Hochschulpolitik

Bundesbeauftragter gegen Antiziganismus besucht die Hochschule

Das Foto zeigt fünf Personen stehend im Gang des Altbaus der PH.

Am heutigen Freitag, 28.10.2022, besuchte Dr. Mehmet Daimagüler, Beauftragter der Bundesregierung gegen Antiziganismus, die Arbeitsstelle Antiziganismusprävention an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Die bisherige Projektförderung endete im September. Eine Weiterförderung aus Landesmitteln ist beantragt. Daimagüler plädiert für Verstetigung der Arbeitsstelle Antiziganismusprävention.

Sinti:ze und Rom:nja sind laut der unabhängigen Kommission Antiziganismus in Deutschland mit tief verankerten Vorurteilen konfrontiert, erleben vielfach Diskriminierungen und sind erheblich von Bildungsbenachteiligungen betroffen. Hierfür gibt es in weiten Teilen der Mehrheitsgesellschaft nur wenig Bewusstsein. Diesem drängenden gesellschaftlichen Problem begegnet die im April 2019 gegründete Arbeitsstelle Antiziganismusprävention der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Seitdem hat sie antiziganismuskritische Bildungsarbeit erfolgreich in der Ausbildung von angehenden Lehrkräften implementiert und zahlreiche Workshops, Fachtagungen und Fortbildungen für pädagogische Fach- und Lehrkräfte in Kindertageseinrichtungen, Schulen, Ämtern und Behörden durchgeführt. Die erreichten Teilnehmer:innen wurden dabei zu Multiplikator:innen, die  in ihre jeweiligen Institutionen hinein wirken und dort antiziganistische Strukturen abbauen und gerechtere Teilhabechancen für alle Mitglieder der Gesellschaft gewährleisten.

Bislang wurde die Arbeitsstelle über das Verbundprojekt "Transfer Together – Bildungsinnovationen in der Metropolregion Rhein-Neckar" finanziert, das wiederum von der Bund-Länder-Initiative "Innovative Hochschule" unterstützt wurde. Vor dem Hintergrund, dass diese Mittel im September 2022 ausgelaufen sind, informierte sich der Antiziganismusbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Mehmet Daimagüler, nun darüber, wie die pädagogischen Aktivitäten der Arbeitsstelle auch weiterhin fortgeführt werden können. Zwar konnten die Mitarbeiter:innen der Arbeitsstelle – in enger Zusammenarbeit mit Selbstorganisationen der Minderheit bei der Bundeszentrale für politische Bildung und beim Bundesministerium für Bildung und Forschung – zwei Forschungsprojekte erfolgreich einwerben. Für die so wichtige praktische Bildungsarbeit mit pädagogischen Fachkräften stehen ab sofort jedoch keine Mittel mehr zur Verfügung.

"Dem hohen Engagement des Rektorats der Pädagogischen Hochschule Heidelberg ist es zu verdanken, dass wir einen Antrag zur Schaffung einer drittmittelunabhängigen halben Mitarbeiter:innenstelle für die Arbeitsstelle in die Diskussion um die Ausgestaltung des zukünftigen Landeshaushalts einbringen konnten", so Professorin Dr. Melanie Kuhn, wissenschaftliche Leiterin der Arbeitsstelle. Der Landeshaushalt wird im Dezember vom Landesparlament verabschiedet. "Sollte die Stelle nicht bewilligt werden, können wir unsere erfolgreiche Bildungsarbeit in Zukunft nicht mehr anbieten", erklärt Kuhn.

Dazu sagt Dr. Mehmet Daimagüler während seines Besuchs: "Die Arbeitsstelle Antiziganismusprävention ist mit ihrer bildungswissenschaftlichen Ausrichtung ein bundesweit einmaliges Projekt. Pädagogische Fach- und Lehrkräfte für Antiziganismus zu sensibilisieren, ist angesichts ihrer Multiplikator:innenfunktion eine kaum zu überschätzende Aufgabe im Engagement gegen alltägliche Ressentiments und Diskriminierung. Ich bin überzeugt, dass der Wille der Baden-Württembergischen Landesregierung zur Fortsetzung erfolgreich tätiger Projekte vorhanden ist und die seitens der Arbeitsstelle Antiziganismusprävention beantragten Mittel für eine halbe Stelle im kommenden Landeshaushalt berücksichtigt werden. Die antiziganismuskritsche Bildungsarbeit an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg hat Bedeutung weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus und muss fortgesetzt werden."

Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/antiziganismuspraevention.