Zum ausführlichen Bericht
Dokumentation und Analyse von Beispielen inklusiv orientierter Unterrichtsgestaltung
Laufzeit: 2010 bis 2014
Leitung: Dr. Reimer Kornmann, Prof. i. R.
Worum geht es in diesem Projekt?
Das nachstehend skizzierte Forschungsvorhaben entstand im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des Schulversuchs „Begabungsgerechte Schule“ des Kreises Offenbach (siehe 11. Forschungsbericht, S. 109-111; 12. Forschungsbericht, S. 122-124). Entsprechend der Zielsetzung des Schulversuchs (siehe Kreis Offenbach 2010[1]; Kornmann & Röpert, 2011[2]) sollen Gelingensbedingungen schulischer Inklusion erkundet und dokumentiert werden. Es geht also nicht darum nachzuweisen, dass und für welche Zielgruppen ein gemeinsamer Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen vorteilhaft ist, vielmehr soll anhand konkreter Praxisbeispiele aufgezeigt werden, wie solche schulischen Lehr-Lernprozesse besonders günstig gestaltet werden können. Die dazu erforderlichen Beobachtungen führten zehn Studierende mit der Studienrichtung Sonderpädagogik der Goethe-Universität Frankfurt gegen Ende des Schuljahres 2010/11 in verschiedenen Klassen einer der vier an dem Projekt beteiligten Grundschulen durch. Auf diese Aufgabe sind die Studierenden zuvor in einem von mir geleiteten Blockseminar gründlich vorbereitet worden.
Mit diesem Vorhaben werden weitere Ziele verfolgt:
1) Die Sammlung und Darstellung konkreter Praxisbeispiele soll dazu beitragen, das oft noch sehr diffuse Verständnis von Inklusion im Bereich der Pädagogik durch präzisere Vorstellungen zu ersetzen. Werden Begriffe mit anschaulich und genau beschriebenen Sachverhalten verbunden, mindert sich das Risiko unterschiedlicher begrifflicher Auslegungen, das bei dem Begriff der Inklusion häufig beklagt wird (vgl. Wocken, 2010[3]).
2) Didaktische Fragen wurden bisher in der deutschsprachigen Diskussion zu Fragen der Inklusion eher vernachlässigt, so dass gerade auf diesem Sektor ein großer Nachholbedarf besteht (Sturm, 2013[4]). Daher sollen die Ergebnisse dazu beitragen, den Erkenntnisstand über Gestaltungsmerkmale schulischen Unterrichts unter der Perspektive von Inklusion zu erweitern.
3) Projektintern sollen die Forschungsergebnisse dazu dienen, der Leitung, dem Kollegium und sonstigem pädagogischen Personal der beteiligten Schule eine wertschätzende Rückmeldung zu ihrer bisher geleisteten Arbeit zu geben. Erst die präzise Darstellung und Analyse der beobachteten Geschehnisse durch zusätzliche Beobachter ermöglicht es den für den Unterricht verantwortlichen Lehrpersonen, viele ihrer Handlungen, die unterhalb der bewussten Wahrnehmungsschwelle ablaufen, bewusst wahrzunehmen. Auf diese Weise können sie sich ihres pädagogischen Konzepts vergewissern und Argumente zur Begründung ihrer Handlungen gewinnen.
4) Weiterhin sollen die Ergebnisse auch den nicht in die Untersuchung einbezogenen Schulen des Projekts bestätigende oder anregende Hinweise vermitteln auch über den Rahmen des Projekts hinaus Möglichkeiten aufzeigen, wie sich der Gedanke der Inklusion im Bereich der Grundschule praktisch verwirklichen lässt. Zu diesem Zweck entsteht auf der Grundlage der gewonnenen Ergebnisse ein Inventar , welches die vorhandenen Instrumente (Index für Inklusion, Aargauer Inventar) um den Aspekt der Unterrichtsgestaltung auf der konkreten Handlungsebene ergänzt.
5) Die am Projekt beteiligten Studierenden sollten bei ihren Hospitationen und ihren Wissenschaftlichen Hausarbeiten im Zusammenhang mit einem vorbereitenden und einem nachbereitenden Blockseminar vertiefte theoretische Einsichten und wertvolle praktische Anregungen für inklusiv orientierte pädagogische Arbeit erhalten und damit schon eine wichtige Perspektive für ihre berufliche Entwicklung bilden. Insofern versteht sich das Vorhaben auch als hochschuldidaktischer Ansatz, bei dem Lehre und Forschung sowie Theorie und Praxis eng aufeinander bezogen werden.
[1] Kreis Offenbach (2010) : Begabungsgerechte Schule. Informationen für Eltern und Interessierte. www.kreis-offenbach.de/bildungsregion.
[2] Kornmann, R. & Röpert, G. (2011): Aufgaben bei der Entwicklung inklusiv orientierter Unterrichtskonzepte. Gemeinsam leben. Zeitschrift für Inklusion 19/3, 158-161.
[3] Wocken, H. (2010): Was ist inklusiver Unterricht? Eine Checkliste zur Zertifizierung schulischer Inklusion. Gemeinsam leben. Zeitschrift für Inklusion 18/4, 203-208.
[4] Sturm, T. (2013): FiSch – Forschung inklusive Schule: hteoretische und methodologische Grundlagen eines videobasierten Unterrichtsforschungsprojekts. In C. Dorrance & C. Dannenbeck (Hrsg.), Doing Inclusion. Inklusion in einer nicht inklusiven Gesellschaft (S.153-158). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
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