Nachruf

In Erinnerung an Dr. Jobst Wellensiek

Porträt von Jobst Wellensiek. Er hält die Gedenkschrift an seine Frau Anneliese Wellensiek in der Hand.

Die Pädagogische Hochschule Heidelberg trauert um Dr. Jobst Wellensiek, der nach kurzer schwerer Krankheit am 4. November 2022 im Alter von 90 Jahren gestorben ist. Mit ihm verliert die Hochschule eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die die Weiterentwicklung der Inklusion im Kontext Bildung in besonderer Art und Weise gefördert hat. Anlässlich der heutigen Gedenkfeier bedankt sich die Hochschule bei Jobst Wellensiek: Sein Wirken wird vor allen Dingen mit dem Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung, dessen Ehrenmitglied er war, in lebendiger und vorbildlicher Erinnerung bleiben.

"Ich bin der Mann, der mit Annelie Wellensiek verheiratet ist." Mit diesen Worten begann Jobst Wellensiek seinen Beitrag zu der Gedenkschrift, die drei Jahre nach dem Tod der Professorin und ehemaligen Rektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg veröffentlicht wurde. Ein interessanter Einstieg für einen Mann, der bis heute unbestritten als einer der erfolgreichsten Insolvenzverwalter gilt und einer der bekanntesten Bürger Heidelbergs war. Und doch ist der Satz so typisch für diesen gleichermaßen freundlichen wie klugen Menschen: Gespräche mit Jobst Wellensiek fanden stets auf Augenhöhe statt, er widmete seinem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit und vergaß nie, sich persönlich für das Engagement anderer zu bedanken.

Wellensiek war bis ins hohe Alter voller Lebenslust und wusste gebildet sowie charmant zu unterhalten: Wie etwa im Februar 2022, als er die Pädagogische Hochschule Heidelberg das letzte Mal persönlich besuchte. Mit dieser war er auch nach dem Tod seiner Frau eng verbunden. Wie sie war Jobst Wellensiek der Überzeugung, dass alle Menschen das Recht auf Bildung und Teilhabe an der Gesellschaft haben. Beide lebten die Auffassung, dass man nur im Austausch neue Antworten findet und manchmal Bewährtes loslassen muss, um Besseres zu schaffen.

Nichts anderes macht das Zentrum für Inklusive Bildung, mit dem erstmals eine Inklusionsabteilung an einer Hochschule verortet wurde. Seit seiner Gründung vor rund zwei Jahren trägt es den Namen Annelie Wellensiek und wurde von Jobst Wellensiek unterstützt. Unvergessen sein 90. Geburtstag, bei dem er auf Geschenke verzichtete und vielmehr um Spenden zu Gunsten des Zentrums bat. Mit den Geldern qualifiziert die Hochschule seit Oktober 2022 zwei weitere Menschen, die als kognitiv beeinträchtigt gelten, dazu, anderen Einblicke in die Lebenswelten sowie Inklusions- und Exklusionserfahrungen von Menschen mit Behinderung zu geben.

Das Team des Annelie-Wellensiek-Zentrums für Inklusive Bildung sowie die gesamte Pädagogische Hochschule Heidelberg werden dem vorbildlichen Wirken von Jobst Wellensiek ein würdiges, lebendiges Andenken bewahren. Sie alle werden wie er Brücken zwischen den Menschen bauen, damit gemeinsam etwas Neues, etwas Besseres entstehen kann.