Leichte Sprache / Einfache Sprache

 

Das Konzept der Leichten Sprache ist in der UN-Behindertenrechtskonvention sowie im Behindertengleichstellungsgesetz rechtlich verankert. Verallgemeinernd wird Leichte Sprache als eine Varietät, also als eine „Realisierungsform“ des Deutschen bezeichnet (Bock/Lange 2015: 67). Dennoch existiert für den Begriff der Leichten Sprache keine eindeutige wissenschaftliche Definition. Es handelt sich um ein überwiegend praxisorientiertes Modell, das durch die Vereinfachung sprachlicher Strukturen eine bessere Verständlichkeit von Texten erreichen will (Gross 2015: 88). Der damit einhergehende Abbau von Barrieren soll es Menschen ermöglichen, sich unabhängig und selbstbestimmt Zugang zu wichtigen Informationen zu verschaffen (Bock 2019: 20).

Texte in Leichter Sprache richten sich an eine bestimmte Zielgruppe. Als Adressat:innen werden von der Lebenshilfe Bremen e.V. neben Menschen mit sog. geistiger Behinderung und Lern-Behinderung ebenfalls „Menschen, die nicht gut lesen und schreiben können“, „Menschen, die nicht so gut Deutsch können“, „Alte Menschen“, „Menschen, die Gebärdensprache sprechen“ und „Jugendliche“ genannt (Lebenshilfe Bremen e.V.).

Um eine bestimmte Qualität der Texte in Leichter Sprache zu sichern, wurden Regelwerke bzw. Richtlinien erstellt, an denen sich Autor:innen und Übersetzer:innen orientieren können. Alle existierenden Regelwerke haben gemeinsam, dass sie neben Regeln zur Sprache ebenfalls Regeln zur Rechtschreibung und zum Textinhalt sowie Empfehlungen zur Gestaltung enthalten. Als ein gängiges Regelwerk ist der Leitfaden Leichte Sprache – ein Ratgeber zu nennen, der 2013 von den Mitgliedern des Netzwerks Leichte Sprache sowie dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales entwickelt wurde (Gross 2015: 88ff.).

Das Konzept der Einfachen Sprache ist ebenso wie die Leichte Sprache aus einer Orientierung an der Praxis heraus entstanden, insbesondere durch den niederländischen Spaß am Lesen Verlag. ‚Einfach‘ sind in diesem Sinne Texte in einfacher Alltagssprache, die ohne fachspezifisches Vokabular oder komplexe Erläuterungen auskommen. Der Begriff der Einfachen Sprache unterscheidet sich von der Leichten Sprache insofern, als er sich an keinem festen Regelwerk orientiert (Ebd.: 88). Auch die Zielgruppe ist umfassender (Topalović/Diederichs 2019: 98).

 

Linksammlung

  • Lebenshilfe Bremen e.V.: Das Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Bremen e.V. gilt als Anlaufstelle für Informationen, Übersetzungen und Kurse. leichte-sprache.de
  • Netzwerk Leichte Sprache: Das Netzwerk Leichte Sprache ist ein Zusammenschluss  verschiedener Organisationen der Behindertenhilfe. Das Netzwerk setzt sich u.a. für einen Qualitätsanspruch der Leichten Sprache ein. https://www.leichte-sprache.org/
  • atempo: Das inklusive Sozialunternehmen atempo definiert sich durch die arbeitsrechtlich gleichgestellte Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten. https://www.atempo.at/
  • Mensch zuerst - Netzwerk People First Deutschland e.V.: Das Netzwerk People First Deutschland ist eine Vereinigung für die Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten. http://www.menschzuerst.de/
  • Bundesministeriums für Arbeit und Soziales: In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Leichte Sprache erarbeitete das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einen Ratgeber für Leichte Sprache. Die Publikation enthält u.a. Regeln und Tipps für die Leichte Sprache. https://www.bmas.de/DE/Service/Medien/Publikationen/a752-leichte-sprache-ratgeber.html 
  • Inclusion Europe: Inclusion Europe setzt sich für die Rechte und Interessen von Menschen mit geistiger Behinderung in Europa ein. http://www.inclusion-europe.eu/

 

Literatur

  • Bock, Bettina/Lange, Daisy (2015): Was ist eigentlich „Leichte Sprache“? Der Blick der Sprachwissenschaft. In: Candussi, Klaus/Fröhlich, Walburga (Hg.): Leicht Lesen. Der Schlüssel zur Welt. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 63-79.
  • Bock, Bettina (2019): „Leichte Sprache“ – kein Regelwerk. Sprachwissenschaftliche Ergebnisse und Praxisempfehlungen aus dem LeiSA- Projekt. Berlin: Frank & Timme GmbH.
  • Gross, Susanne (2015): Regeln und Standards für leicht verständliche Sprache. Ein Rundblick. In: Candussi, Klaus/Fröhlich, Walburga (Hg.): Leicht Lesen. Der Schlüssel zur Welt. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 81-105.
  • Lebenshilfe Bremen e.V. (o.D.): Für wen ist Leichte Sprache? URL: Lebenshilfe Bremen e.V. (o.D.): Für wen ist Leichte Sprache? (30.11.2020)
  • Topalović, Elvira/Diederichs, Lara (2019): Sprachliches und literarisches Lernen mit Texten in einfacher Sprache: Deutschdidaktische Kontroversen am Beispiel des Romans Tschick. In: Brüggemann, Jörn/Mesch, Birgit (Hg.): Sprache als Herausforderung – Literatur als Ziel. Kinder- und jugendliterarische Texte und Medien als Ressource für sprachsensibles Lernen. Teil 1. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, 97-113.