Auszeichnung

JProfessorin Katajun Lindenberg erhält Hermann-Emminghaus-Preis 2019

Junior-Professorin Dr. Katajun Lindenberg (Institut für Psychologie) wurde am 10. April mit dem Hermann-Emminghaus-Preis 2019 ausgezeichnet. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) verleiht den Preis alle zwei Jahre an exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Lindenberg wird für ihr Programm "Professioneller Umgang mit technischen Medien" gewürdigt, das die Internet- und Computerspielabhängigkeit bei Jugendlichen erstmals signifikant reduziert. Neben der Psychologin wurde auch Dr. Jochen Seitz (Universitätsklinikum Aachen) geehrt. Der Preis ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und mit der Vergabe der Hermann-Emminghaus-Medaille verbunden. Diese würdigt insbesondere außergewöhnliche Verdienste um hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche.

Dr. Lindenberg erhält die Auszeichnung für ihre Arbeit im Bereich der Prävention, Frühintervention und Behandlung bei Computerspiel- und Internetabhängigkeit im Jugendalter: Laut einer repräsentativen Studie, die Lindenberg zwischen 2015 und 2018 gemeinsam mit ihrem Team durchgeführt hat, sind rund sechs Prozent der befragten Jugendlichen in der Metropolregion Rhein-Neckar Internet- oder Computerspielsüchtig. Die Prävention von Internet- und Computerspielabhängigkeit ist folglich von hoher gesundheitspolitischer Relevanz.

Um betroffenen Schülerinnen und Schülern Hilfe zukommen zu lassen, hat Lindenberg das Programm "Professioneller Umgang mit technischen Medien" (kurz: PROTECT) entwickelt. Dieses beinhaltet evidenzbasierte, verhaltenstherapeutische Techniken, die sich in der Prävention von psychischen Auffälligkeiten wie Ängsten oder Essstörungen als wirksam erwiesen haben. Durch das PROTECT-Training wird eine signifikante Reduktion der Kernsymptomatik - also beispielsweise mangelnde Kontrolle über den Konsum oder Fortsetzung des Spielens trotz negativer Folgen - erzielt, die nachhaltig anhält. PROTECT ist international das erste Programm zur indizierten Prävention von Internet- und Computerspielabhängigkeit mit diesem Effekt.

Die DGKJP verfolgt mit dem Hermann-Emminghaus-Preis unter anderem das Ziel, langfristig eine qualitativ gute und innovative Versorgung zu gewährleisten. Dem kommt Lindenberg in besonderer Weise nach: So wird PROTECT in der Zwischenzeit nicht nur an Schulen, sondern unter anderem auch an regionalen Beratungsstellen und dem Zentrum für psychologische Psychotherapie der Universität Heidelberg erfolgreich angeboten. Um den pathologischen Internetgebrauch überhaupt erfassen zu können, wurde zudem ein entsprechendes diagnostisches Interview entwickelt und umgesetzt. Zurzeit arbeitet Lindenberg gemeinsam mit ihrem Team daran, das Programm einer noch breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/protect.

Zur Person
Katajun Lindenberg studierte an der Universität Heidelberg Psychologie und war im Anschluss als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für Psychotherapie des Universitätsklinikums Heidelberg tätig. Promoviert wurde sie 2012 an der Universität Heidelberg mit einer Wirksamkeitsstudie über ein onlinebasiertes Programm zur Prävention von Essstörungen. Es folgte eine Weiterbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, in deren Rahmen Lindenberg an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie dem Institut für Familientherapie (Universitätsklinikum Heidelberg) praktische Erfahrungen sammelte. Neben der Weiterbildung war die Psychologin als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche tätig, bevor die Pädagogische Hochschule Heidelberg sie 2013 zur Juniorprofessorin für Entwicklungspsychologie berief.