Personalia

Der Autor Karl Christoph Schäfer ist am 8. September 2015 verstorben.

Karl Christoph "Carlo" Schäfer starb am 8. September im Alter von 51 Jahren unerwartet. Diese Nachricht erfüllt Freunde, Kollegen und Studierende mit Fassungslosigkeit und Traurigkeit. Für die Pädagogische Hochschule Heidelberg bedeutet sie einen schweren Verlust.

Karl Christoph Schäfer war seit 2003 als Fachschulrat am Institut für Deutsche Sprache und Literatur tätig. Bevor er an die Pädagogische Hochschule wechselte, arbeitete er zehn Jahre als Hauptschullehrer in Mannheim. Diesen Erfahrungsschatz teilte er gerne mit Studierenden und Kollegen. Vor allem die Förderung leistungsschwächerer Schüler war ihm ein großes Anliegen. Nicht ohne Stolz berichtete er immer wieder von diesem oder jenem ehemaligen Schüler, der eine gute Arbeitsstelle erhalten hatte oder ein glücklicher Familienvater geworden war.

An der Hochschule galt dieses authentische Interesse den Studierenden. Zu vielen hatte er ein persönliches Verhältnis, kannte nicht nur die Namen, sondern oft auch deren Sorgen und Nöte. Seine Sprechstunden waren immer voll, doch im Grunde hatte er immer Sprechstunde. Ob im Aufzug oder beim Kaffee: Er wurde stets angesprochen, um Rat gebeten und hatte dafür immer ein offenes Ohr. Er gab sich dabei nicht als distanzierte Autoritätsperson, sondern als Mensch und konnte damit das Vertrauen seiner Studierenden gewinnen. Die bewegten und bewegenden Rückmeldungen dieser Tage sind eindringlicher Beleg dafür und spenden seinen Freunden und Kollegen Trost.

Nicht nur zu seinen Sprechstunden, auch zu seinen Deutschseminaren, deren Schwerpunkte die Didaktik des Schriftspracherwerbs, die Einführung in die Sprachwissenschaft, das schulische Schreiben sowie der Einsatz von Film im Deutschunterricht bildeten, herrschte großer Andrang. Er konnte begeistern, motivieren, provozieren. Er verschanzte sich dabei nicht hinter seinem breiten Fachwissen, sondern brachte sich selbst ins Spiel, indem er Etabliertes hinterfragte, mit seinen Studierenden zusammen Texte verfasste oder Filme drehte. Seine Veranstaltungen waren etwas Besonderes: Experiment, Wagnis, Abenteuer. Er bedurfte dabei keiner besonderen Visualisierungs- und Präsentationstechniken, da er die wichtigste aller Techniken beherrschte: Die Sprache.

Neben seiner Lehrtätigkeit war Karl Christoph Schäfer als Carlo Schäfer Autor zahlreicher Romane, Novellen und Kolumnen. Er brüstete sich damit nie, sondern gab auch hier seine Erfahrung und sein Wissen bereitwillig weiter. In seinen äußerst beliebten Schreibwerkstätten nahm er den Teilnehmern die Angst vor dem Schreiben. Das präzise Beobachten und das genaue Hinhören betonte er als ebenso wichtige Voraussetzungen für den Schreibprozess wie Rechtschreibung und Grammatik.
Für uns, seine Freunde und Kollegen, war es nicht anders. Selbst eine kurze Begegnung mit ihm im Flur konnte aus dem Strom des dumpfen Alltagsstress befreien. Mit einer kleinen, meist humorvollen Bemerkung entführte er in eine andere, menschliche Dimension und plötzlich waren viele Probleme als optische Täuschungen entlarvt. Er unterhielt sich nicht gerne über Module und Prüfungsordnungen, sehr wohl aber über die Kernfragen dieser Institution: Was ist Bildung und wie lässt sich diese gerade benachteiligten Menschen näher bringen?

Er war ein dezidierter Feind von Überorganisation und Bürokratismus, denn er war ein freier Geist, der einen Freiraum brauchte, um sich zu entfalten, und nicht mit Formalitäten, sondern mit Witz, Humor und vor allem Menschlichkeit seinem Gegenüber begegnete. Das ist das, was er unabhängig von seinem Fach und seinen Veranstaltungen anderen mitgab: Selbständiges Denken, gerade wenn es sich gegen den allgemeinen Konsens richtet.

Das Leben an der Pädagogischen Hochschule geht weiter. Das kommende Semester steht wie immer bereits vor der Tür. Denen, die ihn kannten, fällt es schwer, wie gewohnt weiterzumachen. Karl Christoph Schäfer fehlt und seine Abwesenheit wird im Lauf der Zeit noch schwerer wiegen, doch das Bewusstsein, ein Stück des eigenen Lebenswegs mit ihm gegangen zu sein, erfüllt mit Dankbarkeit und Glück.

Unsere Gedanken gelten seiner Frau, seinem Sohn und seinen Angehörigen.

Dr. Carlo Avventi

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Die Beisetzung erfolgt auf Wunsch der Familie in kleinem Kreis. Eine Abschiedsfeier findet am Dienstag, 22. September 2015 um 19.00 Uhr im Kulturhaus Karlstorbahnhof statt. Anstelle von Blumen bittet die Familie um eine Spende für "Aktion Deutschland Hilft", Bank für Sozialwirtschaft, IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, Stichwort "Carlo Schäfer".