Ergebnisse vorgestellt

Projekt "WissGem" untersuchte Situation an Gemeinschaftsschulen.

An dem Forschungsprojekt beteiligten sich acht Hochschulen...

Forschergruppe WisGem

...mit insgesamt 31 Wissenschaftlern.

Das Forschungsprojekt "WissGem", das vom Kultus- und vom Wissenschaftsministerium im Dezember 2012 gemeinsam in Auftrag gegeben worden war und im August 2013 startete, verfolgt die Zielsetzung, Gelingensfaktoren von Gemeinschaftsschulen zu untersuchen. In dem als Begleitforschung konzipierten Projekt ging es darum, den Alltag der Lehrerinnen und Lehrer an Gemeinschaftsschulen zu beleuchten und Herausforderungen zu identifizieren. Auf dieser Basis sollen Empfehlungen für die weitere Schulentwicklung und Unterrichtsgestaltung aufgezeigt werden. An dem Forschungsprojekt beteiligten sich acht Hochschulen mit insgesamt 31 Wissenschaftlern, unter Federführung der Universität Tübingen. Von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg waren dabei eingebunden: Professor Dr. Albrecht Wacker, Professor Dr. Carsten Rohlfs, Karin Haupt-Mukrowsky und Elisabeth Hahn (Institut für Erziehungswissenschaft) sowie Professor Dr. Markus Rehm (Institut für Naturwissenschaften, Technik und Geographie).

"WissGem" gliedert sich in vier Teilprojekte (Begleitforschung, Situation und Sichtweise der Akteure, Sozialraumanalyse, Interventionsstudie Diagnosekompetenz). Befragt wurden - je nach Teilprojekt unterschiedlich - insgesamt mehrere tausend Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte sowie Eltern an Gemeinschaftsschulen der ersten beiden Genehmigungsrunden (vorrangig die erste Tranche). Die Forscher führten zudem ca. 900 systematische Unterrichtsbeobachtungen sowie Analysen von ca. 1.300 Schülertexten und ca. 400 Aufgaben durch. Die Gruppe um Professor Thorsten Bohl von der Universität Tübingen wird den Abschlussbericht im Sommer 2016 als Buch veröffentlichen. Erste Ergebnisse liegen als Kurzfassung vor. Diese stellt das Kultusministerium am Mittwoch in Stuttgart vor.

Das Design der Studie greift zentrale Themen der aktuellen Schul- und Unterrichtsforschung auf. Mit den gefundenen Erkenntnissen können wichtige Prozesse der Weiterentwicklung fokussiert und unterstützt werden. Die Bereitschaft der Lehrerinnen und Lehrer an Gemeinschaftsschulen, die Qualität ihres Unterrichts untersuchen zu lassen, bezeichnete Bohl als sehr beachtlich: "Schulen, die sich derart intensiv evaluieren lassen, sind sehr an ihrer Qualität interessiert. Keine andere Schulart sei bislang bereits so intensiv und über einen so langen Zeitraum untersucht worden", erklärten die Professoren Wacker und Rohlfs.

Die Unterrichtsqualität der untersuchten Lerngruppen steht der von Lerngruppen an anderen weiterführenden Schularten nicht nach - dies obwohl es sich bei der Gemeinschaftsschule um eine neu eingeführte Schulart handelt. Auf einer vierstufigen Skala der Unterrichtsqualität erreichten knapp 64 Prozent der 349 beobachteten Unterrichtssequenzen die beiden oberen Qualitätsstufen. In einer Vergleichsstichprobe aus anderen Schularten finden sich rund 61 Prozent der Unterrichtssequenzen in diesem Bereich.
"Es existieren insgesamt keine auffälligen Befunde im Bereich der Unterrichtsqualität zugunsten oder zuungunsten der untersuchten Lerngruppen an den Gemeinschaftsschulen", sagte Professor Bohl. Die Unterrichtsqualität sei ausschlaggebend für die motivational-affektive Entwicklung der Schüler. Die Wissenschaftler zeigen in ihrer Untersuchung ferner, dass die Qualität des Unterrichts an den Gemeinschaftsschulen - wie an anderen Schularten auch - von kompetentem Lehrerhandeln abhängig ist.

Die Lehrerinnen und Lehrer an Gemeinschaftsschulen zeigen sich offen gegenüber pädagogischen Innovationen und sind an einer Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen und Kollegen sehr interessiert, fanden die Autoren von "WissGem". Gerade die Kooperation der Lehrkräfte sei ein wichtiges Qualitätsmerkmal von Gemeinschaftsschulen. Die Zusammenarbeit sei insbesondere dann erfolgreich, wenn sie von Schulleitungen unterstützt und strukturiert würde und sich nachdrücklich auf Unterricht beziehe. Man dürfe aber nicht übersehen, dass die Arbeit an Gemeinschaftsschulen für die Lehrerinnen und Lehrer mit einem erheblichen Anstieg der Anforderungen - sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht - und damit mit der Gefahr der Überforderung verbunden sei. Deshalb, so empfehlen die Forscher, sollte etwa über andere Formen der Bemessung der Lehrerarbeitszeit und Unterstützung nachgedacht werden. "Die Anstrengungen der Lehrerinnen und Lehrer an Gemeinschaftsschulen sind höchst bemerkenswert", so die Forscher.

Gemeinschaftsschulen benötigen einen gut abgestimmten Methodenmix aus Inputphasen, Elementen des selbstständigen Lernens und kooperativem Kompetenzerwerb. Wichtig sei der enge Bezug zu den fachlichen Inhalten. Die Forscher fanden heraus, dass Selbstlernphasen von leistungsstarken Schülern am stärksten aktiv genutzt werden. Leistungsschwächere Schüler dagegen benötigten mehr Struktur und Unterstützung durch die Lehrkraft, um aus diesem methodischen Element der Gemeinschaftsschule einen Vorteil zu ziehen. "Hieraus ergeben sich hohe Anforderungen an die Unterrichtsqualität", sagte Bohl. Bohl und seine Kollegen forderten, auch aus diesem Grund noch stärker für eine weitere Verbesserung der Unterrichtsqualität, insbesondere auch in fachdidaktischer Perspektive, einzutreten.

Den Kurzbericht, der die Befunde zusammenfasst, finden Sie im Anhang. Dort finden Sie außerdem weitere Hintergrundinformationen. Für Fragen stehen Prof. Dr. Carsten Rohlfs (rohlfs☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle ein @ ein ☜ph-heidelberg☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle einen Punkt ein ☜de) und Prof. Dr. Albrecht Wacker (wacker☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle ein @ ein ☜ph-heidelberg☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle einen Punkt ein ☜de) zur Verfügung.