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Wie lesen blinde Menschen?

Seit 200 Jahren ermöglicht die Brailleschrift blinden Menschen Teilhabe an Bildung. Im Forschungspodcast Bildungsplausch spricht Prof. Dr. Markus Lang über ihre Funktionsweise und Bedeutung.

 

Das System hinter der Brailleschrift ist so einfach wie genial: In einer Zelle (bestehend aus sechs Punkten) sind erhabene Punkte angeordnet. Das ermöglicht insgesamt 64 unterschiedliche Kombinationen, die mit den Fingerspitzen ertastet werden können. Buchstaben, Zahlen und Zeichen werden so dargestellt.

lehrt und forscht an der PHHD zum Lernen bei : „Der Lesevorgang ist vergleichbar mit dem Lesen der Schwarzschrift,“ sagt Professor Lang im Podcast Bildungsplausch, aber es sei auch langsamer: „Wenn Sie einen Zeitungstext lesen, kommen Sie als geübte Leser:in auf 300, 350 oder vielleicht sogar 400 Wörter pro Minute. Wenn Sie jetzt eine blindentechnische Grundbildung absolvieren, wie etwa eine neu erblindete Person, dann gehen wir als Hausnummer davon aus, dass Sie 30 bis 40 Wörter pro Minute schaffen.“

Die Zukunft der Brailleschrift

So ermöglicht die Brailleschrift zwar Teilhabe, steht aber gleichzeitig in Konkurrenz zu komfortablen Assistenzsystemen, wie sie Smartphones oder Tablets mittlerweile standardmäßig anbieten. In einigen Ländern wie etwa in Frankreich und den USA ist schon länger der Trend zu beobachten, dass die Nutzung der Brailleschrift zurückgeht.

Die Zukunft der Brailleschrift treibt Lang an, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, sie aus der Nische zu holen: „Sie gehört in die Mitte der Gesellschaft!“ Und das konnte Lang auch mit einer Studie belegen. Im Rahmen von untersuchte er gemeinsam mit Kolleg:innen der Hochschule für Heilpädagogik in Zürich das Nutzungsverhalten von mehr als 800 Braille-Leser:innen zwischen 6 und 89 Jahren. Ergänzend untersuchte man außerdem die Lese- und Schreibkompetenzen von 190 Menschen aus derselben Gruppe. Die ZuBra-Studie ist damit die weltweit größte Untersuchung für die Gruppe blinder Menschen.

Die Studie hat gezeigt, dass Braille im deutschsprachigen Raum von assistiven Technologien nicht zurückgedrängt wird. Zwar nutzt die jüngste Altersgruppe tendenziell etwas weniger Brailleschrift, aber grundsätzlich gewinnt eher beides – Braille und Assistenzsysteme – an Bedeutung: „Braille und Hören von Texten wird in Kombination genutzt.“

Das ganze Gespräch im Podcast

Mehr über die heutige Bedeutung der Brailleschrift, über Lese- und Rechtschreibkompetenzen und auch die persönliche Motivation von Markus Lang, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, hören Sie in der neuesten Episode des Bildungsplausch: .

Text: Max Wetterauer
Bild: Birgitta Hohenester

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