Forschung

Forschungskolleg "CORPUS" zu Körperorientierung in der Hochschullehre ist gestartet

Die Mitglieder des Forschungskollegs im Keplerhof

Körperorientierung, festgemacht an Ernährung, Bewegung oder der Präsenz – auch von Dritten – im Raum beeinflusst alle Lebensbereiche und damit auch Bildungsprozesse in der Hochschullehre. Das interdisziplinäre Heidelberger Forschungskolleg CORPUS entwickelt ein theoretisch und empirisch fundiertes Seminarkonzept, das die Bedeutung von Körperlichkeit für Bildungsprozesse systematisch einbezieht. Ziel ist der fächerübergreifende Einsatz des Konzepts sowohl in der Präsenz- als auch Onlinelehre der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Das Forschungskolleg, auf drei Jahre angelegt, ist im Herbst 2022 gestartet.

Interdisziplinäres Forschungskolleg

Das Forschungskolleg „Körperorientierung in der Hochschullehre – das Heidelberger Seminarkonzept CORPUS“ wird von einem interdisziplinären Team durchgeführt: Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Ilona Esslinger-Hinz ist Sprecherin des Kollegs, außerdem sind Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Jens Bucksch, Ernährungs- und Haushaltswissenschaftlerin Prof. Dr. Angela Häußler und Sportwissenschaftler Prof. Dr. Martin Giese federführend beteiligt. Das Kolleg ist auf Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ausgelegt und begleitet über den Zeitraum von drei Jahren fünf Promotionsprojekte, die miteinander vernetzt sind. Die vorgesehenen Stellen konnten mit Sarah-Lena Schäfer, Juliane Möckel, Kamilla Megel, Charlotte Xavier sowie Jonathan Knapp besetzt werden.   

Die Bedeutung der Körperorientierung beim Lehren und Lernen ist bisher in der Hochschuldidaktik und -entwicklung unterrepräsentiert. Die wenigen Forschungsergebnisse legen jedoch die Annahme nahe, dass eine Hochschullehre, die grundlegende körperliche Bedürfnisse einbezieht, kognitive Prozesse beim Lernen fördert und gelingende Bildungsprozesse unterstützt. Dabei werden die im Zuge der Corona-Pandemie entstandenen neuen Formen der Onlinelehre ausdrücklich mit einbezogen, da sich körperorientierte Grundbedürfnisse im virtuellen Raum anders darstellen als in der Präsenzlehre.

Fünf zentrale Projektelemente

Das modularisierte Seminarkonzept wird anhand von fünf zentralen „Projektelementen“ entwickelt, erläutert Sprecherin Ilona Esslinger-Hinz: „Projektelement 1 thematisiert, wie Studierende ‚Lebensführung und Selbstfürsorge‘ am Beispiel der Ernährung bewältigen und welchen Einfluss dieser Bereich auf erfolgreiches Studieren hat. Projektelement ‚Bewegung‘ fragt danach, wie das menschliche Grundbedürfnis etwa nach Sitzunterbrechung in der Hochschullehre umgesetzt werden kann. Bei ‚Körperpräsenz‘, dem dritten Element, wird untersucht, was die konkrete körperliche Anwesenheit von anderen Menschen beim Lehren und Lernen bedeutet – eine interessante Frage insbesondere hinsichtlich der Unterscheidung von Präsenz- und Onlineformaten. Beim vierten Projektelement steht im Mittelpunkt, welche Bedeutung der ‚körperlichen Selbstbestimmung‘ von Studierenden im Studium zukommt. Projektelement 5 schließlich betrachtet, welche körperbezogenen ‚Seminarkulturen‘ bereits an der Hochschule existieren, auf denen sich aufbauen lässt.“

Das Kolleg ist auf mehreren Ebenen integrativ ausgerichtet; auch methodisch sind die Projekteelemente miteinander verzahnt. Kontakte mit zahlreichen innerhochschulischen und externen Kooperationspartnern wie der Frankfurt University of Applied Sciences, der Universität Würzburg sowie der PH Ludwigsburg werden genutzt und ausgebaut.

Weitere Informationen

www.ph-heidelberg.de/corpus

Projektverantwortliche

Prof. Dr. Ilona Esslinger-Hinz, Institut für Erziehungswissenschaft, +49 6221 477 507, esslinger@ph-heidelberg.de

Foto (PH Heidelberg/velo, v.l.n.r.): Kamilla Megel, Juliane Möckel, Prof. Dr. Jens Bucksch, Prof. Dr. Martin Giese, Prof. Dr. Ilona Esslinger-Hinz, Jonathan Knapp, Sarah-Lena Schäfer, Charlotte Xavier, Prof. Dr. Dr. Angela Häußler.