Würdigung

Professor Hintermair für langjährige Förderung Hörgeschädigter geehrt

Foto Publikum Symposium "Still Curious"

Dr. Manfred Hintermair, Professor i.R. für Psychologie und Diagnostik in der Fachrichtung Hörgeschädigtenpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, wurde für seine langjährigen Verdienste in Forschung, Lehre und Praxis der Förderung hörgeschädigter Kinder geehrt. Die Würdigung fand im Rahmen des internationalen Symposiums "Still Curious - Learning, Development and Cooperation in Deaf and Hard of Hearing Children" statt, das an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zu seinen Ehren ausgerichtet wurde.

Manfred Hintermair war bis zu seinem Ruhestand im Oktober 2016 über zwanzig Jahre Professor für Psychologie und Diagnostik in der Fachrichtung Hörgeschädigtenpädagogik der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Professorin Dr. Vera Heyl, Prorektorin für Studium, Lehre und Weiterbildung, sagte: "Die Bedeutung der deutschlandweit einzigen Psychologieprofessur im Bereich der Hörgeschädigtenpädagogik lässt sich unter anderem daran ermessen, dass Entwicklung, Wahrnehmung und Lernen unter der Bedingung einer Hörschädigung höchst spezifisch sind. Entsprechende Forschungsfragen werden in der Psychologie aber eben aufgrund der geringen Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse kaum gestellt und untersucht. Erst Manfred Hintermair ist diesen spezifischen Forschungsfragen konsequent nachgegangen." Die gewonnenen Erkenntnisse ließ er zudem Kohorten von Sonderpädagogikstudierenden in seinen Lehrveranstaltungen zugutekommen, so Heyl weiter.

Auch Professor Dr. Johannes Hennies (Institut für Sonderpädagogik) betonte, die Bedeutung von Hintermair als Begründer der modernen Ausrichtung des Fachgebietes Hörgeschädigtenpädagogik: "Dass wir heute in Deutschland über Fragen der sozial-emotionalen Entwicklung und des psychischen Wohlbefindens gehörloser und schwerhöriger Menschen mit soliden Grundlagenwissen und auf Basis sorgfältig durchgeführter Studien diskutierten können, verdanken wir zum Großteil seinem Wirken."

Juniorprofessorin Dr. Laura Avemarie, die das Symposium maßgeblich gestaltete und organisierte, wies auf Spuren hin, die Hintermair sowohl auf wissenschaftlicher als auch zwischenmenschlicher Ebene hinterlässt: "Wissenschaftlich bedeutsam werden Menschen, wenn sie neue, für das Fachgebiet bisher unbekannte Erkenntnisse zu Tage fördern, wenn sie Mut beweisen, indem sie ungewöhnliche Wege gehen und sich mit Themen auseinandersetzen, die mit einem hohen Risiko einhergehen." All dies treffe auf Hintermair zu. Zudem sei sein Handeln stets von einer ressourcenorientierten Haltung, einer Haltung des Neugierigseins, geprägt. Für Avemarie fasst der Titel des Symposiums "Still Curious" deshalb zusammen, für was Hintermair steht: "Sein Wirken und Handeln könnte als Aufforderung verstanden werden, immer weiter zu fragen, was die Entwicklung, das Lernen und das Leben von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Hörbehinderung individuell gelingen lässt, wie psychisches Wohlbefinden, hohe Lebensqualität und uneingeschränkte Teilhabe als Maxime gesellschaftlichen und politischen Handelns erreicht und Spuren hinterlassen werden können."

Professor Dr. Hintermair erklärte rückblickend, er habe stets dazu beitragen wollen, gehörlose und schwerhörige Menschen zu befähigen, "to be deaf in my own way" zu werden bzw. sein. Im Geiste von Stein Erik Ohna sei es demnach Ziel, gehörlos oder schwerhörig auf die Art und Weise zu sein, die für eine zufriedenstellende Lebensgestaltung am besten zuträglich ist.

Zur Person
Manfred Hintermair studierte Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und war im Anschluss als Psychologe am Spastikerzentrum München tätig. 1981 wurde er an der Universität München promoviert und arbeitete dann als Psychologe an der Bayerischen Landesschule für Gehörlose. Ab 1989 war er als Lehrbeauftragter für Psychologie am Lehrstuhl für Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München aktiv, bevor ihn die Pädagogische Hochschule Heidelberg 1994 zum Professor berief. Hier lehrte und forschte Hintermair bis zu seinem Ruhestand im Oktober 2016.