Forschung und Entwicklung

EU-Projekt will digitale Bildung in Krippen und Kindergärten voranbringen

Das Symbolbild fokussiert auf ein Handy. Im Hintergrund sieht man unscharf ein kleines Mädchen mit seiner Mutter, die auf das Handy schauen.

Ein neues internationales Projekt möchte - auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie - den Stellenwert der digitalen Bildung in Kindertageseinrichtungen verändern. An dem Vorhaben "Developing Teachers' Skills to Educate Pre-School Children with and Through Digital Technologies" (DigiKid) sind neben der Pädagogischen Hochschule Heidelberg drei Universitäten und drei Kindergärten aus Estland (Koordination), Slowenien und Lettland beteiligt. In Heidelberg verantworten Professorin Dr. Jeanette Roos und Dr. Stephen Frank (Institut für Psychologie/Studiengang Frühkindliche und Elementarbildung) das Projekt. Der Rektor der Hochschule, Professor Dr. Hans-Werner Huneke, begleitet das Vorhaben. DigiKid wird bis Februar 2023 im Rahmen von Erasmus+, dem Programm für Bildung, Jugend und Sport der Europäischen Union, gefördert.

Digitalisierung gilt neben dem Klimawandel, der Globalisierung oder der neuen Mobilität als einer der Megatrends der heutigen Zeit. Sie prägt unsere Gesellschaft in nahezu allen Bereichen und verändert auch die Bildungslandschaft erheblich. Die Corona-Pandemie und die damit verbundene Verlagerung von Unterricht auf digitale Medien beschleunigt diese Entwicklung. Dies stellt Lehrkräfte und Schüler:innen jeden Alters vor große Herausforderungen - dazu gehören auch Kinder im Grundschulalter mit ihren Familien: Studien zeigen, dass Kinder in diesem Alter noch nicht selbständig online lernen und mit digitalen Technologien umgehen können. Um in der Schule leichter Zugang zu finden, müssen sie den Umgang mit digitalen Medien demnach früher lernen. Im Bereich frühe Kindheit stehen aktiv gestalterische Kompetenzen im medialen Bereich, die für die verantwortungsvolle Nutzung digitaler Geräte und Technik Voraussetzung sind, bisher jedoch bei Fort-, Weiter- und Ausbildungsangeboten für pädagogische Fachkräfte eher selten im Vordergrund.

Ein Team aus deutschen, estnischen, lettischen und slowenischen Wissenschaftler:innen will nun gemeinsam mit Praxiseinrichtungen pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen sowie Studierende dazu befähigen, die Entwicklung früher digitaler Kompetenzen von Kindern zu unterstützen und zu fördern. Ziel ist es, Kinder bereits in vorschulischen Bildungsinstitutionen auf ein "digitales Leben" vorzubereitet und zu aktiven sowie kritischen Nutzern:innen digitaler Bildungsmöglichkeiten werden zu lassen.

Beabsichtigt ist zunächst eine Befragung von Eltern und pädagogischen Fach- bzw. Lehrkräften von Kindergarten- und Grundschulkindern. Dabei sollen Bedarfe sowie vorhandene und fehlenden Fähigkeiten und Fertigkeiten von Fachkräften und Kindern im Umgang mit digitalen Medien identifiziert werden. Im Anschluss sollen entsprechende Fort-, Weiterbildungs- und Lehrangebote für bereits im Berufsfeld befindliche und zukünftige pädagogische Fachkräfte konzipiert und entwickeln werden. Es ist beabsichtigt, die Projektergebnisse in allen beteiligten Ländern sowie mittels sogenannter massive open online courses (MOOC) auch weltweit zur Verfügung zu stellen und im Rahmen spezieller Veranstaltungen den Zielgruppen vorzustellen.

Langfristig erhoffen sich die Projektpartner, dass sich durch DigiKid Stresserfahrungen - unter denen Kinder, pädagogische Fach- und Lehrkräfte sowie Eltern derzeit leiden - künftig reduzieren lassen. Wenn Kinder bereits beim Übergang in die Grundschule erste Technik-, Informations- und Produktionskompetenz mitbringen, lässt sich zudem das psychische Wohlergehen insgesamt positiv beeinflussen, vermuten die Wissenschaftler:innen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/roos-dr-jeanette.