Keynote I: Assoz. Prof. Dr. Evi Agostini, Universität Wien

Montag, 24.03.2025

Professionalisierung durch (schulische) Praxis? Die phänomenologische (Forschungs-)Perspektive

Was genau zeichnet eine pädagogische Professionstheorie aus? Und: Welche Rolle spielen darin praktische Erfahrungen? Diese Fragen werden zuerst im Rekurs auf allgemeine Kriterien und sodann von einem phänomenologischen Standpunkt aus bearbeitet. Zu diskutieren ist, welche Befunde aus einer phänomenologischen Perspektive zur Weiterentwicklung von Professionalität beitragen können und wie sich dieses Professionalisierungskonzept in Bezug auf sich verändernde (schulische) Praxis erforschen lässt. Besonderer Fokus wird daraufgelegt, welche Bedeutung in diesen Zusammenhängen (schul-)praktischer Erfahrung als elementare Kategorie zugeschrieben wird. Welche Fähigkeiten und Haltungen können durch die Begegnung mit schulischer Praxis (weiter-)entwickelt werden und wie kann eine Professionalisierung in und durch (schulische) Praxis aussehen?

Keynote II: Prof. Dr. Andreas Dengel, Universität Frankfurt

Dienstag 25.03.2025

"Haben wir schon versucht, es aus- und wieder einzuschalten?": Theorie- und evidenzbasierte Verortung innovativer Bildungstechnologien im Unterricht

Wir tun häufig so, als wäre jedes Medium etwas komplett Neues im Lehr-/Lernprozess und dabei machen wir zwei Fehler:

  1. ​Wir ignorieren die Erkenntnisse aus Jahrzehnten theoretischer und empirischer Bildungsforschung.
  2. ​Wir betrachten das Lehren und Lernen mit diesen Medien als isolierte Erfahrungen anstatt sie in die Unterrichtspraxis einzubetten (Stichwort "Medienvergleiche", "Laborstudien" etc.).

​Unter Zuhilfenahme etablierter Angebots-Nutzungs-Modelle will ich einen Versuch zur Verortung innovativer Bildungstechnologien bei der Erklärung und Vorhersage von Lernerfolg im komplexen Wirkgeflecht Unterricht vorstellen und dazu empirische Ergebnisse zur (Wechsel-)wirkung zwischen diesen Medien, Lernerfolg und lernrelevanten Faktoren aufzeigen.

Keynote III: Prof. Dr. Christian Brühwiler, Pädagogische Hochschule St. Gallen

Mittwoch, 26.03.2025

Evidenzbasiert, evidenzorientiert, evidenzinformiert: Wie kommen Evidenzen in die Bildungspraxis?

Der Forderung nach einem verstärken Einbezug von Evidenzen im Bildungsbereich liegt die Annahme zu Grunde, dass eine erfolgreiche Gestaltung von Bildungsprozessen und schulischer Praxis besser gelinge, wenn sie sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiere. Dabei lassen sich zwei hauptsächliche Intentionen der Evidenzorientierung unterscheiden: eine evidenzorientierte Steuerung des Bildungssystems sowie eine evidenzorientierte Bildungspraxis. Der aktuelle Diskurs ist allerdings von unterschiedlichen Begriffsverständnissen geprägt. Zudem ist weder hinreichend geklärt, welche Arten von Evidenzen einbezogen werden sollen, noch wie Evidenzen am besten in die Bildungspraxis kommen und für die Professionalisierung genutzt werden können.

Im Vortrag wird nach einer begrifflichen Klärung des Evidenzkonzepts darauf eingegangen, unter welchen Voraussetzungen Forschungserkenntnisse praxisrelevant werden können. Es wird die These vertreten, dass das Erzeugen von Praxisrelevanz nicht einseitig eingefordert werden kann, sondern in gemeinsamer Verantwortung von Wissenschaft und Praxis liegt. Eine besondere Bedeutung kommt der Lehrer:innenbildung zu, weil sie eine wichtige Rolle bei der systematischen Vernetzung von Wissenschaft und Bildungspraxis einnimmt und deren Forschungsinteressen oftmals einen besonderen Bezug zum beruflichen Praxisfeld aufweisen. Dabei lassen sich verschiedene Arten von Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit je unterschiedlichen Wirkungserwartungen in die Praxis differenzieren. Schliesslich werden Ansätze und Modelle diskutiert, die den anspruchsvollen Transfer von der empirischen Evidenz zu einer wirksamen evidenzbasierten Praxis unterstützen können.