Forschung

Ökogarten will Menschen mit Behinderung Teilhabe an BNE ermöglichen

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gilt als Schlüsselfaktor, um Menschen auf gesellschaftliche Herausforderungen wie den Klimawandel vorzubereiten. Für Menschen mit Behinderung fehlt es jedoch häufig an Angeboten, die an ihre besonderen Bedarfe angepasst sind. Der Ökogarten der Pädagogischen Hochschule Heidelberg will nun entsprechende inklusive Lehr-/Lernmaterialien für den naturwissenschaftlichen Unterricht entwickeln. Die Leitung des Projekts "Klimatage im Ökogarten - BNE als eine Herausforderung für alle" obliegt Professorin Dr. Lissy Jäkel (Biologie). Das Vorhaben wird bis Dezember 2021 vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert.

Unsere Gesellschaft steht nicht erst seit der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen: So wirkt sich unter anderem der Klimawandel, der Verbrauch von natürlichen Ressourcen oder der Verlust der Biodiversität auf unserer aller Leben aus. Zur Lösung dieser Probleme und zum Erhalt unserer Lebensgrundlage braucht es demnach auch eine gesamtgesellschaftliche Transformation. "Grundlage von Veränderung ist Aufklärung", sagt Professorin Jäkel. "Die Bildung für nachhaltige Entwicklung verfolgt daher unter anderem das Ziel, alle Menschen in die Lage zu versetzen, nachhaltige Lebensweise auf individueller und gesellschaftlicher Eben mit zu gestalten." Bei der Umsetzung kommt Lehrkräften eine zentrale Funktion zu, etwa durch ihren Unterricht oder ihre Vorbildfunktion für Schülerinnen und Schüler. "Die schulischen Angebote zu BNE sind jedoch häufig nicht auf die besonderen Bedarfe von Menschen mit Behinderung angepasst, da es an konkreten wissenschaftlich fundierten Konzepten fehlt", so Jäkel.

Genau hier setzt der Ökogarten der Pädagogischen Hochschule Heidelberg in einem neuen Projekt an: Forschungsbasiert sollen inklusive, naturwissenschaftliche Lehr-/Lernmaterialien - gemeinsam mit Lehrkräften der Sonderpädagogik sowie Menschen mit Behinderungen - entwickelt und erprobt werden. Im Anschluss sollen die Materialien an Schulen und in inklusiven Settings eingesetzt werden, um Menschen mit Behinderung eine Teilhabe an globalen ökologischen Fragestellungen zu ermöglichen. Der Ökogarten kann hierbei auf seine fundierte und unter anderem von der UNESCO prämierte Expertise als außerschulischer Lernort zur Umsetzung der BNE zurückgreifen.

Im Rahmen des Projektes "Klimatage im Ökogarten" soll außerdem die Barrierefreiheit des Gartens weiter ausgebaut werden, um heterogene Lerngruppen optimal beschulen zu können. Darüber hinaus soll eine Stelle geschaffen werden, die es Menschen mit Förderbedarf ermöglicht, ein freiwilliges soziales Jahr im Ökogarten zu absolvieren. Das Team um Professorin Jäkel will zudem mit dem Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung der Pädagogischen Hochschule kooperieren. In dessen Rahmen werden ab November 2020 Menschen, die als kognitiv beeinträchtigt gelten und vorab eine dreijährige Vollzeit-Qualifizierung zu Bildungsfachkräften absolviert haben, in zusätzlichen Lehrveranstaltungen Einblicke in die Exklusions- und Inklusionserfahrungen von Menschen mit Behinderung geben.

"Wir wollen gemeinsam Konzepte entwickeln, die nicht nur auf die BNE und die Spezifika der Fächer eingehen, sondern auch an den jeweiligen Förderbedarf angepasst werden können. Übergeordnet geht es darum, allen Menschen - sei es mit oder ohne Behinderung - die Teilhabe an der Gestaltung unserer Zukunft zu ermöglichen", meint Jäkel abschließend.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/oekogarten.

Hintergrund
Ziel des Förderprogramms "Hochschulgärten zur Lehrerbildung" ist die wissenschaftsbasierte Weiterentwicklung von Hochschulgärten bzw. ökologischen Lerngärten an Pädagogischen Hochschulen mit Blick auf das Querschnittsthema Bildung für nachhaltige Entwicklung und das Thema Klimaschutz in der Lehrerbildung. Es ist Grundlage für die Entwicklung und Bereitstellung forschungsbasierter Lehr- und Lernmaterialien für die hochschulische Lehrerausbildung.