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Demokratiebildung schon in der Grundschule

Annelie Wellensiek-Förderpreis für Clara Reining: Die Masterstudentin untersucht, wie Englischunterricht demokratische Werte vermittelt.

Clara Reining erhält den diesjährigen Annelie-Wellensiek-Preis.

Der Annelie Wellensiek-Förderpreis 2025 geht an die Masterstudentin für Grundschullehramt Clara Reining: Sie wird für ihre Masterarbeit ausgezeichnet, in der sie Demokratiebildung im Englischunterricht untersucht – und zwar im hier bislang wenig erforschten Grundschulbereich. Mit dem Preis zeichnen die Pädagogische Hochschule Heidelberg und der ZONTA Club Heidelberg innovative Abschlussarbeiten von Frauen in den Naturwissenschaften sowie der Demokratie- und Medienbildung aus. Er ist mit 2.000 Euro dotiert und nach der ehemaligen PHHD-Rektorin Annelie Wellensiek benannt. Die Auszeichnung erfolgte im Rahmen der Soirée zum Wintersemester 2025/26. 

Die Laudatio hielt Monika Mölders-Felgenhauer, Präsidentin des Zonta Clubs Heidelberg. „Die Fähigkeit, demokratische Standpunkte zu vertreten, sowie Toleranz, Respekt, Gerechtigkeit und Solidarität im Verhalten gegenüber anderen Menschen zu entwickeln, muss man lernen – je früher, desto besser“, sagte sie. „Clara Reining ist davon überzeugt, dass die Vermittlung demokratischer Grundwerte bereits in der Grundschule essenziell ist. Der Zonta Club Heidelberg teilt diese Haltung und zeichnet mit Frau Reining eine leidenschaftliche Demokratie-Verfechterin aus.“

„Die Arbeit von Clara Reining ist gesellschaftlich hochrelevant und hat das Potenzial für weitere vertiefende Forschung“, sagte Prof. Dr. Christian Rietz, Prorektor für Studium, Lehre und Digitalisierung. „Bildung zur Demokratiefähigkeit betrachten wir als einen zentralen Auftrag unserer Schulen und Lehrkräfte. Umso besser, wenn wir engagierte Absolventinnen wie Frau Reining auf ihrem Weg mit dem Annelie Wellensiek-Förderpreis unterstützen können.“

Masterstudentin Clara Reining legte bereits während ihres Studiums einen Schwerpunkt auf das Thema Demokratiebildung. „Gerade den Fremdsprachenunterricht halte ich für besonders geeignet, demokratische Werte und Haltungen zu vermitteln“, sagt die Preisträgerin. Dieser vermittle interkulturelle und kommunikative Kompetenzen, die auch für die Demokratiebildung wichtig seien. In ihrer Masterarbeit “A Qualitative Study on the Importance of Democracy in Primary Schools in Germany and the US – How (English) Teaching Can Make a Difference” untersucht sie deshalb, welchen Einfluss der Englischunterricht auf die demokratische Bildung von Grundschulkindern haben kann.

Dafür führte Reining Interviews mit Grundschullehrkräften aus Deutschland wie auch aus den USA, um die Perspektiven zu vergleichen – die Kontakte dafür konnte sie während ihres Auslandssemesters in Virginia Beach, USA, knüpfen. „Ich habe analysiert, welches Verständnis von Demokratiebildung in den jeweiligen Ländern vorherrscht und wie dies in der Praxis umgesetzt wird“, berichtet sie. Der Blick in die USA habe sich angesichts der aktuellen politischen Umwälzungen unter Präsident Trump angeboten.

Faktenwissen oder Wertevermittlung?

Ihr Ergebnis: Während Demokratiebildung in den USA vor allem Faktenwissen zur Politik vermittle, legten deutsche Lehrkräfte mehr Wert auf die Vermittlung von Werten und einer Haltung. Das liege auch am Umfeld. „In den USA können Lehrkräfte für eine politische Meinungsäußerung schnell juristisch belangt werden, das macht sie sehr vorsichtig. Mehr als ein Diskurs sei hier ein Unterricht erwünscht, der sich eng an Lehrwerken und standardisierten Tests orientiere. Deutsche Schulen achteten hingegen eher darauf, Schüler mitgestalten zu lassen, und so Demokratie im Alltag zu leben. Allerdings scheitere dieser Anspruch im Alltag auch an Zeitmangel oder einer fehlenden Ausbildung. „Demokratiebildung fällt dann oft hinten runter.“

Derzeit absolviert die PHHD-Absolventin ein Praktikum in Schweden. An der gastgebenden Schule habe sie tolle Strukturen vorgefunden, die aus Schule mehr als nur einen Lernraum machen, berichtet sie. So seien „Werte“ ein großes Thema im Unterricht der vierten Klassen und Schüler:innen könnten ihre Anliegen bei einer Kinderkonferenz der Schulleitung vorbringen.

Beim Thema Demokratiebildung möchte die angehende Grundschullehrerin bleiben und kann sich auch vorstellen, in diesem Bereich zu promovieren. „Es hat mir viel Spaß gemacht, zu diesem Thema zu forschen. Dass ich dafür nun den Annelie Wellensiek-Förderpreis erhalte, motiviert mich nochmal mehr!“

Alle Infos zum Förderpreis unter

Text: Antje Karbe

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Tel.: +49 6221 477-671
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