1. Professionalisierung und Kompetenzentwicklung von Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrern
Wirksamkeit der Lehrerbildung und Professionalisierung
Obwohl bereits zahlreiche Forschungen über einzelne Professionalisierungsabschnitte vorliegen, gilt das von E. Terhart bemerkte Desiderat weiterhin: Es fehlt an „echten“ Längsschnittuntersuchungen. Bei angehenden GeschichtslehrerInnen wird deren Professionalisierungsweg vom Vorbereitungsdienst in den Beruf (8 Jahre) hinein analysiert, wobei zunächst die Berufseinstiegsphase (Ende Vorbereitungsdienst bis Ende des 3. Berufsjahres) im Mittelpunkt steht.
Wie entwickeln sich professionelle Orientierungen im Studium im Kontext von Standards, Studienmotivation, Ausbildungskultur (Zusammenspiel der Wissensbereiche Fachdidaktik/Fachwissenschaften, Erziehungswissenschaften und berufspraktische Ausbildung). Wie entwickelt sich die Professionalisierung im Zusammenspiel von Biographie (Berufsmotivationen, individuelle Lern- und Lehrerfahrungen) und beruflicher Ausbildung? Welche Bedeutung geben Lehramtsstudierende, Referendare und Lehrer den theoretischen und praktischen Ausbildungsanteilen und welche Verarbeitungstiefe messen sie diesen Anteilen bei?
Ihre Mitarbeit könnte so aussehen, dass Sie selbst Lehrerbefragungen durchführen, wobei sie einen bereits eingesetzten Fragebogen benutzen und ggfs. weiterentwickeln könnten.
Lehrgeschichten, Lerngeschichten, Lebenskonstruktionen: Berufsbiografisches Lernen von Geschichtslehrern
In dieser Forschungsarbeit geht es vor allem um die Konstruktion beruflicher Rollen- bzw. Selbstkonzepte und um die Organisation dieser beruflicher Erfahrungen. Dieser Zusammenhang manifestiert sich innerhalb der narrativen Konstruktion der Berufsbiographie von erfahrenen Geschichtslehrern und Geschichtslehrerinnen.
Mit den Arbeiten zu „teacher - development“ in der anglo - amerikanischen Forschung wurden auch hierzulande berufsbiographische Perspektiven aufgenommen: Lehrerwerden wurde als ein individualbiographisch sehr unterschiedlich verlaufender Lern- und Entwicklungsprozess verstanden. In diesem Projekt werden u.a. folgende Fragestellungen erforscht: Wie entwickeln sich Lehrer mit zunehmender Berufskompetenz nach den ersten fünf Berufsjahren? Wie werden in der „berufsbiographischen Arbeit“ Einstellungen (teaching beliefs) in fachdidaktische Lehrhandlungen (Lehrkonzept) transformiert oder umgekehrt Diversifizierungen (z.B. im Methodenrepertoire) für die erwünschte Berufsrolle konzeptualisiert? Bislang wurden das berufliche Lernen und die berufliche Identität noch weitgehend als Produkt einer Reaktion auf Erlebnisse und einer Reproduktion von Idealvorstellungen, weniger als Elemente subjektiver Theorien und reflexiver Bildungsprozesse von Subjekten verstanden.
Ihre Mitarbeit könnte so aussehen, dass Sie selbst Lehrerbefragungen durchführen (in der Regel sollten es erfahrene Lehrer sein). Sie können das im Projekt entwickelte Instrumentarium einsetzen.
2. Historische Aspekte der Geschichtsdidaktik (Schwerpunkt: Die Kontinuitätsfrage der Geschichtsdidaktik zwischen Weimarer Republik und der Konstituierungsphase der Geschichtsdidaktik in der Nachkriegszeit)
Das hier projektierte Vorhaben zielt auf die Rekonstruktion der wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklungen der Geschichtsdidaktik. Aufgrund der Rahmenbedingungen im Wissenschafts- und Bildungsbereich wird diese Untersuchung folgendermaßen eingegrenzt: Sie beginnt mit der Zeit der Sparmaßnahmen in der Weimarer Republik (um 1930) und endet während der Bildungsexpansion in den 1960er Jahren, als die ersten Lehrstühle für Geschichtsdidaktik in den Bundesländern etabliert wurden. Einbezogen werden auch die Entwicklungen in Ostdeutschland. Die zentrale Forschungsfrage ist, mit welchen Personen in welchen Institutionen und Zirkeln und über welche Institutionen, Netzwerke oder Medien sich Kontinuitäten und Brüche in der Geschichtsdidaktik und im Geschichtsunterricht rekonstruieren lassen?
Ihre Mitarbeit könnte so aussehen, dass Sie sich mit einzelnen Aspekten aus diesem großen Gebiet beschäftigen: z. B. mit verschiedenen Zeitschriften, mit einzelnen Institutionen (Lehrerbildungsanstalten) oder einzelnen Personen.
3. Schulbuchanalyse und Schulbucharbeit - Schwerpunkt: Die Präsentation des Mittelalters in internationalen Schulbüchern
Hier sind vor allem Studierende mit Migrationshintergrund und guten Sprachkenntnisse angesprochen.
Hierbei interessieren besonders jene Schulbuchthemen, die auf eine gemeinsame Geschichte unterschiedlicher Staaten verweisen und daher unterschiedliche Perspektiven und Deutungen mitführen (z. B. Kreuzzüge, Imperialismus).
Ihre Mitarbeit könnte so aussehen, dass sie einzelne Schulbücher oder Themen aus Schulbüchern vergleichend (mit einem europäischen Bezugsstaat oder mit Deutschland) analysieren.