Forschung

Projekt untersucht erstmals Einsatz KI-basierter Systeme im Alter

Das Bild dient als Symbolgrafik und zeigt die Hände einer Frau, die am Laptop schreibt. Copyright: Pädagogische Hochschule Heidelberg

Ein neues Forschungsprojekt der Pädagogischen Hochschule Heidelberg analysiert erstmals den Einsatz digitaler Sprach- und Gesichtserkennungssysteme, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren, im natürlichen Lebensumfeld älterer Menschen mit und ohne Behinderung. Das interdisziplinäre Forscherteam erhofft sich insbesondere neue Erkenntnisse über den Einfluss KI-gestützter Sprach- und Gesichtserkennung auf die Lebensqualität und Teilhabe älterer Menschen. Im Fokus des Vorhabens "KI-gestützte Sprachassistenz für ältere Menschen mit und ohne Behinderung" (KI-Alter) stehen bereits verfügbare Systeme, die möglichst niederschwellig von der Zielgruppe genutzt werden können.
Die Projektleitung haben Professor Dr. Christian Rietz (Erziehungswissenschaften), Professor Dr. Peter Zentel und Professorin Dr. Vera Heyl (beide Sonderpädagogik) inne; die Projektkoordination obliegt Dr. Anna Schlomann (Erziehungswissenschaften). Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kooperieren mit Professor Dr. Hans-Werner Wahl, Netzwerk Alternsforschung der Universität Heidelberg. Das Projekt wird für drei Jahre von der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Forschungsprogramms „Verantwortliche Künstliche Intelligenz“ mit rund 760.000 Euro gefördert.

In Deutschland hat jeder Mensch das Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Bei der Frage, wie die Teilhabe älterer Menschen mit und ohne Behinderung gelingen kann, wird in der öffentlichen Diskussion häufig auf den Einsatz neuer Technologien wie Sprachassistenzen – zum Beispiel von Amazon (Echo) oder Apple (Siri) – oder auch die automatisierte Erkennung von Emotionen (Affective Computing) verwiesen. Wissenschaftliche Studien, die die Auswirkungen dieser Systeme auf die Lebensqualität und Teilhabe bei älteren Menschen mit und ohne kognitive Beeinträchtigungen untersuchen, gibt es bislang jedoch kaum.

Ein Team von Gerontologen, Sonderpädagogen, Psychologen und Soziologen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Universität Heidelberg will nun erstmals den Einsatz entsprechender Systeme im Alltag älterer Personen wissenschaftlich untersuchen: "Denkbar ist zum Beispiel, dass KI-basierte Systeme zum Beispiel Menschen mit abnehmender Sehfähigkeit dadurch entlasten, dass Texte automatisch vorgelesen werden. Denkbar ist jedoch auch, dass neue Technologien alternde Menschen belasten, wenn sie zum Beispiel die Anwendung erst erlernen müssen", so die Forschenden.

Im ersten Teil des Projekts wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daher zunächst die persönlichen Erfahrungen, Interessen und Bedürfnisse älterer Menschen mit und ohne Behinderung sowie der Angehörigen und ggf. Betreuenden bzw. Pflegenden in Bezug auf KI-basierte Systeme erfassen und analysieren. Dadurch können Rahmenbedingungen und Anwendungsfelder der Systeme bei älteren Menschen besser abgeschätzt werden. In vierwöchigen Feldstudien sollen dann die alltäglichen verbalen wie mimischen Interaktionen älterer Menschen mit einer KI-gestützten Sprachassistenz untersucht werden. Hierbei wollen sich die Forschenden auf Nutzungsschwierigkeiten und die Zusammenhänge zwischen persönlichen und umweltbezogenen Faktoren konzentrieren.

Durch die so generierten Befunde soll eine empirische Grundlage für ethische Diskussionen zum Einsatz von KI-basierten Systemen im Alter geliefert werden. Das Vorhaben kann ferner zur Weiterentwicklung der Forschung und Theoriebildung im Kontext Alter und Technik beitragen. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse ist zum einen in wissenschaftlichen Publikationen geplant und soll darüber hinaus ab Ende 2023 der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Weitere Informationen finden Sie in dem Dokument "Kurzbeschreibung KI-Alter" (PDF; ca. 0,1 MB) sowie unter www.ph-heidelberg.de/ki-alter.