Forschung

Forscher wollen Kindern Bedeutung und Bedarfe von Nutztieren vermitteln

Das Foto zeigt eine Frau und ein Kind mit einem Esel.

Die Naturwahrnehmung von Kindern ist zunehmend durch die Medien und weniger durch den direkten Kontakt geprägt. Damit geht häufig ein fehlendes Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Ressourcen und Produkten einher. Forscher der Pädagogischen Hochschule Heidelberg wollen nun ein inklusives Unterrichtskonzept entwickeln, mit dem sich Kinder die Bedeutung und Bedarfe von Nutztieren erschließen können. Ziel ist es, dass Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen im Rahmen der Umweltbildung ein verantwortungsvolles Konsumverhalten aufbauen. In dem Projekt "Nutztiere - Bedeutung erkennen und Verantwortung entwickeln" kooperiert das interdisziplinäre Forscherteam mit dem Zoo und der Zooschule Heidelberg. Das Vorhaben wird für drei Jahre von der Felix-Wankel-Stiftung gefördert.

Studien zeigen, dass das Wissen und die Einstellung von Kindern und Jugendlichen von einer zunehmenden Naturentfremdung geprägt sind: So zeigt zum Beispiel der Jugendreport 2010, dass für etwa 70 Prozent der befragten Erstklässler Enten gelb sind und für 10 Prozent alle Kühe H-Milch geben. Gleichwohl sind Natur- und Umweltschutz für Kinder und Jugendliche wichtig und die Nutzung der Natur beispielweise in Form von Tierhaltung wird häufig als falsch empfunden. Für die Heidelberger Forscher Professor Dr. Armin Baur (Biologie), Professor Dr. Friedrich Gervé (Sachunterricht) und Professor Dr. Markus Lang (Blinden- und Sehbehindertenpädagogik) bildet die verantwortungsbewusste Nutzung der Natur jedoch die Grundlage menschlichen Lebens: "Wir gewinnen aus der Natur unsere Nahrung und viele Rohstoffe für unsere Gebrauchsmaterialien. Als Bildungswissenschaftler ist es unsere Aufgabe, den Kindern ein differenziertes Naturbild zu vermitteln, das auch die verantwortungsvolle Nutzung der Natur durch den Menschen beinhaltet. Denn nur was die Kinder kennen, können sie auch schützen."

Die Wissenschaftler beschäftigen sich daher mit der Frage, ob das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu Nutztieren und Tierprodukten durch einen entsprechenden Unterricht verändert werden kann. Sie überprüfen zudem, ob und wie sich die direkte Begegnung mit den Tieren auf die Kinder auswirkt. Hierzu haben sie verschiedene Komponenten entwickelt: So erhalten alle beteiligten Klassen der beteiligten Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren sowie Grundschulen einen qualitativ hochwertigen Klassenunterricht zur Nutztierhaltung. Dieser Unterricht wird - in unterschiedlichen Kombinationen - durch den direkten Tierkontakt im außerschulischen Lernort Zoo und/oder die Reflexion der gelernten Inhalte ergänzt. Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden die Kinder zu verschiedenen Zeitpunkten in Form von halbstandardisierten Interviews befragt. Die Ergebnisse sollen Ende 2022 vorliegen und publiziert werden.