Heidelbergs Bildungsexport nach Kolumbien

Erste Forscherstation in Kolumbien eingerichtet: Erzieherinnen werden nach Heidelberger Vorbild in früher naturwissenschaftlicher Bildung fortgebildet.

Kinder in Kolumbien erforschen Naturphänomene mit Hilfe einer Experimentierkiste der Forscherstation.

Seit sechs Jahren bildet die Forscherstation, das Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für frühe naturwissenschaftliche Bildung an der PH Heidelberg, im Rhein-Neckar-Raum ErzieherInnen und Grundschullehrkräfte im Bereich der frühen naturwissenschaftlichen Bildung fort. Jetzt entsteht in Copacabana (Kolumbien) die erste Forscherstation außerhalb Deutschlands.
Prof. Dr. Manuela Welzel-Breuer, Direktorin der Heidelberger Forscherstation, und Dr. Elmar Breuer, Physiklehrer am Gymnasium Englisches Institut Heidelberg, setzen das Fortbildungskonzept in Kolumbien um. Im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes geben sie Erzieherinnen vor Ort Kurse und bilden gleichzeitig eine Studentin aus. Diese verantwortet künftig die kolumbianische Forscherstation. "Wir müssen berücksichtigen, dass die Erzieherinnen hier bislang kaum Berührung mit Naturwissenschaften und deren Vermittlung hatten. Auch die in Heidelberg entwickelten Experimentierideen müssen den Interessen und materiellen Möglichkeiten vor Ort angepasst werden", sagt Welzel-Breuer.

Bereits 24 Experimentierideen aus Heidelberg haben die Baden-Württemberg-Stipendiatinnen Daniela Correa Carmona und Yesenia Gil Monsalve für die Kinder in Kolumbien übersetzt und um heimische Materialien erweitert. Die beiden Studentinnen hatten zuvor an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg studiert und im Kompetenzzentrum praktische Erfahrung gesammelt. Nun schicken auch in Kolumbien Kinder selbst entwickelte Luftballonfahrzeuge in Wettrennen und erkunden Seifenblasen mit selbst hergestellter Seifenlösung. "Wir haben inzwischen sechs Erzieherinnen der Vorschule der Escuela Normal Superior María Auxiliadora intensiv fortgebildet. Dabei ist uns wichtig, dass sie unser Konzept und unsere Experimentierideen durch Ausprobieren den hiesigen Bedürfnissen und Gegebenheiten anpassen", erklärt Welzel-Breuer. Sara Jaramilla, Leiterin der Partnereinrichtung, ist begeistert: "Durch den jahrelangen Austausch mit der Pädagogischen Hochschule und der Forscherstation gehen wir als erste Einrichtung in ganz Kolumbien einen Weg, bei dem die naturwissenschaftliche Bildung aus anderer Perspektive gedacht und umgesetzt wird." Die erste kolumbianische Forscherstation setzt so den Auftakt für eine früh beginnende und konsequent weiterzuführende Förderung naturwissenschaftlicher Bildung.

Allein in den ersten zwei Monaten profitieren davon fast 200 kolumbianische Vorschulkinder, die begeistert mit ihren Erzieherinnen forschen. In den nächsten Monaten soll auf dem Gelände der Gesamtschule ein neues Gebäude entstehen. Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen werden hier die Möglichkeit haben, sich anhand praktischer Versuche naturwissenschaftlich zu bilden. Auch bei der Einrichtung dieses Gebäudes wird das Heidelberger Kompetenzteam den Kollegen vor Ort mit fachlicher Beratung zur Seite stehen. Als An-Institut der Pädagogischen Hochschule Heidelberg fördert die deutsche Forscherstation weitere wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Partnereinrichtung: Künftig können hier Studierende aus Heidelberg Praktika absolvieren.