Hochschulpolitik

Hochschule eröffnet Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung

Das Bild zeigt das Team des AWZIB gemeinsam mit Wissenschaftsministerin Bauer und PH-Rektur Huneke. Copyright: Pädagogische Hochschule Heidelberg

An der Pädagogischen Hochschule Heidelberg wurde am Freitag, 16. Oktober 2020, das Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung (AW-ZIB) in Anwesenheit von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer MdL eröffnet. Mit dem Zentrum geht die Hochschule neue Wege in der Inklusion: Hier werden Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam lehren und forschen. Das Neue dabei: An dem Zentrum werden ab November 2020 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, die als kognitiv beeinträchtigt gelten und vorab eine dreijährige Vollzeit-Qualifizierung zu Bildungsfachkräften absolviert haben. Das ist in der deutschen Bildungslandschaft einmalig.

"Das Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung ist ein echter Pionier auf dem Gebiet der Inklusion und bundesweit einmalig", sagt Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. "Ich freue mich wirklich sehr, dass wir im Wissenschaftsministerium unseren Beitrag zur Entstehung dieses Zentrums an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg leisten konnten. So gelingt es uns langfristig, nicht nur die Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung zu stärken, sondern auch die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen in die Gesellschaft zu fördern."

"Die Chance der Inklusion liegt darin, dass sie die Vielfalt unserer Gesellschaft als Gewinn sieht, da wir durch die Verschiedenheit voneinander lernen können", meint Professor Dr. Hans-Werner Huneke, Rektor der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. "Es spricht für die Weitsicht von Professorin Dr. Annelie Wellensiek, der 2015 verstorbenen Rektorin unserer Hochschule und Namensgeberin des AW-ZIB, dass sie den Begriff der Inklusion bereits 2009 in den Mittelpunkt ihres Handels gestellt hat. Er ist dadurch zu einem zentralen Element der gesamten Pädagogischen Hochschule Heidelberg geworden."
Dabei wurden zu dem Begriff der Inklusion vielfältige Perspektiven entwickelt, so Huneke weiter: "Er beinhaltet etwa die Auseinandersetzung mit interkultureller und ethnischer Vielfalt, Gender oder die Begegnung von Religionen. Mit dem AW-ZIB kommt jetzt eine neue Dimension dazu, die deutschlandweit einmalig ist: Wir binden Menschen, die als kognitiv beeinträchtigt gelten, unmittelbar in den Diskurs ein - und zwar in Forschung, Lehre und Transfer. Als feste Mitglieder unserer Hochschule werden die sogenannten Bildungsfachkräfte mit uns über die Inklusions- und Exklusionserfahrungen von Menschen mit Behinderung sprechen und unser Verständnis von Vielfalt erweitern."

Wie das konkret aussehen wird, stellten die beiden Leiterinnen des Zentrums, Prof. Dr. Vera Heyl und Prof. Dr. Karin Terfloth, vor. Die Bildungsveranstaltungen des AW-ZIB richten sich demnach an alle Studiengänge der Hochschule, dazu kommen Seminare und Vorlesungen an Partnerhochschulen in ganz Baden-Württemberg. Die partizipative Forschung des Zentrums wird sich mit der Wirkung der Bildungsarbeit, mit der Evaluation der Bildungsangebote sowie der Weiterentwicklung der Qualifizierung beschäftigen. Zur landesweiten Förderung der Inklusion, will das AW-ZIB sein Netzwerk weiter ausbauen.

Wie groß dieses Netzwerk bereits jetzt ist, wurde bei der Eröffnung deutlich: So waren neben Ministerin Bauer auch die Familie Wellensiek sowie zahlreiche Wegbegleiter des Vorgänger-Projektes "Inklusive Bildung Baden-Württemberg" anwesend. Zu den weiteren Gästen gehörten namhafte Persönlichkeiten aus der Politik, Wirtschaft und Forschung. Einschlägige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten im Anschluss an die Feierlichkeit aktuelle Forschungsbeiträge zu den Themen Professionalisierung für inklusive Schulen, Entwicklung inklusiver Hochschulen und Inklusion in der Arbeitswelt vor.

Die Bildungsfachkräfte Michael Gänßmantel, Hartmut Kabelitz, Thilo Krahnke, Thorsten Lihl, Anna Neff und Helmuth Pflantzer werden ihren Dienst gemeinsam mit Sarah Maier (pädagogische Leitung) und Nina Rudolph (Koordinatorin für die Bildungsarbeit) am 1. November 2020 antreten. Dr. David Scheer hat zudem den Ruf auf die Juniorprofessur angenommen und wird in Kürze an die Pädagogische Hochschule Heidelberg wechseln. Der Geschäftsführer des Annelie-Wellensiek-Zentrums für Inklusive Bildung, Dr. Klemens Ketelhut, hat seine Arbeit bereits zum 1. Oktober 2020 aufgenommen; die beiden abgeordneten Lehrkräfte Christina Mechler und David Dörrer sind seit August Teil des Teams.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/aw-zib.

Hintergrund
Mit dem Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung knüpft die Pädagogische Hochschule Heidelberg nahtlos an das Projekt "Inklusive Bildung Baden-Württemberg" an: In dessen Rahmen werden seit 2018 Männer und Frauen, die als kognitiv beeinträchtigt gelten, dazu qualifiziert, sich in die hochschulischen Bildungsangebote einzubringen und den Studierenden die Lebenswelt und Bedarfe von Menschen mit Behinderung direkt und persönlich näher zu bringen.