Bildungspolitik

Wissenschaft, Politik und Schule im Gespräch über die Zukunft der Bildung

Welche Konsequenzen ziehen Wissenschaft, Politik und die Gesellschaft aus den Ergebnissen der PISA-Studie? Das war die Leitfrage beim 2. bildungspolitischen Gespräch, das gestern (13.03.2024) an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg stattfand. Nach einem eindrücklichen Appell von Rektorin Professorin Dr.in Karin Vach hielten Professor Dr. Michael Becker-Mrotzek sowie Daniel Hager-Mann jeweils eine Keynote. Im Anschluss tauschten Vertreter:innen der Schulen sowie der Fraktionen im Landtag von Baden-Württemberg ihre Standpunkte aus. Die Moderation hatte erneut der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist Armin Himmelrath inne.

„Wir können es nicht zulassen, dass Kinder unserer Gesellschaft zurückgelassen werden“, mahnte Rektorin Vach in ihrer Begrüßung. „Auch nahezu 25 Jahren nach dem ersten PISA-Schock ist es uns nicht gelungen, den Zusammenhang von Schulerfolg und sozialer Herkunft aufzubrechen. Eher hat sich dieser noch verschärft“, so Vach weiter. „Wir alle sind in der Verantwortung, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, damit jedes Kind die Chance auf ein erfülltes Leben hat. Es freut mich daher sehr, dass wir bei unserem heutigen Heidelberger bildungspolitischen Gespräch so viele Menschen aus der Politik, der Wissenschaft, der Schulen und der Öffentlichkeit begrüßen dürfen.“

In seiner Keynote stellte Michael Becker-Mrotzek, Mitglied der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz, zunächst die aktuelle Studienlage vor. Der langjährige Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache zeigte am Beispiel des Deutschunterrichts in der Grundschule eindrucksvoll, wie die Anforderungen des flüssigen Lesens und Schreibens durch regelmäßige, kurze Übungseinheiten trainiert werden können. Wie ein Sportler zigmal trainieren müsse, den Ball in den Korb zu treffen, so müsse es auch in den Bereichen der basalen Kompetenzen – also Lesen, Schreiben und Rechnen – selbstverständlich werden, regelmäßig zu üben, so Becker-Mrotzek.

Auch Daniel Hager-Mann, Ministerialdirektor im Kultusministerium Baden-Württemberg, betonte in seiner Keynote die Bedeutung der Frühen Bildung: Das Land habe aus den Ergebnissen der Bildungsstudien gelernt und lege den Schwerpunkt auf die Förderung der Jüngsten. Man wolle die Sprachförderung in den Kindertageseinrichtungen sowie das Lesetraining in der Grundschule gezielt ausbauen. Mit Blick auf gute Konzepte sei man zudem im engen Austausch mit anderen Bundesländern sowie mit Wissenschaftler:innen wie Professorin Dr. Havva Engin (PH Heidelberg), die ihre Expertise im Bereich der interkulturellen Pädagogik in den wissenschaftlichen Beirat des Kultusministeriums einbringt.

Abgerundet wurde das 2. Heidelberger bildungspolitisches Gespräch durch eine Podiumsdiskussion. An dieser beteiligten sich unter anderem die bildungspolitischen Sprecher:innen der Fraktionen im Landtag von Baden-Württemberg, Dr. Timm Kern (FDP/DVP), Thomas Poreski (GRÜNE), Christiane Staab (CDU) sowie Katrin Steinhülb-Joos (SPD). Die Perspektive der Schule war durch den Vorsitzenden des Landesschulbeirats, Thomas Speck, vertreten und die der Lehrer:innenbildung durch Myrle Dziak-Mahler, die lange die Geschäfte des Zentrums für Lehrer:innenbildung an der Universität zu Köln geführt hat.
In der Diskussion wurden insbesondere Differenzen bezüglich der notwendigen Schritte deutlich: So wurde zum Beispiel auf der einen Seite gefordert, mutig neue Wege zu gehen, die nicht an finanziellen Mitteln scheitern dürften; woraufhin andere etwa auf strukturelle Restriktionen verwiesen. Geschlossen einig waren sich die Diskutant:innen hingegen dabei, dass alle Kinder das Recht auf gute Bildung haben, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihres sozialen Status. Teilhabe an Bildung sei essentiell für die Aufrechterhaltung der Demokratie – ein weiterer Aspekt, der von allen Beteiligten betont wurde.

Rektorin Vach schloss die Veranstaltung mit der Aufforderung, im Gespräch zu bleiben und gemeinsam und zum Wohle aller für mehr Bildungsgerechtigkeit im Land zu sorgen. Die Pädagogische Hochschule Heidelberg stellt hierfür gerne sowohl die Plattform bereit als auch ihre fachdidaktische und bildungswissenschaftliche Expertise.

Weitere Informationen unter www.ph-heidelberg.de/hbg.