Sprachentwicklungsstörungen im Kontext gestörter Verarbeitungs- und Lernprozesse*
Hermann Schöler und Karin Schakib-Ekbatan
Bericht Nr. 9
Januar 2001
Pädagogische Hochschule
Heidelberg
Fakultät I
Psychologie in der Fachrichtung Lernbehindertenpädagogik
Keplerstr. 87, D - 69120 Heidelberg
Tel. (06221) 477-426 [-428]
ISSN 1433-7193
* Der Bericht ist eine verkürzte Fassung des Beitrages „Sprachentwicklungsstörungen und Verarbeitungs- bzw. Lernstörungen“, der 2002 in Band 2 des von Manfred Grohnfeldt herausgegebenen „Lehrbuch der Sprachheilpädagogik und Logopädie“ in Stuttgart im Kohlhammer-Verlag erscheinen wird. Für finanzielle Unterstützung unserer Forschungsarbeiten danken wir der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
Inhalt
Die Eingrenzung von Sprachentwicklungsstörungen auf Störungen sprachdomänenspezifischer Entwicklungen wird aus der Perspektive eines Informationsverarbeitungsansatzes problematisiert. Die Vielfalt der verschiedenen betroffenen nichtsprachlichen Entwicklungs- und Leistungsbereiche verdeutlicht, dass dem Erscheinungsbild „Sprachentwicklungsstörungen“ sehr unterschiedliche Bedingungsgefüge zugrunde liegen können. Auch wenn noch keine eindeutigen ätiologischen Faktoren bestimmt werden konnten, so zeigt die Befundlage aber doch sehr deutlich, dass Sprachentwicklungsstörungen in aller Regel keine sprachspezifischen Störungen sondern Lern- und Verarbeitungsstörungen sind, die sich auch im sprachlichen Bereich manifestieren.
Language Impairment as Impaired Learning and
Information Processing It is argued that specific language impairment cannot be
only defined as a pure language domain specific impairment of development. There
is empirical evidence that auditory information processing, especially the
capacity of the phonological loop as a slavery system of the working memory
seems to be causally related to impairments in language development.
1 Nomen est omen? - Die
Problematik einer Eingrenzung von Sprachentwicklungsstörungen auf Störungen
sprachdomänenspezifischer Entwicklungen
Viele Entwicklungsbereiche müssen ineinandergreifen und aufeinander abgestimmt
sein, damit die kindliche Entwicklung störungsfrei und unauffällig verlaufen
kann. Ist die Entwicklung eines Bereiches gestört, so wird sich dies aufgrund
des hohen Vernetztheitsgrades mit hoher Wahrscheinlichkeit auf andere Bereiche
auswirken. Bei Störungen der Sprachentwicklung werden daher nicht nur eng
umschriebene Sprachbereiche betroffen sein, auch wenn die Bezeichnung „Sprachentwicklungsstörungen“
nahelegt, dass es sich bei den so gekennzeichneten Phänomenen in erster Linie
um Störungen der Sprachentwicklung handelt. Unter Sprachentwicklungsstörungen
verstehen wir dabei expressive und rezeptive Sprachstörungen im Sinne von „umschriebenen
Entwicklungsstörungen der Sprache“ unbekannter Genese (vgl.
WHO-Klassifikationssystem ICD-10 Kapitel V, herausgegeben von Dilling, Mombour
& Schmidt, 1991).
In
aller Regel ist davon auszugehen, dass Störungen der Sprachentwicklung zumeist
mit anderen Störungen einhergehen oder sogar lediglich Ausdruck anderer
zugrundeliegender Störungen sind, Sprachentwicklungsstörungen dementsprechend
Begleitsymptome bzw. sekundäre Auswirkungen von basaleren Defiziten darstellen.
Es besteht das Problem, „daß äußerlich ähnliche Sprachstörungen
unterschiedliche Strukturen und Entstehungsmechanismen haben können“
(Shukowa, Mastjukowa & Filitschewa, 1978, S. 23).
Wenn es nach allem schwierig sein
wird, einzelne Bedingungsfaktoren für Sprachentwicklungsstörungen zu
isolieren, erscheint uns dennoch eine rein deskriptive patholinguistische
Sichtweise in Diagnostik und Therapie von Sprachentwicklungsstörungen, wie sie
kürzlich von Kauschke und Siegmüller (2000) propagiert wurde, als zu verkürzt
und wenig hilfreich für die Generierung von effektiven therapeutischen
Maßnahmen.1 Sollten
nämlich verschiedene Entwicklungsdomänen betroffen sein oder den
Sprachentwicklungsstörungen sogar andere als spezifisch sprachliche Defizite
zugrundeliegen, dann wird eine rein auf die sprachlichen Phänomene bezogene
Therapie wenig effektiv sein können. Gemeint ist hiermit, dass eine
Sprachtherapie, die quasi im Sinne einer Kopie unauffälligen Spracherwerbs mit
dem Kind durchgeführt wird (wie dies einige Konzepte vorsehen, z. B. das
,Prinzip der Entwicklungsorientierung', Kauschke & Siegmüller, 2000; siehe
auch die Diskussion um den entwicklungsproximalen Ansatz; Dannenbauer, 1992;
1999; Fromm & Schöler, 1999), bei gestörten bzw. andersverlaufenden
Lernprozessen nicht greifen wird. Für die Entwicklung und Effektivierung von
therapeutischen Maßnahmen ist die Suche nach differentialdiagnostischen
Abgrenzungen, die auf unterschiedliche ätiologische Bedingungsgefüge
verweisen, zwingend erforderlich (Schöler, 1999). Da in einem sich
entwickelnden System einfache monokausale Beziehungen sich in aller Regel nicht
auffinden lassen, wird eine solche Suche immer schwierig sein. Die alleinige
Deskription gestörter Sprache könnte u. E. dann und nur dann ausreichend für
die Entwicklung therapeutischer Maßnahmen sein, wenn eine eindeutige Abbildung
der zu beobachtenden sprachlichen Defizite auf zugrundeliegende sprachliche
Wissensstrukturen möglich wäre oder die Beschreibung eindeutige Hinweise auf
zugrundeliegende gestörte sprachliche oder sprachunspezifische Prozesse
und/oder Strukturen zuließe. Die vorliegenden Befunde lassen solche Schlüsse
nicht zu.
Viele Befunde sprechen eher dafür,
dass die zu beobachtenden sprachlichen Auffälligkeiten Symptome von
zugrundeliegenden Defiziten sind, die nicht notwendigerweise nur mit dem Lernen
von Sprache, sondern allgemein mit der Verarbeitung von Informationen und dem
Erwerb und Aufbau von Wissen zu tun haben. Bei einer Konzeptualisierung von
Sprache als eingebunden in allgemeine informationsverarbeitende Prozesse und
Strukturen (z. B. Herrmann & Grabowski, 1994) wird der Blick über den
Entwicklungsbereich Sprache hinaus in seinen Wechselwirkungen zu anderen
nichtsprachlichen und kognitiven Bereichen möglich. Damit sind
Entwicklungsbereiche wie Wahrnehmung oder Kognition impliziert, die wir im
Folgenden in Beziehung zur gestörten Sprachentwicklung setzen wollen. So
betrachtet ist eine Sprachentwicklungsstörung immer auch eine Störung des
Verarbeitens und Lernens von Informationen sowie des Aufbaus von Wissen.
2 Lern- und
Verarbeitungsprozesse und ihre Störungen
Wenn zwischen Lern- und Verarbeitungsprozessen unterschieden wird, sind damit
zwei in der Entwicklung zumeist nur analytisch zu trennende Prozesse gemeint:
Lernen und der Erwerb bzw. Aufbau von Wissen müssen sich in aktueller
Verarbeitung vollziehen und sind somit mit aktuellen Verarbeitungsprozessen
konfundiert. Eine aktuelle Verarbeitungsstörung wird sich daher notwendig auf
den Erwerb und Aufbau von Wissen auswirken. Die Beschreibung von Lern- und
Verarbeitungsprozessen erfolgt hier im Rahmen eines
Informationsverarbeitungsansatzes, wie er auch im Rahmen moderner
Intelligenzkonzeptionen anzutreffen ist (Kail & Pellegrino, 1989). Im
Mittelpunkt der Betrachtung stehen jene Strukturen und Prozesse, die sich
zwischen der Reizaufnahme (Input) und der Reaktion (Output) vollziehen.
Physikalische Reize wie Licht- oder Schallwellen von Objekten, Geräuschen,
Sprache stimulieren die Sinnesorgane und führen zu einer Aktivierung
entsprechender Nervenzellen. Muster dieser neuronalen Aktivität müssen im
Gehirn analysiert werden, daraus entstandene Repräsentationen werden mit
Bedeutung verknüpft. Neu einkommende Information bzw. entsprechende neuronale
Muster werden mit bereits gespeicherten Repräsentationen verglichen und bei
Übereinstimmung erkannt. Dieser Prozess ist allerdings nicht als einbahniger
bottom-up-Prozess zu verstehen, sondern als aktiv und interaktiv, da Erkennens-
und Verstehensprozesse nur nach Maßgabe schon vorhandener Strukturen
(top-down-Prozesse) und in Abhängigkeit von Antizipationen ablaufen können
(siehe u. a. Anderson, 1980; Spitzer, 1996). Zentrale Fragen im Rahmen des
Informationsverarbeitungsansatzes sind dabei unter anderen, wie diese Prozesse
bzw. Operationen organisiert sind, aus welchen Teilprozessen (Komponenten) sie
bestehen, in welcher Weise diese verbunden sind, in welcher Form Wissen
strukturiert ist und wie es aktiviert und abgerufen werden kann. Wissen wird
dabei in sogenanntes deklaratives und prozedurales Wissen untergliedert.
2.1 Begrenzte Verarbeitungskapazität
Deklaratives und prozedurales Wissen bilden unser gesamtes Wissen. Unser Wissen
ist allerdings immer nur begrenzt aktivier- bzw. nur begrenzt bearbeitbar. „Es
gehört zu den Paradoxien menschlicher Kognition, daß wir einerseits eine fast
unbegrenzte Menge an deklarativem Wissen und prozeduralem Wissen ansammeln,
andererseits aber zu einem bestimmten Zeitpunkt nur an eine eng begrenzte Menge
von Informationen denken können“ (Kail & Pellegrino, 1989, S. 76). In
Modellen des Gedächtnisses wird daher zwischen Kurzzeit- und
Langzeitgedächtnissystemen unterschieden.2
Die aktuelle Verarbeitung von Informationen geschieht dabei in
Gedächtnissystemen, wie dem Arbeitsgedächtnis, die in ihrer Kapazität
begrenzt sind. Solche Gedächtnissysteme sind allerdings nicht zwingend als
räumlich getrennte Speicher zu modellieren, wie dies die Metapher vom Kraken
sehr schön verdeutlicht, der sich an seinen sieben Tentakeln über ein Netz
bewegt (Dörner, 1976). Der Krake symbolisiert ein Kurzzeitgedächtnissystem,
das nur die mit den Tentakeln abgegriffenen Netzwerkbereiche bearbeiten kann. Da
Erwerb und Aufbau von Wissen immer in aktueller Verarbeitung geschehen, ist es
bei Entwicklungsstörungen einzelner Wissensbereiche durchaus angebracht, die
aktuellen Verarbeitungssysteme ebenfalls im diagnostischen Blick zu haben und
ihre Funktionalität zu überprüfen.
Nach dem Modell von Baddeley (1986)
umfasst das Arbeitsgedächtnis drei Einheiten: eine zentrale Exekutive und zwei
Hilfssysteme. Die beiden Hilfssysteme unterscheiden sich dabei in der Art ihrer
Verarbeitung von Informationen: Der sogenannte visuelle Notizblock
(visuo-spatial sketch pad) dient dem Behalten und Verarbeiten von simultan
angebotenen räumlich-visuellen Informationen, die phonologische Schleife
(phonological loop) dient dem Behalten und Verarbeiten sukzessiv angebotener
phonetisch-phonologischer Informationen, die durch ihre rasche zeitliche Abfolge
nicht lange zur Verfügung stehen.
Als valider Indikator für die Kapazität dieses begrenzten
Arbeitsgedächtnisses gilt die Gedächtnisspanne, die meist mit sogenannten
Seriationsaufgaben untersucht wird. Die Aufgabe besteht darin, eine Reihe
vorgegebener Elemente (wie Wörter, Zahlen, Symbole) unmittelbar nach Vorgabe in
der gleichen Reihenfolge zu reproduzieren. Die so ermittelten Gedächtnisspannen
variieren jedoch u. a. in Abhängigkeit von der Modalität (z. B. visuell oder
auditiv) und vom vorgegebenen Material (z. B. Wörter, Zahlen oder
unterschiedliche Arten von Wörtern). So ist die Behaltens- bzw.
Wiedergabeleistung seriell vorgegebener Wörter abhängig von deren Wortlänge
bzw. Silbenzahl. Die gleichen Zahlenfolgen benötigen daher in verschiedenen
Sprachen (beispielsweise durch höhere Silbenzahlen bei der Zahl 11 im Deutschen
und Englischen: elf vs. eleven) unterschiedlich lange Vorgabezeiten. Kinder, in
deren Muttersprache die Zahlwörter kürzer sind, können daher eine größere
Anzahl von Zahlenreihen reproduzieren. Da solche Kurzzeitgedächtnisaufgaben
häufig integraler Bestandteil von Intelligenztests sind, können
kulturvergleichende Intelligenz-Untersuchungen zu Leistungsunterschieden
führen. So ergaben sich beim Vergleich walisischer mit amerikanischen Kindern
IQ-Differenzen zuungunsten der walisischen Kinder, weil die Zahlwörter im
Walisischen länger als im Englischen sind. Dies sollte allerdings nicht zu
solch irriger Interpretation verführen, dass walisische Kinder weniger
intelligent als amerikanische Kinder sind (Goswami, 1998, p. 190).3
Die
Verarbeitungskapazität ist nicht nur abhängig von der Modalität und die
Behaltensleistung variiert nicht nur in Abhängigkeit von den vorgegebenen
Materialien, sondern beide verändern sich auch mit dem Entwicklungsalter (Kail,
1992; zu einem Überblick siehe Schneider & Büttner, 1995). Bei einer
erwachsenen Person liegt die Verarbeitungskapazität durchschnittlich bei etwa
sieben Einheiten, bei siebenjährigen Kindern durchschnittlich bei etwa fünf
Einheiten.4
Zahlreiche Untersuchungen haben einen engen Zusammenhang
zwischen dem Arbeitsgedächtnis und Sprachentwicklungsstörungen belegt
(Gathercole & Baddeley, 1993; Shelton, Martin & Yaffee, 1992; zsf.
Hasselhorn & Werner, 2001). Nach Romani (1994) funktioniert der
phonologische Speicher wie ein „look-ahead-window“: Je kleiner zu
verarbeitende bzw. verarbeitbare Wortketten im Speicher sind, desto größer ist
die Schwierigkeit für das Kind, Bildungsregeln von Sätzen zu erkennen. „Betroffen
sind vor allem Bildungsregeln, die bei der Verarbeitung besonders viel
Aufmerksamkeit und Kapazität beanspruchen und/oder an den Schaltstellen der
Satzeinheiten fungieren” (Schöler, Fromm & Kany, 1998b, S. 289). So
unvollständig eingelagerte Einheiten führen zu einem defizitären Aufbau
sprachlichen Könnens. Schlechtere sprachliche Leistungen resultieren so aus
einer defizitären Speicher- und Verarbeitungskapazität und zielunangemessenem
sprachlichen Können.
2.2 Verbesserung von Behaltensleistungen und
Effektivierung von Verarbeitungsprozessen
Bei begrenzter Kapazität bestehen allerdings eine Reihe von Möglichkeiten, die
Behaltensleistung trotz dieser Begrenzungen zu erhöhen. So stellt das
Gruppieren oder Zusammenfassen (Clustern, Chunking) einzelner Informationen zu
größeren Einheiten eine effektive Möglichkeit zur Steigerung der
Behaltensleistung dar. Mittels solcher und anderer Strategien lässt sich die
Anzahl zu reproduzierender Elemente wie Wörter oder Zahlen erhöhen, vereinzelt
sogar dramatisch wie „Memorierkünstler“ eindrucksvoll demonstrieren. Eine
Steigerung der kurzfristigen Behaltensleistung ist auch durch das ständige
Wiederholen (Rehearsal) von Elementen möglich, beispielsweise kann man eine
längere Telefonnummer durch ständiges Repetieren im Gedächtnis halten, um sie
nicht zwischen dem Ablesen aus dem Telefonbuch und dem Wählen wieder zu
vergessen. Eine andere Möglichkeit, trotz der begrenzten Kapazität zu einer
Erhöhung der Zahl simultan ablaufender Verarbeitungsprozesse zu kommen, besteht
in der Automatisierung von Verarbeitungsprozessen. Ein Erwachsener wird solche
und andere Strategien teilweise unbewusst, teilweise sehr gezielt zur Erhöhung
der Verarbeitungs- und Behaltensleistung einsetzen. Bei Vorschulkindern finden
sich dagegen solche Strategien in der Regel noch nicht, erst zum Zeitpunkt des
frühen Schulalters sind Kinder in der Lage, solche Strategien zu entwickeln und
einzusetzen.
Eine Erweiterung der grundsätzlich
begrenzten Verarbeitungskapazität und eine Steigerung der Effizienz erfolgt
nach Case (1999) in der kindlichen Entwicklung über die Automatisierung von
Abläufen, die in der Folge „sehr rasch und ohne psychische Anstrengung
ablaufen und zudem so gut wie keinen Speicherplatz benötigen“ (Oerter &
Dreher, 1998, S. 563). Ein gutes Beispiel hierfür stellt der Übergang vom
analytischen zum sinnerfassenden Lesen dar. Einen anderen Mechanismus sieht Case
in der biologischen Reifung, die die Effizienz des Arbeitsgedächtnisses und
somit auch die Verarbeitungsgeschwindigkeit entscheidend mitprägt. Als weiteren
Mechanismus betrachten Case und Griffin (1990) die Bildung von
Begriffsstrukturen, also das oben angesprochene assoziative Netzwerk von
Begriffen und Begriffsbeziehungen, „die es dem Kind ermöglichen, über eine
Vielzahl von Situationen zu generalisieren und dadurch neue Erkenntnisse zu
gewinnen“ (Oerter & Dreher, 1998, S. 564). Durch größere Vernetztheit
wird zudem der Wissensabruf effektiver: „Je enger das Geflecht, desto größer
wird auch die Wahrscheinlichkeit, daß die Aktivierung eines spezifischen
Knotens benachbarte Bereiche zugänglich macht“ (Oerter & Dreher, 1998, S.
680). Wissen steuert die aktuelle Informationsverarbeitung, und es gilt das
sogenannte „Matthäus-Prinzip“5:
„Wer zu einem gegebenen Zeitpunkt mehr weiß, hat größere
Chancen, noch mehr Wissen zu erwerben, denn jede neue Information kann in eine
bereits vorhandene und gut entwickelte Wissensbasis integriert werden“ (Kail
& Pellegrino, 1989, S. 68).
2.3 Informationsverarbeitung und Intelligenz
Im Rahmen des Informationsverarbeitungsansatzes sind Verarbeitungskapazität und
Verarbeitungsgeschwindigkeit integrale Bestandteile der Definition intelligenten
Verhaltens. In welcher Weise können solche Merkmale der
Informationsverarbeitung zur Erklärung und Bestimmung individueller
Unterschiede beitragen? Am Beispiel eines Sprachverständnistests zeigten sich
folgende Unterschiede (siehe dazu Kail & Pellegrino, 1989): Personen mit
hohem Sprachverständnis zeigten tendenziell sehr gute Leistungen bei Aufgaben,
die das Abrufen von Informationen und das Bearbeiten im aktivierten Gedächtnis
erforderten. Zum Einen war die Fähigkeit gefordert, physikalisch angebotene
Reize schnell auf ein höheres Abstraktionsniveau umzukodieren, zum Anderen
verfügten die Personen mit sehr gutem Sprachverständnis über eine höhere
Geschwindigkeit, Informationen im aktivierten Gedächtnis zu bearbeiten, nach
Hunt (zitiert nach Kail & Pellegrino, 1989) ein wohl stabiles individuelles
Merkmal.
Die Frage nach dem Zusammenhang von Intelligenz und Entwicklungsstörungen
erhält im Rahmen eines Informationsverarbeitungsansatzes eine andere Bedeutung.
Die Beantwortung dieser Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Störung des
betreffenden Bereiches, beispielsweise Sprache, und der Intelligenz besitzt ja
differentialdiagnostische Relevanz: Bei der Spezifischen
Sprachentwicklungsstörung und bei legasthenen Störungen ist eine
erwartungswidrige Diskrepanz zwischen allgemeiner kognitiver Leistungsfähigkeit
und den Sprach- bzw. Schriftsprachleistungen Bestandteil der Definition: Solche
Störungen werden nur dann diagnostiziert, wenn die Intelligenz durchschnittlich
ausgeprägt ist. Auf die Problematik dieses Definitionsmerkmales werden wir
später noch einmal ausführlicher eingehen.
Die Fähigkeit, allgemeine Regeln auf
der Basis vieler Einzelinformationen ableiten zu können (induktives Denken),
ist ebenfalls integraler Bestandteil einer Definition intelligenten Verhaltens.
Eine solche Fähigkeit, Regularitäten erkennen und abstrahieren zu können, ist
auch beim Sprachlernen von hervorragender Bedeutung.6
Eine notwendige Voraussetzung, solche Regularitäten entdecken
und ableiten zu können, ist eine intakte Verarbeitung der auditiven
Informationen, die nur flüchtig zur Verfügung stehen und somit hohe
Anforderungen an die Verarbeitungsmechanismen stellen. Sukzessive auditive
Informationen müssen im phonologischen Speicher des Arbeitsgedächtnisses
gehalten und im Sekunden- bzw. Millisekundenbereich verarbeitet werden.7
2.4 Das Erkennen und Bilden von
Regularitäten und seine Störungen
Der Mensch verfügt über mächtige Unterscheidungs-, Vergleichs- und
Abstraktionsprozesse, die auch für die Sprachentwicklung sehr bedeutsam sind
und unseres Erachtens die Annahme angeborener sprachstruktureller modularer
Strukturen erübrigt, wie sie in Theorien in der Tradition nativistischer
Ansätze postuliert werden (z. B. Chomsky, 1996)8.
Bereits pränatal werden lautliche Aspekte der „Mutter“-Sprache
analysiert, diskriminiert und gespeichert (zu einem Überblick vgl. Jusczyk,
1997). Eine in diesem Kontext interessante Spracherwerbstheorie wurde von John
Locke (1994; 1995; 1997) vor einigen Jahren entwickelt.9
Wir
gehen davon aus, dass das Kind mit Informationsverarbeitungssystemen
ausgestattet ist, die einen impliziten Regelerwerb ermöglichen und als modulare
Strukturen Ergebnisse von Lern- und Reifungsprozessen darstellen (vgl. dazu auch
Elman et al., 1996). Allerdings unterliegt die Verarbeitung sprachlicher
Äußerungen funktionierenden oder eben auch nicht funktionierenden
Verarbeitungssystemen. Sprachlich-strukturelle Defizite könnten danach -
zumindest bei einem Teil sprachentwicklungsgestörter Kinder - als eine Störung
basaler und zwar auditiver Informationsverarbeitungsprozesse erklärt werden.
Weitere Ansätze, bei denen Defizite
in der auditiven Verarbeitung als verursachend für gestörte Sprachenwicklung
postuliert werden, betreffen u. a. mangelhafte diskriminative Wahrnehmung, z. B.
für unbetonte, inhaltlich eher unbestimmte morphologische Formen, die in der
Folge zu partiell rudimentären Repräsentationen von Sprache führen (Leonard,
1994) oder die mangelnde Nutzung von Rhythmus und Intonation (Weinert, 1991;
1996; 2000; siehe auch den Kommentar dazu von Schöler, 2000). Ein weiterer,
viel diskutierter Ansatz geht von einer Störung der Bildung von zeitlichen
Sequenzen aus. In Untersuchungen von Tallal und Piercy (u. a. 1978) zeigte eine
Gruppe sprachentwicklungsgestörter Kinder eine deutlich verlangsamte
Verarbeitung für sprachliche Reize. Kegel und Mitarbeiterinnen (Kegel, 1991;
Kegel, Dames & Veit, 1988; Veit, 1994) haben in Anlehnung an Pöppels
Taxonomie der Zeitverarbeitung (1978; 1997) Untersuchungen u. a. zur
Ordnungsschwelle durchgeführt und stellen für eine Gruppe
sprachentwicklungsgestörter Kinder eine erhöhte Ordnungsschwelle fest. Die
Ordnungsschwelle bestimmt die Zeitspanne, die erforderlich ist, um zwei
Sinnesreize als Einzelreize in einer zeitlichen Reihenfolge wahrnehmen zu
können. Pöppel (1997) nimmt für Erwachsene eine mittlere Ordnungsschwelle
zwischen 20 und 40 Millisekunden an. Bei Kindern ist von höheren Werten und
einer größeren Varianz auszugehen (siehe hier auch Maier & Keilmann,
1999). Von Steinbüchel, Wittmann und Landauer (1997) gehen ebenfalls von einer
im Vergleich zu sprachunauffälligen Kindern erhöhten Ordnungsschwelle aus, die
sie sogar als verursachend für eine Sprachentwicklungsstörung annehmen (zu
einem diagnostischen Verfahren siehe Moser, 1995). Wie Nikisch (1999) zu Recht
hinweist, ist von einem unkritischen Einsatz von
Ordnungsschwellentrainingsgeräten aber zur Zeit noch abzusehen, so lange ein
Nachweis der therapeutischen Wirksamkeit dieser Geräte fehlt (siehe auch
Kühn-Inacker & Weinmann, 2000; Meister, Klüser, Ernst, Foerst, Walger
& von Wedel, 2000).
2.5 Zusammenfassung: Ungestörter Spracherwerb setzt
ungestörte Informationsverarbeitung voraus
Die kurze Einführung in die Beschreibung des mentalen Systems im Rahmen eines
Informationsverarbeitungsansatzes erscheint uns zum Verständnis von Lern- und
Verarbeitungsstörungen sprachentwicklungsgestörter Kinder grundlegend und
sinnvoll. Die allgemeine Entwicklung und eben auch die Sprachentwicklung
basieren danach u. a. auf Strukturen und Prozessen, die von zur Verfügung
stehenden Kapazitäten und Verarbeitungsgeschwindigkeiten abhängig sind. Über
Merkmals- und Mustererkennungsprozesse wird Wissen aufgebaut und erweitert, das
weiteres Lernen beeinflusst und über Induktion Abstraktionen ermöglicht. Nur
bei intakten Informationsverarbeitungssystemen kann auch die Sprachentwicklung
ungestört verlaufen.
3 Sprachunspezifische
Störungen bei Sprachentwicklungsstörungen
Zahlreiche Untersuchungen mit sprachentwicklungsgestörten Kindern belegen
Auffälligkeiten oder Störungen in unterschiedlichsten Entwicklungsbereichen
wie beispielsweise der Lateralisierung (zu einem Überblick siehe Olàh, 1998),
der Händigkeit (Bishop, 1990), der Motorik (Amorosa & Ploog, 1988), der
Artikulation (zsf. Dannenbauer, 1989), dem Sprechablauf (Johannsen, Schulze,
Rommel, Häge, Brosch & Kalehne, 1997) sowie Defiziten in Wahrnehmung und
Kognition.10 Die
vielfältigen Befunde zeigen darüber hinaus, dass es sich keineswegs um ein
einheitliches Störungsbild handelt; die Kinder, die als
sprachentwicklungsgestört diagnostiziert werden, stellen eine höchst
heterogene Gruppe dar (Schöler, Fromm & Schakib-Ekbatan, 1998). Im
Folgenden werden wir einige Ergebnisse sprachentwicklungsgestörter Kinder bei
allgemeinen Lern- und Verarbeitungsprozessen darstellen.11
3.1 Modalitäts- und
Aufgabenabhängigkeit von Verarbeitungsdefiziten
Sprachauffällige Kinder haben in der Regel keine Schwierigkeiten bei der
Wahrnehmung und Verarbeitung von visuellen Informationen, wie dies die Mehrzahl
der Untersuchungen belegt (zsf. Fromm et al., 1998). Die Verarbeitung und das
kurzzeitige Behalten simultan vorgegebener räumlicher Informationen bereitet
den Kindern keine Probleme, so dass ein intakter visuell-räumlicher Notizblock
im Sinne des Arbeitsgedächtnismodells von Baddeley (1986; 1997) angenommen
werden kann.
Allerdings kommt der Wahrnehmung und Verarbeitung von visuellen Informationen
für die Differentialdiagnostik und Prognose bei Sprachentwicklungsstörungen
eine nicht unbedeutende Rolle zu: In vielen Untersuchungen zeigen
sprachentwicklungsauffällige Kinder zumindest vergleichbare, teilweise sogar
bessere Leistungen bei Aufgaben zur visuellen Verarbeitung als altersgleiche
sprachunauffällige Kinder (Schöler & Spohn, 1998). Die visuelle
Verarbeitung scheint als eine Kompensationsmöglichkeit genutzt werden zu
können. Weisen sprachentwicklungsgestörte Kinder dagegen geringe Leistungen
bei Aufgaben zur Prüfung der visuellen Verarbeitung auf, so scheint den Kindern
dann eine wichtige Möglichkeit zur Kompensation auch ihrer sprachlichen
Probleme zu fehlen. Zusätzliche Evidenz für diese Annahme der Kompensation via
visuelle Modalität liefern auch jene sprachentwicklungsgestörten Kinder, die
von dem in der Schule einsetzenden Schriftspracherwerb profitieren und keine
legasthenen Probleme bekommen, wie dies aber bei einem anderen großen Teil der
sprachentwicklungsgestörten Kinder zu beobachten ist (siehe hierzu auch
Hasselhorn & Marx, 2000; Schöler, Häring, Schakib-Ekbatan, Spohn &
Spohn, 1998; Schakib-Ekbatan & Schöler, 1998).
Anders als beim visuell-räumlichen
Notizblock sieht es beim zweiten Hilfssystem des Arbeitsgedächtnisses aus: Die
Funktionstüchtigkeit der phonologischen Schleife scheint nicht in angemessener
Form gewährleistet, denn zahlreiche Befunde deuten auf eine defizitäre
auditive Verarbeitung hin. Viele sprachentwicklungsgestörte Kinder schneiden
bei allen Leistungen, die eine intakte auditive Verarbeitung erfordern,
schlechter ab als sprachunauffällige Kinder. Dies gilt für die Diskrimination
von Lauten wie für Rhythmen, für das Behalten und Wiedergeben von Zahlen wie
von Wörtern und Sätzen.
3.1.1 Reduzierte Gedächtnisspanne für Zahlen:
Kapazitätsdefizit der phonologischen Schleife?
Als valider Indikator für die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses speziell der
phonologischen Schleife gilt die Gedächtnisspanne für Zahlen. Im Vergleich zu
sprachunauffälligen Kindern ist diese Spanne im Vorschulalter bei
sprachentwicklungsgestörten Kindern durchschnittlich um etwa eine Einheit
geringer und ab einem Alter von sieben bis acht Jahren scheint diese
Gedächtnisspanne zu stagnieren, wie wir bei einer Längsschnittstudie über
fast zehn Jahre beobachten konnten (Schakib-Ekbatan & Schöler, 1998): Die
im Vorschulalter als dysgrammatisch sprechend diagnostizierten 15-16jährigen
Jugendlichen konnten ihre Behaltensleistung kaum verbessern und erreichten
zumeist nicht das Niveau sprachunauffälliger Viertklässler. Die Probleme im
Halten und Verarbeiten solcher auditiver Informationen persistieren. Sie lassen
sich am ehesten als ein Kapazitätsdefizit erklären (Spohn, Spohn &
Schöler, 1998), denn die Unterschiede bei der Gedächtnisspanne zwischen
sprachentwicklungsgestörten und sprachunauffälligen Kindern bleiben selbst
dann bestehen, wenn man die Gruppen nach Sprachleistungen parallelisiert
(Schöler et al., 1998c). Gemäß der „strengen Prüflogik“ im Sinne von
Hasselhorn und Hille (1997; vgl. auch Bishop, 1992) ist es demnach sehr
wahrscheinlich, dass ein solches Kapazitätsdefizit ein Verursachungsfaktor für
Sprachentwicklungsstörungen ist (siehe auch Gathercole & Baddeley, 1990).
Auch bei der Verarbeitung
nichtsprachlicher auditiver Informationen, wie dem Imitieren und Diskriminieren
von Rhythmen weisen die sprachentwicklungsgestörten Kinder deutliche
Minderleistungen gegenüber altersgleichen sprachunauffälligen Kindern auf
(Breuer & Weuffen, 1977; 1978; 1999; Schöler, 1999; Schöler & Spohn,
1998; Weuffen, 1975).
3.1.2 Effektivierung der Verarbeitung und Erhöhung der
Behaltensleistungen durch Strategien
Evidenzen für die Annahme eines Kapazitätsdefizits liefern auch die Befunde zu
Entwicklungsveränderungen bei solchen Behaltensleistungen, bei denen
Gedächtnisstrategien oder Wissen zur Leistungsverbesserung eingesetzt werden
können: Bei den sprachauffälligen Kindern ist die Leistungsdiskrepanz zwischen
der Gedächtnisspanne für Zahlen (als genaue Wiedergabe einer vorgegebenen
Zahlenfolge wie sie üblicherweise erhoben wird) und dem Wiedergeben von
Zahlenfolgen in der umgekehrten Reihenfolge (wie dies auch im Untertest
Zahlennachsprechen des HAWIK-R, Tewes, 1983, gefordert wird) geringer als bei
den sprachunauffälligen Kindern.12
Im Gegensatz zur Behaltensleistung bei der genauen Wiedergabe
der Zahlenfolge zeigt sich beim Zahlennachsprechen in umgekehrter Abfolge bei
den sprachentwicklungsauffälligen Kindern auch ein Entwicklungseffekt: Mit
zunehmendem Alter steigt die Behaltensleistung an, auch wenn aufgrund der
geringeren Kapazität das Niveau der sprachunauffälligen Kinder nicht erreicht
werden kann. Die Zunahme der Behaltensleistung kann aber als deutlicher Hinweis
auf eine Effektivierung durch Gedächtnisstrategien gewertet werden.
Werden Folgen von sinnvollen Wörtern
vorgegeben, die von den Kindern in beliebiger Folge reproduziert werden sollen,
zeigen sich ebenfalls Veränderungen mit zunehmendem Alter, die mit einer
vermehrten Nutzung von Gedächtnisstrategien erklärbar sind: Größeres Wissen
bzw. höhere Vernetztheit des Wissens über die Listenwörter und damit
einhergehend zahlreichere Assoziationsmöglichkeiten können solche
Entwicklungsveränderung bedingen. Auch die Unterschiede in der
Behaltensleistung von zwei verschiedenen Wortlisten lassen sich in ähnlicher
Weise interpretieren: Die erste Liste enthält Nomen aus drei semantischen
Kategorien bzw. Wortfeldern (Gemüse, Möbel, Kleidung) und wurde deutlich
besser wiedergegeben als die zweite Liste, die Wörter aus drei Wortklassen
(Adjektive, Verben, Nomen) enthält. Eine Organisation der zweiten Liste ist in
der Regel erheblich schwieriger als bei der ersten Liste, die einen schnelleren
Zugriff auf die üblicheren Oberbegriffe erlaubt.
3.1.3 Zusammenfassung: Die differentialdiagnostische
Relevanz von phonologischer Schleife und visuell-räumlichem Notizblock
Im Vergleich zu sprachunauffälligen zeigen viele sprachentwicklungsauffällige
Kinder und Jugendliche Minderleistungen bei all den Aufgaben, die das
unmittelbare Verarbeiten und/oder Wiedergeben auditiver Informationen fordern,
wohingegen sie vergleichbare oder sogar bessere Leistungen bei Aufgaben zeigen,
bei denen visuelle Informationen zu verarbeiten sind. Diese Befunde stützen zum
einen die Annahme zweier unabhängiger Hilfssysteme im Arbeitsgedächtnis, wie
sie mit der phonologischen Schleife und dem visuell-räumlichen Notizblock im
Modell von Baddeley (1997) postuliert werden. Zum anderen wird deutlich, dass
viele sprachauffällige Kinder nur bei einem dieser beiden Systeme, nämlich der
phonologischen Schleife, Defizite aufweisen, die auf eine verminderte Kapazität
dieses Arbeitsgedächtnissystems schließen lassen.
Darüber hinaus gibt es deutliche
Hinweise dafür, dass eine verminderte Kapazität der phonologischen Schleife
ein Verursachungsfaktor für Sprachentwicklungsstörungen ist. Trotz dieser
Evidenz zeigen die bisherigen Befunde aber auch, dass eine Diagnostik bei
Sprachentwicklungsstörungen sich nicht auf eine Überprüfung der
Funktionalität der phonologischen Schleife beschränken darf, aufgrund der
differentialdiagnostischen Relevanz ist es ebenso angebracht, die
Funktionalität des visuell-räumlichen Notizblockes zu prüfen.
3.2 Kognitive Leistungen: Zur Problematik des
Definitionsmerkmals „durchschnittliche Intelligenz“
Durchschnittliche Intelligenz ist ein Definitionsmerkmal von
Sprachentwicklungsstörungen unbekannter Genese. Wenn aber - wie dies bei einer
Konzeptualisierung von Intelligenz im Rahmen eines
Informationsverarbeitungsansatzes geschieht - auch
Informationsverarbeitungskapazitäten und -geschwindigkeiten intelligentes
Verhalten definieren, wird die Problematik dieses Definitionsmerkmales deutlich.
Denn alle Befunde deuten darauf hin, dass zumindest die für die
Informationsverarbeitung sehr wesentliche Verarbeitungskapazität - wie wir oben
ausgeführt haben - bei vielen sprachentwicklungsgestörten Kindern defizitär
ist. Folglich werden diese Kinder auch bei Intelligenztests, bei denen
Informationsverarbeitungskapazitäten, -geschwindigkeiten und -strategien
wesentliche Bestimmungstücke sind, geringere Leistungen zeigen müssen. Dies
ist beispielsweise bei der K-ABC (Melchers & Preuss, 1994) der Fall, da bei
diesem Intelligenztest eine ganzheitliche (SGD) und eine sukzessive (SED)
Informationsverarbeitung differenziert werden. Bei den Aufgaben der Skala
einzelheitlichen Denkens (SED), bei denen im Wesentlichen Überprüfungen des
Arbeitsgedächtnisses stattfinden, zeigen sprachentwicklungsgestörte Kinder
dementsprechend auch unterdurchschnittliche Leistungen (vgl. Preis, Schittler,
Richter-Werkle, Sterzel & Lenard, 1997). Dieses Definitions- bzw.
Ausschlusskriterium ist daher zu Recht in die Diskussion geraten. Johnston
verwies bereits 1993 darauf, dass die intellektuellen Leistungen von
sprachentwicklungsgestörten Kindern überschätzt werden: „In spite of their
normal-range nonverbal IQ, children with SLI have performed less well than their
age peers on a wide range of nonverbal cognitive tasks“ (1993, p. 582). Die
Ergebnisse unserer Untersuchungen bestätigen diese Überschätzung (vgl.
Schöler, 1992; Schöler & Spohn, 1998): Auch die nonverbalen
Intelligenztest-Leistungen der sprachentwicklungsgestörten Kinder sind
niedriger als die altersgleicher sprachunauffälliger Kinder.
Bezüglich des Definitionsmerkmals
Intelligenz möchten wir aber auf eine weitere Problematik unbedingt aufmerksam
machen, denn nicht nur die Leistungshöhe sondern auch die Leistungsentwicklung
sollte betrachtet werden. Im Längsschnitt konnten wir Abnahmen des IQ mit
zunehmendem Alter beobachten (Schöler, 1992): Eineinhalb Jahre später war der
IQ bei den sprachentwicklungsgestörten Kindern gesunken, wie auch andere
Untersuchungen zeigen (z. B. Aram, Ekelman & Nation, 1984; Bishop &
Adams, 1990; Paul & Cohen, 1984; Tallal, Townsend, Curtiss & Wulfeck,
1991; Tomblin, Freese & Records, 1992). Zwar können auch die
sprachentwicklungsgestörten Kinder mehr Aufgaben lösen als bei der ersten
Testung eineinhalb Jahre zuvor, „da die durchschnittliche Leistung der
korrespondierenden Altersgruppe aber deutlich ansteigt, ist bei der
altersnormbezogenen Leistungsbewertung der bekannte ‚Schereneffekt' zu
beobachten“ (Schöler & Spohn, 1998, S. 199). Legen wir hier die Annahme
interagierender Entwicklung von Kognition und Sprache zugrunde, kann man
folgern, dass eine Sprachentwicklungsstörung zunehmend auch die allgemeine
Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Ein Indiz dafür ist die Beobachtung, dass
sprachliche Fertigkeiten die Lösung auch nonverbal angelegter
Problemlösungsaufgaben erleichtert (Leonard, 1998). Umgekehrt liegt der Schluss
nahe, dass eine Verbesserung der sprachlichen Leistungen eine Stabilisierung des
IQ bewirken könnte.
Ein gravierendes methodologisches
Problem ist daher mit dem Merkmal „durchschnittliche Intelligenz“ verbunden:
Die Abnahme des IQ mit zunehmendem Alter schränkt die Vergleichbarkeit
sprachentwicklungsgestörter mit sprachunauffälligen Kindern deutlich ein oder
macht sie möglicherweise sogar unmöglich bei Beibehaltung des Merkmals „durchschnittliche
Intelligenz“: Denn je älter die Kinder sind, desto höhere
Intelligenztestwerte müssen sie zu früheren Entwicklungszeitpunkten gehabt
haben, um das Kriterium „durchschnittliche Intelligenz“ zu erfüllen.
In jüngster Zeit haben auch Kamhi
(1998) und Leonard (1998) das Diskrepanzkriterium (d. h. der
Sprachentwicklungsstand weicht von der intellektuellen Leistungsfähigkeit in
einem definierten Rahmen ab) problematisiert und verweisen auf
Untersuchungsergebnisse bei Teilgruppen sprachauffälliger Kinder mit
durchschnittlichem nonverbalen IQ verglichen mit sprachauffälligen Kindern mit
unterdurchschnittlichem IQ, bei denen sich keine Unterschiede hinsichtlich
sprachlicher Defizite oder bezüglich des Erfolges von Fördermaßnahmen
zeigten.
Die hohe Vernetztheit der
verschiedenen Entwicklungsbereiche bewirkt, dass bei
sprachentwicklungsgestörten Kindern eine Reihe von kognitiven
Leistungsbereichen beeinträchtigt sein werden, wie dies viele Untersuchungen
bestätigen (zsf. u. a. Dannenbauer, 1983; Leonard, 1998; Fromm et al., 1998;
Johnston, 1994). Bei aller Problematik des definierenden Merkmals „durchschnittliche
Intelligenz“ für Sprachentwicklungsstörungen bleibt aber auch festzuhalten,
dass sprachentwicklungsgestörte Kinder in einer Reihe von kognitiven
Leistungsbereichen unauffällig sind. So konnten in unseren Untersuchungen keine
Unterschiede zwischen den sprachentwicklungsgestörten und den
sprachunauffälligen Kindern in der Fähigkeit zur hierarchischen Planung und
zur Seriation festgestellt werden (Schöler & Spohn, 1998).
4 Schlussbemerkung
Die Vielfalt der verschiedenen betroffenen nichtsprachlichen Entwicklungs- und
Leistungsbereiche verdeutlicht unseres Erachtens, dass dem Erscheinungsbild „Sprachentwicklungsstörungen“
sehr unterschiedliche Bedingungsgefüge zugrundeliegen können. Auch wenn noch
keine eindeutigen ätiologischen Faktoren bestimmt werden konnten, so zeigt die
Befundlage aber doch sehr deutlich, dass Sprachentwicklungsstörungen in aller
Regel keine sprachspezifischen Störungen sondern Lern- und
Verarbeitungsstörungen sind, die sich auch im sprachlichen Bereich
manifestieren.
Anmerkungen
1
Interessanterweise werden aber auch bei Kauschke und Siegmüller (2000)
nichtsprachliche Bereiche in die Diagnostik einbezogen. Allerdings vermisst man
dafür eine theoretische Einbettung und Begründung.
2
Zu einem Überblick siehe beispielsweise Bredenkamp (1998), Bredenkamp und
Wippich (1977) und Engelkamp (1990).
3
Bei vergleichenden Studien ist daher sorgfältig bei der Konstruktion solcher
Gedächtnisaufgaben auf die Auswahl der Elemente zu achten. Auch die Vorgabe
muss aus Objektivitäts-, Reliabilitäts- und Validitätsgründen standardisiert
erfolgen, d. h. bei auditiver Vorgabe sollte in aller Regel ein Tonträger die
mündliche Vorgabe ersetzen, da schon geringe Vorgabevariationen (wie
Rhythmisierung oder Veränderung der Zeitstruktur) große Auswirkungen auf die
Wiedergabeleistungen haben.
4
Die Durchschnittswerte signalisieren, dass die Verarbeitungskapazität - wie
übrigens auch die Verarbeitungsgeschwindigkeit - interindividuell variieren.
5
„Wer hat, dem wird gegeben.“ Dieses Prinzip liegt auch dem sogenannten
Schereneffekt zugrunde: Verfügt eine Person A zu einem bestimmten Zeitpunkt t1
über größeres Wissen als Person B, so wird sich der Abstand zwischen dem
Wissen von Person A und dem Wissen von Person B bei gleicher Lernzeit zum
Zeitpunkt t2 vergrößern.
6
Dies gilt allerdings nicht bei der Annahme von angeborenen modularen Strukturen,
die solche Regularitäten bereits qua Erbe enthalten.
7
Hierbei spielt die Artikulationsgeschwindigkeit eine wichtige Rolle. Kinder, die
langsam artikulieren, tendieren im Vergleich zu Kindern mit höherer
Sprechgeschwindigkeit zu geringeren Gedächtnisspannen. Vermutlich brauchen sie
länger, um die auditive Information über diese subvokalen
Wiederholungsprozesse zu halten. Ein enger Zusammenhang von Sprach- und
Zeitverarbeitung liegt nahe. Dieser Zusammenhang wird uns später noch einmal im
Kontext gestörter Sprachentwicklung beschäftigen.
8
Ein sehr empfehlenswerter und spannender Beitrag zur Diskussion um die
Problematik von angeborenen oder erworbenen Strukturen wurde aus
konnektionistischer Perspektive 1996 von Elman, Bates, Johnson, Karmiloff-Smith,
Parisi und Plunkett vorgelegt.
9
Nach unserer Einschätzung hat die Theorie von Locke noch nicht allzu große
Beachtung gefunden, bietet aber eine Reihe von plausiblen Annahmen und
bedenkenswerten Erklärungen nicht nur für den normalen Spracherwerb, sondern
auch für die gestörte Sprachentwicklung. Sie scheint es Wert zu sein, auf den
empirischen Prüfstand gestellt zu werden. Die Attraktivität dieser Theorie
liegt auch darin, dass mit relativ sparsamen Annahmen eine Erklärung für die
sehr heterogenen Erscheinungsbilder spezifisch sprachentwicklungsgestörter
Kinder angeboten wird. Die anderen vorliegenden Erklärungsansätze zentrieren
zumeist auf eine oder wenige der beobachtbaren Auffälligkeiten und können
somit der Heterogenität und Vielfalt nur unzureichend gerecht werden.
10
Zu Überblicken über die Befunde bis Anfang der 80er Jahre siehe Dannenbauer
(1983), rezente Überblicke liegen von Leonard (1998) und Fromm et al. (1998)
vor; zu neurobiologischen Befunden siehe von Suchodoletz (1997).
11
Wir beziehen uns im Wesentlichen auf eigene Forschungsergebnisse, die wir im
Rahmen von Längs- und Querschnittstudien mit Vorschulkindern (Schöler, 1999)
und mit Schulkindern (zsf. Schöler et al., 1998a) gewonnen haben.
12
Dieses Ergebnis wurde im übrigen nicht nur bei verschiedenen Altersgruppen
(Schöler & Spohn, 1998) gefunden, sondern konnte auch bei
kroatischsprechenden Kindern bestätigt werden (Schöler, Ljubešic
& Kovacevic, 1998).
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