15 Jahre, 15 Tage und fünf Minuten später

Bei der Lesung von Sams-Erfinder Paul Maar kamen sowohl die Kleinen als auch die Großen ganz auf ihre Kosten.

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Paul Maar zeigte während der Lesung seine ganze Vielfalt...

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... und gab in der Pause zahlreiche Autogramme.

Bei der Lesung von Paul Maar im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Literatur und Musik am Montag“ kamen sowohl die Kleinen als auch die Großen ganz auf ihre Kosten: Maar gelang der Spagat zwischen den eher kindlichen Geschichten rund um Herrn Taschenbier mit seinem Sams und den ernsteren Erzählungen über die Gedanken und Ängste von Kindern mühelos.
Die Sams-Bücher werden inzwischen von ehemaligen LeserInnen an die eigenen Kinder verschenkt. Dementsprechend durchmischt war das Publikum – und alle zeigten sich von Maars Wortwitz begeistert. Auch der international prämierte 4x4 Frauenchor überzeugte mit seinem Auftritt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Buchhandlung „Bücherstube an der Tiefburg“ und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

Das Sams, jene 1973 von Paul Maar erdachte trollartige Figur, die das Leben von Herrn Taschenbier in zunehmendem Maße bestimmt und verändert, beherrschte den ersten Teil der Lesung. Maar, der laut eigenen Angaben mit Herrn Taschenbier gealtert ist, führte zu Beginn liebevoll in die Figuren seiner Sams-Geschichten ein: „Ich kann ja nicht davon ausgehen, dass jeder hier im Raum das Sams und Herrn Taschenbier kennt“, so Maar lachend. Im Anschluss las der Autor aus dem neuesten, allerletzten Band „Das Sams im Glück“: Dieses ist mittlerweile fester Bestandteil der Familie Taschenbier. Vom Obersams erfährt das Sams zu seinem eigenen Entsetzen, dass es nach 15 Jahren, 15 Tagen und exakt fünf Minuten wieder in die Samswelt zurück muss! Ansonsten wird der Mensch, bei dem es lebt, selbst ein Sams. Und die ersten Anzeichen gibt es bei Herrn Taschenbier bereits: Er leert nachts den Kühlschrank, kann sich am nächsten Morgen an nichts erinnern und landet schließlich sogar im Gefängnis. Das Ende dieser gewohnt unterhaltsamen Geschichte verriet Maar natürlich nicht, dafür gab er in der Pause umso mehr Autogramme und zeichnete in jedes der zahlreichen Bücher eine Illustration.

Im zweiten Teil der Lesung wurden die Themen mit Titeln wie „Große Schwester, fremder Bruder“ oder „Jaguar und Neinguar“ zwar ernster, aber nicht weniger unterhaltsam. Paul Maar gab dabei offen zu, dass seine nicht-fiktionalen Bücher weniger bekannt seien als zum Beispiel die Sams-Reihe. Gerade solche Bücher lägen ihm aber sehr am Herzen, da sie oft auf Briefen von Kindern beruhten, die ihm von ihren Problemen berichteten. Durch seine Erzählungen möchte der Autor sowohl den Kindern antworten als auch Erwachsene auf die Gedanken und Ängste von Kindern aufmerksam machen. Maar ist es außerdem ein Anliegen, den Kindern und Jugendlichen ein Gefühl dafür zu geben, was Lyrik alles kann und dass Gedichte mehr sind als reine Sprachkomik.

Mit der Lesung am 13. Februar zeigte der Autor seine ganze Vielfalt und verstand es dabei stets, sein Publikum – Kinder und Erwachsene – durch pointierte Erzählungen bestens zu unterhalten. Vor 15 Jahren war Paul Maar bereits an der PH Heidelberg zu Gast. Es bleibt zu hoffen, dass bis zum nächsten Besuch nicht wieder 15 Jahre, 15 Tage und fünf Minuten vergehen.


„Literatur und Musik am Montag“ ist ein gemeinsames Projekt der Buchhandlung „Bücherstube an der Tiefburg“ (Regina Kaiser-Götzmann) in Heidelberg-Handschuhsheim und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Eingeladen werden Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in der deutschen Literaturszene fest etabliert sind – oder gerade auf dem Weg, einem breiten Publikum bekannt zu werden. Geplant sind außerdem Ausflüge ins pädagogische Umfeld der Hochschule, etwa in die Kinder- und Jugendliteratur, sowie Podiumsdiskussionen zu einzelnen Autoren und viel diskutierten Neuerscheinungen. Begleitet von präzise ausgearbeiteten und fein abgestimmten musikalischen Arrangements wird diese literarische Reise zu einem ungewohnten, inspirierenden Vergnügen.

Die nächste Lesung findet am 14. Mai 2012 statt: Die PH Heidelberg begrüßt dann den deutschen Schriftsteller und Kolumnist Wladimir Kaminer.


Fragen zur Veranstaltung beantwortet Ihnen gerne:
Christoph Penshorn
Bibliotheksleitung
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Tel.: +49 6221 477-134
E-Mail: penshorn(at)vw.ph-heidelberg.de