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG-Az.: SCHO 311/3-1) und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Teile des vorliegenden Berichts wurden auf der Tagung des Arbeitskreises „Klinische Psychologen in Phoniatrischer Diagnostik und Therapie", 15./16.2.1996 in Göttingen referiert. Für kritische Anmerkungen und Anregungen zu einer vorherigen Fassung des Textes danken wir Waldemar Fromm.
Inhalt
1. Zum Stand der Diagnostik und Differentialdiagnostik von Sprachentwicklungsauffälligkeiten
1.1. Zum Klassifizierungsproblem
1.2. Zum Methodenproblem
2. Zur Zielsetzung des Forschungsprojekts „Differentialdiagnostik"
5.1 Zu den Institutionen
5.2 Wer betreibt Diagnostik in den einzelnen Institutionen?
5.3 Zahl und Symptomatik der untersuchten Kinder
5.4 Art und Anteile der verschiedenen Sprachentwicklungsauffälligkeiten
5.5 Zur Diagnostik und den Untersuchungsmethoden
Es wird über eine Fragebogenerhebung berichtet, die zu einem Überblick über die Erscheinungsformen der Sprachentwicklungsauffälligkeiten und ihre Häufigkeiten sowie das Vorgehen und die Methoden bei der diagnostischen Urteilsbildung in der Bundesrepublik Deutschland beitragen sollte. Dazu waren alle Einrichtungen angeschrieben worden, von denen angenommen worden war, daß sie Diagnostik im Bereich der Sprachentwicklungsauffälligkeiten betreiben.
Etwa 40% der Institutionen haben sich an der Fragebogenerhebung beteiligt. Ein Vergleich der aufgrund der rückgemeldeten epidemiologischen Zahlen hochgerechneten Schätzwerte mit den offiziellen Schülerstatistiken zeigt, daß die teilnehmenden Institutionen als repräsentativ zu werten sind.
Wesentliche Ergebnisse der Befragung sind: Die Situation der Diagnostik ist als unbefriedigend zu werten, und ein Bedürfnis nach einer Verbesserung der Diagnostik ist vorhanden. Die diagnostischen Klassifikationssysteme und die damit verbundenen Begrifflichkeiten variieren nicht nur von Institution zu Institution, sondern auch in Abhängigkeit von den verschiedenen, an der diagnostischen Urteilsbildung beteiligten Berufsgruppen. Auch die methodischen Vorgehensweisen bei der differentialdiagnostischen Urteilsbildung sind recht unterschiedlich, wobei in vielen Fällen eigenentwickelte informelle Verfahren eingesetzt werden.
Zwei Schlußfolgerungen aus der Erhebung sind:
Die Interdisziplinarität des Gegenstandsbereiches
erfordert eine einheitliche, phänomenbezogene Begrifflichkeit.
It is reported about a questionary study in which epidemiological aspects of developmental language impairments and assessment procedures are asked. 40% of the German institutions which come to diagnostic decisions participated in the study.
The general results are: the state of diagnosis in developmental language impairments is unsatisfactory, and there is a strong need for improving this situation. The classification systems, the diagnostic criteria, and the nomenclature vary not only between institutions but also depending on the different professions dealing with diagnosis. The assessment procedures are very different too. In many cases informal tests are applicated.
Two conclusions of the study are: firstly, the interdisciplinarity of the domain requires a unified nomenclature which is strongly related to the phenomena. Secondly, a standardization of the assessment procedures is necessary. Researchers are asked to cooperate with the diagnosticians for optimizing and unifying the assessment procedures.
Am Beginn des Projekts „Differentialdiagnostik", dessen Zielsetzung wir im Kapitel 2 kurz vorstellen, steht eine Bestandsaufnahme der Diagnostik und Differentialdiagnostik im Bereich der Sprachentwicklungsauffälligkeiten. Die einschlägigen Institutionen wurden dazu angeschrieben und um Bearbeitung eines Fragebogens gebeten. Durch diese Fragebogenerhebung erhofften wir uns einen genaueren Überblick über die Erscheinungsformen der Sprachentwicklungsauffälligkeiten und ihre Häufigkeiten, insbesondere der spezifischen Sprachentwicklungsstörung, und das Vorgehen und die Methoden bei der diagnostischen Urteilsbildung. Über die Ergebnisse dieser Fragebogenerhebung berichten wir im folgenden.
Diese Bestandsaufnahme sollte dazu dienen, den Stand der Diagnostik empirisch zu dokumentieren und zu problematisieren sowie epidemiologische Informationen zu gewinnen. Eine zweite, nicht minder wichtige Funktion bestand darin, durch die Fragebogenerhebung mit den Institutionen in Kontakt zu kommen und sie um Mitarbeit bei der Durchführung der im Projekt anfallenden Untersuchungen und Erprobungen zu bitten. Ohne eine enge Kooperation mit den Einrichtungen, die bei Sprachentwicklungsauffälligkeiten diagnostisch tätig sind, ist eine Realisierung der Projektziele nicht möglich.
Der Fragebogen wurde im Sommer und Herbst 1995 an die Institutionen verschickt, wobei der Rücklauf lange Zeit beanspruchte (auch bei Abfassung des vorliegenden Berichts treffen immer noch vereinzelt Rückmeldungen im Projekt ein). Die Reaktionen der Institutionen sind zumindest in zweierlei Hinsicht als überaus positiv zu bewerten: Zum einen ist die Rücklaufquote mit etwa 40% (etwa 250 Institutionen) als relativ gut - gemessen an vergleichbaren Erhebungen - zu bewerten, zum anderen haben sich die meisten Institutionen zu einer Kooperation bereit erklärt. Die Rückmeldungen, zum Teil auch die durch den Fragebogen ausgelösten Reaktionen, die von Ärger über einige der Fragen - vor allem über die verwendeten Begrifflichkeiten - bis hin zu intensiven intrainstitutionellen Diskussionen - vornehmlich zwischen den beteiligten Berufsgruppen - reichten, liefern indirekt weitere Evidenz für den Wunsch nach einer Verbesserung der Diagnostik und Differentialdiagnostik bei Sprachentwicklungsauffälligkeiten.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal recht herzlich bei allen Institutionen bedanken, die sich der Mühe des Fragebogen-Ausfüllens unterzogen haben. Ein besonderer Dank gilt all den Institutionen, die darüber hinaus auch ihre Bereitschaft erklärt haben, bei der Erprobung einer Differentialdiagnostik mit dem Projekt zu kooperieren. Aufgrund unserer begrenzten Ressourcen wird es leider nicht möglich sein, alle diese Kooperationsangebote auch wahrzunehmen.
„Die Kompliziertheit der Erscheinungen von Sprachstörungen besteht darin, daß äußerlich ähnliche Sprachstörungen unterschiedliche Strukturen und Entstehungsmechanismen haben können" (Shukowa, Mastjukowa & Filitschewa, 1978, S. 23). Da für Sprachentwicklungsstörungen in besonderem Maße gilt, daß gleichen Phänomenen sehr unterschiedliche ätiologische Bedingungsfaktoren zugrundeliegen können, müssen demzufolge therapeutische und sonderpädagogische Maßnahmen in Abhängigkeit von den unterschiedlichen Störungsformen und ihren Verursachungen variieren. Die Planung und Durchführung geeigneter Interventionen setzen daher eine angemessene und differenzierte sowie differenzierende Diagnostik voraus. Ohne eine detaillierte diagnostische und differentialdiagnostische Erfassung und Beurteilung sprachlicher Störungsformen sind, wie dies Grohnfeldt formulierte, „die vorrangigen Aufgabengebiete der Sprachbehindertenpädagogik, nämlich die Erkennung, Förderung und Prophylaxe im Vorschulbereich sowie eine behinderungsspezifische Unterrichtsgestaltung in der Sonderschule für Sprachbehinderte" (1979, S. 1) nicht möglich. Dies gilt in gleicher Weise für alle Interventions- und Therapie-Entscheidungen im Bereich der Sprachentwicklungsstörungen, die in der ambulanten und klinischen Praxis zu treffen sind.
Wie sieht es aber mit diesem ersten und notwendigen Schritt in der logischen Folge „Diagnose - Prognose - Therapie" (Grimm & Schöler, 1991, S. 3) aus?
Zur Annäherung an eine Antwort möchten wir zunächst einmal folgende zwei Problembereiche bei der Diagnose der Spezifischen Sprachentwicklungsstörung unterscheiden: zum einen das Klassifizierungsproblem und zum anderen das Methodenproblem.
Bei der diagnostischen Klassifizierung bestand lange Zeit und besteht wohl in weiten Teilen der Praxis heute noch eine sehr große Variabilität und Unsicherheit in der Bezeichnung der verschiedenen und unterschiedenen Sprachentwicklungsstörungen. „Die große Zahl verschiedenartiger Bezeichnungen ist kein Ausdruck für die Differenziertheit der Klassifikation der Sprachentwicklungsauffälligkeiten, sondern ist vielmehr Ausdruck unzureichender bzw. fehlender Klassifikationssysteme und diagnostischer bzw. differentialdiagnostischer Kriterien" (Schöler, Dalbert & Schäle, 1991, S. 58). Die von uns untersuchte Sprachentwicklungsauffälligkeit, die sogenannte Spezifische Sprachentwicklungsstörung1 kann noch nicht positiv definiert werden (zu den Definitionskriterien siehe u.a. Schöler et al., 1991). Es liegen lediglich einige Ausschlußkriterien vor: So soll die Spezifische Sprachentwicklungsstörung nicht (a) mit einer intellektuellen Minderleistung in nichtsprachlichen Fähigkeiten einhergehen, es sollen (b) keine auffälligen emotionalen oder Verhaltensstörungen, (c) keine diagnostizierten Hörschäden oder -störungen, (d) keine cerebralen Dysfunktionen oder Hirnschädigungen vorliegen. Die ersten sprachlichen Äußerungen dieser Kinder treten meist verspätet auf, und die Sprachauffälligkeiten werden besonders in den strukturellen Bereichen (Syntax und Morphologie) ohrenfällig. In jüngster Zeit werden einige Definitionskriterien zunehmend in Frage gestellt, vor allem das Merkmal „durchschnittliche (nonverbale) Intelligenz". So meint Judith Johnston (1993) unseres Erachtens zurecht, daß die Forschung die intellektuellen Leistungen von SLI-Kindern überschätzt hat. „In spite of their normal-range nonverbal IQ, children with SLI have performed less well than their age peers on a wide range of nonverbal cognitive tasks" (Johnston, 1993, p. 582; siehe dazu auch Schöler, 1992; Schöler & Fromm, 1995).2
In der diagnostischen Praxis findet sich häufig noch die Kategorisierung der Spezifischen Sprachentwicklungsstörung in drei Schweregrade (leicht, mittel, schwer)3, wie sie Liebmann bereits 1901 vorschlug. Diese - meist als quantitative Abstufung gemeinte - Einteilung ist allerdings völlig unzureichend und hält auch einer empirischen Prüfung nicht stand: Wie wir zeigen konnten, sind diese Attribute in keiner Weise trennscharf und können die Leistungen und Störungsbilder der Kinder nicht diskriminierend beschreiben (Schöler, Anzer & Illichmann, 1987; Schöler & Fromm, 1995).
Die Forschungen in den letzten beiden Jahrzehnten haben aber in diesem ersten Problembereich „Klassifikation" zu einer deutlichen Verbesserung geführt. Wenn auch noch keine eindeutigen Erklärungen für die unterschiedenen Störungsbilder vorliegen, so ist nicht zuletzt aufgrund unserer eigenen Untersuchungen (zsf. Schöler, 1993, Schöler & Fromm, 1995) davon auszugehen, daß die bisherige Klassifizierung „Spezifische Sprachentwicklungsstörung" zu allgemein und unscharf ist. Es gibt nicht die Spezifische Sprachentwicklungsstörung, sondern hinter diesem Etikett und den beobachtbaren Phänomenen verbergen sich unterscheidbare Subgruppen, die auf unterschiedliche Ätiologien hinweisen. Diese Subgruppen benötigen jeweils zu einer Kompensation oder einer Minderung der Störung bzw. der Auffälligkeit andere therapeutische Maßnahmen. Über die Gewinnung reliabler und valider differentialdiagnostischer Kriterien hinaus muß es daher Ziel weiterer Forschungen sein, nicht nur die Kompensationsmöglichkeiten der spezifisch sprachentwicklungsgestörten Kinder aufzufinden, sondern auch Kompensationstechniken zu entwickeln, damit sie therapeutisch intensiviert angewendet werden können, um die sprachlichen Defizite zu mindern oder zu beseitigen. Auf dem Hintergrund unserer Annahmen kann es bei der Planung von Interventionsmaßnahmen nicht genügen, die „normalen" Entwicklungsprozesse anzuregen, sondern es müssen auch weiterhin gezielt Wege gesucht werden, die gestörten Entwicklungs-, Lern- oder Verarbeitungsprozesse durch andere Lernprozesse zu kompensieren. Nach unserer Auffassung ist es daher auch unumgänglich, andere Lern- bzw. Verarbeitungsprozesse im Hinblick auf ihre Eignung für den Erwerb und Aufbau sprachlichen Wissens zu prüfen. Für eine Gruppe der spezifisch sprachentwicklungsgestörten Kinder, bei denen wir eine auditive Verarbeitungsstörung als bedingend für die Sprachprobleme annehmen, erscheint uns u.a. die gezielte Förderung des sogenannten metasprachlichen Wissens sinnvoll zu sein, um Defizite im sprachlich-strukturellen Wissen reflektiert ausgleichen zu können, wie dies durch das Lernen von Fertigkeiten und deren Automatisierung (vgl. dazu das ACT-Modell von Anderson, 1982) und wie dies in vielen Bereichen des Zweit- und Fremdsprachenerwerbs geschieht.
Im Bereich der Sprachentwicklungsdiagnostik können im wesentlichen zwei methodische Zugänge unterschieden werden: (1) standardisierte Entwicklungs- und Leistungstests und (2) Spontansprachanalysen.4 Diese beiden methodischen Zugangsweisen sind nach unserer Auffassung als komplementär zu bewerten, da jeweils unterschiedliche Aspekte der sprachlichen Leistungen im Vordergrund stehen, die allesamt für eine umfassende Diagnose erhoben werden sollten. Die zur Zeit auf dem Markt befindlichen Tests und Analyseverfahren scheinen aber noch nicht den Ansprüchen zu genügen, die für eine differenzierte und differenzierende Sprachentwicklungsdiagnostik erforderlich sind. Denn in allen uns bekannten Publikationen wird der mangelhafte Stand der Diagnostik und Differentialdiagnostik im Bereich der Sprachentwicklungsstörungen immer wieder beklagt (vgl. u.a. Dannenbauer, 1983; Grohnfeldt, 1979; Knura, 1977). Die angeführten Arbeiten wurden zwar bereits vor einigen Jahre publiziert, der aktuelle Stand des Problems hat sich aber nicht wesentlich geändert, da zwischenzeitlich keine neue Methode oder neue Verfahren5 entwickelt wurden. Die Forschungen des letzten Jahrzehnts zu umschriebenen Entwicklungsstörungen der Sprache und des Sprechens zentrierten - sinnvollerweise - zunächst
einmal auf ätiologische Fragestellungen und die Unterscheidung von Subgruppen sprachentwicklungsgestörter Kinder - als Voraussetzung zur Ableitung und Entwicklung differenzierender Kriterien.
(1) Zu den standardisierten Tests. In einer
Befragung, die Grohnfeldt 1978 an Sonderschulleitern durchführte, wurde zum
Ausdruck gebracht, daß die Testpraxis als unbefriedigend empfunden wird und vor
allem „der Wunsch nach besseren Testverfahren zur Bestimmung des
Sprachstandes" (Grohnfeldt, 1979, S. 1) geäußert wurde. Erste von uns
durchgeführte aktuelle Befragungen ergaben ebenfalls für die medizinisch-logopädische
Diagnostik, daß diese nur als mangelhaft bewertet werden kann, wobei die in
diesen Bereichen Beschäftigten den Zustand selbst als äußerst unbefriedigend
erleben und schildern.6 Die zum Teil berechtigten Kritikpunkte, zum Teil aus Unverständnis
resultierende (z.B. Heidtmann, 1990; vgl. hierzu die Kritik von Schöler, 1992a)
generelle Kritik an standardisierten Tests und speziell an den im
deutschsprachigen Raum vorhandenen Sprachentwicklungstests geht von „zu oberflächlich,
zu ungenau" bis hin zu völliger Ablehnung solcher Tests. Diese
standardisierten Tests
7
erheben in der Regel nicht den Anspruch, eine umfassende differenzierende Diagnose liefern zu können. Sie sind nicht speziell für die Differentialdiagnostik
im Bereich sprachlicher Entwicklungsstörungen konzipiert, sondern sie sollen
den allgemeinen Sprachentwicklungsstand und Abweichungen von einer altersgemäßen
Sprachentwicklung in ausgewählten Leistungsbereichen diagnostizieren.
8
In einer neueren Arbeit von Friedrich (1993) wird ein
kognitionspsychologischer Ansatz in der Sprachentwicklungsdiagnostik und -förderung
bei entwicklungsrückständigen Kindern diskutiert. Das vorgestellte Inventar
hat jedoch für eine Differentialdiagnostik von Sprachentwicklungsauffälligkeiten
nur eingeschränkten Wert: (1) Es bezieht sich lediglich auf den Bereich der
verbalen Verfügbarkeit semantischer Relationen. (2) Das Verfahren ist für die
Diagnose der Altersangemessenheit sprachlicher Fähigkeiten konzipiert, wobei
sowohl Retardierungen als auch Akzelerationen festgestellt werden sollen.
(2) Zu den Spontansprachanalysen. Die
Spontansprachanalysen (vgl. dazu u.a. Clahsen, 1986) wurden als Alternative zu
den standardisierten Tests bewertet, mit der man die Unzulänglichkeiten der
Tests und der Testsituation zu überwinden glaubte. „Eine umfassende
linguistische Analyse ist nur anhand freier Sprachproben möglich" (Füssenich
& Heidtmann, 1987, S. 24). Diese Verfahren, die geradezu als ein
diagnostisches „Allheilmittel" gepriesen wurden, weisen aber ebenfalls
verschiedene, zum Teil gravierende Nachteile auf. Nach einer ersten anfänglichen
Euphorie, mit der diese linguistischen Beschreibungssysteme sprachlicher Äußerungen
begrüßt und eingesetzt wurden, trat insofern wieder Ernüchterung in der
Praxis ein, als sich die Beschränkungen dieser Beschreibungsverfahren zeigten.9
Ohne auf diese Kritik näher eingehen zu wollen, sei nur zum einen auf die
sehr zeitkonsumptive Prozedur einer repräsentativen Erhebung der Daten und
deren Analyse (auch wenn der letzte Auswertungsschritt computerunterstützt
ablaufen kann; Clahsen & Hansen, 1991) und zum anderen darauf hingewiesen,
daß nur die Äußerungsproduktion analysiert wird. Eine vergleichende
Analyse der Spontansprachdaten und der durch bestimmte Aufgaben elizitierten
sprachlichen Leistungen zeigt, daß gerade in der Diagnose der
Sprachentwicklungsstörungen die Spontansprachdaten nur geringen
Informationswert haben können, da der sprachliche Ausdruck dieser Kinder sich
als wenig variationsreich erweist (Kany, Fromm, Schöler & Stahl, 1990). Sie
beschränken sich auf relativ wenige beherrschte Ausdrucksformen (Routinen), bei
denen dann auch die Fehlerrate niedrig liegt. Ein völlig anderes Bild ergibt
sich dagegen bei der Elizitationsaufgabe „Nachsprechen von Sätzen"
(siehe Schöler, Fromm & Kürsten, 1993; Schöler, Kratzer, Kürsten &
Schäle, 1991): Selbst die 16-17jährigen, die wir über 10 Jahre in ihrer
Entwicklung beobachten konnten, versagen bei dieser Aufgabe, während sie in der
alltäglichen sprachlichen Interaktion unauffällig wirken (Schakib-Ekbatan
& Schöler, 1995a, 1995b).
Bei der Konzipierung einer Differentialdiagnostik sollten
freie Sprachstichproben und Elizitationstechniken gemeinsam eingesetzt werden.
Freie Sprachproben, die (noch) zumeist favorisiert werden, sind durch
Elizitationstechniken zu ergänzen. Solche Aufgaben wie Nachsprechen von Sätzen,
Einfügen von Flexionen in Texte oder Erkennen und Korrigieren
falscher Flexionen in Sätzen (siehe Schöler, 1993) eignen sich nach
unserer Auffassung gut zur Beobachtung spezifischer sprachlicher Formen und zur
Inferenz zugrundeliegender Verarbeitungssysteme. Nicht nur der enorme
Zeitaufwand, der mit der Erhebung und Analyse einer freien Sprachstichprobe
verbunden ist, spricht für gezielte und rationell handhabbare
Elizitationstechniken. Die Erhebungen freier Sprachstichproben in „natürlichen"
Kommunikationssituationen innerhalb des „Heidelberger Dysgrammatismus
Projekts" haben weiterhin gezeigt, daß sprachauffällige Kinder mit dem
ihnen zur Verfügung stehenden Wissen rationell umgehen; Problembereiche werden
von ihnen eher verdeckt, denn offensichtlich gemacht. Die festgestellte
reduzierte Komplexität der Satzmuster beim Erzählen von Geschichten
(Kany et al., 1990) deutet darauf hin, daß sprachauffällige Kinder einfache
Satzbaupläne bevorzugen, die sie fehlerfrei produzieren können. Die Vermeidung
von adjektivischen und/oder adverbialen Erweiterungen der Nominal- bzw.
Verbalphrasen bei sprachauffälligen Kindern ist von standardisierten Tests zur
Erfassung des Sprachentwicklungsstandes bisher nicht berücksichtigt worden.
Aufgrund der Ergebnisse erscheint es sinnvoll, bei der Konzeption einer
Diagnostik diesen Aspekt zur Bestimmung einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung
heranzuziehen.
Resümee. Zusammenfassend bleibt
festzustellen, daß der Stand der Differentialdiagnostik bei
Sprachentwicklungsstörungen aufgrund der vorhandenen Diagnosemethoden als
unzureichend bewertet werden kann. Zwar gibt es zwei methodische Zugangsweisen:
Tests und Spontansprachanalysen, mit denen jeweils Aspekte des
Sprachentwicklungsstandes erfaßt werden können. Diese beiden komplementären
diagnostischen Methoden weisen jedoch noch erhebliche Mängel auf, die sie
einerseits als zu unspezifisch, andererseits als zu eingeschränkt zur
Differenzierung verschiedener Formen von Sprachauffälligkeiten bewerten lassen.
In einer umfassenden Differentialdiagnostik der Sprachentwicklungsstörungen
werden beide Methoden jedoch einen angemessenen Stellenwert besitzen.
Die Ergebnisse unserer Untersuchungen zeigen, daß die
Definitions- und Abgrenzungsprobleme der Spezifischen Sprachentwicklungsstörung
(wir haben diese Störung früher als "kindlichen
Dysgrammatismus" benannt) und die mangelnde Vergleichbarkeit
verschiedener Forschungen zu einem großen Teil auf die Heterogenität der
untersuchten Populationen zurückzuführen sind. Wie bereits oben angesprochen,
verbergen sich nach unserer Auffassung zumindest drei unterscheidbare Subgruppen
hinter dem Etikett „Spezifische Sprachentwicklungsstörung", die auf
unterschiedliche Ätiologien hinweisen (Schöler & Fromm, 1995). Diese
Subgruppen benötigen jeweils zu einer Kompensation oder einer Minderung der Störung
bzw. der Auffälligkeit andere therapeutische Maßnahmen. So wird nach unserer
Auffassung eine Gruppe bei dem Übergang in die Schule von den dort einsetzenden
Schriftspracherwerbsprozessen profitieren, während man bei einer anderen Gruppe
sozusagen eine Symptomverschiebung in Richtung auf Lese-Rechtschreibprobleme
prognostizieren kann. Die Entwicklung einer Differentialdiagnostik wird sich
danach auszurichten haben.
Ziel des Projektes ist die Konzeption und erste Erprobung
einer Differentialdiagnostik bei Sprachentwicklungsauffälligkeiten. Im Rahmen
des Projektes kann - aus naheliegenden Ressourcen-Gründen - und soll kein
weiterer Einzeltest entwickelt werden. Ein solcher einzelner Leistungstest würde
nur die Liste der vorhandenen Verfahren ergänzen, nach unseren Vorstellungen
aber nicht den Ansprüchen der erforderlichen und geforderten
individualdiagnostischen Vorgehensweise alleine genügen können.
Standardisierungen und Normierungen der einzelnen Leistungsbereiche sind zwar
unabdingbar, wir möchten aber neben Leistungsindikatoren auch andere
Informationen in die Diagnose einbeziehen, die sich naturgemäß einer solchen
einzelnen Standardisierung und Normierung entziehen würden. Standardisiert und
normiert werden soll das Konglomerat aus verschiedenen Indikatoren quantitativer
und qualitativer Art, nämlich die Konfiguration der unterschiedlichen, die
Sprachentwicklungsstörungen diskriminierenden Informationen, die aus
verschiedenen Quellen gewonnen werden können. Als Informationsquellen dienen
neben den von uns entwickelten und sich als diskriminativ valide erweisenden
Aufgaben auch andere diagnostische Instrumente, die sich in der diagnostischen
Praxis als valide zeigen, sowie biographische und anamnestische Daten.
Mit Bedacht haben wir daher den Namen „Differentialdiagnostik"
gewählt und sprechen nicht von einem Diagnostikum. Bestandteile dieser
Differentialdiagnostik werden also nicht alleine Aufgaben als Indikatoren für
spezifische zugrundeliegende quantifizierbare Leistungen sein, wie dies in Tests
ausschließlich der Fall ist, sondern es sollen ebenfalls Informationen aus der
Biographie und der Anamnese einbezogen werden, die sich als diskriminativ valide
im Rahmen unserer Längsschnittstudie und in der diagnostischen Praxis erwiesen
haben.
Eine Differentialdiagnostik bei Sprachentwicklungsauffälligkeiten
muß im Vorschulbereich einsetzen, um frühzeitig angemessene Förder- oder
therapeutische Maßnahmen ergreifen zu können. Da unsere bisherigen
Untersuchungen erst im Schulalter (1. - 9. Klasse) einsetzten, müssen
entsprechende Ergänzungen und Modifikationen der Aufgaben erfolgen und die
Kritik an einzelnen Aufgaben berücksichtigt werden.
Unsere bisher durchgeführten „Pilotbefragungen"
zeigen übereinstimmend, daß in vielen Institutionen diagnostische Urteile
aufgrund selbstentwickelter informeller Verfahren gebildet werden. Positiv
gewendet ist dementsprechend davon auszugehen, daß viele Diagnostikerinnen und
Diagnostiker in den einzelnen Einrichtungen über große Erfahrungen und
Kompetenzen verfügen, gerade im Hinblick auf die Relevanz einzelner
Leistungswerte sowie biographischer und anamnestischer Informationen in ihrer
Indikatorfunktion für bestimmte Sprachentwicklungsauffälligkeiten. Es gilt,
diese in der Praxis vorhandenen Erfahrungen und Kompetenzen abzugleichen und in
die Erstellung einer Differentialdiagnostik einzubinden.
Die im „Heidelberger Dysgrammatismus-Projekt"
erhobenen Daten und die vielen Kompetenzen und Erfahrungen der Diagnostikerinnen
und Diagnostiker sollten nach unserer Überzeugung die Erstellung solcher
„differentiellen Indikator-Konfigurationen"10
erlauben.
Der Fragebogen soll eine Bestandserhebung bzgl. der
Epidemiologie der Sprachentwicklungsauffälligkeiten und des Einsatzes von
diagnostischen Verfahren ermöglichen. Die Definition der Sprachauffälligkeiten,
die diagnostizierbaren Symptome und die Auftretenshäufigkeiten sowie die
eingesetzten diagnostischen Methoden bilden daher die wesentlichen Bestandteile.
Der Fragebogen wurde im Rahmen einer Arbeitsgruppe
entwickelt, an der u.a. zwei Lehrlogopädinnen und eine Diplompädagogin/Sonderpädagogin
teilnahmen.11
Der Fragebogen enthält insgesamt 21 Fragen. Um die
Beantwortung zu vereinfachen und die Bearbeitungszeit zu reduzieren, haben wir
versucht, möglichst viele Antwortmöglichkeiten vorzugeben. Vorgesehen ist aber
meist auch, entsprechende Ergänzungen anzufügen.
Mit den ersten drei Fragen werden Angaben zur Institution
(Fragen 1 und 2) und zur Beteiligung und Zahl der verschiedenen Berufsgruppen an
der Diagnostik (Frage 3) erfaßt. Damit soll bei der anonymen Befragung auch
eine Zuordnung zu den entsprechenden Berufsgruppen und den befragten
Institutionen gewährleistet werden.
Mit den Fragen 4 bis 9 sollen Angaben zur Epidemiologie und
zur Symptomatik der Sprachentwicklungsauffälligkeiten erfolgen. Da wir bei
Pilotbefragungen feststellten, daß in den Einrichtungen in aller Regel keine
Statistik der verschiedenen Sprachentwicklungsauffälligkeiten vorliegt, waren
wir gezwungen, Schätzwerte zu erfragen.
Die Fragen 4 und 5 sollen die Auftretenshäufigkeit von
Sprachentwicklungsauffälligkeiten in den jeweiligen Institutionen schätzen.
Dabei haben wir den Altersbereich bis acht Jahre gewählt, um auch die Kinder zu
erfassen, die erst bei oder nach der Einschulung durch Störungen des Sprechens
oder der Sprache auffällig werden. Die Fragen 6 und 9 listen eine Reihe von
sprachlichen Symptomen bzw. Auffälligkeiten der Sprache und des Sprechens auf,
die bei diesen Kindern beobachtet werden. Bei dieser Aufstellung haben wir bewußt
auf eine Subkategorisierung verzichtet, sondern eher ungeordnet diejenigen
Begrifflichkeiten vorgegeben, die man in Gutachten lesen kann. Die Aufstellung
enthält dabei Bezeichnungen für Syndrome und für Symptome und nennt Synonyme.
Letztere haben wir in die Liste aufgenommen, weil wir feststellen konnten, daß
die an der Diagnostik beteiligten Berufsgruppen zum Teil sehr eigene Begriffs-
und Kategoriensysteme entwickelt haben und verwenden. In pädagogischen
Gutachten ließ sich auch der Begriff "Bilingualismus" als
Kennzeichnung für sprachliche Auffälligkeiten finden, der im Rahmen der Frage
6 aber eher Distraktorenfunktion hat.
Vor den Fragen 10 und 11 führen wir in das
Klassifikationssystem der WHO bezüglich der "umschriebenen Entwicklungsstörungen
des Sprechens und der Sprache" ein. Damit sollte der Versuch unternommen
werden, die Terminologie zu vereinheitlichen. Auf dieser gemeinsamen
terminologischen Basis sollten dann erneute Schätzungen der drei
unterschiedenen Sprachentwicklungsstörungen (Artikulationsstörungen,
expressive und rezeptive Sprachstörungen) erfolgen. Im Gegensatz zur
Ungeordnetheit der Symptome in den Fragen 6 und 9 wird in Frage 11 versucht, zum
einen verschiedene sprachliche Symptome, geordnet nach den üblicherweise
unterschiedenen Sprachebenen (Morphologie und Syntax, Semantik, Phonetik und
Phonologie, Pragmatik) und Auffälligkeiten des Sprechens, zum anderen Auffälligkeiten
in Bezug auf nichtsprachliche Leistungsbereiche sowie psychosoziale Faktoren,
Verhaltensauffälligkeiten der Bezugspersonen und genetische Aspekte in ihren
Auftretenshäufigkeiten zu erfassen.
Die Fragen 12 bis 21 beziehen sich auf die diagnostische
Situation und Vorgehensweisen. Frage 12 erfaßt eine grobe Schätzung der
Zeitdauer für die Diagnostik. In den Fragen 13 und 14 werden die Ausschlußkriterien
für die Diagnose "Spezifische Sprachentwicklungsstörung" bzw.
"Entwicklungsdysphasie" und die Art ihrer ihrer diagnostischen
Abklärung abgefragt. Die Fragen 15 bis 21 dienen der Erfassung der
verschiedenen Diagnosemethoden, die von den Institutionen eingesetzt werden.
Mit dem Fragebogen sollten alle Einrichtungen angeschrieben
werden, die mit der Diagnostik im Bereich der Entwicklungsauffälligkeiten der
Sprache und des Sprechens befaßt sind. Nicht einbezogen werden sollten - nicht
nur aus naheliegenden Ressourcengründen - die vielen Einzelpraxen, vor allem
der Logopäden und Sprachheilpädagogen.
Der erste, sich als außerordentlich schwierig und
zeitaufwendig herausstellende Schritt bestand in der Feststellung der
Grundgesamtheit dieser Institutionen und der Erstellung eines
Adressenverteilers.12
Dazu wurden von uns alle einschlägigen Ministerien der einzelnen
Bundesländer angeschrieben. Wir haben im Anhang (nicht in der Online-Version.)
den von uns ursprünglich erstellten Adressenverteiler (1.007 Einrichtungen
geordnet nach Postleitzahlen) angeführt, um (a) anderen einige Mühen zu
ersparen und (b) darum zu bitten, in der Liste vergessene Einrichtungen zur Ergänzung
an uns rückzumelden.
In einem ersten Anschreiben an diese 1.007 Institutionen
haben wir nachgefragt, ob Interesse (1) an einer Beteiligung bei der
Fragebogenerhebung und (2) an einer Kooperation in der Erprobungsphase der
Differentialdiagnostik besteht. Aufgrund dieser ersten Anfrage erhielten wir in
drei Bundesländern die Auflage, um Genehmigungen für diese Fragebogenerhebung
in den zuständigen Ministerien nachzusuchen, was die Erhebung wiederum zeitlich
verzögerte.
Den Fragebogen haben wir daraufhin an die rückmeldenden
Institutionen mit einem Begleitschreiben versandt. Da wir anhand einiger Rückmeldungen
und Anfragen von einer Reihe von Mißverständnissen bzgl. der
Fragebogenerhebung ausgehen mußten (so wurden beispielsweise bis zu 150 Fragebögen
pro Institution angefordert; man war wohl fälschlicherweise davon ausgegangen,
daß pro Kind ein Fragebogen ausgefüllt werden sollte), haben wir den
Fragebogen auch an alle diejenigen Institutionen versandt, die auf das erste
Anschreiben nicht geantwortet hatten.
Aufgrund einer Reihe von Rückmeldungen konnten wir auch
feststellen, daß wir Institutionen angeschrieben hatten, bei denen die Diagnose
von Sprachentwicklungsauffälligkeiten nicht zu ihrem Aufgabenbereich gehört.
Wir haben darauf hin solche Einrichtungen, die nicht oder nur sehr randständig
mit der diagnostischen Urteilsbildung bei Sprachentwicklungsauffälligkeiten
befaßt sind, aus dem Verteiler gestrichen. Dadurch reduziert sich die Zahl der
Institutionen auf etwa 750.
Eine sinnvolle Untergliederung der verschiedenen
Institutionen ist schwierig. Einen Anhaltspunkt für die inhaltliche
Schwerpunktsetzung der jeweiligen Institution bietet unseres Erachtens der Beruf
des jeweiligen Leiters der Einrichtung. Da die Einrichtungen in der Regel
entweder von einem Mediziner oder einem Pädagogen geleitet werden, haben wir
aufgrund der jeweiligen Leiter eine Dichotomisierung der Einrichtungen
vornehmen. Die folgende Tabelle 1 gibt einen Überblick über die 750
Einrichtungen, wobei diese ungefähren (aufgerundeten) Zahlenangaben mit aller
gebotenen Vorsicht zu werten sind. 90 60 30 40 220
280 250 530 Ausgehend von dieser Grundgesamtheit von etwa
750 Einrichtungen ergibt sich bei 298 Rückmeldungen eine Beteiligung von
40%. Von den rückmeldenden Institutionen haben wiederum 261 (etwa 35%)
zugesagt, nicht nur den Fragebogen auszufüllen, sondern auch mit dem Projekt
bei der Erprobung zu kooperieren. Nur 37 Institutionen haben uns eine Absage
erteilt. Diese insgesamt zufriedenstellende Rücklaufquote drückt unseres
Erachtens deutlich - wenn auch indirekt - den Wunsch nach einer Optimierung der
bestehenden diagnostischen Praxis aus.
Die folgenden Ergebnisdarstellungen beziehen sich auf 219
Fragebögen, die uns zum Stichtag 15. Februar 1996 vorlagen. 42 der 261
Einrichtungen, die eine Teilnahme und Kooperation zugesagt hatten, haben bislang
den Fragebogen noch nicht zurückgesandt.
Das Antwortverhalten bei Frage 1 zeigt, daß viele der rückmeldenden
Institutionen Probleme hatten, sich einer der acht vorgegebenen Kategorien
zuordnen zu können. 44 weitere Bezeichnungen wurden angeführt, wobei uns
durchaus möglich erscheint, daß sich eine Reihe der Einrichtungen den
vorgegebenen Kategorien hätten zuordnen können. Viele der Bezeichnungen sind
als synonym zu werten, insbesondere im sonderpädagogischen Bereich, sie
variieren in Abhängigkeit von den Bundesländern. Wir haben alle Einrichtungen
sechs Kategorien (analog Tabelle 1) zugeordnet (siehe Tabelle 2). 11 27 9 5 52 Sonderpädagogische Einrichtungen 80 87 167 219 Vergleicht man die Rückmeldungen mit der von uns angenommenen
Grundgesamtheit, so liegt die Zusagequote bei den medizinischen Einrichtungen
bei 24%, bei den sonderpädagogischen Einrichtungen bei 32%.
Medizinische oder (sonder)pädagogische Leitung?
(Frage 2): 44 Einrichtungen haben medizinische Leitungen, 160 pädagogische
Eirichtungen, bei zwei Fragebögen wird angegeben, daß sowohl eine medizinische
als auch eine pädagogische Leitung vorhanden ist, bei sieben Fragebögen sind
keine Antworten bei dieser Frage gegeben, so daß die Häufigkeiten mit denen in
Tabelle 2 nicht völlig übereinstimmen. Lediglich bei drei Einrichtungen werden
davon abweichende Institutsleitungen genannt: Zwei Einrichtungen (Beratungs- und
Therapiezentren für einen sozialen Brennpunkt) werden von einem Sozialwirt,
eine Frühförderstelle wird von einem Psychologen geleitet.
Die Zahl der einzelnen Berufsgruppen, die nach dem
Antwortverhalten der Befragten an der Diagnostik beteiligt sind, ist recht hoch:
Insgesamt werden 19 Berufe genannt (wir hatten in Frage 3 bereits 10 angeführt).
Diese 19 Berufe haben wir in sechs Berufsgruppen zusammengefaßt. In Tabelle 3
sind die Häufigkeiten dieser Berufsgruppen in Abhängigkeit von der Art der
Institution (medizinisch vs. sonderpädagogisch) angeführt. Danach sind 1.073
Mitarbeiter in den rückmeldenden Einrichtungen mit der diagnostischen
Urteilsbildung beschäftigt. Die größte Berufsgruppe bilden dabei
erwartungsgemäß die (Sonder-)Pädagogen. f M* f M* 75 1.6 24 1.3 50 1.4 42 1.1 40 1.4 427 3.0 7 1.4 6 1.0 74 2.1 63 1.6 111 3.3 154 2.7 Wir hatten auch nach der Berufsgruppe des antwortenden Mitarbeiters13
gefragt: Von den 219 Personen, die einen Fragebogen ausgefüllt haben,
waren über die Hälfte (Sonder-)Pädagogen (122 entsprechend 56%), darüber
hinaus haben 18 Ärzte, 12 Psychologen, 45 Logopäden, jeweils 9 Heilpädagogen
und Sprachtherapeuten, ein Linguist und ein Motopäde einen Fragebogen ausgefüllt;
bei zwei Fragebögen ist keine Angabe erfolgt.
Die Gesamtzahl der Kinder bis zum Alter von acht Jahren, die
zur Erstdiagnose vorgestellt werden (Frage 4), beträgt bei den rückmeldenden
Institutionen etwa 40.000 pro Jahr. In den einzelnen Institutionen schwankt die
Zahlangabe zwischen 3 und 1.550 Kindern (siehe Tabelle 4). Bei den medizinischen
Einrichtungen liegt das Mittel bei etwa 370, bei den sonderpädagogischen
Einrichtungen bei etwa 160 Kindern. Da die Streuung beträchtlich ist, bieten
die Quartilwerte bessere Anhaltspunkte: In 25% der Einrichtungen werden weniger
als 40 Kinder, in 50% weniger als 80 Kinder, in 75% weniger als 200 Kinder pro
Jahr zur Erstdiagnose vorgestellt und untersucht. f M Range
Medizinische Einrichtungen Spezielle Abteilung in Kliniken 800 115 5 - 350 Neuro-, sozialpädiatrisches Zentrum 10.600 550 15 - 1.550 Pädaudiologische Abteilung 6.550 725 80 - 1.500 Logopädische Abteilung/Einrichtung 250 60 10 - 160 Summe
18.200
Sonderpädagogische Einrichtungen Sprachheilschule, -zentrum 7.200 115 10 - 1.300 Beratungs-, Frühförderstelle 13.700 185 10 - 1.350 Summe 20.900 Gesamtzahl 39.100 Erwartungsgemäß ist der Anteil der Kinder, bei denen die
sprachliche Symptomatik im Vordergrund steht (Frage 5), in den sonderpädagogischen
Einrichtungen höher (siehe Tabelle 5). Es ist anzunehmen, daß in den
behinderungsspezifischen sonderpädagogischen Einrichtungen (vor allem in den
schulischen Einrichtungen) bereits eine Vorselektion stattgefunden hat und
insofern anteilig mehr Kinder mit Sprachauffälligkeiten vorgestellt werden. Da
nur prozentuale Anteile erfragt wurden, haben wir die Zahlen hochgerechnet nach
der Formel: Zahl der Kinder der Institution (Angabe bei Frage 4) multipliziert
mit dem mittleren angekreuzten Prozentsatz (12,5/37,5/62,5/87,5). Danach beträgt
die geschätzte Zahl der Kinder pro Jahr, bei denen die sprachliche Symptomatik
im Vordergrund steht, in den medizinischen Einrichtungen etwa 8.600, in den
sonderpädagogischen Einrichtungen etwa 14.600. Gemessen an der Zahl der Kinder,
die zur Erstdiagnose vorgestellt werden, liegt der Prozentsatz der sprachauffälligen
Kinder insgesamt bei rund 60%. In den medizinischen Einrichtungen werden etwa
die Hälfte aller vorgestellten Kinder als sprachauffällig diagnostiziert, in
den sonderpädagogischen Einrichtungen sind es mehr als Zweidrittel aller
erstdiagnostizierten Kinder (vgl. Tabelle 5).
Medizinische Einrichtungen 0-25% 25-50% 50-75% 75-100% Spezielle Abteilung in Kliniken 2 1 2 2 Neuro-, sozialpädiatrisches Zentrum 13 4 3 8 Pädaudiologische Abteilung 1 1 7 0 Logopädische Abteilung/Einrichtung 0 0 2 2 Sonderpädagogische Einrichtungen Sprachheilschule, -zentrum 3 6 15 57 Beratungs-, Frühförderstelle 10 11 14 45 Zahl der Kinder bis zum Alter von 8 Jahren, bei
denen die sprachliche Symptomatik im Vordergrund steht (M =
durchschnittliche Zahl; s = Standardabweichung; f =
hochgerechnete Summe aufgrund der Häufigkeits- und der prozentualen
Schätzung; Range = minimale und maximale Häufigkeit; % =
Anteil der sprachauffälligen Kinder bezogen auf die Gesamtzahl der
erstdiagnostizierten Kinder, siehe Tabelle 4) M s Range f % Medizinische Einrichtungen Spezielle Abteilung in Kliniken 41 44 3 - 131 290 36 Neuro-, sozialpädiatrisches Zentrum 247 351 2- 1.356 4.700 44 Pädaudiologische Abteilung 383 343 50 - 938 3.450 53 Logopädische Abteilung/Einrichtung 39 41 9 - 100 160 64 Summe
8600
47
Sonderpädagogische Einrichtungen Sprachheilschule, -zentrum 87 159 3 - 1.137 5.575 77 Beratungs-, Frühförderstelle 123 223 2 - 1.163 8.980 66 Summe
14.555
70
Gesamtzahl 23.155 59 Welche sprachlichen Symptome bzw. Auffälligkeiten der
Sprache und des Sprechens wurden diagnostiziert? (Frage 6). Die im
Fragebogen vorgegebenen 17 Antwortmöglichkeiten werden um weitere 63 Kategorien
erweitert, wobei sehr seltsame Auffälligkeiten notiert wurden, die zumindest
zweifeln lassen, ob die Frage richtig verstanden worden ist, so u.a.
"nonverbale Kommunikation", "cerebrale Schwerhörigkeit",
"noch keine Sprache - geistige Behinderung", "zentral bedingte
Sprachstörung", "visuelle Wahrnehmungsprobleme", "Hörbehinderungen",
"Integrationsstörungen", "Störungen der Sensumotorik",
"Absehprobleme", "Codierungsschwäche", "Störungsbewußtsein",
"falsches Schluckmuster", "Verhaltensstörungen", "verzögerter
Mengenbegriff". Diese 80 verschiedenen Auffälligkeiten, die allerdings -
wie auch die oben angeführten Beispiele zeigen - nicht nur auf die Auffälligkeiten
des Sprechens und der Rede beschränkt bleiben, haben wir in 12 Kategorien
zusammengefaßt. Die Nennungshäufigkeiten sind in Prozentanteilen bezogen auf
die Art der Einrichtung (medizinisch vs. sonderpädagogisch) in Tabelle 6
angegeben.
Unabhängig von der Art der Institution (medizinisch oder
sonderpädagogisch) ergibt sich für die 12 Kategorien eine annähernd gleiche Häufigkeitsfolge,
wobei Dyslalien, ein verzögerter Sprechbeginn, dysgrammatische Störungen, ein
eingeschränkter Wortschatz von mindestens 90% der Einrichtungen genannt werden. Einrichtung 95 99 92 89 91 97 89 92 84 91 81 79 61 71 59 69 50 34 30 39 9 8 8 6 Wir hatten des weiteren gefragt (Frage 7), welche der Auffälligkeiten
(a) fast immer, welche (b) in etwa der Hälfte und welche (c) nur selten
beobachtbar sind: In den Abbildungen 1a - c sind die jeweils von mehr als 10%
genannten Auffälligkeiten dargestellt. Abbildung 1a Sprachauffälligkeiten,
die sehr häufig/fast immer beobachtet werden in Abhängigkeit
von der Art der Institution (relative Häufigkeiten, Angaben in %)
Abbildung 1b Sprachauffälligkeiten,
die in etwa der Hälfte aler Fälle beobachtet werden in Abhängigkeit
von der Art der Institution (relative Häufigkeiten, Angaben in %)
Abbildung 1c Sprachauffälligkeiten,
die selten beobachtet werden in Abhängigkeit von der Art
der Institution (relative Häufigkeiten, Angaben in %) Sprachentwicklungsstörungen und Sprachentwicklungsverzögerungen
(Frage 8). Die Häufigkeitsangaben von 198 Institutionen bezüglich (a) der
Diagnose "SES" („Kindlicher Dysgrammatismus",
„Entwicklungsdysphasie", „Spezifische Sprachentwicklungsstörung")
und (b) der Diagnose "SEV" ("Sprachentwicklungsverzögerung")
sehen wie folgt aus:
51 60 55 32 23 42 74 66 Die Zahlen zeigen die große Bandbreite, die in Abhängigkeit
von den Institutionen im Hinblick auf die Diagnosen "SES" und
"SEV" besteht. Die Diagnose "SEV" wird dabei häufiger
als die Diagnose "SES" gegeben. Eine genaue Zahl der
entsprechenden Diagnosen können wir selbstverständlich nicht angeben.
Eine Hochrechnung (analog wie in Tabelle 5) erbringt die folgenden Schätzwerte:
Die Diagnose "Sprachentwicklungsverzögerung" wird etwa 11.760
mal vergeben, zweieinhalb mal so häufig wie die Diagnose
"Sprachentwicklungsstörung" (4.830 mal; siehe Tabelle 7). Hochgerechnete Häufigkeiten der Diagnose
"SEV" und "SES" in Abhängigkeit von den
Einrichtungen SEV SES M s f M s f Medizinische Einrichtungen Spezielle Abteilung in Kliniken 20 20 120 30 25 85 Pädaudiologische Abteilung 240 250 1.920 60 15 170 Neuro-, sozialpädiatrisches Zentrum 85 75 1.470 360 450 2.150 Logopädische Einrichtung 20 20 70 60 45 120 Summe 3.580 2.525 Sonderpädagogische Einrichtungen Sprachheilschule, -zentrum 65 135 3.800 35 20 165 Beratungs-, Frühförderstelle 65 130 4.380 95 210 2.140 Summe 8.180 2.305 Gesamtzahl 11.760 4.830 davon: sprachauffällig : 8.600
(100%) sprachauffällig:
14.555
(100%) Abbildung 2 Häufigkeiten
der Diagnosen "SEV" und "SES" (Schätzwerte) Vergleicht man diese Zahlen für die Diagnosen
"SEV" und "SES" (Tabelle 7) mit den Zahlen für die
diagnostizierten Sprachauffälligkeiten (Tabelle 5), ergibt sich für
Sprachentwicklungsverzögerungen ein Anteil von etwa 51%, für
Sprachentwicklungsstörungen ein Anteil von 21% (vgl. Abbildung 2).
Folglich würden 28% der diagnostizierten Sprachentwicklungsauffälligkeiten
nicht in diese beiden Kategorien klassifiziert. Unterteilt man wiederum
die Gesamtzahl der rückmeldenden Einrichtungen in medizinische und
sonderpädagogische Institutionen, zeigen sich zwar geringe Unterschiede,
die aber keine statistische Bedeutsamkeit bei einer zweifachen
Varianzanalyse mit Meßwiederholung auf dem Faktor "Diagnose"
(SEV vs. SES) haben: Der Effekt der Institution (medizinisch vs. sonderpädagogisch;
F = .97; p > .05) und die Interaktion (F = .79, p
> .05) sind nicht signifikant. Die Diagnose "SEV" wird
bedeutsam häufiger als die Diagnose "SES" gestellt (F =
5.78; p < .05). Da sich kein Effekt der Art der Institution
(medizinisch vs. sonderpädagogisch) zeigt, werden wir im folgenden auf
diese Differenzierung verzichten.
Eine Schätzung der Zahl sprachbehinderter
Schulkinder. Wenn wir die Grundgesamtheit der schulischen
Einrichtungen für sprachentwicklungsgestörte Kinder in Deutschland annähernd
korrekt haben schätzen können (f = 280)14
und die rückmeldenden Institutionen (f = 80) diese
annähernd repräsentieren, dann würde dies bei den schulischen
Einrichtungen zu folgenden Anteilen der beiden Diagnosen führen: 18.200
Kinder würden als sprachentwicklungsverzögert, 9.800 Kinder als
sprachentwicklungsgestört diagnostiziert (bei 80 von 280 teilnehmenden
schulischen Einrichtungen wird im Mittel etwa 65 mal die Diagnose
"SEV" und etwa 35 mal die Diagnose "SES" pro Jahr
gestellt).
Wenn wir diese Zahlen mit der Schüler-Statistik 1994
vergleichen - 1994 gab es 3.608.151 Schüler im Primarbereich (1.-4.
Klasse)14
- dann würden unsere hochgerechneten Zahlen
bedeuten, daß etwa 3% eines Jahrganges (28.000) als
sprachentwicklungsgestört (SES) oder -verzögert (SEV) anzunehmen sind.
Dieser Prozentsatz liegt am unteren Ende der heute diskutierten Zahlen von
Sprachentwicklungsauffälligkeiten (hier werden Schätzungen von bis zu
20% eines Jahrganges abgegeben), aber immerhin zehnmal höher als die
offizielle Quote für den Besuch von Schulen für Sprachbehinderte.14
Häufigkeiten der verschiedenen Symptome bei
Sprachauffälligkeiten. Die Institutionen bzw. Antwortenden
unterscheiden sich zum Teil beträchtlich in der Einschätzung der
prozentualen Anteile der verschiedenen sprachlichen Symptome bzw. Auffälligkeiten
der Sprache und des Sprechens (siehe Tabelle 8). So variiert die Einschätzung
der grammatischen Schwierigkeiten (Syntaxstörung, Dysgrammatismus,
Flexionsfehler, Wortstellungsfehler), der Sprachverstehensprobleme sowie
des eingeschränkten Wortschatzes nahezu gleichmäßig über den gesamten
Skalenbereich.
Häufigkeiten der "umschriebenen
Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache" (Klassifikation
nach WHO). Die drei umschriebenen Entwicklungsstörungen des
Sprechens und der Sprache werden sehr unterschiedlich eingeschätzt. Bei
den Artikulationsstörungen verteilen sich die Antworten über die vier
Skalenstufen annähernd gleich (siehe Tabelle 9). Für die expressiven und
rezeptiven Sprachstörungen wird die Skala um die letzte Stufe reduziert;
ansonsten werden auch hier die Antworten auf die drei ersten Skalenstufen
annähernd gleichverteilt. Die rezeptiven und expressiven Sprachstörungen
nehmen in der Häufigkeitskategorie 75-100% deutlich ab.
Frage 9: Wie häufig
wurden die folgenden sprachlichen Symptome bzw. Auffälligkeiten der
Sprache und des Sprechens diagnostiziert? 10-20% 20-40% 40-60% 60-80% 80-100% Stammeln/Dyslalie 5 8 22 68 99 Stottern 142 31 6 - 1 Poltern 128 19 - 1 - Artikulationsprobleme 10 17 25 50 68 Ausspracheschwierigkeiten 17 19 23 38 44 Sprechtempo verlangsamt 105 14 8 5 - Sprechtempo erhöht 92 40 10 3 - Syntaxstörung 10 47 36 36 26 Dysgrammatismus 14 42 51 54 41 Flexionsfehler 17 35 39 31 34 Wortstellungsfehler 24 40 41 24 27 verzögerter Sprechbeginn 16 30 46 57 42 Wortbildungsprobleme 26 36 34 18 12 Wortfindungsstörung 62 52 42 12 5 eingeschränkter Wortschatz 12 34 55 24 13 Sprachverständnisschwierigkeiten 39 48 54 24 13 Apraxie 83 21 2 2 1 Mutismus 111 2 - - - Frage 10: Wie hoch schätzen Sie den
Anteil dieser drei Formen umschriebener Sprachentwicklungsstörungen
an den von Ihnen diagnostizierten Sprachentwicklungsauffälligkeiten? 0-25% 25-50% 50-75% 75-100% Artikulationsstörungen 27 20 25 28 Expressive Sprachstörungen 20 30 38 12 Rezeptive Sprachstörungen 39 27 27 8 Frage 11: Welche Symptome treten bei
den expressiven und den rezeptiven Sprachstörungen auf? Schätzen
Sie bitte bei jedem der nachfolgend genannten Symptome die
Auftretenshäufigkeit. Expressive Rezeptive 0-25% 25-50% 50-75% 75-100% 0-25% 25-50% 50-75% 75-100% Satzbau und Phrasenbildung 11 16 51 21 10 25 38 28 Flexion 6 34 40 20 17 24 33 25 Wortbildung 18 40 32 11 19 26 28 26 Wortschatz 11 30 36 24 6 17 36 40 Wortfindung 31 40 20 9 19 24 39 18 Wortbedeutung 35 36 23 6 11 20 32 37 Lautanalyse und -synthese
11 34 39 16 13 21 40 27 Lautdiskrimination 11 34 39 16 9 27 32 32 Artikulation 5 14 41 39 17 23 35 25 Sprechatmung 70 24 5 2 69 26 4 1 Stimmgebung 74 23 3 1 76 19 4 2 Redefluß 64 23 9 4 59 29 7 5 Diskurs 55 26 6 13 58 18 14 11 0-25% 25-50% 50-75% 75-100% 0-25% 25-50% 50-75% 75-100% Auditive Wahrnehmung
11 32 38 19 5 17 36 41 Visuelle Wahrnehmung 27 45 24 4 22 32 32 14 Taktile Wahrnehmung 30 38 27 5 19 37 29 15 Motorik 9 37 40 14 9 30 41 20 Gedächtnis 18 33 37 12 10 21 35 34 Rhythmus 14 29 45 12 13 29 36 23 Aufmerksamkeit 7 29 47 17 1 23 44 31 Konzentration 5 29 46 20 2 18 45 35 Psychosoziale Faktoren 12 44 32 12 9 34 46 11 Verhaltensmuster der Interaktionspartner 17 49 24 10 17 42 31 10 Familiäre Häufung 28 41 27 4 30 40 24 5 In Frage 11 haben wir nach den Auftretenshäufigkeiten
einer Reihe von Symptomen bei denexpressiven und den rezeptiven Sprachstörungen
gefragt. Die Verteilung der Antworten auf die vier Häufigkeitskategorien
(siehe Tabelle 10) zeigt zweierlei: Zum einen sind die beiden Störungsformen
aufgrund der Antwortverteilungen kaum voneinander zu unterscheiden. Zum
anderen wird - wenn auch nur indirekt erschließbar - deutlich, wie
different die einzelnen Auffälligkeiten bei den Sprachstörungen
beobachtet werden bzw. wie unterschiedlich die Auffälligkeiten definiert
sind: Bei einer Reihe von Symptomen verteilen sich die Antworten über
drei, zum Teil sogar über alle vier Häufigkeitskategorien annähernd
gleich.
Es wird außerdem deutlich, daß neben den Auffälligkeiten
in Sprache, Sprechen und Kommunikation auch eine Reihe anderer Auffälligkeiten
zu beobachten sind, wobei sogar auditive Wahrnehmungsprobleme die größte
Häufigkeit aller Symptome bei den rezeptiven Sprachstörungen aufweisen:
Nach 41% der Einrichtungen treten auditive Wahrnehmungsprobleme fast immer
mit rezeptiven Sprachstörungen auf.15
Für die Diagnostik stehen bei den meisten
Institutionen "1-2 Stunden" oder "bis zu einem halben
Tag" zur Verfügung (Frage 12). Medizinische und sonderpädagogische
Institutionen unterscheiden sich darin nicht. Ein geringfügiger,
statistisch nicht bedeutsamer Unterschied zwischen den Institutionen
besteht nur in der Kategorie "eine Stunde": Immerhin 20% der
medizinischen Institutionen schließen die Diagnostik innerhalb von einer
Stunde ab, sonderpädagogische Institutionen sind es nur etwa 7% (vgl.
Abbildung 3), bei denen die Diagnostik "eine Stunde" erfordert. Frage 12: Wieviel
Zeit erfordert in Ihrer Institution in der Regel die Diagnostik
dieser umschriebenen Entwicklungsstörungen des Sprechens und der
Sprache? Wenn ein Kind in der Institution vorgestellt wird, sind
in etwa Zweidrittel der Fälle noch keine Differentialdiagnosen im
Hinblick auf Aphasien, psychiatrische Auffälligkeiten, Autismus, Mutismus
und eine Intelligenzminderung erfolgt. In der Hälfte der Fälle wurden Hörschädigungen
oder Cerebralparesen bereits ausgeschlossen. Erfolgten diese
Differentialdiagnosen vorher noch nicht, dann werden - bis auf die Prüfung
der Intelligenz - diese Abklärungen zumeist außerhalb der Institution
durch einen Facharzt oder Psychologen durchgeführt (siehe Tabelle 11). Frage 13: Wenn in Ihrer Institution
ein Kind wegen einer Sprachauffälligkeit vorgestellt wird, sind
dann in der Regel bereits folgende Störungen bzw. Schädigungen
ausgeschlossen worden? ja, durch nein Fachärztin Psychologin unsere Institution Hörstörung/-schädigung 42 1 7 50 Aphasie 30 1 5 64 Cerebralparese 45 1 6 47 psychiatrische Auffälligkeit 11 14 6 69 Autismus 13 13 8 65 Mutismus 11 5 13 71 Intelligenzminderung 4 11 20 64 Die sonderpädagogischen Einrichtungen müssen
erwartungsgemäß häufiger (P2=10.16; p <
.01) als die medizinischen Einrichtungen die Kinder zur
differentialdiagnostischen Abklärung in Fachpraxen oder -kliniken überweisen
(vgl. Tabelle 12). 23% der medizinischen und 19% der sonderpädagogischen
Einrichtungen führen die Diagnostik in Teilbereichen selbst durch. Frage 14: Falls Sie bei Frage 13
bei einer oder mehreren Zeilen "Nein" angekreuzt
haben: Wie wird dieser Bereich im folgenden abgeklärt? medizinisch sonderpädagogisch Wir führen die Diagnostik in allen
Bereichen 19
5
Wir überweisen in eine Fachpraxis/in 58
76
23
19
Zur Intelligenzdiagnostik. Die Hälfte
der befragten Institutionen führt die Intelligenzüberprüfung mit den
Culture Fair Grundintelligenztests nach Cattell (CFT: CFT20, Weiß, 1987;
CFT 1, CFT 2, Weiß & Osterland, 1982), den
Hamburg-Wechsler-Intelligenztests (HAWIK-R, Tewes, 1983; HAWIVA, Eggert
& Schuck, 1975) oder den Raven Matrizentests (CPM, Schmidtke, Schaller
& Becker, 1978; SPM, Kratzmeier, 1979) durch. 19 Institutionen beschränken
sich nahezu ausschließlich auf den Grundintelligenztest sensu Cattell, zwölf
auf die Matrizentests sensu Raven, zwei auf die Wechsler-Tests (vgl.
Tabelle 13). Der Median der Anwendungshäufigkeit variiert bei diesen drei
Tests zwischen 10% (Matrizentests) und 25% (CFT). Die größte
Verwendungshäufigkeit weist allerdings ein relativ neuer Test (1. Auflage
der deutschsprachigen Bearbeitung 1991) auf: die Kaufman-Assessment
Battery for Children (K-ABC; Kaufman & Kaufman, 1994). In den 50
Einrichtungen, in denen er eingesetzt wird, wird dieser Test in der Hälfte
aller IQ-Messungen verwendet, zehn Institutionen setzen ihn ausschließlich
ein. Neben den in Tabelle 13 aufgeführten Tests (S-O-N, Snijders,
Tellegen & Laros, 1989; CMM 1-3/CMM 1-4; Schuck, Eggert & Raatz,
1975, 1976; FBIT, Hebbel & Horn, 1976; Kramer-Test, Kramer, 1954)
wurden noch weitere 12 Tests genannt (z.B. Mann-Zeichen-Test, Ziller,
1975; Münchner Funktionelle Entwicklungsdiagnostik, Hellbrügge, Lajosi,
Menara, Schamberger & Rautenstrauch, 1978; Scenotest, von Staabs,
1964), die aber nur von einer, maximal zwei Institutionen genannt wurden.
Erwähnenswert ist noch, daß sechsmal mitgeteilt wurde, daß die
Intelligenzdiagnose aufgrund von informellen Verfahren erfolge.
f Mdn f(90-100%) Grundintelligenztests (CFT20/CFT1-3) 116 25 19 Hamburg-Wechsler-Intelligenztests
(HAWIVA/HAWIK) 105 15 2 Raven-Matrizentests (CPM/SPM) 104 10 12 Snijders-Oomen nonverbaler Intelligenztest
(S-O-N) 77 15 2 Kaufman-Assessment Battery for Children
(K-ABC) 50 50 10 Binet-Tests (Binet-Simon/Kramer/Binetarium) 37 10 - Columbia Mental Maturity Scale (CMM 1-3) 36 10 - French Bilder Intelligenztest (FBIT) 25 5 2 McCarthy Scales for Children's Abilities 8 20 - Adaptives Intelligenz Diagnostikum (AID) 7 10 - Zur Sprachentwicklungsdiagnostik. Zweidrittel
der Einrichtungen (f = 146; entsprechend 67%) führen eine
Sprachentwicklungsdiagnostik mit standardisierten Verfahren durch. 13
Einrichtungen geben bei dieser Frage nach dem Einsatz standardisierter
Tests an, daß sie eigenentwickelte, informelle Verfahren verwenden. Mehr
als die Hälfte der Einrichtungen verwenden zur Diagnose des
Sprachentwicklungsstandes den Psycholinguistischen Entwicklungstest PET
(Angermaier, 1974) und/oder den Heidelberger Sprachentwicklungstest
H-S-E-T (Grimm & Schöler, 1978), davon zehn Einrichtungen ausschließlich
den PET, sieben ausschließlich den H-S-E-T (siehe Tabelle 14). Im
Hinblick auf den Einsatz dieser beiden Sprachentwicklungstests sind noch
folgende Zahlen interessant: In 75 Einrichtungen (34%) wird keiner der
beiden Tests angewendet, in 70 (32%) kommen beide, in 41 (19%) nur der
H-S-E-T, in 33 (15%) nur der PET zum Einsatz.
Neben diesen beiden Tests werden noch der Landauer
Sprachentwicklungstest für Vorschulkinder LSV (Götte, 1976) und das
Ravensburger Dysgrammatiker Prüfmaterial (Frank & Grziwotz, 1978) von
mehr als fünf Institutionen eingesetzt. Darüber hinaus kommen weitere 19
Tests zur Anwendung, u.a. der Logopädische Sprachverständnistest LSVT
(Wettstein, 1984), der Aktive Wortschatztest für 3-6jährige Kinder AWST
3-6 (Kiese & Kozielski, 1979), die Differenzierungsprobe (Breuer &
Weuffen, 1986), das Screeningverfahren zur Erfassung von
Sprachentwicklungsverzögerungen SEV (Heinemann & Höpfner, 1993), die
Sprachentwicklungsskalen von Reynell (Sarimski, 1985). f Mdn f(90-100%) Psycholinguistischer Entwicklungstest (PET) 116 20 10 Heidelberger Sprachentwicklungstest (H-S-E-T) 111 20 7 Landauer Sprachentwicklungstest für
Vorschulkinder (LSV) 32 10 1 Ravensburger Dysgrammatiker Prüfmaterial 9 60 2 Zur Spontansprachanalyse. Zur Frage nach
der Häufigkeit der Erhebung und Analyse von Spontansprachdaten (Frage 17)
liegen 183 Antworten vor: 42% der Einrichtungen führen solche Analysen
nicht durch, 24% dagegen immer (siehe Tabelle 15). Von den Institutionen,
die keine Spontansprachdaten erheben, wenden 57 (entsprechend 74%)
standardisierte Tests an. Einrichtungen, in denen immer eine
Spontansprachanalyse erfolgt, führen in 84% auch einen standardisierten
Test durch. Spontanspracherhebung standardisierte Diagnostik
f ja nie 77 57
33 29
17 14
13 11
43 36
Prüfungen der "Semantik". 136
Institutionen (62%) geben an, daß sie Leistungen im Bereich Semantik mit
einem Verfahren überprüfen, wobei eine solche Prüfung in 24
Institutionen immer erfolgt. Am häufigsten (von 102 Einrichtungen; siehe
Tabelle 16) wird der AWST 3-6 eingesetzt, gefolgt von dem Wortschatztest für
Schulanfänger WSS 1 (Kamratowski & Kamratowski, o.J.), dem
Frankfurter Test für Fünfjährige - Wortschatz FTF-W (Raatz, Möhling
& Ruchti, 1971), dem Ulmer Lexik und Semantiktest ULST (Holtz, 1988).
Desweiteren werden noch sieben Verfahren genannt, die bis maximal zweimal
aufgeführt werden, wobei es sich in der Mehrzahl um Subtests aus den oben
genannten Sprachentwicklungstests oder um Prüfverfahren handelt, die
ansonsten im Bereich "Grammatik" und
"Phonologie/Phonetik" erwähnt werden. davon f -25% -50% -75% immer Aktiver Wortschatztest AWST 3-6 102 35 10 14 16 Wortschatztest für Schulanfänger WSS 1 62 26 7 2 - Frankfurter Test für Fünfjährige -
Wortschatz FTF-W 46 17 2 2 - Ulmer Lexik und Semantiktest ULST 31 2 - - 1 Prüfungen der "Grammatik". Bei
dieser Frage hatten wir nur ein Verfahren vorgegeben (Dysgrammatiker Prüfmaterial;
Frank & Grziwotz, 1978), das von 148 Institutionen auch eingesetzt
wird. Es werden weitere 10 Verfahren genannt. Bis auf den in Tabelle 17
angeführten "Agrammatismustest" (Schüler, 1978)16
wird keines dieser Verfahren mehr als dreimal genannt. 38 Institutionen
(17% aller Einrichtungen) geben hier explizit an, daß sie eigene
informelle Verfahren entwickelt haben und diese anwenden. davon f -25% -50% -75% immer Ravensburger Dysgrammatiker Prüfmaterial 148 36 30 29 43 "Agrammatismustest" 12 - 4 5 2 Prüfungen des "Sprachverständnisses".
Bei dieser Frage war kein Verfahren vorgegeben. Standardisierte bzw.
publizierte Verfahren wenden 72 Einrichtungen (33%) an. Ein bevorzugtes
Verfahren für diesen - vom Testangebot her sicher als stiefmütterlich zu
bezeichnenden - Sprachleistungsbereich läßt sich nicht ausmachen. Die
Sprachentwicklungsskalen von Reynell (Sarimski, 1985) weisen mit 15
Nennungen die größte Verwendungshäufigkeit auf (siehe Tabelle 18).
Einige Einrichtungen prüfen das Sprachverstehen durch Subtests aus
H-S-E-T und PET. Daneben werden noch der LSVT (Wettstein, 1984), der
Ravensburger Dysgrammatiker Prüfbogen und die Differenzierungsprobe
(Breuer & Weuffen, 1986) häufiger als dreimal genannt. davon f -25% -50% -75% immer Sprachentwicklungsskalen (Reynell) 15 3 3 4 4 Subtests des H-S-E-T 14 4 5 - 3 Logopädischer Sprachverständnis-Test LSVT 11 5 - 2 - 10 2 1 1 5 6 3 - -
2 Differenzierungsprobe 5 - 3 1 - Prüfungen der "Phonologie/Phonetik".
154 Einrichtungen (70%) führen eine Überprüfung des Lautinventars der
Kinder mit publizierten Verfahren durch. Insgesamt werden 27
unterschiedliche, im Handel erhältliche Verfahren angegeben. In Tabelle
19 sind nur diejenigen Verfahren aufgeführt, die von mindestens drei
Einrichtungen genannt wurden. Es sind in der Reihenfolge der Nennungshäufigkeit:
der Stammler-Prüfbogen (Metzker, 1967), der Ravensburger Lautprüfbogen
(Frank & Grziwotz, 1974), die Lauttreppe nach Möhring (Möhring,
1938), das Phonetische Bilder- und Wörterbuch (Cerwenka & Demmer,
1971), der Bilder Sprachtest (Sulser, 1977), der Werscherberger Lautprüfbogen
(Gey, 1976) und die Lautprüfmittel nach Theiner (Theiner, 1968). Trotz
der recht zahlreich vorhandenen Verfahren wenden viele Institutionen zusätzlich
oder sogar ausschließlich eigene Prüfverfahren an. davon f -25% -50% -75% immer Stammler Prüfbogen (Metzker) 76 15 10 11 27 Bilder Sprachtest (Sulser) 21 5 3 - 1 Werscherberger Lautprüfbogen 12 1 3 - 8 Lautprüfmittel nach Theiner 8 - 1 3 3 Prüfungen in nichtsprachlichen
Leistungsbereichen. Die Frage nach der Diagnostik in den
nichtsprachlichen - von uns sehr allgemein formulierten - Bereichen
"Motorik", "Gedächtnis" und "Wahrnehmung"
zeigt, daß diese Entwicklungs- bzw. Leistungsbereiche routinemäßig
nur in weniger als einem Viertel der Institutionen überprüft werden
(siehe Tabelle 20): Mehr als die Hälfte aller Institutionen (126
entsprechend 58%) führt eine Prüfung der Motorik durch, 80 Einrichtungen
(37%) prüfen Gedächtnisfunktionen bzw. -leistungen, 68 Einrichtungen
(31%) Wahrnehmungsfunktionen bzw. -leistungen. davon f -25% -50% -75% immer Motorik 126 58 8 29 15 20 62 Gedächtnis 80 37 19 16 15 12 37 Wahrnehmung 68 31 4 16 15 11 26 Motorik. 62 Einrichtungen (entsprechend
28% aller Einrichtungen) prüfen routinemäßig motorische Leistungen.
Etwa 20 publizierte Verfahren werden genannt, wobei nicht immer eindeutig
ist, welche Testverfahren gemeint sind. Die am häufigsten eingesetzten
Verfahren sind (siehe Tabelle 21): die Lincoln-Oseretzky-Skala LOS KF 18
(Eggert, 1971), der Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder MOT
4-6 (Zimmer & Volkamer, 1987) und der Körper-Koordinationstest für
Kinder KTK (Kiphard & Schilling, 1974). davon f -25% -50% -75% immer Lincoln-Oseretzky-Skala LOS KF 18 72 35 12 4 6 Motoriktest für 4- bis 6jährige Kinder MOT
4-6 35 16 3 4 6 Körper-Koordinationstest für Kinder KTK 23 13 3 1 4 Gedächtnis. In 37 (entsprechend 17%
bezogen auf alle rückmeldenden) Einrichtungen werden routinemäßig Gedächtnisleistungen
geprüft (vgl. Tabelle 20). Die entsprechenden Subtests des PET und
einiger Intelligenztests werden genannt, mit denen die Merkspanne erfaßt
wird (siehe Tabelle 22).
davon f -25% -50% -75% immer ZFG, SFG aus PET, ZN aus HAWIK 35 12 6 4 10 Kaufman-Assessment Battery for Children K-ABC 16 1 3 3 3 Mottier-Test 6 3 1 1 1 Wahrnehmung. Im Widerspruch zur
Beantwortung bei der Frage, ob überhaupt Prüfungen stattfinden - nur 26
Einrichtungen (entsprechend 12% aller Einrichtungen) geben regelmäßige
Prüfungen an (vgl. Tabelle 20) -, antworten 145 Institutionen, daß sie
Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung FEW (Frostig, 1979)
zur Wahrnehmungsprüfung anwenden. Die Frage nach dem Bereich
"Wahrnehmung" war sicher sehr weit gefaßt, und es entsteht der
Eindruck, daß einige Einrichtungen darunter ausschließlich die auditive,
andere wiederum nur die visuelle Wahrnehmung verstanden haben.
26 Einrichtungen verwenden die Differenzierungsprobe
(Breuer & Weuffen, 1986), achtmal wird der Bremer
Lautdiskriminationstest BLDT (Niemeyer, 1976) eingesetzt. Darüber hinaus
werden mehr als 20 weitere Verfahren, vorwiegend Subtests aus
Intelligenztests, genannt. davon f -25% -50% -75% immer Frostigs Entwicklungstest der visuellen
Wahrnehmung 145 62 34 13 21 Differenzierungsprobe 26 8 2 8 8 Bremer Lautdiskriminationstest BLDT 8 4 2 2 - Wir haben im vorigen Abschnitt die Ergebnisse der
Fragebogenerhebung kommentarlos dargestellt, so daß sich jede Leserin und
jeder Leser ein eigenes Bild machen kann. Im folgenden Abschnitt möchten
wir diese beschreibende Ebene verlassen und thesenartig einige - unseres
Erachtens mögliche und notwendige - Schlüsse aus der Fragebogenerhebung
ziehen.
Die Situation der Diagnostik im Bereich der
Sprachentwicklungsauffälligkeiten ist unbefriedigend. Es besteht ein
Bedürfnis nach einer Verbesserung der Diagnostik.
Die überaus erfreuliche Resonanz auf den Fragebogen,
die Diskussions- und Kooperationsbereitschaft sind nach unserer Auffassung
dahingehend zu werten, daß viele mit diagnostischen und
differentialdiagnostischen Fragen Beschäftigte mit der Praxis der
diagnostischen Urteilsbildung unzufrieden sind. Dies wurde uns auch in
einer Reihe von Begleitschreiben und Gesprächen immer wieder bestätigt.
Resümee: Der Stand der Diagnostik im Bereich der Sprachentwicklungsauffälligkeiten
scheint sich in den letzten beiden Jahrzehnten (siehe die Befragung von
Sonderschulleitern durch Grohnfeldt, 1979) nicht wesentlich verbessert zu
haben.
Die Interdisziplinarität des
Gegenstandsbereiches erfordert eine einheitliche, phänomenbezogene
Begrifflichkeit.
Es gibt kein allgemein akzeptiertes
Klassifikationssystem der Sprachentwicklungsauffälligkeiten. Die recht
zahlreich im Rahmen der Diagnostik beteiligten Berufsgruppen präferieren
unterschiedliche Bezeichnungen für gleiche Phänomene, aber auch bei
gleicher Bezeichnung scheinen sich dahinter sehr verschiedene Konzepte zu
verbergen. Die Klassifikationssysteme, Bezeichnungen und Konzepte
variieren nicht nur von Institution zu Institution, sondern auch innerhalb
einer Institution. Es ist daher dringend geboten, entweder (a) ein neues
allgemein akzeptiertes Klassifikationssystem an den Phänomenen orientiert
und interdisziplinär zu entwickeln oder (b) - und dies scheint uns der
realistischere Weg - sich auf eines der vorhandenen Klassifikationssysteme
zu einigen und schrittweise dessen Optimierung voranzutreiben.
Zur Vergleichbarkeit diagnostischer Urteile ist
die (Weiter)Entwicklung diagnostischer Verfahren und die
Vereinheitlichung diagnostischer Vorgehensweisen dringend geboten.
Diagnostik ist - vor allem in der Sonderpädagogik -
seit vielen Jahren aus verschiedenen Perspektiven in der Diskussion, sie
ist - wie es so schön heißt - ins Gerede gekommen bzw. von Beginn an
eigentlich immer mehr oder weniger gewesen. Die klassische traditionelle
Diagnostik wurde beispielsweise zurecht kritisiert (siehe z.B. Cronbach
& Gleser, 1965; Fischer, 1968)17.
Nur können wir uns bei der aktuellen Kritik des Eindrucks nicht erwehren,
daß wieder einmal das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird. Nicht
zuletzt seit der Propagierung der sogenannten Förderdiagnostik in der
Sonderpädagogik sind schärfere Töne angeschlagen worden und große
Teile methodischer Zugangsweisen in Verruf geraten. Gemeint sind damit in
aller Regel normorientierte Verfahren und hier insbesondere
standardisierte Tests. Folgerichtig werden daher in der Ausbildung immer
öfter wesentliche Teile des diagnostischen Methodeninventars nicht mehr
gelehrt, sondern sie gelten von vorneherein als inhuman, Personen
klassifizierend und damit abwertend und etikettierend. Im Bereich der
Sonderpädagogik hört man auch, daß sogar jegliches Klassifizieren und
Diagnostizieren, gemeint ist dann immer die Operationalisierung von
Konstrukten und somit auch deren Erfassung/Messung inhuman sein soll.
Wie sieht die vermeintliche Alternative aus? Die
Alternative zu diesen "inhumanen" diagnostischen Methoden ist
die ganzheitliche Erfassung des Menschen „als Subjekt in seiner Unver-fügbarkeit"
(Fornefeld, 1995, S. 39). Der Mensch kann demnach nur ganzheitlich erfaßt
werden, es verbietet sich, einzelne Merkmale isoliert zu betrachten und zu
messen. Nach unserem Dafürhalten eine gefährliche Illusion. Denn ein
Diagnostiker kann - wie jeder andere Mensch auch - immer nur mehr oder
weniger kleine Ausschnitte in Abhängigkeit von bestimmten Zielsetzungen,
Perspektiven und Kontextbedingungen erfassen und verstehen. „Diagnostik
ist ein theoretisch begründetes System von Regeln und Verfahren zur
Gewinnung und Analyse von Kennwerten für inter- und intraindividuelle
Merkmalsunterschiede, ..." (Tent, 1985, S. 146). Wie Langfeldt, der
1988 in einem Beitrag die Aufgaben der Sonderpädagogischen Diagnostik
sehr deutlich formuliert hat, fügen wir der Klarheit halber noch hinzu: „und
sonst nichts". Ein Diagnostiker geht immer von einer
Fragestellung aus, und in Abhängigkeit von dieser Fragestellung kann er
geeignete und ungeeignete Methoden zur Erreichung seiner Ziele anwenden.
Die Anwendung ungeeigneter Methoden ist daher nur dem Diagnostiker
anzulasten.
Eine Argumentationsfigur, die auch in einem anderen
Kontext schon einmal gescheitert ist, nämlich in der Chomskychen Kritik
an den Lerntheorien (Chomsky, 1959)18,
ist folgende negative Argumentationsfigur: Da es zur Zeit für diese oder
jene Fragestellung keine angemessenen diagnostischen Verfahren gibt, ist
daraus abzuleiten, es kann keine geben, und es wird darauf verzichtet,
solche zu entwickeln. „Die Einzigartigkeit möglicher Fragestellungen
bringt den Praktiker häufig in die Lage, Dinge zu diagnostizieren, für
die es keine Verfahren oder Verfahrensregeln gibt, die unscharf definiert
sind oder die allenfalls durch das Alltagsverständnis („den gesunden
Menschenverstand") erfaßt werden. Er arbeitet dann ohne gesicherte
wissenschaftliche Konzepte oder Verfahren und glaubt allzu leicht, er könne
schließlich auch auf sie verzichten. Jede diagnostische Tätigkeit
impliziert jedoch ein theoretisches Konzept. [...] Die Not der Praktiker
sollte nun nicht zur Tugend der Diagnostik als Wissenschaft werden.
Vielmehr sollte an der Grundüberzeugung festgehalten werden, daß wir nur
Ausschnitte menschlichen Verhaltens und Erlebens zu erkennen vermögen,
die einer expliziten, operationalisierten (zumindest:
operationalisierbaren) und validen Definition bedürfen" (Langfeldt,
1988, S. 73).
Die heute weit verbreitete Förderdiagnostik bzw.
besser formuliert: die mit förderdiagnostischen Ansätzen oft verbundenen
ideologischen Positionen haben dazu Vorschub geleistet, daß in vielen
diagnostischen Urteilsbildungen - zum Teil aus falschem Verständnis, zum
Teil aus Inkompetenzgründen - Willkür und Beliebigkeit Einzug gehalten
haben. Neben einem Appell zur (Weiter)Ent-wicklung und Verbesserung der
diagnostischen Verfahren und Vorgehensweisen ist darüber hinaus zu
fordern, daß (a) über die zu diagnostizierenden Leistungsbereiche und
(b) über die diagnostischen Methoden und Vorgehensweisen ein
Minimal-Konsens herbeigeführt wird. Nur so können wir zu einer
erfolgreicheren intersubjektiv vergleichbaren und differenzierenden
diagnostischen Urteilsbildung gelangen.
Die Fragebogenerhebung zeigt die Dringlichkeit einer
solchen Systematisierung an. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren,
daß die wissenschaftliche Diagnostik eher stagniert, wenn nicht sogar
sich gegenläufig disparat entwickelt. Andererseits ist ebenfalls zu
beobachten, daß Praktiker Defizite durch die Entwicklung eigener
Verfahren kompensieren, wie der häufige Einsatz von institutsintern
entwickelten Verfahren zeigt.19
Das ist aus unserer Sicht zwar eine erfreuliche Reaktion auf die
oben erwähnte Entwicklung, arbeitet aber institutsübergreifenden
Kriterien zur Beurteilung von Sprachentwicklungsauffälligkeiten entgegen
und kann als anhaltender Trend die Situation der Diagnostik und
Differentialdiagnostik von Sprachentwicklungsauffälligkeiten
verschlimmern.
Einen letzten Gesichtspunkt, der sowohl für die
individuelle Therapie als auch gesellschaftlich relevant ist, möchten wir
aus einer aktuellen Untersuchung zitieren, in der u.a. auch die
mangelhafte begriffliche Schärfe diagnostischer Aussagen im Bereich der
Sprachentwicklungsauffälligkeiten kritisiert wird19: "Die
allgemeine Kostensteigerung im Sozial- und Gesundheitsbereich legt die Überlegung
nahe, daß man sich in diesem Arbeitsfeld auch Gedanken machen müßte über
eine Kosten-Nutzen-Relation therapeutischer Maßnahmen. Präzise gestellte
Diagnosen z.B. können zu erfolgreichen Therapievorschlägen führen"
(Kaschade, Männche & Weber, 1996, S. 10).
Fazit. Einen ersten, aber erforderlichen
Schritt zur Überwindung der unbefriedigenden Situation der Diagnostik im
Bereich der Sprachentwicklungsauffälligkeiten sehen wir in einer
Vereinheitlichung der diagnostischen Urteilsbildung. Eine
Vereinheitlichung würde gleichzeitig zu einer Optimierung der bestehenden
Begrifflichkeiten beitragen. Dieser Schritt kann nur in enger Kooperation
und gemeinsam von Forschung und Praxis erfolgen, wobei für die Forschung
gilt, die in der Praxis vorhandenen Erfahrungen und Kompetenzen
zusammenzuführen, abzugleichen und in die Entwicklung wissenschaftlicher
diagnostischer Verfahren einzubinden.
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FUßNOTEN
1 Der Begriff
"Spezifische Sprachentwicklungsstörung" ist zur Zeit
international gebräuchlich (engl. specific language impairment - abgekürzt
SLI), im deutschsprachigen Raum auch als Kindlicher Dysgrammatismus
oder als Entwicklungsdysphasie bezeichnet. 2 Bei der vorwiegend
in medizinischen oder medizinnahen Untersuchungen (z.B. Amon, Beck,
Castell, Mall & Wilkes, 1993) verwendeten Bezeichnung „umschriebene
Entwicklungsstörung der Sprache" (zur Definition der
„umschriebenen Entwicklungsstörungen des Sprechens und der
Sprache" siehe die Internationale Klassifikation psychischer Störungen
ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation; Dilling, Mombour & Schmidt,
1991) ist das Kriterium der durchschnittlichen Intelligenz allerdings
weiter gefaßt: Alle Kinder im Bereich von zwei Standardabweichungen unter
dem Mittel (IQ < 70) sind definitionsgemäß eingeschlossen. 3 Von Schüler wurde
diese Skala 1978 auf vier Schweregrade des Agrammatismus erweitert:
Agrammatismus (a) schwersten Grades, (b) schweren Grades, (c) mittleren
Grades und (d) leichten Grades. Diese Einteilung wird auch in heutiger
Zeit zur Kategorisierung benutzt (siehe dazu Becker, Dietze, Döbbeling,
Gerisch, Matthes, Schicke, Schmidt, Schuster, Wellmitz & Zschocke,
1991; Kaschade, Männche & Weber, 1996). 4 Für die diversen
informellen Verfahren, die im Rahmen der diagnostischen Urteilsbildung
eingesetzt werden, liegen in der Regel keine Erkenntnisse über die Güte
dieser Verfahren vor. Wie jedes Meßinstrument, so müssen aber auch alle
diagnostischen Methoden - seien es Beobachtungsverfahren wie
beispielsweise Spontanspracherhebungen oder Elizitationstechniken wie
beispielsweise Tests - bestimmten Gütekriterien genügen, will man nicht
den Boden einer intersubjektiv überprüfbaren Diagnose verlassen.
„Solange Diagnostik ein rationales Verfahren mit möglichst geringer
Willkür sein soll, solange ist die intersubjektive Kontrolle von
Diagnosen unverzichtbar" (Langfeldt, 1988, S. 73). 5 Kürzlich wurde
ein neues Sprachentwicklungsdiagnostikum publiziert: der
„Kindersprachtest für das Vorschulalter" (KISTE; Häuser, Kasielke
& Scheidereiter, 1994). Die Probleme der bisherigen Tests werden nach
unserer Auffassung auch mit diesem Verfahren nicht überwunden. 6 In einer ersten
„Pilotbefragung" haben wir u.a. die Ausbildungsstätten für Logopädie
bzw. die angeschlossenen Ambulanzen nach den dort eingesetzten
diagnostischen Instrumenten und Verfahren befragt (die meisten dieser
Befragungen wurden von Angelika Pauli und Sita Vellguth
durchgeführt). Übereinstimmend war festzustellen, daß kein
einheitliches Vorgehen existiert und lediglich informelle Verfahren, die
von Institution zu Institution variieren, angewendet werden. 7 Gemeint sind in
der Regel die drei Sprachentwicklungstests H-S-E-T (Heidelberger
Sprachentwicklungstest, Grimm & Schöler, 1978), PET
(Psycholinguistischer Entwicklungstest, Angermaier, 1974) und LSV
(Landauer Sprachentwicklungstest für Vorschulkinder, Götte, 1976). 8 Nicht unerwähnt
bleiben sollte aber, daß die genannten Sprachentwicklungstests durchaus
in bestimmten Bereichen differentielle Validität aufweisen. So konnte
beispielsweise der H-S-E-T zwischen dyslalischen und spezifisch
sprachentwicklungsgestörten Kindern diskriminieren (Schöler &
Moerschel, 1983). 9 Interessant bleibt
hier anzumerken, daß einer der Protagonisten für die
Spontansprachanalysen im deutschsprachigen Raum, Harald Clahsen, in
seinen Forschungen seit geraumer Zeit vermehrt auf Elizitationstechniken
zurückgreift bzw. solche entwickelt (z.B. Weyerts & Clahsen, 1993). 10 Unter
"Indikator" subsumieren wir sowohl quantifizierte
Leistungsindikatoren als auch qualitative biographische und anamnestische
Daten. 11 Unser Dank gilt Angelika
Pauli und Sita Vellguth, die aus beruflichen und zeitökonomischen
Gründen nicht weiter an der Arbeitsgruppe teilnehmen konnten. 12 Für die
Mithilfe bei der Erstellung des Adressenverteilers, dem Versand der Fragebögen,
der Kodierung der Antworten und der Eingabe der Daten bedanken wir uns bei
Stefan Braun, Waldemar Fromm und Christina Scherer. 13 Aus
Vereinfachungsgründen wählen wir im Text die männlichen Formen, in den
Tabellen die weiblichen Formen der Berufsbezeichnungen. 14 1994 gab es
933.719 Erstklässler (Sekretariat der Ständigen Konferenz der
Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, 1995a). Die
Zahl der Schüler an Schulen für Sprachbehinderte betrug 31.247 (1993:
29.972; Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder
in der Bundesrepublik Deutschland, 1995b) in 295 Einrichtungen für
Sprachbehinderte (1993: 266 Einrichtungen). Die Sonderschulbesuchsquote für
Sprachbehinderte liegt bei 0,348% 1994 (1993: 0,341%) im Vergleich zu der
Gesamtzahl der "Schüler im Alter der Vollzeitschulpflicht". Die
Zahlen des BMBF differieren von den Zahlen der KMK (siehe Tabelle A5, S.
34). 15 Diese Zahlen
sind für die Diskussion um die Frage interessant, ob die Spezifische
Sprachentwicklungsstörung eine rein sprachspezifische Störung ist
(siehe u.a. Schöler, 1993). 16 Ein spezieller
"Agrammatismus-Test" ist uns nicht bekannt. Gemeint ist
vermutlich mit den Kennzeichnungen "Agrammatikertest nach Dr. Schüler",
"Agrammatismustest nach Remmler",
"Kienitz/Remmler-Test" und "Remmler Nachsprechprobe"
jeweils das von Schüler (1978; 1975 erstmals unter ihrem Mädchennamen
Remmler als Dissertation erschienen) entwickelte Material. 17 Siehe aber auch
Sixtl (1968), der aufweist, daß "die klassische Testtheorie ein
`weiches' Modell (ist), mit dem man immer einen Test konstruieren
kann" (1968, S. 207). 18 Bei Chomsky war
die Argumentation etwas anders: Da die damals vorhandenen Lerntheorien
(Skinner, 1957) den Spracherwerb nicht umfassend erklären konnten, können
Lerntheorien überhaupt nichts zur Erklärung beitragen, Sprachentwicklung
ist kein Vorgang, der etwas mit Lernen zu tun hat (vgl.
Piatelli-Palmarini, 1979). Zwischenzeitlich ist wieder unbestritten, daß
der Nachahmung eine bedeutende Rolle bei der Sprachentwicklung zukommt
(z.B. Speidel & Nelson, 1989) und daß es sinnvoll ist, von
unterschiedlichen Lernprozessen im Kontext der Sprachentwicklung
auszugehen. 19 "Die
Merkmale, die aus den Akten erhoben werden konnten, waren nicht sehr
einheitlich, so daß man sie nicht präzise genug zusammenfassen konnte
und die Menge der Angaben, die zur Verfügung standen, war letztendlich
nicht groß genug, weil ein erheblicher Teil wegen ungenauer Angaben in
den Unterlagen immer herausfiel. Die Unterlagen zu den Kindern waren immer
aufzufinden, die Angaben allerdings unvollständig. Darüber hinaus
erschwerte die Unschärfe der Therapeutenaussagen eine eindeutige
Definition des Sprachstatus bei der Auswertung der erfaßten Daten"
(Kaschade, Männche & Weber, 1996, S. 8).
2.
Zur Zielsetzung des Forschungsprojekts „Differentialdiagnostik"
3. Der Fragebogen
4. Zur
Fragebogenerhebung
Tabelle 1
Zahl der Einrichtungen, die (vordringlich) Aufgaben in
der Diagnose von Sprachentwicklungsauffälligkeiten wahrnehmen
(ungefähre Zahlenangaben)
Medizinische Einrichtungen
Spezielle Abteilung in Kinderklinik, Kinder- und Jugendpsychiatrie
Neuropädiatrisches, sozialpädiatrisches Zentrum
Pädaudiologische Abteilung, Stimm- und Sprachabteilung
Logopädische Abteilung/Einrichtung
Summe
Sonderpädagogische Einrichtungen
Sprachheilschule, Sprachheilzentrum
Beratungsstelle, Frühförderstelle
Summe
Gesamtzahl
750
5. Ergebnisse
5.1 Zu den Institutionen
Tabelle 2
Zahl und Art der Einrichtungen, die an der
Fragebogenerhebung teilgenommen haben und eine Kooperation befürworten
Medizinische Einrichtungen
Spezielle Abteilung in Kinderklinik, Kinder- und Jugendpsychiatrie
Neuropädiatrisches, sozialpädiatrisches Zentrum
Pädaudiologische Abteilung, Stimm- und Sprachabteilung
Logopädische Abteilung/Einrichtung
Summe
Sprachheilschule, Sprachheilzentrum
Beratungsstelle, Frühförderstelle
Summe
Gesamtzahl
5.2. Wer betreibt
Diagnostik in den einzelnen Institutionen?
Tabelle 3
Zahl der an der Diagnostik beteiligten Berufsgruppen
und durchschnittliche Zahl pro Institution in Abhängigkeit von der
Art der Einrichtung (medizinisch vs. sonderpädagogisch)
medizinisch
sonderpädagogisch
Berufsgruppe
Ärztin
Psychologin
Pädagogin
Linguistin
Logopädin
Med. Assistenzberufe
* In die Berechnung des Mittelwertes wurden nur
diejenigen Einrichtungen einbezogen,
in denen die betreffende Berufsgruppe auch vertreten ist.5.3 Zahl und Symptomatik
der untersuchten Kinder
Tabelle 4
Zahl der Kinder bis zum Alter von acht Jahren, die im
Durchschnitt pro Jahr zur Erstdiagnose vorgestellt werden (f
= Summe der Häufigkeitsschätzungen; M = durchschnittliche
Zahl; Range = minimale und maximale Häufigkeit)
Frage 5
Bei wievielen dieser Kinder stand die sprachliche
Symptomatik dabei im Vordergrund?
(absolute Antworthäufigkeiten)
Tabelle 5
5.4 Art und Anteile der
verschiedenen Sprachentwicklungsauffälligkeiten
Tabelle 6
Diagnostizierte Symptome bzw. Auffälligkeiten der
Sprache und des Sprechens (Frage 6) (relative Häufigkeiten, Angaben
in %)
medizinisch
sonderpädagogisch
Dyslalie
verzögerter Sprechbeginn
Grammatikstörung
eingeschränkter Wortschatz
Redeflußstörung
Sprachverstehensprobleme
fehlerhafte Flexionen
Wortfindungsstörung
Apraxie
verlangsamtes Sprechtempo
Rhinolalie
Dysphonie
0-25%
25-50%
50-75%
75-100%
(a) SES
(b) SEV
Tabelle 7
Sprachauffälligkeiten insgesamt:
23.155
(100%)
davon SEV :
11.760
(51%)
davon SES:
4.830
(21%)
in medizinischen Einrichtungen insgesamt
davon SEV
3.580
(42%)
davon SES
2.525
(29%)
in sonderpädagogischen Einrichtungen insgesamt
davon SEV
8.180
(56%)
davon SES
2.305
(16%)
Tabelle 8 Absolute
Antworthäufigkeiten bei Frage 9 (der Modus ist jeweils
hervorgehoben)
Tabelle 9
Relative Häufigkeiten (Angaben in
%) der "umschriebenen Entwicklungsstörungen des
Sprechens und der Sprache" (Klassifikation nach WHO)
Tabelle 10
Relative Häufigkeiten (Angaben in %) der
Auftretensschätzungen der einzelnen Symptome bei expressiven
und rezeptiven Sprachstörungen (die Modalwerte sind
hervorgehoben)
Auffälligkeiten in Sprache,
Sprechen, Kommunikation
In bezug auf
Sprachstörungen
Sprachstörungen
Andere Auffälligkeiten
in bezug auf
5.5 Zur Diagnostik
und den Untersuchungsmethoden
eine Stunde
1 - 2 Stunden
bis zu einem halben Tag
bis zu einem Tag
mehr als einen Tag
Abbildung 3 Zeitdauer für
die Diagnostik in den einzelnen Institutionen (relative Häufigkeiten,
Angaben in Prozentwerten)
Tabelle 11
Die differentialdiagnostische Abklärung
verschiedener Störungen (relative Häufigkeiten, Angaben in
Prozentwerten)
Tabelle 12
Weitere differentialdiagnostische
Abklärung nach der Erstvorstellung (relative Häufigkeiten,
Angaben in Prozentwerten)
in unserer Institution durch.
eine Fachklinik.
Wir führen die Diagnostik zum Teil
in unserer Institution durch.
Tabelle 13
Art und Einsatz der
Intelligenztests (absolute Häufigkeit f; angeführt
sind nur die Tests, die in mindestens 5 Einrichtungen
eingesetzt werden; Mdn: Median der Verwendungshäufigkeit,
Prozentangabe; f(90-100%): Häufigkeit einer
90-100%igen Testanwendung)
Tabelle
14
Art und Einsatz von
Sprachentwicklungsdiagnostika (angeführt sind nur die
Verfahren, die in mindestens 5 Einrichtungen eingesetzt
werden; absolute Häufigkeit f; Mdn: Median der
relativen Verwendungshäufigkeit, Angabe in %; f(90-100%):
Häufigkeit einer 90-100%igen Testanwendung)
Tabelle 15
Absolute Häufigkeit f der
Spontanspracherhebungen und Durchführung standardisierter
Sprachentwicklungsdiagnostika
in bis zu 25% der Fälle
in bis zur Hälfte der Fälle
in bis zu 75% der Fälle
immer
Tabelle 16
Verfahren zur Überprüfung
sprachlicher Leistungen im Bereich "Semantik"
(absolute Häufigkeiten f; angeführt sind nur
Verfahren, die mehr als dreimal genannt wurden)
Tabelle 17
Verfahren zur Überprüfung
sprachlicher Leistungen im Bereich "Grammatik"
(absolute Häufigkeiten f; angeführt sind nur
Verfahren, die mehr als dreimal genannt wurden)
Tabelle 18
Verfahren zur Überprüfung sprachlicher
Leistungen im Bereich "Sprachverständnis" (absolute
Häufigkeiten f; angeführt sind nur Verfahren, die
mehr als dreimal genannt wurden)
Ravensburger Dysgrammatiker Prüfbogen
Subtests des PET
Tabelle 19
Verfahren zur Überprüfung
sprachlicher Leistungen im Bereich
"Phonologie/Phonetik" (absolute Häufigkeiten f;
angeführt sind nur Verfahren, die mehr als dreimal genannt
wurden)
Ravensburger Lautprüfbogen
51
2
5
10
33
Lauttreppe nach Möhring
38
19
4
1
4
Phonetisches Bilder- und Wörterbuch (Cerwenka)
34
9
4
3
3
Tabelle 20
Häufigkeiten der Prüfung der Leistungsbereiche
"Motorik", "Gedächtnis" und
"Wahrnehmung"
%
nie
Tabelle 21
Verfahren zur Überprüfung motorischer
Leistungen (absolute Häufigkeiten f; angeführt sind
nur Verfahren, die mehr als dreimal genannt wurden)
Tabelle 22
Verfahren zur Überprüfung von Gedächtnisleistungen
(absolute Häufigkeiten f; angeführt sind nur
Verfahren, die mehr als dreimal genannt wurden)
Tabelle 23
Verfahren zur Überprüfung von
Wahrnehmungsleistungen (absolute Häufigkeiten f; angeführt
sind nur Verfahren, die mehr als dreimal genannt wurden)
6. Einige Schlußfolgerungen
Literatur