Hochschulpolitik

Heidelberger Bündnis für Jüdisch-Muslimische Beziehungen gegründet

Auf dem Bild sind zwei Stromkästen zu sehen, der künstlerisch bemalt sind. Auf dem linke ist zu lesen "Ich würde gerne frei sein von den Bildern, die Menschen von mir haben." Auf dem rechten steht: "Ich möchte nicht wegen meines Aussehens verurteilt werden." Copyright: HfjS

Mit dem "Heidelberger Bündnis für Jüdisch-Muslimische Beziehungen" wird eine bundesweit einzigartige Plattform ins Leben gerufen: aufbauend auf einer starken Kooperationsstruktur wirkt das Bündnis in den Kulturbereich, in die Wissenschaftskommunikation sowie in die Bildungsarbeit und setzt sich aus drei unterschiedlichen Formaten jüdisch-muslimischer Allianzen zusammen: den "Jüdisch-Muslimischen Kulturtagen Heidelberg", dem Podcast "Mekka und Jerusalem" sowie den "Bildungsbausteinen Jüdisch-Muslimischer Beziehungen".

Gefördert von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ) wird das Bündnis von Teilseiend e.V. - Muslimische Akademie Heidelberg i. G., der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, dem Karlstorbahnhof und der Stadt Heidelberg getragen.

Der Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, Prof. Dr. Eckart Würzner, betont: "Das Bündnis ist mehr als ein Zeichen für die Vielfalt und Lebendigkeit jüdischen und muslimischen Lebens in Heidelberg. Deutschlandweit modellhaft geht es im Kultur- und Bildungsbereich neue Wege, um Antisemitismus und anti-muslimischem Rassismus zu begegnen. Es lädt uns alle dazu ein, die eigene Komfortzone zu verlassen, uns für andere gesellschaftliche Perspektiven zu öffnen und gemeinsam Verantwortung für unsere Demokratie zu übernehmen."

"Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, der Muslimischen Akademie Heidelberg i. G. und den weiteren Akteuren ist bundesweit einzigartig. Wir sehen darin eine Vorbildfunktion für eine offene, plurale und solidarische Gesellschaft, in der jeder dazu angeregt wird, neue Allianzen einzugehen und zukunftsorientierte Konzepte eines demokratischen Zusammenlebens mitzugestalten", ergänzt Prof. Dr. Werner Arnold, Rektor der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg.

Ausgehend von der Frage, wie wir Gesellschaft gestalten können und welche Möglichkeiten diese hat, mit Pluralität umzugehen, hat sich das Bündnis entscheidende Ziele gesetzt: "Wir möchten einen Beitrag zu mehr Sichtbarkeit von Jüdinnen*Juden und Muslim*innen in der öffentlichen Debatte leisten - nicht in Form eines interreligiösen Dialogs, sondern als zeitgenössische Intervention in Fragen von Kultur, Gesellschaft und gleichberechtigter Teilhabe", erklärt Yasemin Soylu von der Muslimischen Akademie Heidelberg i. G. "Darüber hinaus möchten die Bündnispartner*innen den Kampf gegen Antisemitismus und Islamophobie mit anderen Formen von gruppenbezogenen Ressentiments verknüpfen und die Öffentlichkeit - jenseits des Streits um Israel/Palästina - für die Geschichte und Gegenwart jüdisch-muslimischer Beziehungen sensibilisieren", so Soylu weiter.

Um diese Ziele zu erreichen, setzt das Bündnis auf innovative Konzepte, die jüdische und muslimische Positionen in all ihren Facetten sichtbar und für die Gesamtgesellschaft erfahrbar und diskutierbar machen: Der Podcast "Mekka und Jerusalem" (gefördert von der Volkswagen Stiftung) vermittelt wissenschaftliche Einblicke in die jüdisch-muslimischen Beziehungen aus der Perspektive der Jüdischen Studien, der Israel-Studien und der Islamwissenschaft. Das vielfältige Veranstaltungsprogramm der Jüdisch-Muslimischen Kulturtage in den Sommermonaten bietet Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe Gelegenheit, unterschiedliche Standpunkte zu entdecken und miteinander in Austausch zu gehen.

In Zusammenarbeit mit der PH Heidelberg werden außerdem Bildungsbausteine für die Lehrkräfte-Ausbildung entwickelt, um jüdisch-muslimische Beziehungen in Wissenschaft und Schulsystem besser vermitteln zu können. "Ich bin überzeugt, dass diese Thematik auch in die Schulen getragen werden sollte, weil dort die Gesellschaft von morgen gemacht wird", sagt Prof. Dr. Havva Engin (Institut für Erziehungswissenschaft). Umso wichtiger sei es, auch Lehrkräften "eine Handreichung" zu geben, mit denen sie sich jüdisch-muslimischen Perspektiven und Fragestellungen nähern könnten.

Dr. Petra Follmar-Otto, Vorständin der Stiftung EVZ, unterstreicht die Besonderheit dieser Allianz: "Das von uns geförderte Bündnis stärkt den Zusammenschluss zwischen Organisationen vor Ort, die nicht darüber hinweggehen, sondern sich gemeinsam klar positionieren, wenn Jüdinnen und Juden oder Musliminnen und Muslime diskriminiert, angefeindet oder angegriffen werden. Diese Allianz hat Modellcharakter auf vielen Ebenen - für ein plurales, soziales und offenes Heidelberg, für lokale Allianzen gegen Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus, für die integrative Kraft von Kultur, Bildung und Wissenschaft und dafür, jüdische und muslimische Positionen in unserer Gesellschaft sichtbarer und wirksamer zu machen."

Eine gemeinsame Pressemitteilung der Kooperationspartner.