Fachtagung

Lehrkräfte und Studierende sprachen an der PH Heidelberg über Konzepte interkulturellen und interreligiösen Lernens bzw. deren Rolle im schulischen Alltag.

Canan Kalac und Havva Engin

Was sind Konzepte interkulturellen und interreligiösen Lernens bzw. wo spielen sie im schulischen Alltag eine Rolle? Das waren die zentralen Fragestellungen der Fortbildungstagung am 17. November an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Es war die erste Veranstaltung zu der das Netzwerk Bildung und Religion e.V. gemeinsam mit dem Heidelberger Zentrum für Migrationsforschung und Transkulturelle Pädagogik (Hei-MaT) sowie dem Institut für Philosophie und Theologie eingeladen hatte.

"Den Religionsunterricht so zu gestalten, dass jedes Kind seine Religion kennen lernen kann, ist wichtig für interreligiöses Lernen", ist die Religionspädagogin und Mitorganisatorin der Fortbildungstagung, Prof. Dr. Katja Boehme, überzeugt. Boehme sprach sich überdies für ein interreligiöses Lernen durch verbindendes Arbeiten der Fächer des bekenntnisorientierten Religionsunterrichts und des Fachs Ethik aus. "Dabei muss die Pädagogik die Pluralität im Blick haben", ergänzte Prof. Dr. Havva Engin, die Leiterin von Hei-MaT, in ihrer Eröffnungsrede. Aus ihrer Sicht ist der Fokus auf Sprache in der Integrationsdebatte eine verkürzte Darstellung der Problematik. Die Gesellschaft sei von hybriden Identitäten geprägt und Religion dabei eine entscheidende Perspektive.

Um über die Rolle von Religion in der Schule ins Gespräch zu kommen, bot die Tagung Lehrkräften und Studierenden verschiedene Workshops: Unter der Leitung von Dr. Martin Bauschke (Stiftung Weltethos, Büro Berlin) setzten sich die Teilnehmer mit Fragen zum Weltethos auseinander, unter der Leitung von Canan Calac mit interreligiösem Lernen an der Internationalen Friedensschule Köln sowie mit dem Beitrag der Religionswissenschaft zum interreligiösen Lernen unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Bertram Schmitz, Universität Jena.

In der anschließenden Podiumsdiskussion machte André Ritter vom europäischen Institut für interkulturelle und interreligiöse Forschung deutlich, dass es heute in Europa viele Mischformen von Religiosität gibt und dass ein "bunter Blumenstrauß" religiösen Lebens in vielen Familien vorzufinden ist. Gerade in diesem Umfeld ist es für Ritter wichtig, einen öffentlichen Diskurs darüber zu führen, welches gemeinsame Menschenbild und welche Wertevorstellungen gesellschaftlicher Konsens sind.
Sylvia Selke (Hei-MaT) wies in ihrem Statement darauf hin, dass in Deutschland - was die Frage der Religionszugehörigkeit angehe - die größte Gruppe von denjenigen gebildet werde, welche sich als nicht konfessionell gebunden bezeichnen. Auch für diese Menschen bzw. ihre Kinder müsse die Schule deutlicher als bisher einen (fachlichen) Ort schaffen, wo Fragen der religiösen Pluralität, Säkularität und gemeinsamer Werteerziehung differenziert zur Sprache kommen könnten. Benötigt werde eine Dialogkultur, welche nicht exkludiere und sich nicht nur auf das Gespräch der Religionen miteinander beschränke.

Canan Kalac, die Vorsitzende des Vereins Netzwerk und Religion, brachte das Ergebnis der Fortbildungstagung abschließend auf den Punkt: "Nicht Religionen begegnen einander, sondern Menschen."