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Demokratie beginnt in der Schule

Mutige Lehrkräfte und starke Kinder: Bei der Eröffnung des akademischen Jahres war die Rolle der Schulen für politische Bildung durchweg Thema. Den Festvortrag hielt Kultusministerin Theresa Schopper.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kinder zu kritischen und mündigen Bürger:innen zu erziehen, wird eine immer wichtigere Aufgabe für Schulen. Warum es gerade heute kompetente Lehrkräfte braucht, die politische Bildung und demokratische Werte vermitteln, war ein wiederkehrendes Thema der Soirée am 12. November 2025: Mit dem Festabend eröffnete die Pädagogische Hochschule Heidelberg feierlich das neue Akademische Jahr. Dafür waren in der Festhalle rund 200 Gäste aus der Hochschule sowie extern aus Wissenschaft und Politik, Stiftungen und der Stadtgesellschaft anwesend. Den Festvortrag hielt die baden-württembergische Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Theresa Schopper MdL. Rektorin Prof.in Dr.in Karin Vach gab eine Rückschau auf 2025 und blickte auf die Herausforderungen des kommenden Jahres, zudem verlieh die Hochschule mehrere Preise. Für Unterhaltung sorgten der 4x4 Frauenchor und die ISS Werkstatt Tanz.

Demokratie stärken und Identität schärfen

Was bewegte die PHHD in diesem Jahr? Rektorin Vach berichtete von Querschnittsthemen, die den Hochschulalltag prägen. Im Bereich der Demokratiebildung engagiert sich die PHHD durch Workshops, bietet seit kurzem eine Zusatzqualifikation für Studierende an und hat eigens eine Professur zum Schwerpunkt eingerichtet (mehr in Kürze). Auch sind Forschende beispielsweise an einem Pilotprojekt beteiligt, mit dem an Grundschulen Kinderparlamente etabliert werden, um Demokratie für Dritt- und Viertklässler erfahrbar zu machen.

Als Großprojekt begleitet die Hochschule seit zwei Jahren der Webrelaunch. Im September konnte die neue Webseite live geschaltet werden – man sei stolz auf einen informativen und ästhetisch ansprechenden Webauftritt, berichtete Vach. Ein wichtiges Ereignis sei auch der Start des partizipativen Prozesses zum Identitätskern der Hochschule gewesen. In Interviews und einem hochschulweiten Workshop setzte man sich damit auseinander, auf welchem Fundament die PHHD aufbaut. Besonders habe sie gefreut, dass die Hochschule für ein wertschätzendes Miteinander auf Augenhöhe stehe, sagte Vach. "Wir gelten als inspirierender Ort mit Kunst und Kultur, an dem Menschen gerne studieren und arbeiten. Dies zeigt sich nicht zuletzt an den – gegen den Trend – gestiegenen Studierendenzahlen im Wintersemester."

Pädagogische Hochschulen befähigen Lehrer:innen

Auf der Basis des Erarbeiteten werde sich die PHHD im neuen akademischen Jahr mit ihrer strategischen Ausrichtung beschäftigen, so die Rektorin. Eine Herausforderung für alle Pädagogischen Hochschulen bleibe die Gewinnung von Studierenden und das Engagement für die Lehrkräftebildung. Angesichts des wachsenden Lehrkräftemangels, aber auch aktueller Bedrohungen für die freiheitlich-demokratische Grundordnung, seien künftig gut ausgebildete Lehrkräfte gefragt, die Schüler:innen stärkten und auf ihrem Weg in die gesellschaftliche Verantwortung und Handlungsfähigkeit begleiteten. "Dazu ist der Schulterschluss von Hochschulen und Ministerien unabdingbar. Es braucht eine ganz andere mediale Öffentlichkeit, die für diesen Beruf wirbt und ihn in seiner Attraktivität sichtbar macht. Daran werden wir arbeiten müssen."

Dem stimmte Kultusministerin Theresa Schopper in ihrem Festvortrag "Innovative Politik. Mutige Lehrkräfte. Starke Kinder" zu. Lehrer:innen müssten immer mehr Themen schultern: Heterogene Lernvoraussetzungen und Diversität, Veränderungen durch die KI und Bildungsungleichheit – noch immer hänge der Bildungserfolg zu stark von der Herkunft eines Kindes ab und nicht alle Lücken könnten von der Schule geschlossen werden.

Praxis und Theorie müssten noch enger verzahnt werden, sagte die Kultusministerin, hierfür wie für die gesamte Lehrkräftebildung seien die Pädagogischen Hochschulen sehr wichtig. "Ohne Sie wären wir wie ein Fisch an Land. Andere Bundesländer beneiden uns um die Pädagogischen Hochschulen." Die Studierenden bat sie, sich das Herzblut und die Leidenschaft für das Lehramts zu bewahren: "Ich bin dankbar, dass Sie sich für diesen Beruf entschieden haben und, dass Sie mutig und kompetent sind."

Politische Bildung wird wichtiger

Zudem seien Bildungsinstitutionen heute gefordert, Kinder und Jugendliche politisch zu bilden und Medienkompetenz zu vermitteln, so Ministerin Schopper. "Mit Blick auf die politischen Entwicklungen braucht es eine Haltung zum Grundgesetz und zur Demokratie", sagte sie und dankte der PHHD dafür, sich das Thema Demokratiebildung auf die Fahnen geschrieben zu haben.

Von der Notwendigkeit, politische Entwicklungen kritisch im Blick zu behalten, berichtete auch Prof.in Dr.in Rosemarie Tracy, die Vorsitzende des Hochschulrats, in ihrem Grußwort. Nach einem mehrwöchigen USA-Aufenthalt stehe sie unter dem Eindruck einer zunehmend gedrückten Stimmung, in der Geschichte re-interpretiert und Rassismus normalisiert werde. Sie könne nur hoffen, dass den aktuellen Entwicklungen dort Einhalt geboten werde. "Und möge es der Pädagogischen Hochschule gelingen, Studierende hierzulande weiter so zu qualifizieren, dass unsere Kinder gestärkt werden."

Im Rahmen des Festabends wurde Prof. Dr. Hendrik Lohse-Bossenz zum Honorarprofessor der Hochschule ernannt. Der diesjährige Forschungsförderpreis ging an Prof. Dr. Manfred Seidenfuß sowie Andreas Spiziali und wurde mit dem Annelie Wellensiek-Förderpreis des Zonta Clubs Heidelberg für ihre Abschlussarbeit geehrt . 

Nach dem Festprogramm waren die Gäste eingeladen, durch die Galerie zu flanieren, mit der aktuelle Forschungsprojekte der Hochschule vorgestellt wurden. Beim anschließenden Empfang in der Aula gab es dann reichlich Gelegenheit für Austausch, inspirierende Gespräche und, gemeinsam das neue Akademische Jahr zu feiern.

Text: Antje Karbe

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