Wann ist frühe naturwissenschaftliche Bildung gute Bildung?

Expertentagung "Wissenschaft trifft Praxis" in der Heidelberger Forscherstation: Der detaillierte Bericht steht jetzt zum kostenlosen Download bereit.

Frühe naturwissenschaftliche Bildung ist in den letzten Jahren zu einer Mode-Erscheinung geworden. Überall in Deutschland können Erzieherinnen und Erzieher Fortbildungen besuchen, Experimentierbücher für Kinder erweisen sich als Kassenschlager und die Fernsehsender füllen ihre Programme mit kindgerechten Wissenssendungen. Doch wie sollen Kinder von Anfang an "richtig" gefördert werden? Sollen sie überhaupt schon im Kindergarten naturwissenschaftlich gebildet werden?

Prof. Welzel-Breuer leitet die Forscherstation, das Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für frühe naturwissenschaftliche Bildung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Seit fünf Jahren vereint sie hier mit ihrem Team handlungsbezogene Forschung und praktische Erfahrung aus dem Kindergartenalltag in einem innovativen Fortbildungskonzept. Hier gewonnene  Forschungsergebnisse zeigen nicht nur, dass dieses Konzept bei Erzieherinnen der Region gut ankommt. Sie belegen auch die Nachhaltigkeit des "Forscherstation"-Ansatzes. Auch in anderen Regionen Deutschlands haben sich Projekte und Experten auf dem Gebiet früher naturwissenschaftlicher Bildung etabliert.
Um den bisherigen Forschungsstand und die gewonnenen Erkenntnisse zu diskutieren, hat Welzel-Breuer eine Tagung in Heidelberg initiiert: Im Februar trafen sich rund 40 Fachdidaktiker, Entwicklungspsychologen, Erziehungswissenschaftler und Pädagogen zu einem intensiven Austausch in der Forscherstation. Das Motto "Wissenschaft trifft Praxis" war nicht nur Titel der Tagung, sondern ausdrücklich auch Programm. "Was wird in Deutschland zum Thema 'frühe naturwissenschaftliche Bildung' erforscht?", "Wo ist noch Forschungsbedarf?" und "Wie können Forschungsergebnisse adäquat in der Praxis umgesetzt werden?" waren die Leitfragen der Beiträge. Sie machten deutlich, dass Wissenschaft und Praxis einander gegenseitig bedingen.
Folgende Grundsatzfragen entwickelten sich im Rahmen intensiver Diskussionen: Sollen Kinder überhaupt experimentieren? Wie sollten sinnvolle Lernumgebungen gestaltet werden? Welche Rolle kommt dem Pädagogen bei der Entwicklung kindlichen Interesses zu? Was sind die Ziele früher naturwissenschaftlicher Bildung?
Dr. Salman Ansari sprach in seinem Eröffnungsvortrag gleich eines der strittigsten Themen an: das Experimentieren im Kindergarten. Mit vielen anschaulichen Beispielen machte er deutlich, dass die naturwissenschaftlichen Experimente, die in den letzten Jahren einen großen Siegeszug in den Kindergärten gehalten haben, nicht unbedingt förderlich sind. Im Gegenteil: Sie implementieren oft ein falsches Wissen bei Pädagoge und Kind. Ansari sprach sich deshalb vor allem dafür aus, mit den Kindern in einen Dialog über die Naturphänomene ihrer Lebenswelt zu treten. In weiteren sechs wissenschaftlichen Beiträgen an zwei Tagen wurden andere Aspekte der genannten Grundsatzfragen diskutiert – eine gute Grundlage auch für den zukünftigen Austausch über gelingende naturwissenschaftliche Bildung.

Den detaillierten Bericht über die einzelnen Tagungsbeiträge mit den entsprechenden Diskussionen finden Sie  ab sofort  zum kostenlosen Download auf der Webseite der Forscherstation: http://forscherstation.info/Aktuelles/aktuelles.htm

Die Forscherstation - das Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für frühe naturwissenschaftliche Bildung ist ein Projekt der Klaus Tschira Stiftung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Die Forscherstation möchte ErzieherInnen und Grundschullehrkräfte für naturwissenschaftliche Phänomene begeistern, so dass sie diese Begeisterung an ihre Kindergartenkinder weitergeben. Dafür setzt die Forscherstation auf praxisbezogene Forschung, prozessbegleitende Fortbildungen und die Bereitstellung geeigneten Experimentiermaterials.