Deutschland hat sich durch verschiedene Zuwanderungsbewegungen (Globalisierung, Internationalisierung, EU-Binnenzuwanderung, Fluchtmigration) zu einer diversitätsgeprägten Gesellschaft ausdifferenziert.

Der Anteil an Menschen mit Zuwanderungsgeschichte innerhalb der Gesamtgesellschaft liegt bei einem Drittel; bei Kindern und Jugendlichen liegt er deutlich darüber, in vielen Großstädten hat bereits die Hälfte der Nachwachsenden einen Migrationshintergrund.

Obwohl an Baden-Württemberger Grundschulen nahezu die Hälfte der Schülerschaft einen (familiären) Zuwanderungskontext hat, ist dieser Anteil bei den Lehrkräften unterdurchschnittlich niedrig und beträgt 8 bis 11 Prozent bundesweit. In einigen Bundesländern liegt er darunter.

Das Lehramt zählt damit zu den Berufen, in denen der Anteil von Personen mit Migrationsanteil am geringsten ist. Obwohl der Anteil von Studierenden mit Zuwanderungshintergrund in den letzten Jahren kontinuierlich anstiegen ist, bleibt er in den Lehramtsstudiengängen unterdurchschnittlich. Dies wird u.a. mit der hohen Bildungsaspiration innerhalb von Zuwanderungsfamilien erklärt, für die der Lehramtsberuf keine prestigeträchtige Tätigkeit darstellt. Der „Hochschul-Bildungs-Report 2020“ brachte den wenig diversitätsgeprägten Berufsstand mit folgender Aussage auf den Punkt: „Die typische Lehrkraft ist deutsch und weiblich“.

Für eine zukunftszugewandte Gesellschaft wie Deutschland, in der Bildung als wichtige Ressource eine zentrale Rolle für gesellschaftliche Prosperität und den Zusammenhalt spielt, kommt es in entscheidendem Maße auch auf in ausreichender Anzahl vorhandene qualifizierte Lehrkräfte an, welche für eine gelingende Zukunft der nachwachsenden Generationen mit verantwortlich sind.

In diesem Zusammenhang ist insbesondere die Gewinnung und Ausbildung von Lehrkräften mit Zuwanderungsgeschichte in den Blick zu nehmen. Um die Zurückhaltung bei der Entscheidung für ein Lehramtsstudium gerade dieser Gruppe zu überwinden, bedarf es neuer Ansätze und bildungspolitischer Rahmenbedingungen.