Baden- Württemberg-STIPENDIUM plus 2011

Die Kooperation zwischen der Thomson Rivers University in British Columbia, Kanada und der PH Heidelberg wird durch die Baden-Württemberg Stiftung unterstützt: Ein Interview mit Prof. Dr. Anne Sliwka und AOR'in Henrike Schön.

Im Jahr 2011/12 stellt die Baden-Württemberg Stiftung für das Baden-Württemberg-STIPENDIUM insgesamt 4,0 Millionen Euro bereit. Davon werden erstmals 800.000 Euro über die neue wettbewerbliche Komponente "BWS plus" vergeben. Insgesamt wurden 47 Anträge mit einem Finanzvolumen von über 4,3 Millionen Euro bei der Stiftung eingereicht - lediglich zehn Anträge wurden genehmigt. Mit dabei: die PH Heidelberg!
Als einzige Pädagogische Hochschule wird unsere Hochschule bis Juni 2012 durch das Programm "BWS plus" finanziell gefördert: Prorektorin Prof. Dr. Anne Sliwka sowie AOR'in Henrike Schön, Leiterin des Akademischen Auslandsamtes, haben mit ihrem Antrag voll überzeugt.

Unsere Pressestelle hat mit den beiden gesprochen. Lesen Sie hier das Interview:

Die PH Heidelberg positioniert sich als international orientierte Hochschule: Welche Maßnahmen sind allgemein geplant?
Anne Sliwka:
Wir arbeiten gerade an einer Internationalisierungsstrategie. Wir haben dazu verschiedene Schwerpunkte gesetzt: Zum Beispiel wollen wir mehr internationale Gastdozenten an die Hochschule holen oder auch die Mobilität der Studierenden erhöhen.
Henrike Schön: Ich denke, es geht um die Internationalisierung der Hochschule auf allen Ebenen. In den letzten zehn Jahren haben wir insbesondere an einem quantitativen Ausbau der Hochschulbeziehungen im europäischen und überseeischen Ausland gearbeitet. Jetzt haben wir uns das Ziel gesetzt, vor allem in der Qualität der Internationalisierung neue Meilensteine zu setzen. Mit den geplanten Maßnahmen können wir außerdem attraktiver für international Studierende werden, um dann in Zukunft mehr Promovenden als wissenschaftlichen Nachwuchs zu gewinnen.

Warum haben Sie sich auf die „Baden-Württemberg-STIPENDIUM plus“-Ausschreibung beworben?
AnSl:
Das passte einfach zu unserer Internationalisierungsstrategie, da wir jetzt nicht mehr Internationalisierung mit der Gießkanne betreiben wollen, sondern strategische Internationalisierung. Und das beinhaltet, dass wir nicht nur noch darauf setzen, einzelne Studierende oder Dozenten ins Ausland zu schicken bzw. umgekehrt hier an die Hochschule zu holen. Vielmehr wollen wir mit Partnerinstitutionen gemeinsame Projekte durchführen, die sowohl im Bereich der Lehre als auch im Bereich der Forschung wirken.
HeSc: Dazu kam, dass wir unter dem Eindruck der Gespräche in der Internationalisierungsarbeitsgruppe mehr und mehr Stärken unserer Hochschule aufgedeckt haben und wieder festgestellt haben, wie viel Kompetenz in der Hochschule vorhanden ist.

Vielleicht können Sie dann auch etwas zu dem Inhalt sagen?
AnSl:
Wir haben den Fokus auf das Vorschuljahr gelegt. Mit einer kanadischen Universität arbeiten wir zusammen, da Kanada in allen internationalen Bildungsstudien immer zur Spitzengruppe der Schulsysteme gehört. Einer der Erfolgsfaktoren ist die frühkindliche Bildung: In Kanada sind seit Jahren die ersten zwei Vorschuljahre kostenfrei. Es gibt in der frühen Bildung ein ambitioniertes Programm mit sehr gut ausgebildeten Personen. Unser Antrag hat das Ziel, sich anzuschauen, wie die Kanadier diese Vorschulbildung gestalten. Wobei man sehen muss – und das ist auch ein Grund, weshalb wir den Antrag gestellt haben – dass sich dieser Bereich in Deutschland sehr dynamisch entwickelt. Wir sind der Überzeugung, dass wir von dem kanadischen System viel lernen können.

Wie genau werden sich die PH Heidelberg und die Thomson Rivers University austauschen?
AnSl:
In dem Projekt ist es jetzt so, dass Studierende von uns als Gruppe dort hinreisen, in Vancouver ein Forschungsinstitut besuchen und dann anschließend an der Thomson Rivers University Expertengespräche und Seminare erleben werden. Vor allem besuchen sie aber Schulen und vorschulischen Einrichtungen. Das Projekt ist als Forschungsexkursion gestaltet, das heißt, die Studierenden werden mit Forschungsfragen nach Kanada reisen, werden dort arbeiten und mit Forschungsergebnissen zurückkommen, die sie dann hier auch präsentieren und auf verschiedene Art und Weise dokumentieren.
HeSc: Vielleicht kann man auch noch differenzieren zwischen dem Projekt im ersten Jahr und der Kooperation, die als strategische Kooperation und als neue Form der internationalen Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen auf mehrere Jahre angelegt ist. Die Kooperation mit der Thomson Rivers University soll für uns neue Meilensteine in der Hochschulzusammenarbeit setzen. Wir stellen uns eine Kooperation vor, die sich nicht nur im traditionellen Austausch von Studierenden oder auch Lehrenden bestreitet, sondern wechselseitig Hochschulentwicklung anstößt.

Wie hoch sind denn die bewilligten Gelder?
HeSc:
Die sind sehr erfreulich. Wir hatten einen Antrag mit einem Volum von rund 55.000€ gestellt und bewilligt worden sind 50.000€. Und das ist natürlich ein ganz fabelhafter Erfolg für die Hochschule. Auch wenn man das mal in Rechnung stellt zu dem Gesamtbudget: 800.000€ für alle baden-württembergischen Hochschulen. Und wir gehören eben zu den zehn Hochschulen, die es geschafft haben, ihren Antrag gut und erfolgreich zu platzieren.

Und wie werden die Gelder verwendet werden?
HeSc:
Die Gelder werden zum überwiegenden Teil für Stipendien für die Studierenden im Austausch verwendet. Wir werden also Stipendien vergeben, die so berechnet sind, dass zum Beispiel Aufenthaltskosten oder Flugkosten bereits eingerechnet sind. Wir bekommen außerdem einen Zuschuss für Reisekosten während der Vorbereitungszeit und für Lehrauftragsmittel, die bei der geplanten summer school eingesetzt werden. Was neu und anders als in den anderen Programmen ist: Wir haben 10 % Overhead-Mittel beantragt und auch bekommen. 5.000€, die wirklich für die Projektdurchführung gedacht sind, von denen eben auch ein Teil in die Personalkosten fließen werden. Ein Jahr mit einer doch ganz erheblichen Anzahl von mobilen jungen Leuten und Professoren, das hat natürlich auch einen erheblichen Verwaltungsaufwand zur Folge.

Wie geht es jetzt konkret weiter?
AnSl:
In der Kooperation mit der kanadischen Hochschule ist es so, dass deren Direktor für Internationale Beziehungen jetzt zu uns kommt. Da besprechen wir, wie der Beitrag der kanadischen Seite aussieht. Im September kommt dann eine Professorin aus Kanada und mit der besprechen wir im Detail, wie das Studienangebot beim Besuch der kanadischen Studierenden in Heidelberg aussehen wird und wir werden Zielvereinbarungen treffen.
HeSc: Frau Sliwka und ich werden dann in der ersten Oktoberwoche gemeinsam in Kanada sein, um die kanadischen Studierenden und auch die Kollegen zu informieren. Dort werden wir auch noch mal unsere Hochschule präsentieren und die neue Kooperation vorstellen. Und dann werden wir möglicherweise auch schon konkrete Abstimmungen treffen, welche Studierende von kanadischer Seite aus nach Deutschland kommen. Darin sehen wir auch einen großen Vorteil und eine ganz große Chance: Wir haben die Möglichkeit, bereits im Vorfeld mit den Studierenden in Kontakt zu treten und so viele Informationen wie möglich eben schon Vorab zu geben, damit sie vorbereitet sind und sie eine kleine Vorstellung davon haben, was sie in Heidelberg erwartet.

Vielen Dank für das Gespräch!

Nähere Informationen zur Ausschreibung „Baden-Württemberg-STIPENDIUM plus“ der Baden-Württemberg Stiftung finden Sie unter: bw-stipendium.de

Die Pressemitteilung zum Thema finden Sie hier: Nicht mehr mit der Gießkanne