Künstlerische Lernprozesse in der KinderKunstWerkstatt

In der Verknüpfung von Lehrerausbildung mit schulischer Praxis gilt es Zeit- und Erfahrungsräume zu eröffnen, die Studierenden die Möglichkeit geben, gemeinsam mit Schülern komplexe inhaltliche und formale Prozesse der künstlerischen Arbeit zu entfalten. Dies ist einerseits in Fachpraktika möglich, in denen beispielsweise mit der jeweiligen Klasse über den Zeitraum eines Schulhalbjahres ein Rahmenthema (z.B. „Alltag“, „Kopf“, „Pflanzen“) bearbeitet wird. Um neben den in der Ausbildungsstruktur vorgesehenen Praktika weitere künstlerische Projekte mit Schülern zu realisieren, entstand die Idee, eine KinderKunstWerkstatt in der regulären Exkursionswoche nach Pfingsten zu initiieren. Inzwischen wurden mehrere Werkstätten zu unterschiedlichen Themen (Natur, Selbst, Steinzeitwerkstatt) realisiert. Die Kunsträume an der PH und der Außenraum entwickelten sich dabei als temporäre Werkstatt, als Ort für experimentelles Spiel. Die KinderKunstWerkstatt bot Freiraum für Entdeckungen und Experimente, Umwege und labyrinthische Verstrickungen, es wurden räumliche, materielle und soziale Arrangements geschaffen, die sich stimulierend auf die künstlerischen Prozesse der Kinder auswirkten.

Ausgehend von den Wahrnehmungen, Vorstellungen und Phantasien der Kinder wurden Kontexte und Gestaltungswege entwickelt, bei denen die Kinder durch Kunst in komplexeren Zusammenhängen zu denken und handeln lernten. Seitens der beteiligten Studierenden wurde die Kunstwerkstatt als Erfahrungsort erlebt, an dem entdeckendes, handlungsorientiertes und eigenständiges Lernen ermöglicht und gefördert werden kann.

Künstlerische Erfahrung braucht Raum und Zeit, um sich manifestieren zu können. Veränderte zeitliche und inhaltliche Strukturen werden künftig an den Schulen Baden-Württembergs vermehrt die Möglichkeit eröffnen, langfristig und intensiv im Rahmen künstlerischer Projekte zu lernen. Hierzu bedarf es der Einsichten in angemessene Erfahrungsräume, Organisationsformen und Methoden, damit sich künstlerische Projekte als selbstverständliche Lern- und Arbeitsform im schulischen Kontext durchsetzen können. Spuren und Ergebnisse künstlerischer und pädagogischer Prozesse, die aus der Hochschullehre hervorgegangen sind, müssen öffentlich werden, sie bedürfen der Diskussion und der Auseinandersetzung mit anderen. Deshalb werden die Resultate künstlerischer Projekte im Ausstellungsfoyer der Neuen PH regelmäßig der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Präsentationen und die breite Resonanz darauf tragen dazu bei, die Pädagogische Hochschule auch als kulturellen Lernort zu begreifen und die Bedeutsamkeit künstlerischer Bildung als unersetzbare und spezifische Form des Lehrens und Lernens ins Blickfeld und öffentliche Bewusstsein zu rücken. So wird deutlich, dass die Ausbildung künftiger Kunstpädagogen an unserer Hochschule nicht nur auf ein spezifisches Fach in der Schule hin ausgerichtet ist, sondern dass es vielmehr darum geht, das Künstlerische als Lebensanschauung und Lebensart schlechthin zu vermitteln.