Forschung

Internationales Projekt erforscht Potenzial von Mehrsprachigkeit

Auf dem Symbolbild sieht man primär einen Laptop, auf dessen Rückseite mit einer Weltkarte beklebt ist. An dem Laptop sitzt eine junge Frau, deren Gesicht man nicht sieht. Copyright: PH Heidelberg.

Wie können die Kompetenzen von Menschen, die aufgrund ihres persönlichen Hintergrunds mehrere Sprachen sprechen, für die zweit- und fremdsprachliche Hochschullehre genutzt werden? Dieser Frage geht ein neues Forschungsprojekt nach, das die Pädagogische Hochschule Heidelberg und die University of the Western Cape (Kapstadt/ Südafrika) ab sofort gemeinsam durchführen. Das Vorhaben "Multilingual and multimodal assessment" (MULTILA) wird von Professorin Dr. Karin Vogt (Heidelberg) und Professor Dr. Bassey Antia (Kapstadt) geleitet. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Baden-Württemberg fördert das Vorhaben.

Deutschland ist nicht nur die bevölkerungsreichste Nation der Europäischen Union, sondern auch eine der vielfältigsten: Rund 26 Prozent der hier lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund. Viele dieser Menschen sprechen nicht nur ihre Herkunftssprache, sondern mindestens eine Fremdsprache. Sie verfügen damit über multilinguale Kompetenzen und können in der Regel flexibel zwischen den Sprachen wechseln. Wie dieses Potenzial für den Fremdsprachenunterricht nutzbar gemacht werden kann, darüber weiß man bislang jedoch wenig.
Noch vielfältiger als Deutschland ist Südafrika: Das als Regenbogennation bekannte Land hat alleine elf offizielle Amtssprachen und zahlreiche nicht-amtliche Sprachen bzw. Dialekte. Diese sprachliche Vielfalt wirkt sich sowohl auf den Unterricht an Schulen als auch die Lehre an Hochschulen aus, schlägt sich jedoch nicht in der dortigen Leistungsbeurteilung nieder.

Das Projekt MULTILA will nun die fachdidaktische Expertise zur Leistungsbeurteilung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und die linguistische Expertise zur Mehrsprachigkeit der University of the Western Cape verbinden: "Gemeinsam wollen wir untersuchen, wie sich das mehrsprachige Repertoire von mehrsprachigen Studierenden sowohl in Deutschland als auch Südafrika auf die Verarbeitung von akademischen Texten auswirkt", sagen Vogt und Antia.
Hierzu will das Projekt Annotationen, also zum Beispiel Kommentare, Markierungen oder Grafiken, betrachten, die in der Auseinandersetzung mit akademischen Texten entstehen: "Verkürzt gesagt untersuchen wir, wie mehrsprachige Studierende ihre multilingualen und multimodalen Ressourcen aktivieren und wie sich dies auf die Qualität der Textverarbeitung auswirkt. Dabei kommen auch die Möglichkeiten eines dynamischen Assessment zum Tragen. Die Annotationen geben uns diagnostische Einblicke in den Lernerfolg der Studierenden", erklären die Projektverantwortlichen.

Die Ergebnisse der Studie sollen unmittelbar in die Lehre beider Hochschulen einfließen: So ist die Konzeption eines Teilmoduls zum Thema "Multilingual and multimodal assessment" geplant. Dieses soll kooperativ sowie digital gestützt ausgebracht werden. Darüber hinaus planen die Wissenschaftler:innen kurze Lerneinheiten, die in Form von Erklärvideos zum Thema Assessment und Mehrsprachigkeit auch interessierten Lehrkräften sowie der Öffentlichkeit in Deutschland und Südafrika zur Verfügung gestellt werden sollen.

Antia ist bis Ende des Wintersemester 2020/2021 DAAD-Gastprofessor an der Abteilung Englisch der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Mit dem MULTILA-Vorhaben führen die beiden Hochschulen ihre Kooperation über die Gastprofessur hinaus fort und bauen sie aus.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/englisch.