Prof. Dr. Bettina Schmidt (Evangelische Fachhochschule Dortmund): Normativität in der Gesundheitsförderung – Kennzeichen, Ursachen und Folgen

Der Beitrag von Bettina Schmidt führt in das Tagungsthema ein: Normativität in der Gesundheitsförderung.
Die Referentin stellt Perspektiven heraus, die das Vorhandensein normativer Ausprägung in der Praxis der Gesundheitsförderung sichtbar machen, verweist auf mögliche Gründe für diese Orientierung und entwickelt Alternativen.
Sie erhellt in ihrem Vortrag die „Schattenseiten“, die sie in der derzeitigen Diskussion und Praxis der Gesundheitsförderung– jenseits der hehren Zielsetzungen einer Ottawa Charta 1986 – wahrnimmt:
Eine starke Verhaltensorientierung, die Konzentration auf bestimmte Themen und bestimmte Zielgruppen sowie eine selektive Zielsetzung hinsichtlich der Kosteneinsparung. Hierin liegen für Bettina Schmidt normative Zuschreibungen, die von „rabiaten Eliten“ (Heitmeyer) vorgenommen werden und letztlich ganz wesentlich dazu dienen sollen – so ihre These – soziale Distinktion zu betreiben.
Sie fordert im Gegenzug dazu eine verstärkte Orientierung auf systemisches Risikomanagement und systemische Gesundheitsförderung, die neue Themen und Zielgruppen, neue Deutungen und Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen bereithalten.
In der anschließenden Diskussion verweist Bettina Schmidt zur Illustration des Gesagten auf akzeptanzorientierte Übergewichtsprävention: Eine solche Ausrichtung hieße ihrer Meinung nach, nicht länger individuelle Gewichtsreduktion um jeden Preis, sondern könnte z.B. dazu führen, dass für übergewichtige Mitarbeiter in Betrieben Fließbänder bereit gestellt werden, auf denen sie sitzend  zu ihren verschiedenen Arbeitseinsätzen fahren können.
Der Perspektivenwechsel, der hier provokativ vollzogen wird, macht unmittelbar deutlich, wie festgefahren die Vorannahmen und Zielsetzungen sind, mit denen wir häufig in Prävention und Gesundheitsförderung agieren.

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