Forschung und Entwicklung

Geographen entwickeln Verbreitungskarten der Apfelblüten für den SWR

Seit über zehn Jahren sammeln Zuschauer, Zuhörer und Internetnutzer des SWR Informationen über Apfelblüten. Die eingereichten Daten werden von Forschern der Abteilung Geographie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg mittels komplexer Algorithmen aufbereitet und in digitalen Verbreitungskarten zur Apfelblüte in Deutschland dargestellt. Diese werden vom SWR im Internet publiziert, in den Wetternachrichten der Tagesthemen bzw. im SWR Fernsehen gezeigt und stehen zudem im Zuge des Wissenstransfers der Forschung zur Verfügung.

Im Rahmen dieses "Citizen Science"-Projekts lassen sich wichtige Hinweise für die Klimaforschung gewinnen: "Apfelblüten zeigen phänologisch den Einzug des Frühlings und gelten als guter Indikator für Umweltveränderungen. So lässt sich am Blühbeginn zum Beispiel der Witterungsverlauf eines Jahres erkennen", erklärt Professor Dr. Alexander Siegmund, Leiter der Abteilung Geographie - Research Group for Earth Observation (rgeo), der die Apfelblüten-Landkarten zusammen mit seinen Mitarbeitern Dr. Nils Wolf und Okke Gerhard erstellt. Aus den Apfelblütendaten mehrerer Jahre lassen sich wiederum wichtige Informationen für die Klimaforschung gewinnen: "Noch können wir zwar anhand der Daten den Klimawandel nicht dokumentieren, wir sehen aber bereits jetzt, dass die Apfelblüte im Mittel früher einsetzt als noch vor Jahren und können so Szenarien für die nächsten Jahre treffen", so der Geograph und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Erdbeobachtung und Geokommunikation.

Die Validität der von Laien gesammelten Daten wurde bereits 2011 von dem Institut für Physische Geographie der Universität Freiburg bestätigt. "Citizen Science, also 'Bürgerwissenschaft', ist eine Form der offenen Wissenschaft, die gerade im Bereich der Naturwissenschaften zunehmend genutzt wird. Für uns als Forscher bietet sie den Vorteil der Datenmenge: Wir alleine wären gar nicht in der Lage, Apfelbäume in ganz Deutschland zu beobachten und sind daher auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen", sagt Siegmund.
Zur Aufbereitung der Daten nutzen die Forscher ihre Expertise im Einsatz angewandter Geotechnologien. Der Geograph weiter: "Neben der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung wollen wir insbesondere die Bildung für nachhaltige Entwicklung fördern. Über Projekte wie die Apfelblütenaktion werden sich Menschen der Bedeutung und des Wertes der Natur bewusst und setzen sich somit eher für deren Erhalt ein."
Für den SWR bietet die Kooperation laut Uwe Gradwohl, Leiter der Redaktion SWR Wissen Aktuell, den Vorteil, dass der Sender zeitnah wissenschaftlich fundierte sowie gezielt für die breite Öffentlichkeit aufbereitete Karten erhält: "Dank der Karten erhalten unsere Zuschauer einen deutschlandweiten Überblick über den Stand der Apfelblüte. Die Teilnehmer der Aktion sehen, was mit den von ihnen eingereichten Daten passiert und welche Bedeutung ihre Arbeit für die Wissenschaft hat - sie erleben Forschung ganz unmittelbar."

Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/geographie bzw. unter www.swr.de/apfelbluete.