Landeslehrpreis 2012

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hat Dr. Michael Gieding, Dr. Andreas Schnirch und Prof. Dr. Christian Spannagel mit dem Landeslehrpreis ausgezeichnet.

Die Preisträger mit Theresia Bauer

Die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hat Dr. Michael Gieding, Dr. Andreas Schnirch und Prof. Dr. Christian Spannagel (PH Heidelberg) am 29. November mit dem Landeslehrpreis 2012 ausgezeichnet. Die Forscher hätten mit ihrem innovativen Lehrkonzept zwar nicht die Gesetze der Mathematik, aber doch die Methodik ihrer Lehre auf den Kopf gestellt, heißt es in der Begründung. Die Jury, an der neben Fachleuten aus Baden-Württemberg auch Experten anderer Bundesländer und Studierende beteiligt sind, erklärte weiter: "Mit Ihrer Arbeit ist eine ganzheitliche Reformierung der Hochschullehre im Bereich Mathematik verbunden." So setzt das Team in seiner Forschung und Lehre insbesondere auf die Aufhebung des klassischen Frontalunterrichts und nutzt dafür u. a. die Möglichkeiten des Web 2.0. Der mit 50.000 Euro dotierte Landeslehrpreis wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst für besonders gute Leistungen in der Lehre in Baden-Württemberg vergeben. Mit dem Preisgeld will das Heidelberg Team sein innovatives Lehrkonzept möglichst umfassend und nachhaltig umsetzen.

Die Abbruchquoten in der Mathematik und in den Naturwissenschaften sind traditionell hoch. Um dem entgegen zu wirken, setzt die Arbeitsgruppe "Hochschul-Mathematikdidaktik" auf aktivierende Methoden und entsprechende Veranstaltungskonzepte für die Mathematiklehre in den Lehramtsstudiengängen der Primarstufe und der Sekundarstufe I. Die Heidelberger Forscher nutzen dabei unterschiedliche Methoden und Lehrveranstaltungskonzepte. Beim Einsatz neuer Lehr-/Lernformen nehmen die Mathematiker selbst eine forschende Haltung ein: "Wir verstehen uns zum einen als Lehrende, zum anderen als forschende Hochschul-Mathematikdidaktiker. Dabei wollen wir den Studierenden als Vorbild dienen, wie man als Lehrender methodische Experimente eingehen und diese reflektieren kann".
So stehen nicht nur die Studierenden, sondern auch die Dozenten Kopf, wenn Dr. Andreas Schnirch und Dr. Michael Gieding zusammen mit den Kollegen aus dem Fachbereich Sport Parallelen zwischen Selbstverteidigungstechniken und dem Mathematikstudium aufzeigen oder die Studierenden durch das "Heidelberger Kompetenztraining" mental auf ihr Mathematikstudium einstellen. "Misserfolge im Studium der Mathematik sind häufig mit negativen Emotionen verbunden. Wir sind der Überzeugung, dass es bei derart mentalen Aspekten mehr als nur didaktisch gut aufbereitete Lehre braucht: Wir unterstützen unsere Studierenden daher auch auf mentaler Ebene und machen sie fit für ein erfolgreiches Studium."
Die "umgedrehte Mathematikvorlesung" wiederum stellt die traditionelle Vorlesungssituation, in der einer spricht und alle anderen zuhören, auf den Kopf. Bei der von Prof. Dr. Christian Spannagel entwickelten Lehrmethode werden Vorlesungen nicht mehr "real" gehalten, sondern per Video aufgezeichnet und den Studierenden als offene Bildungsmaterialien online zur Verfügung gestellt. In einer anschließenden Plenumssitzung werden dann Aspekte der Vorlesung gemeinsam diskutiert, Fragen beantwortet und Aufgaben besprochen. Eine Evaluation im Wintersemester 2010/2011 hat ergeben, dass 73 Prozent der befragten Studierenden das Lernen mit Vorlesungsvideo leichter fällt als in der traditionellen Vorlesungssituation.

Die diesjährige Auszeichnung ist der 2. Landeslehrpreis der nach Heidelberg geht: 2006 wurde das interdisziplinäre Projekt "Neuinszenierung der Kinderoper Brundibár" geehrt. Aus Anlass des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus hatten Dozenten der Hochschule mit knapp 90 Studierenden im Wintersemester 2004/2005 die im Ghetto Theresienstadt aufgeführte Kinderoper Brundibár neu inszeniert. Historisches Wissen, ethische Aspekte und ästhetische Gestaltung konnten so auf einmalige Weise verbunden werden.