Personalia

Dr. Köb ist Fellow im Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm

Das Bild zeigt Dr. Stefanie Köb. Copyright: privat

Dr. Stefanie Köb (Institut für Sonderpädagogik) ist neue assoziierte Fellow im Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Das Förderprogram verfolgt das Ziel, exzellente Wissenschaftlerinnen zur Habilitation zu ermutigen. Köb konnte sich in dem kompetitiven Verfahren durchsetzen und gehört damit zu den 23 Prozent der Bewerberinnen, deren Antrag bewilligt wurde. Als assoziierte Fellow wird sie Zugang zu den Seminaren sowie dem Netzwerk des Programms erhalten.

Deutschland gehört zu den ersten Staaten, die die 2006 von den Vereinten Nationen verabschiedete Behindertenrechtskonvention unterzeichnet haben. Demnach haben alle Menschen ein uneingeschränktes und selbstverständliches Recht auf Teilhabe und folglich auch auf Bildung sowie einen inklusiven und hochwertigen Schulunterricht. Über zehn Jahre nach der Ratifizierung der Behindertenrechtskonventionen zeigen Studien jedoch, dass jene Schülerinnen und Schüler, die als geistig behindert gelten, häufiger unter Ausgrenzung und fehlender Akzeptanz leiden als andere Kinder. Dazu kommt die große Verunsicherung, die Lehrerinnen und Lehrer nach wie vor gegenüber der Arbeit in inklusionsorientierten Klassen spüren, da konkrete, fachdidaktische Konzepte für den inklusionsorientierten Unterricht nach wie vor häufig fehlen.

"In meiner Habilitation widme ich mich zunächst der Frage, wie soziale Partizipationsprozesse bei Kindern und Jugendlichen mit einer kognitiven Beeinträchtigung in inklusionsorientierten Klassen unterstützt werden können", erklärt Köb. Hierzu strebt die Sonderpädagogin eine Mixed-Methods-Studie in inklusiven Klassen an, die sowohl Schülerinnen und Schüler mit und ohne Behinderung als auch Lehrkräfte fokussiert. Um Lehrkräfte bei der Herausforderung zu unterstützen, einen Unterricht zu gestalten, der den Bedürfnissen aller Lernenden gerecht wird, will sich Köb zudem mit didaktischen Fragen beschäftigen: "Ich konzentriere mich dabei auf das Fach Deutsch und die Frage, wie sich Schriftspracherwerbsprozesse bei Kindern und Jugendlichen mit kognitiver Beeinträchtigung gestalten und inwiefern Zugänge zu literarischem Lernen durch Texte in einfacher Sprache eröffnet werden können." Zum Schriftspracherwerb von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung gibt es im deutschsprachigen Raum bislang kaum empirische Daten und damit für die Lehrkräfte fast keine fachliche Grundlage für ihre inklusive Unterrichtsgestaltung. Diese Lücke will Köb in ihrem Habilitationsvorhaben schließen und zum Beispiel per Eye-Tracking herausfinden, wie Schülerinnen und Schüler mit einer kognitiven Beeinträchtigung etwa auf unbekannte Wörter reagieren.

Bereits erforscht ist die Bedeutung der Literatur für die Ausbildung kognitiver und sozialer Fähigkeiten: "Wir wissen, dass Literaturunterricht mittelbar auch zu gesellschaftlicher Teilhabe beitragen kann. Und dennoch nimmt das literarische Lernen im inklusiven Unterricht bislang einen geringen Stellenwert ein - häufig mit dem Argument, literarischen Texten in einfacher Sprache fehle es an spezifischer poetischer Gestaltung", erläutert Köb. Die Sonderpädagogin will daher in einem mehrstufigen Forschungsdesign untersuchen, durch welche Strukturelemente literarische Texte für alle Lernenden zugänglich gemacht werden können.

Das Habilitationsvorhaben Köbs wird am Institut für Sonderpädagogik von den Professorinnen Dr. Karin Terfloth und Dr. Vera Heyl begleitet. Professor Dr. Christian Spannagel, der als Prorektor für Forschung auch die Nachwuchsförderung verantwortet, sagt abschließend: "Stefanie Köb verfügt über eine ausgesprochen hohe wissenschaftliche Kompetenz und ihr Habilitationsvorhaben hat das Potenzial, nicht nur die sonderpädagogische Forschung, sondern auch den inklusiven Unterricht in Deutschland deutlich voranzubringen. Ich gratuliere ihr daher ganz herzlich zu dem tollen Erfolg bei dem Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm."

Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/koeb-stefanie sowie unter mwk.baden-wuerttemberg.de.

Zur Person
Stefanie Köb studierte an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg auf Lehramt an Sonderschulen. Seit 2011 lehrt und forscht sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sonderpädagogik, wo sie 2015 promoviert wurde. Die langjährige Referentin für Gleichstellung ist nach wie vor Sprecherin der PostDocs der Hochschule und Teil des Leitungsteams der fakultätsübergreifenden Lernwerkstatt Inklusion.

Zum Programm
Das "Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm für Frauen" hat das Ziel, exzellente Wissenschaftlerinnen an den Universitäten und Hochschulen des Landes Baden-Württemberg zur Habilitation zu ermutigen und somit die Zahl der Professorinnen zu erhöhen. Das Programm wurde nach der Chemikerin Dr. Margarete von Wrangell benannt, die 1923 von der Universität Hohenheim als ersten deutsche Frau zur Professorin ernannt wurde.