Susanne Catrein mit dem August-Grisebach-Preis ausgezeichnet

Susanne Catrein, Akademische Oberrätin im Fach Kunst, wurde mit dem August-Grisebach-Preis für ihre herausragende Dissertation gewürdigt. Überreicht wurde die Urkunde von Frau Professorin Dr. Brigitte Sölch, Fachsprecherin des Instituts für Europäische Kunstgeschichte der Karl Ruprecht Universität Heidelberg. Das Institut vergibt einmal jährlich den von der Manfred Lautenschläger-Stiftung gestifteten Preis für hervorragende Dissertationen hauseigener Wissenschaftler:innen. Es ehrt damit zugleich das Andenken an August Grisebach (1881-1950), der 1930 auf die Professur für Neuere Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg berufen, 1937 von den Nationalsozialisten aus dem Universitätsdienst entfernt und erst 1947 halbherzig rehabilitiert wurde.

Susanne Catrein erhielt den Preis für ihre Studie „Spielweisen und Wissen. Interdiskursive Bildung in den performativen Künsten“. Die Arbeit wurde von Herrn Prof. Dr. Henry Keazor und Frau Dr. Alexandra Vinzenz betreut. In ihrer Promotion untersucht Susanne Catrein exemplarisch, wie die Ästhetik des Schauspiels und des Performativen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart reflektiert, realisiert und an verschiedene andere Wissensdiskurse gekoppelt wird. Solche Diskurse sind z.B. die Pädagogik, Psychologie, Medizin, Philosophie und Ökonomie. Sie fokussiert dabei vor allem die Konzepte, Methodik und Beziehungen zu anderen Wissensdisziplinen sowie die damit verbundenen Intentionen, Bildungspotenziale und Wirkungen. Außerdem führt sie anhand ausgewählter Aufführungen vor, wie die in den Schriften thematisierten interdiskursiven Spielweisen produktiv gemacht oder subvertiert werden.

Auf der Folie historischer und aktueller bildender Spielweisen werden dabei dem Profil der Pädagogischen Hochschule und einer gegenwarts- und zukunftsorientierten Bildung angemessene Diskurse und Themen diskutiert: so reflektiert beispielweise das inklusive Stück Qualitätskontrolle (2013) von Rimini Protokoll die Anfälligkeit von Identitätskonstruktionen und Robert Wilsons Bühne wird in seiner Dreigroschenoper (2007) zum Proberaum alternativer Geschlechtsidentitäten. Schließlich erfährt mit Susanne Kennedys Drei Schwestern (2019) und dem Rekurs auf den kritischen Posthumanismus Rosi Braidottis, die Diskurse u.a. aus der Philosophie, Robotik und der KI-Forschung vereint, auch die Konstruktion der Identität des Menschen und die Ethik einer sozialen Welt eine Neubewertung. Aufgrund der Herausforderungen des Anthropozäns, der Folgen gedankenloser menschlicher Handlungen wird auf der Basis einer ökonomiekritischen und ökologischen Haltung die Artenhierarchie und damit der Mensch als Krone der Schöpfung in Frage gestellt und eine Verbindung menschlicher und nichtmenschlicher Wesen fokussiert.

Herr Professor Keazor bezeichnet in seiner überaus wertschätzenden Laudatio die Dissertation von Susanne Catrein als eine „von der Thematik, der Fragestellung, den angewendeten Methoden und der Fülle des dabei in Betracht gezogenen Materials äußerst originelle und anspruchsvolle Studie.“ Diesem hohen Anspruch erweise sich die Verfasserin in jeder Hinsicht gewachsen. Eine weitere Qualität der Arbeit sei, „die sich zudem in formaler wie sprachlicher Hinsicht auf allerhöchstem Niveau“ bewege, „dass sie aufgrund der von ihr verfolgten Methode der Interdiskursivität auf erfrischende Weise über den in der Forschung gegebenen Stand weit hinauszugehen vermag“.

Mit dieser Forschungsarbeit und ihrer Würdigung konnte zudem die großartige Kooperation zwischen dem Fach Kunst der Pädagogischen Hochschule und dem Institut für Europäische Kunstgeschichte weiter gestärkt werden. Die Erkenntnisse dieser kulturwissenschaftlichen Studie sollen nämlich künftig im Sinne eines inklusiven bildenden „Spiels aller für alle“ für die kunst- und theaterpädagogische intermediale sowie performative Arbeit in von Diversität geprägten Lernkontexten und einer posthumanistischen Didaktik der Nachhaltigkeit in Lehre und Forschung weiterhin an der Pädagogischen Hochschule diskutiert werden.