Porträts der Verfolgung: Online
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Über das Projekt
„Porträts der Verfolgung online“. Einführende Hinweise zum Projekt
Am 22. Oktober 2020 jährte sich zum 80. Mal die Deportation von über 6500 Jüd*innen aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das Internierungslager Gurs in den französischen Pyrenäen. Innerhalb weniger Stunden mussten sie wenige Habseligkeiten packen, wurden zu Sammelpunkten gebracht und von dort mit den Zügen der Reichsbahn in den unbesetzten Teil Frankreich transportiert. Aufgrund der schlimmen Lebensverhältnisse in Gurs und in anderen Internierungslagern starben viele der Verschleppten. Nur wenigen gelang die Flucht, nur ein Teil konnte gerettet werden. Die meisten der aus Südwestdeutschland Deportierten wurden ab 1942 in die nationalsozialistischen Vernichtungslager deportiert und ermordet.
Der Jahrestag der Deportation war Anlass für zwei Seminare im Wintersemester 2020/21, die sich mit dieser Deportation, ihren Rahmenbedingungen und mit Biografien von Betroffenen beschäftigten: „Gurs 1940“ und „Porträts der Verfolgung online. Biografien erforschen, darstellen und geschichtsdidaktisch beurteilen“. Die teilnehmenden Studierenden besuchten überwiegend beide Seminare, die coronabedingt online per Videokonferenz stattfinden mussten. In Gruppen oder auch einzeln wählten die Studierenden „ihre“ Biografie, die oft Bezüge zum derzeitigen Wohn- und Aufenthaltsort der Studierenden aufweist. So ist erklärlich, dass Menschen aus den verschiedensten Orten in der Pfalz und Baden hier vorgestellt werden. Sie wohnten vor der Deportation unter anderem in Kaiserslautern, Worms, Neustadt/Weinstraße oder in Wertheim, Karlsruhe und Heidelberg. Die Lebensgeschichten konkreter Menschen, die bis 1940 an noch heute sichtbaren Orten und in noch immer vorhandenen Häusern lebten, veranschaulichen exemplarisch Maßnahmen und Schritte der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Indem die Studierenden sich mit ihnen beschäftigten, setzten sie sich am konkreten Beispiel mit der Bedeutung des Holocaust in der gegenwärtigen Gesellschaft auseinander – eine Auseinandersetzung, die gerade für zukünftige Geschichtslehrkräfte und ihre Positionierung wichtig ist. Gleichzeitig dachten sie über wichtige geschichtsdidaktische Prinzipien wie Personifizierung, Exemplarität, Narrativität oder Perspektivität nach.
Die Arbeitsbedingungen wurden mit den verschärften Corona-Maßnahmen eingeschränkt: Bibliotheken und Archive waren zeitweise geschlossen, Quellen und Literatur, die Grundlagen historischen Arbeitens, waren daher schwer zugänglich. Die ursprüngliche Planung, mit den „Porträts der Verfolgung“ zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2021 online zu gehen, ließ sich so nicht halten, das Semesterende mit seinen Prüfungen verzögerte ebenfalls die Fertigstellung. Aber auch die verspätete Veröffentlichung der von Studierenden erarbeiteten Biografien dient der erklärten Absicht, den durch die nationalsozialistische Verfolgung und Vernichtung betroffenen Menschen zu gedenken.
Den hier vorgestellten Lebensgeschichten wurden, falls möglich, fotografische Porträts beigegeben. Von manchen der vorgestellten Personen ließen sich keine Fotografien finden. Nichts zeigt deutlicher den Abbruch familiärer Kontinuitäten und der familiären Überlieferung sowie die gewaltsame Verdrängung der jüdischen – oder der von den Nationalsozialisten als „jüdisch“ im rassistischen Sinn deklarierten – Bevölkerung aus dem nationalsozialistischen Deutschland.
Bei den hier veröffentlichten Bildern haben wir, so weit es uns möglich war, die Bild- und Urheberrechte geklärt und die Veröffentlichungserlaubnis eingeholt. Bei einigen war dies jedoch nicht möglich. Wir berufen uns, wie im amerikanischen Urheberrecht vorgesehen, auf den Grundsatz des Fair Use von Bildern und Texten für Bildungs- und wissenschaftliche Zwecke. Sollten wir aber unwissentlich irgendwelche Bildrechte verletzt haben, bitten wir um sofortige Mitteilung, damit das betreffende Dokument aus der Präsentation entfernt werden kann. Bei den von uns verfassten Texten haben wir, außer bei Zitaten, auf den direkten wissenschaftlichen Beleg verzichtet; die Darstellungen beruhen auf der jeweils angegebenen Literatur. Der Präsentation beigegeben wurden auch wenige „Stichworte“ zum regionalen Hintergrund und zu wichtigen Aspekten der Deportation.
Allen Studierenden, die an der Präsentation mitgearbeitet haben, sei gedankt. Der Dank gilt besonders auch Jonah Höver, der die Texte und Bilder für das Internet aufbereitet hat.
Anette Hettinger