2002 wurde landesweit eine Untersuchung in ca. 9.000 landeseigenen Gebäuden zur Belastung mit Polychlorierten Biphenylen, durchgeführt, einer Stoffgruppe in annähernd 200 Kongeneren (Varianten), die in zahlreichen Anwendungen zum Flamm- und Brandschutz, in Isolationsflüssigkeiten oder als Weichmacher in der Bautechnik der 1970er und und 1980er Jahre zum Einsatz kam.
Bei der Untersuchung wurden auch bei vier Messungen im sogenannten Neubau erhöhte Konzentration von PCB in der Raumluft festgestellt, die eine mittelfristigen Handlungsbedarf bedeuteten.
Nachdem zunächst entgegen einschlägiger Richtlinien durch die Landesbauverwaltung keine Maßnahmen ergriffen worden waren, wurde das Thema im Jahr 2015 wieder akut, als ein Kompensationskondensator in einem Büro im Neujahr technisch versagte und das enthaltene PCB-haltige Öl auf Mobiliar im Raum tropfte. Nach einem entsprechenden Verdacht eines externen Elektrikers wurde die Raumluft auf PCB-Kongenere getestet und ein Wert von 16.600mg/m³ Raumluft ermittelt, ein WErt der deutlich über dem Eingriffswert der PCB-Richtlinie Baden-Württemberg lag und lieg und ein sofortiges Sperren des Raumes nach sich zog. Mit zwei umfangreichen Sanierungen konnte der Raum wieder auf ein zulässiges Maß gesenkt werden.
Durch diese Situation rückte das Thema verstärkt in den Fokus der Landesbauverwaltung und der gesamten Hochschule. Umfangreiche Messungen zur Belastung des Gebäudes wurden durch Schadstoffgutachter durchgeführt, um eine schon länger geplante Sanierung des Gesamtgebäudes argumentativ zu untermauern und die Dringlichkeit noch weiter zu verdeutlichen. Nachdem das Gesundheitsamt des Landkreises eingeschaltet wurde, wurden nun der Fokus auf die individuelle Belastung der Hochschulmitglieder gelegt. Die Messungen erfolgten nun in der Regel quartalsweise, nach Nutzungsbindungen und primär in Räumen, die als Dauerarbeitsplatz mit idR 8 Stunden Aufenthalt dienen.
Besonderes Augenmerk bedarf die gute Bindungsfähigkeit von PCB mit Stäuben und der starke Anstieg der Raumluftkonzentrationen bei steigenden Temperaturen. Die Hochschule hat daher die Reinigungsintervalle verstärken und regelmäßige Lüftungen der Räume veranlasst.
Auch wurden die Studierenden und Mitarbeitenden der Hochschule mit Fachvorträgen, Podiumsdiskussionen, Rundschreiben und zahlreichen Infoveranstaltungen aufgeklärt. Ein Biomonitoring zu PCB-Blutwerten wurde 2018 angeboten und 2025 wiederholt.
Insbesondere Schwangere Hochschulmitglieder werden für die Situation sensibilisiert und so gut wie möglich aus dem Gebäude gehalten, indem Dienstzimmer oder Lehrveranstaltungen in unbelastete Gebäude verlegt werden.


2018-19 fand ein Austausch der gesamten Zwischendecke im Neubau statt, da sowohl die Flammschutz-Farbe der Deckenplatten als auch die Kondensationskondensatoren in der Beleuchtungsanlage erhebliche Mengen PCB enthielten und zu Ausgasungen und damit Belastungen der Raumluft führten. In mehreren Bauabschnitten wurden auch die drei Treppenhäuser und neben dauerelastischen Fugen mit PCB-Anreicherung auch von Asbest und Belastungen mit alter KMF befreit.
Die Messungen finden weiterhin regelmäßig statt.
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Handlungsanweisung_Borloecher_Neubau-AGA-v1-_20160120.pdf (494 KB, PDF) -
Handlungsanweisung_Raumluftverbesserung_AGA_V1_20160101.pdf (215 KB, PDF) -
IAS-Beratung_-PCB-AGA-V1-20160329.pdf (691 KB, PDF) -
Messergebnisse_Inventar_PCB-AGA-v1-20220713.pdf (346 KB, PDF) -
PCB-Info-Studierende-AGA-V1-20180101.pdf (459 KB, PDF) -
PCB-Messreihen_A-Bau_AGA-V15-20250501.pdf (320 KB, PDF) -
PCB-Messreihen_B-Bau_AGA-V15-20250501.pdf (230 KB, PDF) -
Prof._Kraus_Biomonitoring_AGA-V1-20170531.pdf (253 KB, PDF) -
Prof_Kraus_PCB-Vortrag_AGA-V1-20161107.pdf (216 KB, PDF) -
Schmutz-App_Nutzungsbeschreibung-AGA-V1-20250101.pdf (127 KB, PDF)