StarkmacherSchule goes Brasil

Das „StarkmacherSchule“-Projekt ist endgültig in Brasilien angekommen

Die Idee wurde bereits 2012 geboren. Nach den ersten positiven Erfahrungen in Deutschland entwickelte sich der Gedanke, das Projekt in modifizierter Form nach Brasilien zu bringen.  Dort entstehen unter der Leitung des Franziskanerpaters Frei Hans Stapel und von Nelson Giovanelli Rosendo dos Santos seit 30 Jahren die „Fazenda da Esperança“ (Höfe der Hoffnung), deren Ziel es ist, drogenabhängigen Jugendlichen durch das Leben in Gemeinschaft eine neue Lebensperspektive zu geben. Aus den ersten Anfängen 1982 hat sich in der Zwischenzeit ein weltweites Netzwerk von annähernd 100 Fazendas ergeben (vier davon auch in Deutschland und der Schweiz). Der Schwerpunkt der Fazenda-Bewegung mit 59 Höfen und  ca. 1000 Bewohnern liegt nach wie vor in Brasilien. Hier startete auch im Frühjahr 2013 das gemeinsame Projekt. Unter der Überschrift „Forte sem Violência“ geht es darum, die Jugendlichen durch positive Kompetenzerfahrungen so zu stärken, dass sie zukünftig gegenüber dem Einfluss der Drogen und der Gewaltätigkeit stabil bleiben können. Wie im StarkmacherSchule-Projekt in Deutschland umfasst das Projekt dabei 3 Schritte:

Stärkenaktivierung: Vorbereitung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Musicalwoche im Rahmen eines HKT-Trainings, um sie auf die Herausforderungen eines Bühnenauftritts mental vorzubereiten. Im Mittelpunkt steht dabei die Vergegenwärtigung der eigenen Stärken sowie Methoden, diese auch zum richtigen Zeitpunkt abrufen zu können.

Stärkenaufbau: So vorbereitet gehen die Teilnehmenden in die Musicalwoche mit Gen Rosso, in der sie oftmals erfahren, dass sie in einer solchen intensiven Erlebnissituation über ihre eigenen Grenzen hinausgehen können und neue Stärken an sich entdecken, die sie so bisher noch nicht kannten.

Stärkentransfer: Jetzt geht es darum, die besonderen Stärkenerfahrungen der Musicalwoche in den „normalen“ Alltag zu übertragen und für die Erreichung zukünftiger persönlicher Ziele nutzbar zu machen. Besonders gut gelingt dies dann, wenn der Stärkentransfer möglichst zeitnah nach der Musicalwoche beginnt. Methodisch läuft der Stärkentransfer wieder in Form eines HKT-Trainings ab.

Nachdem bereits im April von zwei HKT-Trainerteams an 5 Standorten erfolgreich die Stärkenaktivierungstrainings durchgeführt worden waren, startete die Gen Rosso-Brasilientour 2013 mit einer Projektwoche in Aparecida im Bundesstaat São Paulo. Mit mehr als 200 Teilnehmern aus den angrenzenden Fazendas des Bundesstaates São Paulo und einer Tanzgruppe aus den Favelas von Rio de Janeiro wurde in Workshops „Streetlight“ erarbeitet und in drei Abendvorführungen vor jeweils mehr als 2000 Zuschauern aufgeführt. Das zweite Konzert wurde dabei live von einem Fernsehsender landesweit ausgestrahlt.

Gleichzeitig fand eine internationale Begegnungswoche mit Teilnehmern aus Europa, Südamerika und Asien statt, deren Ziel es war, die Arbeit der Fazendas kennen zu lernen und speziell auch die Umsetzung des StarkmacherSchule-Projektes vor Ort zu erleben. An dieser Begegnung nahm auch der HKT-Projektleiter Prof. Knörzer teil. So konnte er gemeinsam mit Frei Hans und Nelson vor dem zweiten Konzert den Zuschauern die Grundidee des HKT im StarkmacherSchule Projekt erläutern.

Eine besonders eindrucksvolle Erfahrung war für alle Beteiligten das Stärkentransfertraining, das mit mehr als 160 Teilnehmern zwei Tage nach dem dritten Gen Rosso Konzert stattfand. Nicht nur die Größe der Gruppe und die fremde Sprache waren eine Herausforderung, sondern auch die Frage, wie man in den zur Verfügung stehenden zwei Stunden einen Transferimpuls setzen konnte. Dank der kompetenten Übersetzung durch Moritz Bucher, dem Leiter der Fazenda Wattwil in der Schweiz und der Offenheit und begeisternden Mitarbeit der TeilnehmerInnen konnte dies gelingen. Die Teilnehmenden notierten zunächst in ihrem Gen Rosso Strauß alle besonderen Erlebnisse - ihre Geschenke - die sie in der Woche bekommen haben. Auf diesen Strauß - ihre erlebten Stärken - sollten sie zugreifen können, wenn sie zukünftige Ziele erreichen wollen.

Das mentale Durchspielen dieses Prozesses mit der gesamten Gruppe war für alle Beteiligten eine eindrucksvolle Erfahrung. Insgesamt war die Begegnungswoche in Brasilien – die offen herzlichen Menschen, die vielfältige beeindruckende Landschaft, aber auch das Erleben der krassen sozialen Gegensätze, die die brasilianische Gesellschaft prägen - eine Bereicherung und Horizonterweiterung, aber auch Motivation und Aufforderung, den Weg der Stärkung von Menschen konsequent weiter zu verfolgen.

Bericht: Prof. Dr. Wolfgang Knörzer
Fotos: Christoph Steinbach