Biografie: Max Held

Nachname:Held
Vorname:Max
Geburtsort:Wertheim am Main
Geburtsdatum:09.03.1879

Leben im Nationalsozialismus und Deportation

Nach der „Machtergreifung“ der NSDAP im Jahr 1933 änderte sich das Leben für Max Held und seine Familie drastisch. Das Kaufhaus, das sich mitten auf dem Marktplatz in Wertheim befand, an dem man also zwangsläufig tagein tagaus vorbeilief, wenn man in Wertheim wohnte, wurde gemieden. Nur noch wenige Wertheimer wagten es überhaupt, sich mit dem Ehepaar zu unterhalten. Am 13.03.1933 wurde von der NSDAP für zwei Stunden die Schließung des Kaufhauses Held erzwungen, auch alle anderen jüdischen Geschäfte der Stadt waren davon betroffen.
Einige Tage später, am 20.03.1933, kam es um fünf Uhr morgens zu einer überfallartigen Durchsuchung der Wohnung der Familie Held. Man suchte nach Waffen oder belastendem schriftlichen Material. Diese politisch motivierte Razzia richtete sich in Wertheim gegen insgesamt 18 als Kommunisten oder Sozialdemokraten verdächtigte Personen. Bei dieser Durchsuchung wurde bemerkt, dass Max Held Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) war. Genauer gesagt war er Mitglied der „Deutschen Staatspartei“ (DStP), welche eine politisch gemäßigte Abzweigung der DDP war. Sie wurde im Rahmen der Parteienverbote 1933 jedoch zwangsaufgelöst.

Vom 1. bis zum 4. April 1933 wurde von der Kreisleitung der NSDAP der Boykott des Kaufhauses Held (und aller jüdischen Geschäfte in Wertheim) erzwungen. Aufgrund dieses befohlenen Boykotts kaufte kaum mehr jemand in Kaufhaus Held ein, das Kaufhaus mitten auf dem Marktplatz wurde von immer weniger Kunden betreten.

Zu den wenigen verbliebenen Freunden von Max Held gehörte der katholische Pfarrer sowie Sohn und Tochter des Hauptes der evangelischen Kirche in Wertheim.
Ebenfalls noch im Jahr 1933 trat Max Held gezwungenermaßen und wie wohl alle elf weiteren jüdischen Mitglieder aus dem Historischen Verein Alt-Wertheim aus, der aufgrund gesetzlicher Vorgaben nach dem Führerprinzip neu aufgestellt wurde. Max Held verlor aber trotz allem noch nicht die Hoffnung und glaubte bis 1935, dass die Menschen noch zur Vernunft kommen würden, und der Wahnsinn doch noch ein Ende nehmen würde. Vor dem 9.11.1938 musste Max Held Hausdurchsuchungen und körperliche Übergriffe durch die Wertheimer Nationalsozialisten über sich ergehen lassen und wurde von diesen auch zu einer mehrtägigen Haft verurteilt.
Am 10.11.1938 wurde Held im Rahmen der Reichsprogromnacht verhaftet und über Tauberbischofsheim in das KZ Dachau verbracht. Seiner Ehefrau Johanna gelang es jedoch, dass er Mitte Dezember wieder entlassen wurde. Sie arrangierte federführend den Verkauf des Anwesens Held samt Kaufhaus, welcher aber praktisch nichts für die Familie abwarf.  
Nach dem 10.03.1939 zog Max mit seiner Ehefrau und seiner jüngsten Tochter Eva nach Karlsruhe um und ließ Wertheim hinter sich. Von Karlsruhe aus stellte er einen Antrag beim Oberfinanzpräsidenten auf eine devisenrechtliche Genehmigung zur Auswanderung, beantragte jedoch keinen Reisepass, da er wohl vollkommen auf die Bemühungen seiner ältesten Tochter Gertrud vertraute, die bereits in England verweilte. Der Landrat vermerkte ausdrücklich, dass dieser Antrag fehlte. Der Bürgermeister wurde dazu aufgefordert, Held dazu zu veranlassen, einen Reisepass zu beantragen. Der Polizeihauptwachmeister, der Held auf den fehlenden Antrag hinweisen sollte, stellte aber fest, dass Held auch nicht um Genehmigung für seine Auswanderung nachgesucht hätte. Die Nationalsozialisten waren zu diesem Zeitpunkt noch aktiv daran interessiert, dass die Juden emigrierten, doch aufgrund des fehlenden Antrages war die Auswanderung nicht möglich. Am 20.06.1939 meldete sich Max Held mit Familie in Wertheim nach Karlsruhe ab, die Familie lebte nun bei Johannas Schwester Martha und deren Ehemann, denen 1939 die Emigration nach England gelang. Am Tag des Kriegsausbruches, dem 1.09.1939, hatte die in England lebende Tochter Gertrud endlich das Ausreisevisum für ihre Eltern besorgt. Es war jedoch zu spät, die Emigration gelang zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.

Ein Jahr später, am 22.10.1940 wurde das Ehepaar Held von Karlsruhe in das französische Internierungslager Gurs deportiert. Von dort war die Korrespondenz mit ihrer Tochter Gertrud noch möglich, doch mangels Geld nicht die Befreiung der Eltern. Am 10.08.1942 wurde das Ehepaar dann gemeinsam in das KZ Auschwitz deportiert. Nachweislich konnte Held 1943 seinem Bruder noch eine Nachricht übermitteln, ab dann fehlt jedoch jegliche Spur von ihm und Johanna. Max und Johanna Held 1943 zu einem unbekannten Zeitpunkt in Auschwitz ermordet.

Gesellschaftliches Umfeld in Wertheim

Die Familie Held hatte stets ein sehr aktives soziales Leben in Wertheim geführt, sie waren oft auf Skat- oder Musikabenden anzutreffen und genossen ein gewisses Ansehen, da sie das für Wertheim und die weite Umgebung führende Textilkaufhaus führten, welches Knabenanzüge der Firma Bleyle und Damenkostüme vertrieb. Sie fuhren ein Auto der Marke Adler samt Chauffeur, was ihre gehobene Position deutlich machte. Max Held wurde als Vater einer freidenkenden, konservativ-liberalen und gut-bürgerlichen Familie beschrieben und auch sein Vater, Menko Held wurde als deutsch-national eingestellter Jude dargestellt, der sich primär als Deutscher und nicht als Jude verstanden habe. Dieser habe sogar anfangs den Versuch unternommen, sich mit dem NS-Regime zu arrangieren, doch die Nationalsozialisten hätten das zurückgewiesen.
Laut Zeitzeugin Renate Gassert, die am 27.11.2009 dazu interviewt wurde, waren die jüdischen Bürgerinnen und Bürger in Wertheim in der Mitte der Gesellschaft angekommen und hatten ein soziales Netzwerk aufgebaut. Sie waren in Gesangs- oder Turnvereinen, und gerade die Familie Held war sehr gut integriert.