Migrantische Mehrsprachigkeit – eine (bisher) ungenutzte Ressource

Im Zuge diverser Zuwanderungsbewegungen der letzten Jahrzehnte ist die hiesige Gesellschaft und damit die Bildungsinstitutionen migrationsbedingt mehrsprachig geworden. Aktuell haben 49,2% aller Schüler*innen in Baden-Württemberg einen so genannten Zuwanderungshintergrund und wachsen potenziell zwei-/mehrsprachig auf. Leider wird auf diesen Umstand im Lehramtsstudium bisher kein Bezug genommen – obwohl alle künftigen Lehrkräfte vor mehrsprachigen Klassen unterrichten.

Diverse empirische Studien aus Deutschland belegen, dass die Einbeziehung von Migrationssprachen in schulischen Lehr-/Lernkonten nicht nur eine Bereicherung des Stundenplans darstellen, sondern auch das Lernen positiv begünstigen. Trotz dieses Umstandes sind Migrationssprachen im Bildungsangebot der Bundesländer unterschiedlich (gering) repräsentiert.

Benötigt werden tiefergehende Untersuchungen, welche die diesbezüglichen schulisch-organisatorischen Rahmenbedingungen in Baden-Württemberg beleuchten und Handlungsoptionen aufzeigen, wie migrantischer Mehrsprachigkeit mehr Gewicht in schulischen Kontexten verliehen werden kann.

Dazu gehört auch die Entwicklung und Implementierung von Modulen für die erste Phase des Lehramtsstudiums, damit Studierende bereits im Studium die Möglichkeit bekommen, einen fundierten Einblick in das Themagebiet „Unterricht in migrationsvielfältigen Klassen mit zwei-/mehrsprachiger Schülerschaft“ zu erhalten, um Fachwissen und eine diversitäts- und sprachsensible pädagogische Haltung auszubilden.